dung von Ackerbau und Thierzucht legt die Hauptgrundlage zur Vervollständigung des Gewerbes. Sie gibt so das sicherste Ein- kommen und die unentbehrlichsten Güter, und bildet den Kern der Bevölkerung, nachdem sie die verschiedenen Stufen der Sclaverei, Leibeigenschaft und Hörigkeit durchwandert und allmälig eine freie Ständeorganisation begründet hat. Es sind aber zu ihrem Betriebe nicht so viele Arbeiter erforderlich, als sie Menschen mit ihren Producten ernähren kann. Sie ist für ihre Erzeugnisse des Absatzes gewiß, obschon er sich mit mehr Erfolg für das Inland, als für das Ausland eignet, weil mit der Entfernung die Schwierigkeiten und Kosten der Versendung wachsen. Ihr Interesse ist dem der übrigen Gewerbe nicht entgegengesetzt, im Gegentheile sie kann um so weiter gedeihen, je blühender die andern Gewerbe sind, weil sie in diesen die meisten Abnehmer für ihre zur Nahrung nothwen- digen Erzeugnisse findet. Da ihre nationalöconomischen Vortheile hiervon, von der Betriebsart, von der Größe des Capitals und von der Freiheit des Betriebs abhängen, so ist die Frage besonders wichtig, ob die kleinen oder ob die großen Landgüter die meiste volkswirthschaftliche Nützlichkeit haben; denn nach ihrer Größe im Verhältnisse zur Bevölkerung richtet sich der Zustand der Letzteren, die Vertheilung und Benutzung des Capitals1). Was insbesondere die Zweige der Landwirthschaft anbelangt, so sind die Länder sowohl in der Thierzucht, als im Feld- und Gartenbaue verschieden bestellt. Das Verhältniß zwischen Acker-, Wiesen- und Weidebau wird sich nach dem Stande und Vortheile der Thierzucht richten; der Erstere erheischt die meiste Arbeit, der Letztere die wenigsten Kosten, aber gibt auch den geringsten Ertrag, weßhalb ihm der Futterbau vorzuziehen ist. Der Gartenbau zeigt sich be- sonders in der Nähe von großen Städten sehr vortheilhaft. Der Weinbau insbesondere ist von den Zufälligkeiten der Witterung im höchsten Grade abhängig, auch sind die Bedingungen des guten Ertrages des Acker-, namentlich des Futterbaues, jenen des Weinbaues so entgegen, daß das Gedeihen Beider in hohem Grade eine große Seltenheit ist. Daher sind diejenigen Gegenden am besten bestellt, wo Beide mit einander in Verbindung getrieben werden. Die Thierzucht erheischt nach ihrem vorherrschenden Zweige auch eine verschiedene Einrichtung des Feldbaues. Bedeutende Schaafs- und Pferdezucht kann nicht ohne große Weidestrecken mit Vortheil betrieben werden, während die andere Viehzucht mit Stallfütterung der Weide gar nicht mehr bedarf2).
1)Für große Güter spricht die Möglichkeit einzuführender Arbeitstheilung des Maschinengebrauchs, größerer Gebäude, worin man die Producte wohlfeiler al[s]
dung von Ackerbau und Thierzucht legt die Hauptgrundlage zur Vervollſtändigung des Gewerbes. Sie gibt ſo das ſicherſte Ein- kommen und die unentbehrlichſten Güter, und bildet den Kern der Bevölkerung, nachdem ſie die verſchiedenen Stufen der Sclaverei, Leibeigenſchaft und Hörigkeit durchwandert und allmälig eine freie Ständeorganiſation begründet hat. Es ſind aber zu ihrem Betriebe nicht ſo viele Arbeiter erforderlich, als ſie Menſchen mit ihren Producten ernähren kann. Sie iſt für ihre Erzeugniſſe des Abſatzes gewiß, obſchon er ſich mit mehr Erfolg für das Inland, als für das Ausland eignet, weil mit der Entfernung die Schwierigkeiten und Koſten der Verſendung wachſen. Ihr Intereſſe iſt dem der übrigen Gewerbe nicht entgegengeſetzt, im Gegentheile ſie kann um ſo weiter gedeihen, je blühender die andern Gewerbe ſind, weil ſie in dieſen die meiſten Abnehmer für ihre zur Nahrung nothwen- digen Erzeugniſſe findet. Da ihre nationalöconomiſchen Vortheile hiervon, von der Betriebsart, von der Größe des Capitals und von der Freiheit des Betriebs abhängen, ſo iſt die Frage beſonders wichtig, ob die kleinen oder ob die großen Landgüter die meiſte volkswirthſchaftliche Nützlichkeit haben; denn nach ihrer Größe im Verhältniſſe zur Bevölkerung richtet ſich der Zuſtand der Letzteren, die Vertheilung und Benutzung des Capitals1). Was insbeſondere die Zweige der Landwirthſchaft anbelangt, ſo ſind die Länder ſowohl in der Thierzucht, als im Feld- und Gartenbaue verſchieden beſtellt. Das Verhältniß zwiſchen Acker-, Wieſen- und Weidebau wird ſich nach dem Stande und Vortheile der Thierzucht richten; der Erſtere erheiſcht die meiſte Arbeit, der Letztere die wenigſten Koſten, aber gibt auch den geringſten Ertrag, weßhalb ihm der Futterbau vorzuziehen iſt. Der Gartenbau zeigt ſich be- ſonders in der Nähe von großen Städten ſehr vortheilhaft. Der Weinbau insbeſondere iſt von den Zufälligkeiten der Witterung im höchſten Grade abhängig, auch ſind die Bedingungen des guten Ertrages des Acker-, namentlich des Futterbaues, jenen des Weinbaues ſo entgegen, daß das Gedeihen Beider in hohem Grade eine große Seltenheit iſt. Daher ſind diejenigen Gegenden am beſten beſtellt, wo Beide mit einander in Verbindung getrieben werden. Die Thierzucht erheiſcht nach ihrem vorherrſchenden Zweige auch eine verſchiedene Einrichtung des Feldbaues. Bedeutende Schaafs- und Pferdezucht kann nicht ohne große Weideſtrecken mit Vortheil betrieben werden, während die andere Viehzucht mit Stallfütterung der Weide gar nicht mehr bedarf2).
1)Für große Güter ſpricht die Möglichkeit einzuführender Arbeitstheilung des Maſchinengebrauchs, größerer Gebäude, worin man die Producte wohlfeiler al[s]
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dung von Ackerbau und Thierzucht legt die Hauptgrundlage zur
Vervollſtändigung des Gewerbes. Sie gibt ſo das ſicherſte Ein-
kommen und die unentbehrlichſten Güter, und bildet den Kern der
Bevölkerung, nachdem ſie die verſchiedenen Stufen der Sclaverei,
Leibeigenſchaft und Hörigkeit durchwandert und allmälig eine freie
Ständeorganiſation begründet hat. Es ſind aber zu ihrem Betriebe
nicht ſo viele Arbeiter erforderlich, als ſie Menſchen mit ihren
Producten ernähren kann. Sie iſt für ihre Erzeugniſſe des Abſatzes
gewiß, obſchon er ſich mit mehr Erfolg für das Inland, als für
das Ausland eignet, weil mit der Entfernung die Schwierigkeiten
und Koſten der Verſendung wachſen. Ihr Intereſſe iſt dem der
übrigen Gewerbe nicht entgegengeſetzt, im Gegentheile ſie kann um
ſo weiter gedeihen, je blühender die andern Gewerbe ſind, weil
ſie in dieſen die meiſten Abnehmer für ihre zur Nahrung nothwen-
digen Erzeugniſſe findet. Da ihre nationalöconomiſchen Vortheile
hiervon, von der Betriebsart, von der Größe des Capitals und
von der Freiheit des Betriebs abhängen, ſo iſt die Frage beſonders
wichtig, ob die kleinen oder ob die großen Landgüter die
meiſte volkswirthſchaftliche Nützlichkeit haben; denn nach ihrer
Größe im Verhältniſſe zur Bevölkerung richtet ſich der Zuſtand der
Letzteren, die Vertheilung und Benutzung des Capitals1). Was
insbeſondere die Zweige der Landwirthſchaft anbelangt, ſo ſind die
Länder ſowohl in der Thierzucht, als im Feld- und Gartenbaue
verſchieden beſtellt. Das Verhältniß zwiſchen Acker-, Wieſen- und
Weidebau wird ſich nach dem Stande und Vortheile der Thierzucht
richten; der Erſtere erheiſcht die meiſte Arbeit, der Letztere die
wenigſten Koſten, aber gibt auch den geringſten Ertrag, weßhalb
ihm der Futterbau vorzuziehen iſt. Der Gartenbau zeigt ſich be-
ſonders in der Nähe von großen Städten ſehr vortheilhaft. Der
Weinbau insbeſondere iſt von den Zufälligkeiten der Witterung im
höchſten Grade abhängig, auch ſind die Bedingungen des guten
Ertrages des Acker-, namentlich des Futterbaues, jenen des
Weinbaues ſo entgegen, daß das Gedeihen Beider in hohem Grade
eine große Seltenheit iſt. Daher ſind diejenigen Gegenden am
beſten beſtellt, wo Beide mit einander in Verbindung getrieben
werden. Die Thierzucht erheiſcht nach ihrem vorherrſchenden Zweige
auch eine verſchiedene Einrichtung des Feldbaues. Bedeutende
Schaafs- und Pferdezucht kann nicht ohne große Weideſtrecken
mit Vortheil betrieben werden, während die andere Viehzucht mit
Stallfütterung der Weide gar nicht mehr bedarf2).
¹⁾ Für große Güter ſpricht die Möglichkeit einzuführender Arbeitstheilung
des Maſchinengebrauchs, größerer Gebäude, worin man die Producte wohlfeiler als
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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/635>, abgerufen am 22.11.2024.
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