Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].Vorrede. schen in den Stand kommt/ daß sie ver-stehet/ so ist das erste/ daß sie erkennet/ daß sie ein Mensch sey/ nemlich mit dem Leib ein Mensch genennet werde/ und mit eben dem verstehet sie auch/ daß/ ob sie zwar in dem Leibe/ sie den- noch von demselben unterschieden sey/ und mit eben dem verstehet sie/ daß sie ohnleiblich sey; Also fängt sie an zu un- terscheiden/ und was leib- und geistli- che Sachen seyn/ zu betrachten/ dann wann die Seele sich selbst verstehet/ so verstehet sie auch etlicher massen/ alle andere Sachen/ dieweil alle Sachen verständlicher Weise in der Seelen seyn/ das ist/ alle Sachen können von der Seelen verstanden werden/ als in ei- nem Spiegel und Ebenbilde Gottes. Derentwegen so viel die Seele von sich selber verstehet/ nemlich daß sie sey/ so viel verstehet sie auch von allen Ge- schöpffen/ so viel nemlich in diesem Le- ben von ihnen verstanden werden kan; dann dieweil die Seele sich von dem Leibe abkehren und sich selbsten/ nem- lich ihr innerliches geistliches Wesen und Krafft verstehen kan/ so kan sie in eben demselben Licht der Erkäntnüß/ auch
Vorrede. ſchen in den Stand kom̃t/ daß ſie ver-ſtehet/ ſo iſt das erſte/ daß ſie erkennet/ daß ſie ein Menſch ſey/ nemlich mit dem Leib ein Menſch genennet werde/ und mit eben dem verſtehet ſie auch/ daß/ ob ſie zwar in dem Leibe/ ſie den- noch von demſelben unterſchieden ſey/ und mit eben dem verſtehet ſie/ daß ſie ohnleiblich ſey; Alſo faͤngt ſie an zu un- terſcheiden/ und was leib- und geiſtli- che Sachen ſeyn/ zu betrachten/ dann wann die Seele ſich ſelbſt verſtehet/ ſo verſtehet ſie auch etlicher maſſen/ alle andere Sachen/ dieweil alle Sachen verſtaͤndlicher Weiſe in der Seelen ſeyn/ das iſt/ alle Sachen koͤnnen von der Seelẽ verſtanden werden/ als in ei- nem Spiegel und Ebenbilde Gottes. Derentwegen ſo viel die Seele von ſich ſelber verſtehet/ nemlich daß ſie ſey/ ſo viel verſtehet ſie auch von allen Ge- ſchoͤpffen/ ſo viel nemlich in dieſem Le- ben von ihnen verſtanden werden kan; dann dieweil die Seele ſich von dem Leibe abkehren und ſich ſelbſten/ nem- lich ihr innerliches geiſtliches Weſen und Krafft verſtehen kan/ ſo kan ſie in eben demſelben Licht der Erkaͤntnuͤß/ auch
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Vorrede.
ſchen in den Stand kom̃t/ daß ſie ver-
ſtehet/ ſo iſt das erſte/ daß ſie erkennet/
daß ſie ein Menſch ſey/ nemlich mit dem
Leib ein Menſch genennet werde/
und mit eben dem verſtehet ſie auch/
daß/ ob ſie zwar in dem Leibe/ ſie den-
noch von demſelben unterſchieden ſey/
und mit eben dem verſtehet ſie/ daß ſie
ohnleiblich ſey; Alſo faͤngt ſie an zu un-
terſcheiden/ und was leib- und geiſtli-
che Sachen ſeyn/ zu betrachten/ dann
wann die Seele ſich ſelbſt verſtehet/ ſo
verſtehet ſie auch etlicher maſſen/ alle
andere Sachen/ dieweil alle Sachen
verſtaͤndlicher Weiſe in der Seelen
ſeyn/ das iſt/ alle Sachen koͤnnen von
der Seelẽ verſtanden werden/ als in ei-
nem Spiegel und Ebenbilde Gottes.
Derentwegen ſo viel die Seele von ſich
ſelber verſtehet/ nemlich daß ſie ſey/ ſo
viel verſtehet ſie auch von allen Ge-
ſchoͤpffen/ ſo viel nemlich in dieſem Le-
ben von ihnen verſtanden werden kan;
dann dieweil die Seele ſich von dem
Leibe abkehren und ſich ſelbſten/ nem-
lich ihr innerliches geiſtliches Weſen
und Krafft verſtehen kan/ ſo kan ſie in
eben demſelben Licht der Erkaͤntnuͤß/
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