Becher, Johann Joachim: Politischer Discurs. Frankfurt (Main), 1668.Von den Mitteln gegen das propolium. Angriffen von der Obrigkeit nicht beschwert/sondern gantz befreyt seyn muß/ so ist es nur an deme/ daß man auch die Vorsorge/ welche weder arm noch reich/ sondern bißweilen mit einer gählingen Nothdürfftigkeit behafft seynd/ und doch kein credit in der Banck/ unter dessen be- wegliche Unterpfandt und mobilen haben/ wel- che sie nun bey den Juden oder bey den Christen/ die bißweilen ärger als Juden seynd/ auff viel- sältiges bitten umb ein Spotgelt versetzen/ biß- weilen im Stich lassen/ und dardurch nicht we- nig Schaden und Noth leiden. Diesem Ubel nun vorzukommen/ und solchen Fällen zube- gegnen/ welche doch täglich auch einem jeden ehr- lichen Haußvatter können vorfallen/ haben die Welschen eine invention auffgebracht/ so man Montem pietatis nennet/ da ein gewisses Stück Gelt auff Interessen ligt/ und gewisse gesessene directoren darzu verordnet werden/ einem jeden nun/ welcher Gelt bedürfftig/ und ein Unter- pfandt hat/ es seye nun auch was es wolle/ dem wird erstlich sein Unterpfandt geschätzt/ hernach etwan die helffte oder der drittel deß Werths dar- auff geliehen/ und so ein Jahr herumb/ und sich niemands drumb anmeldet/ wird das Unter- pfandt verkaufft/ der Mons pietatis nimbt das seine sambt dem Intersse darvon/ und der Rest bleibt dem depositario, welchem dessentwegen bey dem Versatz von dem Monte ein Schein ge- gehen wird. Dieses ist nun ein feines Hilff-Mittel vor die betrangte Bürgerschafft und Jnwohner/ auch
Von den Mitteln gegen das propolium. Angriffen von der Obrigkeit nicht beſchwert/ſondern gantz befreyt ſeyn muß/ ſo iſt es nur an deme/ daß man auch die Vorſorge/ welche weder arm noch reich/ ſondern bißweilen mit einer gaͤhlingen Nothduͤrfftigkeit behafft ſeynd/ und doch kein credit in der Banck/ unter deſſen be- wegliche Unterpfandt und mobilen haben/ wel- che ſie nun bey den Juden oder bey den Chriſten/ die bißweilen aͤrger als Juden ſeynd/ auff viel- ſaͤltiges bitten umb ein Spotgelt verſetzen/ biß- weilen im Stich laſſen/ und dardurch nicht we- nig Schaden und Noth leiden. Dieſem Ubel nun vorzukommen/ und ſolchen Faͤllen zube- gegnen/ welche doch taͤglich auch einem jeden ehr- lichen Haußvatter koͤnnen vorfallen/ haben die Welſchen eine invention auffgebracht/ ſo man Montem pietatis nennet/ da ein gewiſſes Stuͤck Gelt auff Intereſſen ligt/ und gewiſſe geſeſſene directoren darzu verordnet werden/ einem jeden nun/ welcher Gelt beduͤrfftig/ und ein Unter- pfandt hat/ es ſeye nun auch was es wolle/ dem wird erſtlich ſein Unterpfandt geſchaͤtzt/ hernach etwan die helffte oder der drittel deß Werths dar- auff geliehen/ und ſo ein Jahr herumb/ und ſich niemands drumb anmeldet/ wird das Unter- pfandt verkaufft/ der Mons pietatis nimbt das ſeine ſambt dem Interſſe darvon/ und der Reſt bleibt dem depoſitario, welchem deſſentwegen bey dem Verſatz von dem Monte ein Schein ge- gehen wird. Dieſes iſt nun ein feines Hilff-Mittel vor die betrangte Buͤrgerſchafft und Jnwohner/ auch
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0245" n="219"/><fw place="top" type="header">Von den Mitteln gegen das <hi rendition="#aq">propolium.</hi></fw><lb/> Angriffen von der Obrigkeit nicht beſchwert/<lb/> ſondern gantz befreyt ſeyn muß/ ſo iſt es nur an<lb/> deme/ daß man auch die Vorſorge/ welche weder<lb/> arm noch reich/ ſondern bißweilen mit einer<lb/> gaͤhlingen Nothduͤrfftigkeit behafft ſeynd/ und<lb/> doch kein <hi rendition="#aq">credit</hi> in der Banck/ unter deſſen be-<lb/> wegliche Unterpfandt und <hi rendition="#aq">mobilen</hi> haben/ wel-<lb/> che ſie nun bey den Juden oder bey den Chriſten/<lb/> die bißweilen aͤrger als Juden ſeynd/ auff viel-<lb/> ſaͤltiges bitten umb ein Spotgelt verſetzen/ biß-<lb/> weilen im Stich laſſen/ und dardurch nicht we-<lb/> nig Schaden und Noth leiden. Dieſem Ubel<lb/> nun vorzukommen/ und ſolchen Faͤllen zube-<lb/> gegnen/ welche doch taͤglich auch einem jeden ehr-<lb/> lichen Haußvatter koͤnnen vorfallen/ haben die<lb/> Welſchen eine <hi rendition="#aq">invention</hi> auffgebracht/ ſo man<lb/><hi rendition="#aq">Montem pietatis</hi> nennet/ da ein gewiſſes Stuͤck<lb/> Gelt auff <hi rendition="#aq">Intereſſen</hi> ligt/ und gewiſſe geſeſſene<lb/><hi rendition="#aq">directoren</hi> darzu verordnet werden/ einem jeden<lb/> nun/ welcher Gelt beduͤrfftig/ und ein Unter-<lb/> pfandt hat/ es ſeye nun auch was es wolle/ dem<lb/> wird erſtlich ſein Unterpfandt geſchaͤtzt/ hernach<lb/> etwan die helffte oder der drittel deß Werths dar-<lb/> auff geliehen/ und ſo ein Jahr herumb/ und ſich<lb/> niemands drumb anmeldet/ wird das Unter-<lb/> pfandt verkaufft/ der <hi rendition="#aq">Mons pietatis</hi> nimbt das<lb/> ſeine ſambt dem <hi rendition="#aq">Interſſe</hi> darvon/ und der Reſt<lb/> bleibt dem <hi rendition="#aq">depoſitario,</hi> welchem deſſentwegen<lb/> bey dem Verſatz von dem <hi rendition="#aq">Monte</hi> ein Schein ge-<lb/> gehen wird. Dieſes iſt nun ein feines Hilff-Mittel<lb/> vor die betrangte Buͤrgerſchafft und Jnwohner/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [219/0245]
Von den Mitteln gegen das propolium.
Angriffen von der Obrigkeit nicht beſchwert/
ſondern gantz befreyt ſeyn muß/ ſo iſt es nur an
deme/ daß man auch die Vorſorge/ welche weder
arm noch reich/ ſondern bißweilen mit einer
gaͤhlingen Nothduͤrfftigkeit behafft ſeynd/ und
doch kein credit in der Banck/ unter deſſen be-
wegliche Unterpfandt und mobilen haben/ wel-
che ſie nun bey den Juden oder bey den Chriſten/
die bißweilen aͤrger als Juden ſeynd/ auff viel-
ſaͤltiges bitten umb ein Spotgelt verſetzen/ biß-
weilen im Stich laſſen/ und dardurch nicht we-
nig Schaden und Noth leiden. Dieſem Ubel
nun vorzukommen/ und ſolchen Faͤllen zube-
gegnen/ welche doch taͤglich auch einem jeden ehr-
lichen Haußvatter koͤnnen vorfallen/ haben die
Welſchen eine invention auffgebracht/ ſo man
Montem pietatis nennet/ da ein gewiſſes Stuͤck
Gelt auff Intereſſen ligt/ und gewiſſe geſeſſene
directoren darzu verordnet werden/ einem jeden
nun/ welcher Gelt beduͤrfftig/ und ein Unter-
pfandt hat/ es ſeye nun auch was es wolle/ dem
wird erſtlich ſein Unterpfandt geſchaͤtzt/ hernach
etwan die helffte oder der drittel deß Werths dar-
auff geliehen/ und ſo ein Jahr herumb/ und ſich
niemands drumb anmeldet/ wird das Unter-
pfandt verkaufft/ der Mons pietatis nimbt das
ſeine ſambt dem Interſſe darvon/ und der Reſt
bleibt dem depoſitario, welchem deſſentwegen
bey dem Verſatz von dem Monte ein Schein ge-
gehen wird. Dieſes iſt nun ein feines Hilff-Mittel
vor die betrangte Buͤrgerſchafft und Jnwohner/
auch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |