Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Vorrede.

schauung! O warhaffte Träume! O er-
wünschte Entzuckung! so heisst es also-
bald/ man sey ein Narr/ ein Enthu-
siast/ ein Phantast/ dem aber nur der
geringste Vorschmack der Philosophie
bekant/ wird gern alle diese Schimpff-
Reden dulden/ und der gemeinen
Schul-Philosophie müssig gehen/ auch
rundauß gestehen/ daß durch Erkänt-
nüß der Seelen/ allerhand schöne Wis-
senschafften/ Lebens-Mittel/ Gesund-
heit/ Ruhe des Gemüths/ Trost/ Be-
ständigkeit und Erkäntnüß Gottes
zu wege gebracht/ und der erste Fuß
zur wahren Theosophie, nemlich zur
Furcht und Liebe Gottes und zu sei-
nem Wort gesetzet werde. Das ist die
rechte Christliche Metaphysic, darvon
Rogerius Minorita schreibet: Quid putas? si
in intimo tuo, intimus sit Deus, a quantis tene-
bris, ad quantas duceris claritates, per Spiritum
ejus? Si illas quae in intimis illis sive internis Se-
cretis animae tuae sunt, nossesintimas contem-
plationes, si illas lucidas illuminationes, si illos
fervidos splendores, si illos simplices radios, si
illos puros fulgores, si illos vivificos ardores, si
illos pacificos sapores, si illos deliciosissimos
dulcores, si res incognitas & innominabiles,

res

Vorrede.

ſchauung! O warhaffte Traͤume! O er-
wuͤnſchte Entzuckung! ſo heiſſt es alſo-
bald/ man ſey ein Narꝛ/ ein Enthu-
ſiaſt/ ein Phantaſt/ dem aber nur der
geringſte Vorſchmack der Philoſophie
bekant/ wird gern alle dieſe Schimpff-
Reden dulden/ und der gemeinen
Schul-Philoſophie muͤſſig gehen/ auch
rundauß geſtehen/ daß durch Erkaͤnt-
nuͤß der Seelen/ allerhand ſchoͤne Wiſ-
ſenſchafften/ Lebens-Mittel/ Geſund-
heit/ Ruhe des Gemuͤths/ Troſt/ Be-
ſtaͤndigkeit und Erkaͤntnuͤß Gottes
zu wege gebracht/ und der erſte Fuß
zur wahren Theoſophie, nemlich zur
Furcht und Liebe Gottes und zu ſei-
nem Wort geſetzet werde. Das iſt die
rechte Chriſtliche Metaphyſic, darvon
Rogerius Minorita ſchreibet: Quid putas? ſi
in intimo tuo, intimus ſit Deus, à quantis tene-
bris, ad quantas duceris claritates, per Spiritum
ejus? Si illas quæ in intimis illis ſive internis Se-
cretis animæ tuæ ſunt, noſſesintimas contem-
plationes, ſi illas lucidas illuminationes, ſi illos
fervidos ſplendores, ſi illos ſimplices radios, ſi
illos puros fulgores, ſi illos vivificos ardores, ſi
illos pacificos ſapores, ſi illos delicioſiſſimos
dulcores, ſi res incognitas & innominabiles,

res

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="preface" n="1">
        <p>
          <pb facs="#f0023"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vorrede.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">&#x017F;chauung! O warhaffte Tra&#x0364;ume! O er-<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chte Entzuckung! &#x017F;o hei&#x017F;&#x017F;t es al&#x017F;o-<lb/>
bald/ man &#x017F;ey ein Nar&#xA75B;/ ein Enthu-<lb/>
&#x017F;ia&#x017F;t/ ein Phanta&#x017F;t/ dem aber nur der<lb/>
gering&#x017F;te Vor&#x017F;chmack der</hi> <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophie</hi><lb/> <hi rendition="#fr">bekant/ wird gern alle die&#x017F;e Schimpff-<lb/>
Reden dulden/ und der gemeinen<lb/>
Schul-</hi> <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophie</hi> <hi rendition="#fr">mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig gehen/ auch<lb/>
rundauß ge&#x017F;tehen/ daß durch Erka&#x0364;nt-<lb/>
nu&#x0364;ß der Seelen/ allerhand &#x017F;cho&#x0364;ne Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;chafften/ Lebens-Mittel/ Ge&#x017F;und-<lb/>
heit/ Ruhe des Gemu&#x0364;ths/ Tro&#x017F;t/ Be-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit und Erka&#x0364;ntnu&#x0364;ß Gottes<lb/>
zu wege gebracht/ und der er&#x017F;te Fuß<lb/>
zur wahren</hi> <hi rendition="#aq">Theo&#x017F;ophie,</hi> <hi rendition="#fr">nemlich zur<lb/>
Furcht und Liebe Gottes und zu &#x017F;ei-<lb/>
nem Wort ge&#x017F;etzet werde. Das i&#x017F;t die<lb/>
rechte Chri&#x017F;tliche</hi> <hi rendition="#aq">Metaphy&#x017F;ic,</hi> <hi rendition="#fr">darvon</hi><lb/> <hi rendition="#aq">Rogerius Minorita</hi> <hi rendition="#fr">&#x017F;chreibet:</hi> <hi rendition="#aq">Quid putas? &#x017F;i<lb/>
in intimo tuo, intimus &#x017F;it Deus, à quantis tene-<lb/>
bris, ad quantas duceris claritates, per Spiritum<lb/>
ejus? Si illas quæ in intimis illis &#x017F;ive internis Se-<lb/>
cretis animæ tuæ &#x017F;unt, no&#x017F;&#x017F;esintimas contem-<lb/>
plationes, &#x017F;i illas lucidas illuminationes, &#x017F;i illos<lb/>
fervidos &#x017F;plendores, &#x017F;i illos &#x017F;implices radios, &#x017F;i<lb/>
illos puros fulgores, &#x017F;i illos vivificos ardores, &#x017F;i<lb/>
illos pacificos &#x017F;apores, &#x017F;i illos delicio&#x017F;i&#x017F;&#x017F;imos<lb/>
dulcores, &#x017F;i res incognitas &amp; innominabiles,</hi><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">res</hi> </fw><lb/>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[0023] Vorrede. ſchauung! O warhaffte Traͤume! O er- wuͤnſchte Entzuckung! ſo heiſſt es alſo- bald/ man ſey ein Narꝛ/ ein Enthu- ſiaſt/ ein Phantaſt/ dem aber nur der geringſte Vorſchmack der Philoſophie bekant/ wird gern alle dieſe Schimpff- Reden dulden/ und der gemeinen Schul-Philoſophie muͤſſig gehen/ auch rundauß geſtehen/ daß durch Erkaͤnt- nuͤß der Seelen/ allerhand ſchoͤne Wiſ- ſenſchafften/ Lebens-Mittel/ Geſund- heit/ Ruhe des Gemuͤths/ Troſt/ Be- ſtaͤndigkeit und Erkaͤntnuͤß Gottes zu wege gebracht/ und der erſte Fuß zur wahren Theoſophie, nemlich zur Furcht und Liebe Gottes und zu ſei- nem Wort geſetzet werde. Das iſt die rechte Chriſtliche Metaphyſic, darvon Rogerius Minorita ſchreibet: Quid putas? ſi in intimo tuo, intimus ſit Deus, à quantis tene- bris, ad quantas duceris claritates, per Spiritum ejus? Si illas quæ in intimis illis ſive internis Se- cretis animæ tuæ ſunt, noſſesintimas contem- plationes, ſi illas lucidas illuminationes, ſi illos fervidos ſplendores, ſi illos ſimplices radios, ſi illos puros fulgores, ſi illos vivificos ardores, ſi illos pacificos ſapores, ſi illos delicioſiſſimos dulcores, ſi res incognitas & innominabiles, res

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/23
Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/23>, abgerufen am 21.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.