Becher, Johann Joachim: Politischer Discurs. Frankfurt (Main), 1668.Von der Wissenschaft deß Kaufhandels. dendum, ob der erste fallirer publicae bonae fi-dei gewesen/ und ob ihme andere vornehme erfahrne Leut mehr creditirt/ hernach muß ein solcher secundar pancrottierer seine Bücher ju- rato ediren/ und demonstriren/ wie weit er mit dem ersten interessirt seye/ und Schaden leyde/ dann kan er transigiren/ und ist nicht vor einen unehrlichen/ sondern unglückseligen Mann zu schätzen. Die letzte Art von Pancrot- ten komt von den Kaufleuten selbsten her/ wann sie stattlich fressen und sauffen/ nie in die Bücher gucken/ den Handel nicht verste- hen/ ansehnliche Häuser bauen/ und mit Pferden und Kutschen praviren/ auch Tag und Nacht im Sauß leben/ die credit- Gelder in privatos usus wenden/ und also verder- ben/ oder unnöthig das Geld und sich selbst auf die seite machen/ pancrottieren/ lieder- lich mit den creditoren transigiren/ und her- nach von neuem wieder zu handlen anfangen/ das seynd nun rechte Dieb/ und s. h. Schelmen/ welcher Güter man unter die creditores thei- len/ und sie vom Handel proscribiren sol. Bey diesen vier Arten nun von pancrottiren beste- het das meiste darinnen/ daß man in causam banci rupturae wol und recht in quiriere/ ob sie infortunio inevitabili, incuria, vi publica, cre- ditoris consensu libero & voluntate exposita, debitoris dolo aut voluntate geschehen seye/ und wie weit sich deß Panerottierers Scha- den K
Von der Wiſſenſchaft deß Kaufhandels. dendum, ob der erſte fallirer publicæ bonæ fi-dei geweſen/ und ob ihme andere vornehme erfahrne Leut mehr creditirt/ hernach muß ein ſolcher ſecundar pancrottierer ſeine Buͤcher ju- rato ediren/ und demonſtriren/ wie weit er mit dem erſten intereſſirt ſeye/ und Schaden leyde/ dann kan er tranſigiren/ und iſt nicht vor einen unehrlichen/ ſondern ungluͤckſeligen Mann zu ſchaͤtzen. Die letzte Art von Pancrot- ten komt von den Kaufleuten ſelbſten her/ wann ſie ſtattlich freſſen und ſauffen/ nie in die Buͤcher gucken/ den Handel nicht verſte- hen/ anſehnliche Haͤuſer bauen/ und mit Pferden und Kutſchen praviren/ auch Tag und Nacht im Sauß leben/ die credit- Gelder in privatos uſus wenden/ und alſo verder- ben/ oder unnoͤthig das Geld und ſich ſelbſt auf die ſeite machen/ pancrottieren/ lieder- lich mit den creditoren tranſigiren/ und her- nach von neuem wieder zu handlen anfangen/ das ſeynd nun rechte Dieb/ und ſ. h. Schelmen/ welcher Guͤter man unter die creditores thei- len/ und ſie vom Handel proſcribiren ſol. Bey dieſen vier Arten nun von pancrottiren beſte- het das meiſte darinnen/ daß man in cauſam banci rupturæ wol und recht in quiriere/ ob ſie infortunio inevitabili, incuriâ, vi publicâ, cre- ditoris conſenſu libero & voluntate expoſitâ, debitoris dolo aut voluntate geſchehen ſeye/ und wie weit ſich deß Panerottierers Scha- den K
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0171" n="145"/><fw place="top" type="header">Von der Wiſſenſchaft deß Kaufhandels.</fw><lb/><hi rendition="#aq">dendum,</hi> ob der erſte <hi rendition="#aq">falli</hi>rer <hi rendition="#aq">publicæ bonæ fi-<lb/> dei</hi> geweſen/ und ob ihme andere vornehme<lb/> erfahrne Leut mehr <hi rendition="#aq">crediti</hi>rt/ hernach muß ein<lb/> ſolcher <hi rendition="#aq">ſecundar pancrotti</hi>erer ſeine Buͤcher <hi rendition="#aq">ju-<lb/> rato edi</hi>ren/ und <hi rendition="#aq">demonſtri</hi>ren/ wie weit er<lb/> mit dem erſten <hi rendition="#aq">intereſſi</hi>rt ſeye/ und Schaden<lb/> leyde/ dann kan er <hi rendition="#aq">tranſigi</hi>ren/ und iſt nicht<lb/> vor einen unehrlichen/ ſondern ungluͤckſeligen<lb/> Mann zu ſchaͤtzen. Die letzte Art von Pancrot-<lb/> ten komt von den Kaufleuten ſelbſten her/<lb/> wann ſie ſtattlich freſſen und ſauffen/ nie in die<lb/> Buͤcher gucken/ den Handel nicht verſte-<lb/> hen/ anſehnliche Haͤuſer bauen/ und mit<lb/> Pferden und Kutſchen <hi rendition="#aq">pravi</hi>ren/ auch Tag<lb/> und Nacht im Sauß leben/ die <hi rendition="#aq">credit-</hi> Gelder<lb/><hi rendition="#aq">in privatos uſus</hi> wenden/ und alſo verder-<lb/> ben/ oder unnoͤthig das Geld und ſich ſelbſt<lb/> auf die ſeite machen/ <hi rendition="#aq">pancrotti</hi>eren/ lieder-<lb/> lich mit den <hi rendition="#aq">credito</hi>ren <hi rendition="#aq">tranſigi</hi>ren/ und her-<lb/> nach von neuem wieder zu handlen anfangen/<lb/> das ſeynd nun rechte Dieb/ und <hi rendition="#aq">ſ. h.</hi> Schelmen/<lb/> welcher Guͤter man unter die <hi rendition="#aq">creditores</hi> thei-<lb/> len/ und ſie vom Handel <hi rendition="#aq">proſcribi</hi>ren ſol. Bey<lb/> dieſen vier Arten nun von pancrottiren beſte-<lb/> het das meiſte darinnen/ daß man <hi rendition="#aq">in cauſam<lb/> banci rupturæ</hi> wol und recht <hi rendition="#aq">in quiri</hi>ere/ ob ſie<lb/><hi rendition="#aq">infortunio inevitabili, incuriâ, vi publicâ, cre-<lb/> ditoris conſenſu libero & voluntate expoſitâ,<lb/> debitoris dolo aut voluntate</hi> geſchehen ſeye/<lb/> und wie weit ſich deß Panerottierers Scha-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">K</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [145/0171]
Von der Wiſſenſchaft deß Kaufhandels.
dendum, ob der erſte fallirer publicæ bonæ fi-
dei geweſen/ und ob ihme andere vornehme
erfahrne Leut mehr creditirt/ hernach muß ein
ſolcher ſecundar pancrottierer ſeine Buͤcher ju-
rato ediren/ und demonſtriren/ wie weit er
mit dem erſten intereſſirt ſeye/ und Schaden
leyde/ dann kan er tranſigiren/ und iſt nicht
vor einen unehrlichen/ ſondern ungluͤckſeligen
Mann zu ſchaͤtzen. Die letzte Art von Pancrot-
ten komt von den Kaufleuten ſelbſten her/
wann ſie ſtattlich freſſen und ſauffen/ nie in die
Buͤcher gucken/ den Handel nicht verſte-
hen/ anſehnliche Haͤuſer bauen/ und mit
Pferden und Kutſchen praviren/ auch Tag
und Nacht im Sauß leben/ die credit- Gelder
in privatos uſus wenden/ und alſo verder-
ben/ oder unnoͤthig das Geld und ſich ſelbſt
auf die ſeite machen/ pancrottieren/ lieder-
lich mit den creditoren tranſigiren/ und her-
nach von neuem wieder zu handlen anfangen/
das ſeynd nun rechte Dieb/ und ſ. h. Schelmen/
welcher Guͤter man unter die creditores thei-
len/ und ſie vom Handel proſcribiren ſol. Bey
dieſen vier Arten nun von pancrottiren beſte-
het das meiſte darinnen/ daß man in cauſam
banci rupturæ wol und recht in quiriere/ ob ſie
infortunio inevitabili, incuriâ, vi publicâ, cre-
ditoris conſenſu libero & voluntate expoſitâ,
debitoris dolo aut voluntate geſchehen ſeye/
und wie weit ſich deß Panerottierers Scha-
den
K
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |