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Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

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Syracusa, Corinthus vnd Constantinopel: so ists kein Insul nahe bey dem Land/ wie man von Tyrol lieset/ hat auch keine Strassen / darauff man auß der Statt ans Land möge gehen/ wie die Statt Temistian in Indien/ durch welche mittel man die Macht zu Wasser vnnd zu Landt mag zusammen bringen/ welches dann die Vrsach gewesen/ daß die jetztgemelte Stätt von den Feinden seynd eingenommen worden. So ist sie auch nicht im Eingang deß Golfo/ wie Ormus in der Engin deß rothen Meers / oder wie Corfu in dem Eingang deß Adriatischen Meers/ sondern sie ligt im innersten Busen desselbigen Meers/ ziemlich weit vom Land abgescheiden/ also daß sie von demselben wol sicher ist. Deßgleichen auch mitten in den Pfützen oder Lacunen/ darumb sie dann auch von keiner Armada auß dem Meer mag beschädiget werden/ vnd derhalben von Natur also fest vnd vnvberwindlich ist/ daß sie damit alle andere Stätt leichtlich vbertrifft. Solche gelegenheit dieses Orts ist auch sehr bequemlich darzu/ daß man der Statt so wol vom Meer / darüber sie herscht/ als auch vom nahen Landt/ welches jnen gleichfalls vnterworffen / vnd vber die massen fruchtbar ist/ alles was zu deß Menschen Leben vonnöhten/ gar leichtlich mag zuführen. Daher dann jederzeit ein so grosser Vberfluß allerhand Notthurfft zu. Venedig gefunden wirdt/ als jergend in einer andern Statt der Welt.

Von der Schöne vnd zierlichkeit der Statt Venedig.

VEnedig ist vber die massen herlich vnd zierlich erbauwet. Vnd insonderheit ist sich zu verwundern/ daß allda ein solche grosse anzahl ist der ansehlichsten Gebäw/ ja Königlichen Palläst/ welche sie doch auß bescheidenheit nur Häuser nennen. Vnd in Warheit / wer die fürnembste. Stätt in Italien durchwandert/ als Rom/ Neapolis/ Meylandt / Genua/ Florentz/ Bononien/ Padua/ Verona vnnd Pauia/ der befindt/ daß in dero keiner vber sechs oder acht. Gebäuw gefunden werden/ so man billich mag Pallast heissen. Aber in Venedig sind solcher nicht viel weniger als hundert/ vnd dieselben samptlich/ so wol die alten als newen/ mächtig groß/ stattlich vnnd zierlich zugericht.

Diese Statt hat in jhrem Vmbkreyß acht Welsche/ oder zwo gemeine Teutsche Meil: Ist abgetheilet in siebentzig Pfarren/ hat 59. Clöster: vnter denen seyndt die 31. Mannsklöster/ die 28. aber Frawenklöster. Sie hat so viel Canäl vnnd Wasser gäng als Gassen/ darüber seyndt in die 450. steinerne Brücken. Darumb kan man fast allenthalben in der Statt zu Landt gehen/ vnnd zu Wasser fahren. Darzu gebraucht man ein art von Schiffen / so Gundelen genennet werden. Deren seyndt in dieser. Statt alle zusammen ge-

Syracusa, Corinthus vnd Constantinopel: so ists kein Insul nahe bey dem Land/ wie man von Tyrol lieset/ hat auch keine Strassen / darauff man auß der Statt ans Land möge gehen/ wie die Statt Temistian in Indien/ durch welche mittel man die Macht zu Wasser vnnd zu Landt mag zusammen bringen/ welches dann die Vrsach gewesen/ daß die jetztgemelte Stätt von den Feinden seynd eingenommen worden. So ist sie auch nicht im Eingang deß Golfo/ wie Ormus in der Engin deß rothen Meers / oder wie Corfu in dem Eingang deß Adriatischen Meers/ sondern sie ligt im innersten Busen desselbigen Meers/ ziemlich weit vom Land abgescheiden/ also daß sie von demselben wol sicher ist. Deßgleichen auch mitten in den Pfützen oder Lacunen/ darumb sie dann auch von keiner Armada auß dem Meer mag beschädiget werden/ vnd derhalben von Natur also fest vnd vnvberwindlich ist/ daß sie damit alle andere Stätt leichtlich vbertrifft. Solche gelegenheit dieses Orts ist auch sehr bequemlich darzu/ daß man der Statt so wol vom Meer / darüber sie herscht/ als auch vom nahen Landt/ welches jnen gleichfalls vnterworffen / vnd vber die massen fruchtbar ist/ alles was zu deß Menschen Leben vonnöhten/ gar leichtlich mag zuführen. Daher dann jederzeit ein so grosser Vberfluß allerhand Notthurfft zu. Venedig gefunden wirdt/ als jergend in einer andern Statt der Welt.

Von der Schöne vnd zierlichkeit der Statt Venedig.

VEnedig ist vber die massen herlich vnd zierlich erbauwet. Vñ insonderheit ist sich zu verwundern/ daß allda ein solche grosse anzahl ist der ansehlichsten Gebäw/ ja Königlichen Palläst/ welche sie doch auß bescheidenheit nur Häuser nennen. Vnd in Warheit / wer die fürnembste. Stätt in Italien durchwandert/ als Rom/ Neapolis/ Meylandt / Genua/ Florentz/ Bononien/ Padua/ Verona vnnd Pauia/ der befindt/ daß in dero keiner vber sechs oder acht. Gebäuw gefunden werden/ so man billich mag Pallast heissen. Aber in Venedig sind solcher nicht viel weniger als hundert/ vnd dieselben samptlich/ so wol die alten als newen/ mächtig groß/ stattlich vnnd zierlich zugericht.

Diese Statt hat in jhrem Vmbkreyß acht Welsche/ oder zwo gemeine Teutsche Meil: Ist abgetheilet in siebentzig Pfarren/ hat 59. Clöster: vnter denen seyndt die 31. Mannsklöster/ die 28. aber Frawenklöster. Sie hat so viel Canäl vnnd Wasser gäng als Gassen/ darüber seyndt in die 450. steinerne Brücken. Darumb kan man fast allenthalben in der Statt zu Landt gehen/ vnnd zu Wasser fahren. Darzu gebraucht man ein art von Schiffen / so Gundelen genennet werden. Deren seyndt in dieser. Statt alle zusammen ge-

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Syracusa, Corinthus vnd Constantinopel: so ists            kein Insul nahe bey dem Land/ wie man von Tyrol lieset/ hat auch keine Strassen /            darauff man auß der Statt ans Land möge gehen/ wie die Statt Temistian in Indien/ durch            welche mittel man die Macht zu Wasser vnnd zu Landt mag zusammen bringen/ welches dann            die Vrsach gewesen/ daß die jetztgemelte Stätt von den Feinden seynd eingenommen worden.            So ist sie auch nicht im Eingang deß Golfo/ wie Ormus in der Engin deß rothen Meers /            oder wie Corfu in dem Eingang deß Adriatischen Meers/ sondern sie ligt im innersten Busen            desselbigen Meers/ ziemlich weit vom Land abgescheiden/ also daß sie von demselben wol            sicher ist. Deßgleichen auch mitten in den Pfützen oder Lacunen/ darumb sie dann auch von            keiner Armada auß dem Meer mag beschädiget werden/ vnd derhalben von Natur also fest vnd            vnvberwindlich ist/ daß sie damit alle andere Stätt leichtlich vbertrifft. Solche            gelegenheit dieses Orts ist auch sehr bequemlich darzu/ daß man der Statt so wol vom Meer           / darüber sie herscht/ als auch vom nahen Landt/ welches jnen gleichfalls vnterworffen /            vnd vber die massen fruchtbar ist/ alles was zu deß Menschen Leben vonnöhten/ gar            leichtlich mag zuführen. Daher dann jederzeit ein so grosser Vberfluß allerhand Notthurfft            zu. Venedig gefunden wirdt/ als jergend in einer andern Statt der Welt.</p>
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[244/0264] Syracusa, Corinthus vnd Constantinopel: so ists kein Insul nahe bey dem Land/ wie man von Tyrol lieset/ hat auch keine Strassen / darauff man auß der Statt ans Land möge gehen/ wie die Statt Temistian in Indien/ durch welche mittel man die Macht zu Wasser vnnd zu Landt mag zusammen bringen/ welches dann die Vrsach gewesen/ daß die jetztgemelte Stätt von den Feinden seynd eingenommen worden. So ist sie auch nicht im Eingang deß Golfo/ wie Ormus in der Engin deß rothen Meers / oder wie Corfu in dem Eingang deß Adriatischen Meers/ sondern sie ligt im innersten Busen desselbigen Meers/ ziemlich weit vom Land abgescheiden/ also daß sie von demselben wol sicher ist. Deßgleichen auch mitten in den Pfützen oder Lacunen/ darumb sie dann auch von keiner Armada auß dem Meer mag beschädiget werden/ vnd derhalben von Natur also fest vnd vnvberwindlich ist/ daß sie damit alle andere Stätt leichtlich vbertrifft. Solche gelegenheit dieses Orts ist auch sehr bequemlich darzu/ daß man der Statt so wol vom Meer / darüber sie herscht/ als auch vom nahen Landt/ welches jnen gleichfalls vnterworffen / vnd vber die massen fruchtbar ist/ alles was zu deß Menschen Leben vonnöhten/ gar leichtlich mag zuführen. Daher dann jederzeit ein so grosser Vberfluß allerhand Notthurfft zu. Venedig gefunden wirdt/ als jergend in einer andern Statt der Welt. Von der Schöne vnd zierlichkeit der Statt Venedig. VEnedig ist vber die massen herlich vnd zierlich erbauwet. Vñ insonderheit ist sich zu verwundern/ daß allda ein solche grosse anzahl ist der ansehlichsten Gebäw/ ja Königlichen Palläst/ welche sie doch auß bescheidenheit nur Häuser nennen. Vnd in Warheit / wer die fürnembste. Stätt in Italien durchwandert/ als Rom/ Neapolis/ Meylandt / Genua/ Florentz/ Bononien/ Padua/ Verona vnnd Pauia/ der befindt/ daß in dero keiner vber sechs oder acht. Gebäuw gefunden werden/ so man billich mag Pallast heissen. Aber in Venedig sind solcher nicht viel weniger als hundert/ vnd dieselben samptlich/ so wol die alten als newen/ mächtig groß/ stattlich vnnd zierlich zugericht. Diese Statt hat in jhrem Vmbkreyß acht Welsche/ oder zwo gemeine Teutsche Meil: Ist abgetheilet in siebentzig Pfarren/ hat 59. Clöster: vnter denen seyndt die 31. Mannsklöster/ die 28. aber Frawenklöster. Sie hat so viel Canäl vnnd Wasser gäng als Gassen/ darüber seyndt in die 450. steinerne Brücken. Darumb kan man fast allenthalben in der Statt zu Landt gehen/ vnnd zu Wasser fahren. Darzu gebraucht man ein art von Schiffen / so Gundelen genennet werden. Deren seyndt in dieser. Statt alle zusammen ge-

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Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/264>, abgerufen am 21.11.2024.