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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Seelen-Weißheit.
welche sich darzu disponirt befinden/ die seynd eben
sowol darzu obligirt/ ihre Sachen und Profession
darinn aufs beste wahr zunehmen/ und sich darin-
nen vollkommen zu machen utsis, qualem te pro-
fiteris;
Aber hiervon/ insonderheit von Erkiesung
und Unterscheid der Professionen in folgender
Abtheilung ein mehrers. Wann sich nun ein
Mensch mit Frommheit/ Tugenden/ ruhigen Ge-
müths Affecten/ mit ehrlicher Nahrung und Ge-
sundheit versehen/ beyneben die vorerwehnte zwey
generalien/ manual und praeliminar Wissenschaf-
ten erlernet/ und eine gewisse Profession ergriffen/
sich auch darinnen fähig und fertig machet/ also/
daß er darinnen excelhrt, so hat er seiner Seits die
Lebens-Praxin genugsam eingerichtet/ und nun
nichts übrig noch nöthig/ als mit seinem Neben-
Menschen wol umzugehen/ und in der bürgerli-
chen Gesellschafft zu leben wissen/ und dieses heis-
set man eigendlich die Prudentiam Civilem, Poli-
tic,
und Weltweißheit/ oder den Verstand/ um in
der Welt fortzukommen. Jst sehr nöthig allen
Menschen; dann ohne solche alles umsonst/ und
seyn vielmehr Leute allein durch guten Verstand/
ohne Wissenschafft/ als mit vielen Wissenschaff-
ten ohne Verstand/ in der Welt fortkommen. Es
entstehet aber solche Prudentia civilis, praxis, oder
bürgerlicher Umgang mit den Leuten/ aus zweyen
Gründen/ nemlich aus Freyheit und Schul-

dig-
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Seelen-Weißheit.
welche ſich darzu diſponirt befinden/ die ſeynd eben
ſowol darzu obligirt/ ihre Sachen und Profeſſion
darinn aufs beſte wahr zunehmen/ und ſich darin-
nen vollkommen zu machen utſis, qualem te pro-
fiteris;
Aber hiervon/ inſonderheit von Erkieſung
und Unterſcheid der Profeſſionen in folgender
Abtheilung ein mehrers. Wann ſich nun ein
Menſch mit Frommheit/ Tugenden/ ruhigen Ge-
muͤths Affecten/ mit ehrlicher Nahrung und Ge-
ſundheit verſehen/ beyneben die vorerwehnte zwey
generalien/ manual und præliminar Wiſſenſchaf-
ten erlernet/ und eine gewiſſe Profeſſion ergriffen/
ſich auch darinnen faͤhig und fertig machet/ alſo/
daß er darinnen excelhrt, ſo hat er ſeiner Seits die
Lebens-Praxin genugſam eingerichtet/ und nun
nichts uͤbrig noch noͤthig/ als mit ſeinem Neben-
Menſchen wol umzugehen/ und in der buͤrgerli-
chen Geſellſchafft zu leben wiſſen/ und dieſes heiſ-
ſet man eigendlich die Prudentiam Civilem, Poli-
tic,
und Weltweißheit/ oder den Verſtand/ um in
der Welt fortzukommen. Jſt ſehr noͤthig allen
Menſchen; dann ohne ſolche alles umſonſt/ und
ſeyn vielmehr Leute allein durch guten Verſtand/
ohne Wiſſenſchafft/ als mit vielen Wiſſenſchaff-
ten ohne Verſtand/ in der Welt fortkommen. Es
entſtehet aber ſolche Prudentia civilis, praxis, oder
buͤrgerlicher Umgang mit den Leuten/ aus zweyen
Gruͤnden/ nemlich aus Freyheit und Schul-

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[81/0139] Seelen-Weißheit. welche ſich darzu diſponirt befinden/ die ſeynd eben ſowol darzu obligirt/ ihre Sachen und Profeſſion darinn aufs beſte wahr zunehmen/ und ſich darin- nen vollkommen zu machen utſis, qualem te pro- fiteris; Aber hiervon/ inſonderheit von Erkieſung und Unterſcheid der Profeſſionen in folgender Abtheilung ein mehrers. Wann ſich nun ein Menſch mit Frommheit/ Tugenden/ ruhigen Ge- muͤths Affecten/ mit ehrlicher Nahrung und Ge- ſundheit verſehen/ beyneben die vorerwehnte zwey generalien/ manual und præliminar Wiſſenſchaf- ten erlernet/ und eine gewiſſe Profeſſion ergriffen/ ſich auch darinnen faͤhig und fertig machet/ alſo/ daß er darinnen excelhrt, ſo hat er ſeiner Seits die Lebens-Praxin genugſam eingerichtet/ und nun nichts uͤbrig noch noͤthig/ als mit ſeinem Neben- Menſchen wol umzugehen/ und in der buͤrgerli- chen Geſellſchafft zu leben wiſſen/ und dieſes heiſ- ſet man eigendlich die Prudentiam Civilem, Poli- tic, und Weltweißheit/ oder den Verſtand/ um in der Welt fortzukommen. Jſt ſehr noͤthig allen Menſchen; dann ohne ſolche alles umſonſt/ und ſeyn vielmehr Leute allein durch guten Verſtand/ ohne Wiſſenſchafft/ als mit vielen Wiſſenſchaff- ten ohne Verſtand/ in der Welt fortkommen. Es entſtehet aber ſolche Prudentia civilis, praxis, oder buͤrgerlicher Umgang mit den Leuten/ aus zweyen Gruͤnden/ nemlich aus Freyheit und Schul- dig- D v

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/139>, abgerufen am 23.11.2024.