Becher, Johann Joachim: Politischer Discurs. Frankfurt (Main), 1668.CAPUT IV. mässig und bürgerlich in seinem Stand leben/und sich im Haußbauen/ Essen/ und Kleyderen verhalten solle/ damit er außkommen könne/ und nicht vonnöthen habe ein Monopolium zu affe. ctiren/ sondern seinem Mitbürger auch ein Stück Brod lassen: dem Monopolio nun ist zu wider das Polypolium, dann gleichwie in dem Mono- polio einer hat/ worvon viel leben können/ also gibt das Polypolium allen dieses/ worvon nur etliche leben können/ und ist also das Poly- polium ein Verderb der bürgerlichen Nahrung/ gleich wie das Monopolium der populosität/ dann ob sie/ gleich wie gesagt/ beyde gantz e Diametro ein ander contrar seyn/ so seynd sie doch in diesem einig/ daß sie beyde der civil so- cietät höchste Feind seyn/ in deme das eine die populosität/ das andere die Nahrung der Gemeinde schwächet/ und von den Kaufleuten meisterlich können practiciret werden. Darmit man mich aber wol verstehe/ wil ich die Sa- chen durch ein Exempl erklären: wann ein Schuster in Wien wäre/ und könten doch 50. ih- rer sich darinnen ernehre/ so begieng dieser Schu- ster ein Monopolium, dann er triebe 49. Men- schen auß der Gemeind/ und schwächte sie an der populosität/ hingegen wann 50. Schuster in der Gemeind ehrlich/ mitlmässig/ und e- ben bürgerlich leben könten/ und man ließ frey/ daß noch 150. Schuster darzu kämen/ so wäre kein Zweiffel/ das Handwerck wäre überhäuft/ und wurden nicht allein die vo- rige
CAPUT IV. maͤſſig und buͤrgerlich in ſeinem Stand leben/und ſich im Haußbauen/ Eſſen/ und Kleyderen verhalten ſolle/ damit er außkommen koͤnne/ und nicht vonnoͤthen habe ein Monopolium zu affe. ctiren/ ſondern ſeinem Mitbuͤꝛger auch ein Stuͤck Brod laſſen: dem Monopolio nun iſt zu wider das Polypolium, dann gleichwie in dem Mono- polio einer hat/ worvon viel leben koͤnnen/ alſo gibt das Polypolium allen dieſes/ worvon nur etliche leben koͤnnen/ und iſt alſo das Poly- polium ein Verderb der buͤrgerlichen Nahrung/ gleich wie das Monopolium der populoſitaͤt/ dann ob ſie/ gleich wie geſagt/ beyde gantz è Diametro ein ander contrar ſeyn/ ſo ſeynd ſie doch in dieſem einig/ daß ſie beyde der civil ſo- cietaͤt hoͤchſte Feind ſeyn/ in deme das eine die populoſitaͤt/ das andere die Nahrung der Gemeinde ſchwaͤchet/ und von den Kaufleuten meiſterlich koͤnnen practiciret werden. Darmit man mich aber wol verſtehe/ wil ich die Sa- chen durch ein Exempl erklaͤren: wann ein Schuſter in Wien waͤre/ und koͤnten doch 50. ih- rer ſich daꝛinnen ernehrē/ ſo begieng dieſer Schu- ſter ein Monopolium, dann er triebe 49. Men- ſchen auß der Gemeind/ und ſchwaͤchte ſie an der populoſitaͤt/ hingegen wann 50. Schuſter in der Gemeind ehrlich/ mitlmaͤſſig/ und e- ben buͤrgerlich leben koͤnten/ und man ließ frey/ daß noch 150. Schuſter darzu kaͤmen/ ſo waͤre kein Zweiffel/ das Handwerck waͤre uͤberhaͤuft/ und wurden nicht allein die vo- rige
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0054" n="28"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">CAPUT IV.</hi></fw><lb/> maͤſſig und buͤrgerlich in ſeinem Stand leben/<lb/> und ſich im Haußbauen/ Eſſen/ und Kleyderen<lb/> verhalten ſolle/ damit er außkommen koͤnne/ und<lb/> nicht vonnoͤthen habe ein <hi rendition="#aq">Monopolium</hi> zu <hi rendition="#aq">affe.<lb/> cti</hi>ren/ ſondern ſeinem Mitbuͤꝛger auch ein Stuͤck<lb/> Brod laſſen: dem <hi rendition="#aq">Monopolio</hi> nun iſt zu wider<lb/> das <hi rendition="#aq">Polypolium,</hi> dann gleichwie in dem <hi rendition="#aq">Mono-<lb/> polio</hi> einer hat/ worvon viel leben koͤnnen/<lb/> alſo gibt das <hi rendition="#aq">Polypolium</hi> allen dieſes/ worvon<lb/> nur etliche leben koͤnnen/ und iſt alſo das <hi rendition="#aq">Poly-<lb/> polium</hi> ein Verderb der buͤrgerlichen Nahrung/<lb/> gleich wie das <hi rendition="#aq">Monopolium</hi> der <hi rendition="#aq">populoſi</hi>taͤt/<lb/> dann ob ſie/ gleich wie geſagt/ beyde gantz <hi rendition="#aq">è<lb/> Diametro</hi> ein ander <hi rendition="#aq">contrar</hi> ſeyn/ ſo ſeynd ſie<lb/> doch in dieſem einig/ daß ſie beyde der <hi rendition="#aq">civil ſo-<lb/> cie</hi>taͤt hoͤchſte Feind ſeyn/ in deme das eine<lb/> die <hi rendition="#aq">populoſi</hi>taͤt/ das andere die Nahrung der<lb/> Gemeinde ſchwaͤchet/ und von den Kaufleuten<lb/> meiſterlich koͤnnen <hi rendition="#aq">practici</hi>ret werden. Darmit<lb/> man mich aber wol verſtehe/ wil ich die Sa-<lb/> chen durch ein Exempl erklaͤren: wann ein<lb/> Schuſter in Wien waͤre/ und koͤnten doch 50. ih-<lb/> rer ſich daꝛinnen ernehrē/ ſo begieng dieſer Schu-<lb/> ſter ein <hi rendition="#aq">Monopolium,</hi> dann er triebe 49. Men-<lb/> ſchen auß der Gemeind/ und ſchwaͤchte ſie an<lb/> der <hi rendition="#aq">populoſi</hi>taͤt/ hingegen wann 50. Schuſter<lb/> in der Gemeind ehrlich/ mitlmaͤſſig/ und e-<lb/> ben buͤrgerlich leben koͤnten/ und man ließ<lb/> frey/ daß noch 150. Schuſter darzu kaͤmen/<lb/> ſo waͤre kein Zweiffel/ das Handwerck waͤre<lb/> uͤberhaͤuft/ und wurden nicht allein die vo-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">rige</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [28/0054]
CAPUT IV.
maͤſſig und buͤrgerlich in ſeinem Stand leben/
und ſich im Haußbauen/ Eſſen/ und Kleyderen
verhalten ſolle/ damit er außkommen koͤnne/ und
nicht vonnoͤthen habe ein Monopolium zu affe.
ctiren/ ſondern ſeinem Mitbuͤꝛger auch ein Stuͤck
Brod laſſen: dem Monopolio nun iſt zu wider
das Polypolium, dann gleichwie in dem Mono-
polio einer hat/ worvon viel leben koͤnnen/
alſo gibt das Polypolium allen dieſes/ worvon
nur etliche leben koͤnnen/ und iſt alſo das Poly-
polium ein Verderb der buͤrgerlichen Nahrung/
gleich wie das Monopolium der populoſitaͤt/
dann ob ſie/ gleich wie geſagt/ beyde gantz è
Diametro ein ander contrar ſeyn/ ſo ſeynd ſie
doch in dieſem einig/ daß ſie beyde der civil ſo-
cietaͤt hoͤchſte Feind ſeyn/ in deme das eine
die populoſitaͤt/ das andere die Nahrung der
Gemeinde ſchwaͤchet/ und von den Kaufleuten
meiſterlich koͤnnen practiciret werden. Darmit
man mich aber wol verſtehe/ wil ich die Sa-
chen durch ein Exempl erklaͤren: wann ein
Schuſter in Wien waͤre/ und koͤnten doch 50. ih-
rer ſich daꝛinnen ernehrē/ ſo begieng dieſer Schu-
ſter ein Monopolium, dann er triebe 49. Men-
ſchen auß der Gemeind/ und ſchwaͤchte ſie an
der populoſitaͤt/ hingegen wann 50. Schuſter
in der Gemeind ehrlich/ mitlmaͤſſig/ und e-
ben buͤrgerlich leben koͤnten/ und man ließ
frey/ daß noch 150. Schuſter darzu kaͤmen/
ſo waͤre kein Zweiffel/ das Handwerck waͤre
uͤberhaͤuft/ und wurden nicht allein die vo-
rige
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |