Becher, Johann Joachim: Politischer Discurs. Frankfurt (Main), 1668.Von der Wissenschaft deß Kaufhandels. Hand/ in rohen Waaren oder manufacturenhandelt; in allen diesen Manieren aber seynd fol- gende General axiomata, in Obacht zu nehmen. 1. Genau gedungen und baar bezahlt/ ist auß schwartzem Korn weiß Meel gemahlt. 2. Traw/ schaw wem. 3. Durch gute und wolfeyle Waa- ren bringt man auch seines Feinds Geld an sich. 4. Leben/ und leben lassen. 5. Viele Mäu- ler machen schmahle Bissen. 6. Wer frühe auf- stehet/ wann andere schlaffen/ der ist Richter/ und kan andere straffen: welches zwar alte/ und gemeine Sprichwörter seynd/ die wieder durch ein Sprichwort auß gelegt werden/ nemlich ein Sprichwort ein wahr Wort/ sie seynd aber also zuverstehn. 1. Daß contant ein kauffen und ver- kauffen das sicherste seye. 2. Daß man in dem Einkauf und Verkauf creditieren/ und bor- gen/ die Augen/ und gute Vorsicht mit neh- men sol. 3. Daß man sich umb aufrichtige Waaren bemühe/ und damit den Kauffer nicht übernehme. 4. daß man nicht suche ein Mono- polium zu haben/ und den Handel allein zu trei- ben/ dann sonsten die andere Mit-Handlsleut ei- nen Verstand machen/ zusammen stehen/ und einen solchen monopolisten über einen Hauffen werffen/ oder ihn also segnen/ daß ihm nichts gedeyet. 5. Daß übel zu handln sey/ wo ein polypolium in einem Handel ist/ und ihrer zu- viel seyn/ welche mit einem Ding handeln/ sol- cher gestalt/ daß mehr Handelsleut als consum- ption ist. 6. Daß ein Kaufmann zurechter Zeit den J iij
Von der Wiſſenſchaft deß Kaufhandels. Hand/ in rohen Waaren oder manufacturenhandelt; in allen dieſen Manieren aber ſeynd fol- gende General axiomata, in Obacht zu nehmen. 1. Genau gedungen und baar bezahlt/ iſt auß ſchwartzem Korn weiß Meel gemahlt. 2. Traw/ ſchaw wem. 3. Durch gute und wolfeyle Waa- ren bringt man auch ſeines Feinds Geld an ſich. 4. Leben/ und leben laſſen. 5. Viele Maͤu- ler machen ſchmahle Biſſen. 6. Wer fruͤhe auf- ſtehet/ wann andere ſchlaffen/ der iſt Richter/ und kan andere ſtraffen: welches zwar alte/ und gemeine Sprichwoͤrter ſeynd/ die wieder durch ein Sprichwort auß gelegt werden/ nemlich ein Sprichwort ein wahr Wort/ ſie ſeynd aber alſo zuverſtehn. 1. Daß contant ein kauffen und ver- kauffen das ſicherſte ſeye. 2. Daß man in dem Einkauf und Verkauf creditieren/ und bor- gen/ die Augen/ und gute Vorſicht mit neh- men ſol. 3. Daß man ſich umb aufrichtige Waaren bemuͤhe/ und damit den Kauffer nicht uͤbernehme. 4. daß man nicht ſuche ein Mono- polium zu haben/ und den Handel allein zu trei- ben/ dann ſonſten die andere Mit-Handlsleut ei- nen Verſtand machen/ zuſammen ſtehen/ und einen ſolchen monopoliſten uͤber einen Hauffen werffen/ oder ihn alſo ſegnen/ daß ihm nichts gedeyet. 5. Daß uͤbel zu handln ſey/ wo ein polypolium in einem Handel iſt/ und ihrer zu- viel ſeyn/ welche mit einem Ding handeln/ ſol- cher geſtalt/ daß mehr Handelsleut als conſum- ption iſt. 6. Daß ein Kaufmann zurechter Zeit den J iij
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Von der Wiſſenſchaft deß Kaufhandels.
Hand/ in rohen Waaren oder manufacturen
handelt; in allen dieſen Manieren aber ſeynd fol-
gende General axiomata, in Obacht zu nehmen.
1. Genau gedungen und baar bezahlt/ iſt auß
ſchwartzem Korn weiß Meel gemahlt. 2. Traw/
ſchaw wem. 3. Durch gute und wolfeyle Waa-
ren bringt man auch ſeines Feinds Geld an ſich.
4. Leben/ und leben laſſen. 5. Viele Maͤu-
ler machen ſchmahle Biſſen. 6. Wer fruͤhe auf-
ſtehet/ wann andere ſchlaffen/ der iſt Richter/
und kan andere ſtraffen: welches zwar alte/ und
gemeine Sprichwoͤrter ſeynd/ die wieder durch
ein Sprichwort auß gelegt werden/ nemlich ein
Sprichwort ein wahr Wort/ ſie ſeynd aber alſo
zuverſtehn. 1. Daß contant ein kauffen und ver-
kauffen das ſicherſte ſeye. 2. Daß man in
dem Einkauf und Verkauf creditieren/ und bor-
gen/ die Augen/ und gute Vorſicht mit neh-
men ſol. 3. Daß man ſich umb aufrichtige
Waaren bemuͤhe/ und damit den Kauffer nicht
uͤbernehme. 4. daß man nicht ſuche ein Mono-
polium zu haben/ und den Handel allein zu trei-
ben/ dann ſonſten die andere Mit-Handlsleut ei-
nen Verſtand machen/ zuſammen ſtehen/ und
einen ſolchen monopoliſten uͤber einen Hauffen
werffen/ oder ihn alſo ſegnen/ daß ihm nichts
gedeyet. 5. Daß uͤbel zu handln ſey/ wo ein
polypolium in einem Handel iſt/ und ihrer zu-
viel ſeyn/ welche mit einem Ding handeln/ ſol-
cher geſtalt/ daß mehr Handelsleut als conſum-
ption iſt. 6. Daß ein Kaufmann zurechter Zeit
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