Becher, Johann Joachim: Politischer Discurs. Frankfurt (Main), 1668.Von den drey Ständen und Hauptfeinden/ etc. lassen zu arbeiten/ was er wil/ weil Teutschlandkeine Außländische consumption hat/ als die Holländer/ sondern es würden in kurtzer Zeit die Handwercke so überhäuffet/ daß sie auß Man- gel der consumption mit einander verderben müsten. Wie nun hierinnen das Mittel zu treffen/ daß nemblich weder zuviel/ noch zu wenig Menschen an einem Orth seyn/ sondern ihre Zahl sich stetigs nach dem Maß der Nahrung proportioniren soll/ wie solche proposition und Maß/ daran eines gantzen Orths Wolfahrt ge- legen/ in obacht zu nehmen sey/ darvon were viel zu melden/ ist sicherlich nit eins von den gering- sten secretis politicis, wiewol es unter hundert Orthen kaum in einem in obacht genommen/ und practicirt, das ist/ ein Monopolium oder Polypolium verhütet würd/ dann gemeiniglich/ in deme man sich vor dem einen warschauet/ fällt man ins andere/ so erforderts auch viel sub- tilitäten/ Erkäntnussen/ und ein gutes Judi- cium, ja gantze geheime Handgriff/ die Nah- rung nach den Leuten/ und die Leute nach der Nahrung proportioniren, und auff jeden bege- benden Fall ohne confusion und ruin, oder ände- rung und Neuerung eines Orts zu moderiren, das bißhero bekanteste und nechste Mittel aber ist/ ein wachendes Aug auff die Handlung/ Bau- renstandt/ und Zünffte der Handwercksleut zu haben/ wie nemblich solche Stände gegen einander/ und unter sich selbst stehen/ insonder- heit daß den Zünfften nicht in allem ihr Will/ und C
Von den drey Staͤnden und Hauptfeinden/ ꝛc. laſſen zu arbeiten/ was er wil/ weil Teutſchlandkeine Außlaͤndiſche conſumption hat/ als die Hollaͤnder/ ſondern es wuͤrden in kurtzer Zeit die Handwercke ſo uͤberhaͤuffet/ daß ſie auß Man- gel der conſumption mit einander verderben muͤſten. Wie nun hierinnen das Mittel zu treffen/ daß nemblich weder zuviel/ noch zu wenig Menſchen an einem Orth ſeyn/ ſondern ihre Zahl ſich ſtetigs nach dem Maß der Nahrung proportioniren ſoll/ wie ſolche propoſition und Maß/ daran eines gantzen Orths Wolfahrt ge- legen/ in obacht zu nehmen ſey/ darvon were viel zu melden/ iſt ſicherlich nit eins von den gering- ſten ſecretis politicis, wiewol es unter hundert Orthen kaum in einem in obacht genommen/ und practicirt, das iſt/ ein Monopolium oder Polypolium verhuͤtet wuͤrd/ dann gemeiniglich/ in deme man ſich vor dem einen warſchauet/ faͤllt man ins andere/ ſo erforderts auch viel ſub- tilitaͤten/ Erkaͤntnuſſen/ und ein gutes Judi- cium, ja gantze geheime Handgriff/ die Nah- rung nach den Leuten/ und die Leute nach der Nahrung proportioniren, und auff jeden bege- benden Fall ohne confuſion und ruin, oder aͤnde- rung und Neuerung eines Orts zu moderiren, das bißhero bekanteſte und nechſte Mittel aber iſt/ ein wachendes Aug auff die Handlung/ Bau- renſtandt/ und Zuͤnffte der Handwercksleut zu haben/ wie nemblich ſolche Staͤnde gegen einander/ und unter ſich ſelbſt ſtehen/ inſonder- heit daß den Zuͤnfften nicht in allem ihr Will/ und C
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0059" n="33"/><fw place="top" type="header">Von den drey Staͤnden und Hauptfeinden/ ꝛc.</fw><lb/> laſſen zu arbeiten/ was er wil/ weil Teutſchland<lb/> keine Außlaͤndiſche <hi rendition="#aq">conſumption</hi> hat/ als die<lb/> Hollaͤnder/ ſondern es wuͤrden in kurtzer Zeit<lb/> die Handwercke ſo uͤberhaͤuffet/ daß ſie auß Man-<lb/> gel der <hi rendition="#aq">conſumption</hi> mit einander verderben<lb/> muͤſten. Wie nun hierinnen das Mittel zu<lb/> treffen/ daß nemblich weder zuviel/ noch zu wenig<lb/> Menſchen an einem Orth ſeyn/ ſondern ihre<lb/> Zahl ſich ſtetigs nach dem Maß der Nahrung<lb/><hi rendition="#aq">proportioniren</hi> ſoll/ wie ſolche <hi rendition="#aq">propoſition</hi> und<lb/> Maß/ daran eines gantzen Orths Wolfahrt ge-<lb/> legen/ in obacht zu nehmen ſey/ darvon were viel<lb/> zu melden/ iſt ſicherlich nit eins von den gering-<lb/> ſten <hi rendition="#aq">ſecretis politicis,</hi> wiewol es unter hundert<lb/> Orthen kaum in einem in obacht genommen/<lb/> und <hi rendition="#aq">practicirt,</hi> das iſt/ ein <hi rendition="#aq">Monopolium</hi> oder<lb/><hi rendition="#aq">Polypolium</hi> verhuͤtet wuͤrd/ dann gemeiniglich/<lb/> in deme man ſich vor dem einen warſchauet/<lb/> faͤllt man ins andere/ ſo erforderts auch viel <hi rendition="#aq">ſub-<lb/> tili</hi>taͤten/ Erkaͤntnuſſen/ und ein gutes <hi rendition="#aq">Judi-<lb/> cium,</hi> ja gantze geheime Handgriff/ die Nah-<lb/> rung nach den Leuten/ und die Leute nach der<lb/> Nahrung <hi rendition="#aq">proportioniren,</hi> und auff jeden bege-<lb/> benden Fall ohne <hi rendition="#aq">confuſion</hi> und <hi rendition="#aq">ruin,</hi> oder aͤnde-<lb/> rung und Neuerung eines Orts zu <hi rendition="#aq">moderiren,</hi><lb/> das bißhero bekanteſte und nechſte Mittel aber<lb/> iſt/ ein wachendes Aug auff die Handlung/ Bau-<lb/> renſtandt/ und Zuͤnffte der Handwercksleut<lb/> zu haben/ wie nemblich ſolche Staͤnde gegen<lb/> einander/ und unter ſich ſelbſt ſtehen/ inſonder-<lb/> heit daß den Zuͤnfften nicht in allem ihr Will/<lb/> <fw place="bottom" type="sig">C</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [33/0059]
Von den drey Staͤnden und Hauptfeinden/ ꝛc.
laſſen zu arbeiten/ was er wil/ weil Teutſchland
keine Außlaͤndiſche conſumption hat/ als die
Hollaͤnder/ ſondern es wuͤrden in kurtzer Zeit
die Handwercke ſo uͤberhaͤuffet/ daß ſie auß Man-
gel der conſumption mit einander verderben
muͤſten. Wie nun hierinnen das Mittel zu
treffen/ daß nemblich weder zuviel/ noch zu wenig
Menſchen an einem Orth ſeyn/ ſondern ihre
Zahl ſich ſtetigs nach dem Maß der Nahrung
proportioniren ſoll/ wie ſolche propoſition und
Maß/ daran eines gantzen Orths Wolfahrt ge-
legen/ in obacht zu nehmen ſey/ darvon were viel
zu melden/ iſt ſicherlich nit eins von den gering-
ſten ſecretis politicis, wiewol es unter hundert
Orthen kaum in einem in obacht genommen/
und practicirt, das iſt/ ein Monopolium oder
Polypolium verhuͤtet wuͤrd/ dann gemeiniglich/
in deme man ſich vor dem einen warſchauet/
faͤllt man ins andere/ ſo erforderts auch viel ſub-
tilitaͤten/ Erkaͤntnuſſen/ und ein gutes Judi-
cium, ja gantze geheime Handgriff/ die Nah-
rung nach den Leuten/ und die Leute nach der
Nahrung proportioniren, und auff jeden bege-
benden Fall ohne confuſion und ruin, oder aͤnde-
rung und Neuerung eines Orts zu moderiren,
das bißhero bekanteſte und nechſte Mittel aber
iſt/ ein wachendes Aug auff die Handlung/ Bau-
renſtandt/ und Zuͤnffte der Handwercksleut
zu haben/ wie nemblich ſolche Staͤnde gegen
einander/ und unter ſich ſelbſt ſtehen/ inſonder-
heit daß den Zuͤnfften nicht in allem ihr Will/
und
C
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |