Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

Bild:
<< vorherige Seite

Consiliarium. Entlichen sind von wegen der Reichsfürsten vnd Cräisse vnterschiedliche Consiliarij/ von jedes wegen einer / zween oder drey nach dem ein Ereyß groß ist: sämptliche der Göttlichen vnd Bürgerlichen Rechte verständig/ daß jhrer an der Zahl etwa 28. oder 30. sind/ außgenommen die Aduocaten/ Notarios vnnd Procuratores/ so bey dem Keys. Cammergericht zum Recht dienen.

Es pflegen alsdann auch Reichstage gehalten werden/ Churfürstentage/ Fürstentage / Landtage/ sc. Darauff von deß Reichs Notturfft wird gerahtschlaget.

Also wurde Anno Christi 1366.

ein Reichstag gehalten zu Nürnberg/ da Aurea Bulla Caroli IV. geordnet worden. Anno 1400. einer zu Franckfurt. Anno 1426. einer zu Nürnberg. Anno 1436. zu Franckfurt. Anno 1460. zu Wien/ sc. Anno 1521. Der zu Wormbs/ das ist der 26. vom Wienischen/ da ist Lutherus erschienen. Anno 1530. der zu Augspurg/ der 5. vom Wormsischen/ da ist Confessio Euangelica, vbergeben/ sc. Anno 1555. der zu Augspurg/ da ist der Religionsfrieden bestättiget worden. Der Vornemmen Gymnasien/ Fürsten vnd anderer wolbestelten Schulen allhie zugeschweigen.

Die Ertzbisthumb/ Bisthumben vnd Apteyen/ Praelaturen/ vnnd Commenthurn sind allbereit gemeldt.

Der alten Teutschen Sitten. Der alten Teutschen sitten belangen/ waren dieselbig vor zeiten im Anfang deß streits frölich/ sungen dem Herculi / jhrem vornembsten Abgott einen Lobgesang mit lauterer vnerscher ockener Stimm/ hatten groß Gesicht/ gelb Haar/ geraden Leib/ waren im ersten Angriff gähe/ vnd standhafft / möchten die Költe sehr wol vertragen. Hatten weder Gold noch Silber im Brauch/ waren im Kriegen vnerschrocken/ behertzt/ vnd wird jhr Tapfferkeit von jhren Feinden/ den Römischen Seribenten selbst gerühmet/ auch haben dieselbe die Kömische Keyser/ vnd Obersten zu mehrmahlen dermassen mit grossem Schaden erfahren/ daß sie vber die zweyhundert Jahr zugebracht/ ehe vnd zuvor sie Teutschland bezwingen können/ Es ist auch daruor gehalten worden/ es habe das Erdreich in Teutschland kein Metallen oder Eysen. Daher haben sie vorzeiten fast alle vberall keine Schwerter gebraucht/ sondern nur lange Spieß/ daran hatten sie ein kleines Eyßlein/ vnd Pfeil/ mit welchen sie jhren Feinde von fern oder nahe angrieffen. Die Reutter führten ein Schild vnnd Hellparten. Das Fußvolck schoß mit Pfeilen. Sie giengen nackend in dem Streit/ oder trugen ein kurtz Kriegskleid ohn einigen Zierath/ die Schild wurden mit schönen Farben angestrichen / wenig vnder jnen trugen ledern Pantzer/ also hatten kaum einer oder zween

Consiliarium. Entlichen sind von wegen der Reichsfürsten vñ Cräisse vnterschiedliche Consiliarij/ von jedes wegen einer / zween oder drey nach dem ein Ereyß groß ist: sämptliche der Göttlichen vnd Bürgerlichen Rechte verständig/ daß jhrer an der Zahl etwa 28. oder 30. sind/ außgenommen die Aduocaten/ Notarios vnnd Procuratores/ so bey dem Keys. Cammergericht zum Recht dienen.

Es pflegen alsdañ auch Reichstage gehalten werden/ Churfürstentage/ Fürstentage / Landtage/ sc. Darauff von deß Reichs Notturfft wird gerahtschlaget.

Also wurde Anno Christi 1366.

ein Reichstag gehalten zu Nürnberg/ da Aurea Bulla Caroli IV. geordnet worden. Anno 1400. einer zu Franckfurt. Anno 1426. einer zu Nürnberg. Anno 1436. zu Franckfurt. Anno 1460. zu Wien/ sc. Anno 1521. Der zu Wormbs/ das ist der 26. vom Wienischen/ da ist Lutherus erschienen. Anno 1530. der zu Augspurg/ der 5. vom Wormsischen/ da ist Confessio Euangelica, vbergeben/ sc. Anno 1555. der zu Augspurg/ da ist der Religionsfrieden bestättiget worden. Der Vornemmen Gymnasien/ Fürsten vnd anderer wolbestelten Schulen allhie zugeschweigen.

Die Ertzbisthumb/ Bisthumben vnd Apteyen/ Praelaturen/ vnnd Commenthurn sind allbereit gemeldt.

Der alten Teutschen Sitten. Der alten Teutschen sitten belangen/ waren dieselbig vor zeiten im Anfang deß streits frölich/ sungen dem Herculi / jhrem vornembsten Abgott einen Lobgesang mit lauterer vnerscher ockener Stimm/ hatten groß Gesicht/ gelb Haar/ geraden Leib/ waren im ersten Angriff gähe/ vnd standhafft / möchten die Költe sehr wol vertragen. Hatten weder Gold noch Silber im Brauch/ waren im Kriegen vnerschrocken/ behertzt/ vnd wird jhr Tapfferkeit von jhren Feinden/ den Römischen Seribenten selbst gerühmet/ auch haben dieselbe die Kömische Keyser/ vnd Obersten zu mehrmahlen dermassen mit grossem Schaden erfahren/ daß sie vber die zweyhundert Jahr zugebracht/ ehe vnd zuvor sie Teutschland bezwingen können/ Es ist auch daruor gehalten wordẽ/ es habe das Erdreich in Teutschland kein Metallen oder Eysen. Daher haben sie vorzeiten fast alle vberall keine Schwerter gebraucht/ sondern nur lange Spieß/ daran hatten sie ein kleines Eyßlein/ vnd Pfeil/ mit welchen sie jhren Feinde von fern oder nahe angrieffen. Die Reutter führten ein Schild vnnd Hellparten. Das Fußvolck schoß mit Pfeilen. Sie giengen nackend in dem Streit/ oder trugen ein kurtz Kriegskleid ohn einigen Zierath/ die Schild wurden mit schönen Farben angestrichen / wenig vnder jnen trugen ledern Pantzer/ also hatten kaum einer oder zween

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0174" n="154"/>
Consiliarium. Entlichen sind von wegen der            Reichsfürsten vn&#x0303; Cräisse vnterschiedliche Consiliarij/ von jedes wegen einer /            zween oder drey nach dem ein Ereyß groß ist: sämptliche der Göttlichen vnd Bürgerlichen            Rechte verständig/ daß jhrer an der Zahl etwa 28. oder 30. sind/ außgenommen die            Aduocaten/ Notarios vnnd Procuratores/ so bey dem Keys. Cammergericht zum Recht            dienen.</p>
        <p>Es pflegen alsdan&#x0303; auch Reichstage gehalten werden/ Churfürstentage/ Fürstentage           / Landtage/ sc. Darauff von deß Reichs Notturfft wird gerahtschlaget.</p>
        <p>Also wurde Anno Christi 1366.</p>
        <p>ein Reichstag gehalten zu Nürnberg/ da Aurea Bulla Caroli IV. geordnet worden. Anno            1400. einer zu Franckfurt. Anno 1426. einer zu Nürnberg. Anno 1436. zu Franckfurt. Anno            1460. zu Wien/ sc. Anno 1521. Der zu Wormbs/ das ist der 26. vom Wienischen/ da ist            Lutherus erschienen. Anno 1530. der zu Augspurg/ der 5. vom Wormsischen/ da ist            Confessio Euangelica, vbergeben/ sc. Anno 1555. der zu Augspurg/ da ist der            Religionsfrieden bestättiget worden. Der Vornemmen Gymnasien/ Fürsten vnd anderer            wolbestelten Schulen allhie zugeschweigen.</p>
        <p>Die Ertzbisthumb/ Bisthumben vnd Apteyen/ Praelaturen/ vnnd Commenthurn sind allbereit            gemeldt.</p>
        <p><note place="right">Der alten Teutschen Sitten.</note> Der alten Teutschen sitten            belangen/ waren dieselbig vor zeiten im Anfang deß streits frölich/ sungen dem Herculi /            jhrem vornembsten Abgott einen Lobgesang mit lauterer vnerscher ockener Stimm/ hatten            groß Gesicht/ gelb Haar/ geraden Leib/ waren im ersten Angriff gähe/ vnd standhafft /            möchten die Költe sehr wol vertragen. Hatten weder Gold noch Silber im Brauch/ waren im            Kriegen vnerschrocken/ behertzt/ vnd wird jhr Tapfferkeit von jhren Feinden/ den            Römischen Seribenten selbst gerühmet/ auch haben dieselbe die Kömische Keyser/ vnd            Obersten zu mehrmahlen dermassen mit grossem Schaden erfahren/ daß sie vber die            zweyhundert Jahr zugebracht/ ehe vnd zuvor sie Teutschland bezwingen können/ Es ist auch            daruor gehalten worde&#x0303;/ es habe das Erdreich in Teutschland kein Metallen oder            Eysen. Daher haben sie vorzeiten fast alle vberall keine Schwerter gebraucht/ sondern nur            lange Spieß/ daran hatten sie ein kleines Eyßlein/ vnd Pfeil/ mit welchen sie jhren            Feinde von fern oder nahe angrieffen. Die Reutter führten ein Schild vnnd Hellparten. Das            Fußvolck schoß mit Pfeilen. Sie giengen nackend in dem Streit/ oder trugen ein kurtz            Kriegskleid ohn einigen Zierath/ die Schild wurden mit schönen Farben angestrichen /            wenig vnder jnen trugen ledern Pantzer/ also hatten kaum einer oder zween
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0174] Consiliarium. Entlichen sind von wegen der Reichsfürsten vñ Cräisse vnterschiedliche Consiliarij/ von jedes wegen einer / zween oder drey nach dem ein Ereyß groß ist: sämptliche der Göttlichen vnd Bürgerlichen Rechte verständig/ daß jhrer an der Zahl etwa 28. oder 30. sind/ außgenommen die Aduocaten/ Notarios vnnd Procuratores/ so bey dem Keys. Cammergericht zum Recht dienen. Es pflegen alsdañ auch Reichstage gehalten werden/ Churfürstentage/ Fürstentage / Landtage/ sc. Darauff von deß Reichs Notturfft wird gerahtschlaget. Also wurde Anno Christi 1366. ein Reichstag gehalten zu Nürnberg/ da Aurea Bulla Caroli IV. geordnet worden. Anno 1400. einer zu Franckfurt. Anno 1426. einer zu Nürnberg. Anno 1436. zu Franckfurt. Anno 1460. zu Wien/ sc. Anno 1521. Der zu Wormbs/ das ist der 26. vom Wienischen/ da ist Lutherus erschienen. Anno 1530. der zu Augspurg/ der 5. vom Wormsischen/ da ist Confessio Euangelica, vbergeben/ sc. Anno 1555. der zu Augspurg/ da ist der Religionsfrieden bestättiget worden. Der Vornemmen Gymnasien/ Fürsten vnd anderer wolbestelten Schulen allhie zugeschweigen. Die Ertzbisthumb/ Bisthumben vnd Apteyen/ Praelaturen/ vnnd Commenthurn sind allbereit gemeldt. Der alten Teutschen sitten belangen/ waren dieselbig vor zeiten im Anfang deß streits frölich/ sungen dem Herculi / jhrem vornembsten Abgott einen Lobgesang mit lauterer vnerscher ockener Stimm/ hatten groß Gesicht/ gelb Haar/ geraden Leib/ waren im ersten Angriff gähe/ vnd standhafft / möchten die Költe sehr wol vertragen. Hatten weder Gold noch Silber im Brauch/ waren im Kriegen vnerschrocken/ behertzt/ vnd wird jhr Tapfferkeit von jhren Feinden/ den Römischen Seribenten selbst gerühmet/ auch haben dieselbe die Kömische Keyser/ vnd Obersten zu mehrmahlen dermassen mit grossem Schaden erfahren/ daß sie vber die zweyhundert Jahr zugebracht/ ehe vnd zuvor sie Teutschland bezwingen können/ Es ist auch daruor gehalten wordẽ/ es habe das Erdreich in Teutschland kein Metallen oder Eysen. Daher haben sie vorzeiten fast alle vberall keine Schwerter gebraucht/ sondern nur lange Spieß/ daran hatten sie ein kleines Eyßlein/ vnd Pfeil/ mit welchen sie jhren Feinde von fern oder nahe angrieffen. Die Reutter führten ein Schild vnnd Hellparten. Das Fußvolck schoß mit Pfeilen. Sie giengen nackend in dem Streit/ oder trugen ein kurtz Kriegskleid ohn einigen Zierath/ die Schild wurden mit schönen Farben angestrichen / wenig vnder jnen trugen ledern Pantzer/ also hatten kaum einer oder zween Der alten Teutschen Sitten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/174
Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/174>, abgerufen am 04.12.2024.