Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].Seelen-Weißheit. mit dem gemeinen coagulirten Golde/ eine solcheFreundschafft/ und keinen andern Unterscheid habe/ als Eys mit Wasser hat/ derentwegen auch das Gold in diesem Mercurio so leicht zer- gehe/ als Eys im Wasser. Solchen Mercurium nun/ haben sie ihren Mercurium, nemlich Mer- curium Philosophorum genannt/ auch wol ihr Gold/ dieweil sie nemlich solches ausgefunden/ und es zum Philosophischen Wercke dienet. Weil nun klar ist/ daß der Mercurius Philosophorum drey Qualitäten haben muß/ nemlich die grosse Durchdringenheit/ die grosse Hitz/ und die subtile- ste Feuchtigkeit/ so hat sich gleichsam von sich selbsten gewiesen/ daß dieser Mercurius nicht aus einem metall, sondern aus unterschiedlichen müs- se componirt werden: Derentwegen auch die Philosophi diesen ihren Mercurium/ ihr Chaos genennet/ denn es findet sich/ wie ich gesagt/ kein Metall/ welches alle diese drey qualitäten zugleich beysammen hätte/ Gold und Silber seynd zu fix/ und ihr Mercurius gehet allezeit nach der Fixität; Bley und Zinn zu feucht und kalt; Eisen ist zwar sehr hitzig/ allein wegen seiner grossen Jrdigkeit/ nicht durchdringend; Kupffer hat zwar einen zimlich warmen Mercurium/ und ist durchdrin- gend/ allein es gehet ihm gleichwol die subtile Hitze ab. Derentwegen haben die Philosophi geschlossen/ es sey kein anderer Rath/ als die Hitze aus G v
Seelen-Weißheit. mit dem gemeinen coagulirten Golde/ eine ſolcheFreundſchafft/ und keinen andern Unterſcheid habe/ als Eys mit Waſſer hat/ derentwegen auch das Gold in dieſem Mercurio ſo leicht zer- gehe/ als Eys im Waſſer. Solchen Mercurium nun/ haben ſie ihren Mercurium, nemlich Mer- curium Philoſophorum genannt/ auch wol ihr Gold/ dieweil ſie nemlich ſolches ausgefunden/ und es zum Philoſophiſchen Wercke dienet. Weil nun klar iſt/ daß der Mercurius Philoſophorum drey Qualitaͤten haben muß/ nemlich die groſſe Durchdringenheit/ die groſſe Hitz/ und die ſubtile- ſte Feuchtigkeit/ ſo hat ſich gleichſam von ſich ſelbſten gewieſen/ daß dieſer Mercurius nicht aus einem metall, ſondern aus unterſchiedlichen muͤſ- ſe componirt werden: Derentwegen auch die Philoſophi dieſen ihren Mercurium/ ihr Chaos genennet/ denn es findet ſich/ wie ich geſagt/ kein Metall/ welches alle dieſe drey qualitaͤten zugleich beyſammen haͤtte/ Gold und Silber ſeynd zu fix/ und ihr Mercurius gehet allezeit nach der Fixitaͤt; Bley und Zinn zu feucht und kalt; Eiſen iſt zwar ſehr hitzig/ allein wegen ſeiner groſſen Jrdigkeit/ nicht durchdringend; Kupffer hat zwar einen zimlich warmen Mercurium/ und iſt durchdrin- gend/ allein es gehet ihm gleichwol die ſubtile Hitze ab. Derentwegen haben die Philoſophi geſchloſſen/ es ſey kein anderer Rath/ als die Hitze aus G v
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Seelen-Weißheit.
mit dem gemeinen coagulirten Golde/ eine ſolche
Freundſchafft/ und keinen andern Unterſcheid
habe/ als Eys mit Waſſer hat/ derentwegen
auch das Gold in dieſem Mercurio ſo leicht zer-
gehe/ als Eys im Waſſer. Solchen Mercurium
nun/ haben ſie ihren Mercurium, nemlich Mer-
curium Philoſophorum genannt/ auch wol ihr
Gold/ dieweil ſie nemlich ſolches ausgefunden/
und es zum Philoſophiſchen Wercke dienet. Weil
nun klar iſt/ daß der Mercurius Philoſophorum
drey Qualitaͤten haben muß/ nemlich die groſſe
Durchdringenheit/ die groſſe Hitz/ und die ſubtile-
ſte Feuchtigkeit/ ſo hat ſich gleichſam von ſich
ſelbſten gewieſen/ daß dieſer Mercurius nicht aus
einem metall, ſondern aus unterſchiedlichen muͤſ-
ſe componirt werden: Derentwegen auch die
Philoſophi dieſen ihren Mercurium/ ihr Chaos
genennet/ denn es findet ſich/ wie ich geſagt/ kein
Metall/ welches alle dieſe drey qualitaͤten zugleich
beyſammen haͤtte/ Gold und Silber ſeynd zu fix/
und ihr Mercurius gehet allezeit nach der Fixitaͤt;
Bley und Zinn zu feucht und kalt; Eiſen iſt zwar
ſehr hitzig/ allein wegen ſeiner groſſen Jrdigkeit/
nicht durchdringend; Kupffer hat zwar einen
zimlich warmen Mercurium/ und iſt durchdrin-
gend/ allein es gehet ihm gleichwol die ſubtile
Hitze ab. Derentwegen haben die Philoſophi
geſchloſſen/ es ſey kein anderer Rath/ als die Hitze
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Zitationshilfe: | Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/211>, abgerufen am 16.07.2024. |