Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

Bild:
<< vorherige Seite

Seelen-Weißheit.
hat es wieder keinen Bestand noch rechte Socie-
tät. Alles derohalben/ was da dienet zur Beför-
derung einer volckreichen/ nahrhafften Gemeinde/
das ist anzunehmen/ und was verhinderlich/ abzu-
schaffen. Das ist die gründliche Politic. Die
Volckreichheit nun zu befördern/ nemlich ein
Land volckreich zu machen/ und viel Volck hinein
zu ziehen/ ist kein näherer Magnet noch Weg/ als
daß man eine gute Nahrung in ein Land verschaf-
fe/ daß sich die Leut leichtlich und reichlich alda er-
nehren können. Dann gleich wo ein Aaß ist/ sich
die Adler sammlen/ also/ wo was zu gewinnen ist/
da ziehen sich leichtlich Menschen hin. Einen
Ort aber nahrhafft zu machen/ ist kein näher Mit-
tel/ als die bürgerliche Nahrung/ welche darinnen
bestehet/ daß Bauren/ Handwercksleute und
Kauffleute unter und von einander leben können.
Wann die Kauffleute lieber frembde Waaren
als inländische verhandeln/ lieber frembde als in-
heimische Handwercksleute verlegen/ und denen
das Geld gönnen wollen/ so dienets nicht zu Er-
haltung nahrhaffter Gemeinde. Wann die rohe
Güter in die Frembde geführet/ dort verarbeitet/
und wieder ins Land gebracht/ hingegen den inlän-
dischen Meistern und Handwercksleuten das
Brod nicht gegönnet wird/ so ist es wieder nicht
gut. Wann man frembde Waaren ins Land

lässet/
E v

Seelen-Weißheit.
hat es wieder keinen Beſtand noch rechte Socie-
taͤt. Alles derohalben/ was da dienet zur Befoͤr-
derung einer volckreichen/ nahrhafften Gemeinde/
das iſt anzunehmen/ und was verhinderlich/ abzu-
ſchaffen. Das iſt die gruͤndliche Politic. Die
Volckreichheit nun zu befoͤrdern/ nemlich ein
Land volckreich zu machen/ und viel Volck hinein
zu ziehen/ iſt kein naͤherer Magnet noch Weg/ als
daß man eine gute Nahrung in ein Land verſchaf-
fe/ daß ſich die Leut leichtlich und reichlich alda er-
nehren koͤnnen. Dann gleich wo ein Aaß iſt/ ſich
die Adler ſammlen/ alſo/ wo was zu gewinnen iſt/
da ziehen ſich leichtlich Menſchen hin. Einen
Ort aber nahrhafft zu machen/ iſt kein naͤher Mit-
tel/ als die buͤrgerliche Nahrung/ welche darinnen
beſtehet/ daß Bauren/ Handwercksleute und
Kauffleute unter und von einander leben koͤnnen.
Wann die Kauffleute lieber frembde Waaren
als inlaͤndiſche verhandeln/ lieber frembde als in-
heimiſche Handwercksleute verlegen/ und denen
das Geld goͤnnen wollen/ ſo dienets nicht zu Er-
haltung nahrhaffter Gemeinde. Wann die rohe
Guͤter in die Frembde gefuͤhret/ dort verarbeitet/
und wieder ins Land gebracht/ hingegen den inlaͤn-
diſchen Meiſtern und Handwercksleuten das
Brod nicht gegoͤnnet wird/ ſo iſt es wieder nicht
gut. Wann man frembde Waaren ins Land

laͤſſet/
E v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0163" n="105"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Seelen-Weißheit.</hi></fw><lb/>
hat es wieder keinen Be&#x017F;tand noch rechte <hi rendition="#aq">Socie-</hi><lb/>
ta&#x0364;t. Alles derohalben/ was da dienet zur Befo&#x0364;r-<lb/>
derung einer volckreichen/ nahrhafften Gemeinde/<lb/>
das i&#x017F;t anzunehmen/ und was verhinderlich/ abzu-<lb/>
&#x017F;chaffen. Das i&#x017F;t die gru&#x0364;ndliche <hi rendition="#aq">Politic.</hi> Die<lb/><hi rendition="#fr">Volckreichheit</hi> nun zu befo&#x0364;rdern/ nemlich ein<lb/>
Land volckreich zu machen/ und viel Volck hinein<lb/>
zu ziehen/ i&#x017F;t kein na&#x0364;herer Magnet noch Weg/ als<lb/>
daß man eine gute Nahrung in ein Land ver&#x017F;chaf-<lb/>
fe/ daß &#x017F;ich die Leut leichtlich und reichlich alda er-<lb/>
nehren ko&#x0364;nnen. Dann gleich wo ein Aaß i&#x017F;t/ &#x017F;ich<lb/>
die Adler &#x017F;ammlen/ al&#x017F;o/ wo was zu gewinnen i&#x017F;t/<lb/>
da ziehen &#x017F;ich leichtlich Men&#x017F;chen hin. Einen<lb/>
Ort aber nahrhafft zu machen/ i&#x017F;t kein na&#x0364;her Mit-<lb/>
tel/ als die bu&#x0364;rgerliche Nahrung/ welche darinnen<lb/>
be&#x017F;tehet/ daß Bauren/ Handwercksleute und<lb/>
Kauffleute unter und von einander leben ko&#x0364;nnen.<lb/>
Wann die Kauffleute lieber frembde Waaren<lb/>
als inla&#x0364;ndi&#x017F;che verhandeln/ lieber frembde als in-<lb/>
heimi&#x017F;che Handwercksleute verlegen/ und denen<lb/>
das Geld go&#x0364;nnen wollen/ &#x017F;o dienets nicht zu Er-<lb/>
haltung nahrhaffter Gemeinde. Wann die rohe<lb/>
Gu&#x0364;ter in die Frembde gefu&#x0364;hret/ dort verarbeitet/<lb/>
und wieder ins Land gebracht/ hingegen den inla&#x0364;n-<lb/>
di&#x017F;chen Mei&#x017F;tern und Handwercksleuten das<lb/>
Brod nicht gego&#x0364;nnet wird/ &#x017F;o i&#x017F;t es wieder nicht<lb/>
gut. Wann man frembde Waaren ins Land<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E v</fw><fw place="bottom" type="catch">la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0163] Seelen-Weißheit. hat es wieder keinen Beſtand noch rechte Socie- taͤt. Alles derohalben/ was da dienet zur Befoͤr- derung einer volckreichen/ nahrhafften Gemeinde/ das iſt anzunehmen/ und was verhinderlich/ abzu- ſchaffen. Das iſt die gruͤndliche Politic. Die Volckreichheit nun zu befoͤrdern/ nemlich ein Land volckreich zu machen/ und viel Volck hinein zu ziehen/ iſt kein naͤherer Magnet noch Weg/ als daß man eine gute Nahrung in ein Land verſchaf- fe/ daß ſich die Leut leichtlich und reichlich alda er- nehren koͤnnen. Dann gleich wo ein Aaß iſt/ ſich die Adler ſammlen/ alſo/ wo was zu gewinnen iſt/ da ziehen ſich leichtlich Menſchen hin. Einen Ort aber nahrhafft zu machen/ iſt kein naͤher Mit- tel/ als die buͤrgerliche Nahrung/ welche darinnen beſtehet/ daß Bauren/ Handwercksleute und Kauffleute unter und von einander leben koͤnnen. Wann die Kauffleute lieber frembde Waaren als inlaͤndiſche verhandeln/ lieber frembde als in- heimiſche Handwercksleute verlegen/ und denen das Geld goͤnnen wollen/ ſo dienets nicht zu Er- haltung nahrhaffter Gemeinde. Wann die rohe Guͤter in die Frembde gefuͤhret/ dort verarbeitet/ und wieder ins Land gebracht/ hingegen den inlaͤn- diſchen Meiſtern und Handwercksleuten das Brod nicht gegoͤnnet wird/ ſo iſt es wieder nicht gut. Wann man frembde Waaren ins Land laͤſſet/ E v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/163
Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/163>, abgerufen am 24.11.2024.