Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].Seelen-Weißheit. Gewicht hielte/ so waren auch die Speisen mehrnaß als feste/ Gerstenschleim/ Ponadel und der- gleichen; alle harte gesaltzene/ gewürtzte/ geröste/ gebratene und gebackene Speisen/ sind ungesund/ schwehr zu verdäuen und machen verdorrte ver- brennte excrementa, woraus Verstopffungen und Melancholey kommt. Ein gute Wasser- Bier-oder Wein-Supp/ Erbsen-Habern-Mehl/ oder Reißbrey/ ein Aepffel-Wein-oder Mandel- Mus/ ein frischgesottenes Ey/ Salat und der- gleichen/ sein gesunde nährende Speisen. Des Tages einmal und um drey Uhren Nachmittag gegessen/ halte ich aus vielen Ursachen zum be- sten/ dann unsere ordinar Mahlzeiten kommen zugeschwinde auff einander/ und seyn zu ungleich zwischen Schlaf-und Wachens-Zeit außge- theilt. Nun wollen wir von dem Essen/ zu dem Trunck Glie- J vj
Seelen-Weißheit. Gewicht hielte/ ſo waren auch die Speiſen mehrnaß als feſte/ Gerſtenſchleim/ Ponadel und der- gleichen; alle harte geſaltzene/ gewuͤrtzte/ geroͤſte/ gebratene und gebackene Speiſen/ ſind ungeſund/ ſchwehr zu verdaͤuen und machen verdorrte ver- brennte excrementa, woraus Verſtopffungen und Melancholey kommt. Ein gute Waſſer- Bier-oder Wein-Supp/ Erbſen-Habern-Mehl/ oder Reißbrey/ ein Aepffel-Wein-oder Mandel- Mus/ ein friſchgeſottenes Ey/ Salat und der- gleichen/ ſein geſunde naͤhrende Speiſen. Des Tages einmal und um drey Uhren Nachmittag gegeſſen/ halte ich aus vielen Urſachen zum be- ſten/ dann unſere ordinar Mahlzeiten kommen zugeſchwinde auff einander/ und ſeyn zu ungleich zwiſchen Schlaf-und Wachens-Zeit außge- theilt. Nun wollen wir von dem Eſſen/ zu dem Trunck Glie- J vj
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Seelen-Weißheit.
Gewicht hielte/ ſo waren auch die Speiſen mehr
naß als feſte/ Gerſtenſchleim/ Ponadel und der-
gleichen; alle harte geſaltzene/ gewuͤrtzte/ geroͤſte/
gebratene und gebackene Speiſen/ ſind ungeſund/
ſchwehr zu verdaͤuen und machen verdorrte ver-
brennte excrementa, woraus Verſtopffungen
und Melancholey kommt. Ein gute Waſſer-
Bier-oder Wein-Supp/ Erbſen-Habern-Mehl/
oder Reißbrey/ ein Aepffel-Wein-oder Mandel-
Mus/ ein friſchgeſottenes Ey/ Salat und der-
gleichen/ ſein geſunde naͤhrende Speiſen. Des
Tages einmal und um drey Uhren Nachmittag
gegeſſen/ halte ich aus vielen Urſachen zum be-
ſten/ dann unſere ordinar Mahlzeiten kommen
zugeſchwinde auff einander/ und ſeyn zu ungleich
zwiſchen Schlaf-und Wachens-Zeit außge-
theilt.
Nun wollen wir von dem Eſſen/ zu dem Trunck
kommen/ allwo es ein allgemeine boͤſe Meynung
iſt/ daß das hitzige Getraͤnck dem Magen gut
thue/ da ich doch das Gegentheil beweiſen wil/
nemlich/ daß das hitzige Getraͤnck den Magen
angreifft/ den tonum ventriculi & viſcerum ſol-
virt/ nachmaln die membranas und tunicas ro-
dirt/ dannenhero die Colic/ zu geſchweigen/ daß
dashitzige Getraͤnck/ die Gall vermehre/ den gan-
tzen Leib anzuͤndt/ Fieber/ Lungen-Leber-und Waſ-
ſerſucht/ Stein und Podagra verurſachet/ die
Glie-
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