Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Becher, Johann Joachim: Politischer Discurs. Frankfurt (Main), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite

Caput XIII.
es ist nichts neues/ noch wird etwas neues auff
der Welt gethan/ das nicht zuvor schon darauff
gewesen. Aber gleichwol von dem Glas kan
man billig sagen/ daß es ein neues inventum,
und künstliches mixtum von Menschen gemacht
ist/ zumalen wann man betrachtet/ daß mit so
leichter Mühe/ und wenigen Instrumenten so
vielerhand artliche Figuren in so kurtzer Zeit
darauß können gemacht werden: Es wird aber
das Glas geblasen/ gestreckt/ und getrückt/
oder auch wol gegossen/ durch blasen werden
allerhand Distillier- und Trinckgläser/ durchs
strecken und trucken allerhand Fenster-Kut-
schen- und Spiegel-Gläser/ durchs giessen
allerhand Bilder/ Statuen und Metallien ge-
macht/ so wird auch das Glas geschlieffen/ und
polirt, und im Spiegelmachen ihm ein folium
mit Zinn- und Quecksilber gesetzt/ in Franck-
reich baben böse Leuth auß Glas falsche Pisto-
len/ denen natürlichen nicht unähnlich/ ge-
macht/ das leichtflüßige Glas kan man durch
Lampen blasen/ und allerhand curiositäten
darauß machen/ als Corallen/ Federbüsch/
Bilder/ Wettergläser/ und allerhand Galan-
tirien,
der Glas-Handel ist ein sicherer Handel/
dann die Materi verdirbt nicht/ nur daß es ge-
fährlich/ die Wahren hin und her zu führen/
wiewol diß ungehindert die Herren der Glas-
Hütten nicht übel fahren/ ohneracht viel Hol-
tzung darzu gehört/ und man achtung geben
muß/ daß Wasser/ Holtz und Sand nicht weit

von

Caput XIII.
es iſt nichts neues/ noch wird etwas neues auff
der Welt gethan/ das nicht zuvor ſchon darauff
geweſen. Aber gleichwol von dem Glas kan
man billig ſagen/ daß es ein neues inventum,
und kuͤnſtliches mixtum von Menſchen gemacht
iſt/ zumalen wann man betrachtet/ daß mit ſo
leichter Muͤhe/ und wenigen Inſtrumenten ſo
vielerhand artliche Figuren in ſo kurtzer Zeit
darauß koͤnnen gemacht werden: Es wird aber
das Glas geblaſen/ geſtreckt/ und getruͤckt/
oder auch wol gegoſſen/ durch blaſen werden
allerhand Diſtillier- und Trinckglaͤſer/ durchs
ſtrecken und trucken allerhand Fenſter-Kut-
ſchen- und Spiegel-Glaͤſer/ durchs gieſſen
allerhand Bilder/ Statuen und Metallien ge-
macht/ ſo wird auch das Glas geſchlieffen/ und
polirt, und im Spiegelmachen ihm ein folium
mit Zinn- und Queckſilber geſetzt/ in Franck-
reich baben boͤſe Leuth auß Glas falſche Piſto-
len/ denen natuͤrlichen nicht unaͤhnlich/ ge-
macht/ das leichtfluͤßige Glas kan man durch
Lampen blaſen/ und allerhand curioſitaͤten
darauß machen/ als Corallen/ Federbuͤſch/
Bilder/ Wetterglaͤſer/ und allerhand Galan-
tirien,
der Glas-Handel iſt ein ſicherer Handel/
dann die Materi verdirbt nicht/ nur daß es ge-
faͤhrlich/ die Wahren hin und her zu fuͤhren/
wiewol diß ungehindert die Herꝛen der Glas-
Huͤtten nicht uͤbel fahren/ ohneracht viel Hol-
tzung darzu gehoͤrt/ und man achtung geben
muß/ daß Waſſer/ Holtz und Sand nicht weit

von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0106" n="80"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Caput XIII.</hi></fw><lb/>
es i&#x017F;t nichts neues/ noch wird etwas neues auff<lb/>
der Welt gethan/ das nicht zuvor &#x017F;chon darauff<lb/>
gewe&#x017F;en. Aber gleichwol von dem Glas kan<lb/>
man billig &#x017F;agen/ daß es ein neues <hi rendition="#aq">inventum,</hi><lb/>
und ku&#x0364;n&#x017F;tliches <hi rendition="#aq">mixtum</hi> von Men&#x017F;chen gemacht<lb/>
i&#x017F;t/ zumalen wann man betrachtet/ daß mit &#x017F;o<lb/>
leichter Mu&#x0364;he/ und wenigen <hi rendition="#aq">In&#x017F;trumenten</hi> &#x017F;o<lb/>
vielerhand artliche Figuren in &#x017F;o kurtzer Zeit<lb/>
darauß ko&#x0364;nnen gemacht werden: Es wird aber<lb/>
das Glas gebla&#x017F;en/ ge&#x017F;treckt/ und getru&#x0364;ckt/<lb/>
oder auch wol gego&#x017F;&#x017F;en/ durch bla&#x017F;en werden<lb/>
allerhand Di&#x017F;tillier- und Trinckgla&#x0364;&#x017F;er/ durchs<lb/>
&#x017F;trecken und trucken allerhand Fen&#x017F;ter-Kut-<lb/>
&#x017F;chen- und Spiegel-Gla&#x0364;&#x017F;er/ durchs gie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
allerhand Bilder/ <hi rendition="#aq">Statuen</hi> und Metallien ge-<lb/>
macht/ &#x017F;o wird auch das Glas ge&#x017F;chlieffen/ und<lb/><hi rendition="#aq">polirt,</hi> und im Spiegelmachen ihm ein <hi rendition="#aq">folium</hi><lb/>
mit Zinn- und Queck&#x017F;ilber ge&#x017F;etzt/ in Franck-<lb/>
reich baben bo&#x0364;&#x017F;e Leuth auß Glas fal&#x017F;che Pi&#x017F;to-<lb/>
len/ denen natu&#x0364;rlichen nicht una&#x0364;hnlich/ ge-<lb/>
macht/ das leichtflu&#x0364;ßige Glas kan man durch<lb/>
Lampen bla&#x017F;en/ und allerhand <hi rendition="#aq">curio&#x017F;i</hi>ta&#x0364;ten<lb/>
darauß machen/ als Corallen/ Federbu&#x0364;&#x017F;ch/<lb/>
Bilder/ Wettergla&#x0364;&#x017F;er/ und allerhand <hi rendition="#aq">Galan-<lb/>
tirien,</hi> der Glas-Handel i&#x017F;t ein &#x017F;icherer Handel/<lb/>
dann die Materi verdirbt nicht/ nur daß es ge-<lb/>
fa&#x0364;hrlich/ die Wahren hin und her zu fu&#x0364;hren/<lb/>
wiewol diß ungehindert die Her&#xA75B;en der Glas-<lb/>
Hu&#x0364;tten nicht u&#x0364;bel fahren/ ohneracht viel Hol-<lb/>
tzung darzu geho&#x0364;rt/ und man achtung geben<lb/>
muß/ daß Wa&#x017F;&#x017F;er/ Holtz und Sand nicht weit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0106] Caput XIII. es iſt nichts neues/ noch wird etwas neues auff der Welt gethan/ das nicht zuvor ſchon darauff geweſen. Aber gleichwol von dem Glas kan man billig ſagen/ daß es ein neues inventum, und kuͤnſtliches mixtum von Menſchen gemacht iſt/ zumalen wann man betrachtet/ daß mit ſo leichter Muͤhe/ und wenigen Inſtrumenten ſo vielerhand artliche Figuren in ſo kurtzer Zeit darauß koͤnnen gemacht werden: Es wird aber das Glas geblaſen/ geſtreckt/ und getruͤckt/ oder auch wol gegoſſen/ durch blaſen werden allerhand Diſtillier- und Trinckglaͤſer/ durchs ſtrecken und trucken allerhand Fenſter-Kut- ſchen- und Spiegel-Glaͤſer/ durchs gieſſen allerhand Bilder/ Statuen und Metallien ge- macht/ ſo wird auch das Glas geſchlieffen/ und polirt, und im Spiegelmachen ihm ein folium mit Zinn- und Queckſilber geſetzt/ in Franck- reich baben boͤſe Leuth auß Glas falſche Piſto- len/ denen natuͤrlichen nicht unaͤhnlich/ ge- macht/ das leichtfluͤßige Glas kan man durch Lampen blaſen/ und allerhand curioſitaͤten darauß machen/ als Corallen/ Federbuͤſch/ Bilder/ Wetterglaͤſer/ und allerhand Galan- tirien, der Glas-Handel iſt ein ſicherer Handel/ dann die Materi verdirbt nicht/ nur daß es ge- faͤhrlich/ die Wahren hin und her zu fuͤhren/ wiewol diß ungehindert die Herꝛen der Glas- Huͤtten nicht uͤbel fahren/ ohneracht viel Hol- tzung darzu gehoͤrt/ und man achtung geben muß/ daß Waſſer/ Holtz und Sand nicht weit von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_discurs_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_discurs_1668/106
Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Politischer Discurs. Frankfurt (Main), 1668, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_discurs_1668/106>, abgerufen am 21.11.2024.