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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Psychosophia.
Wir sterben ob wir gleich in Armuths Nie-
drigkeit.
Hie wird kein Alterthum/ gros oder klein geachtet/
Es hat der schwartze Tod diß alles unter sich.
Es wird kein Geld noch Gut/ noch gröster
Schatz betrachtet/
Kein Mensche kan entgehn des strengen
Todes-Stich.

Wiliu aber wissen/ wie der Mensch sich wieder
verjüngeren könne/ und was der rechte homuncio
Paracelsi
sey/ so gehe hin/ heurathe ein Weib und
zeuge Kinder/ so wird dein Geschlecht in den
Kindern fortgesetzt. So hält sich die Natur/ sie
wirfft von den Bäumen und Blumen den
Samen in die Erde/ darauß werden frische
Pflautzen/ unterdessen verdörrt der alte Baum/
und stirbt die Blum ab. Gleichwie es nun ein
allgemeines Gesetz ist/ sterben/ so ist es auch
ein fundamental Gesetz in der Natur/ zeu-
gen.

137. Phil.

Es ist gleichwol nicht jedes Thun Kin-
der zeugen/ und derentwegen alsobald ein Weib auff/
den Halß nehmen; meines Theils/ obgleich ich nicht
Zeurathe und Kinder zeuge/ so wird doch die Welt
nicht absterben/ und wann ich gleich Kinder zeugen
wolte/ sehe ich eben nicht/ warum ich vor ein-
mal mir/ die Zeit meines Lebens/
ein Weib an Leib hän-
gen soll.

Psych.
Pſychoſophia.
Wir ſterben ob wir gleich in Armuths Nie-
drigkeit.
Hie wird kein Alterthum/ gros oder klein geachtet/
Es hat der ſchwartze Tod diß alles unter ſich.
Es wird kein Geld noch Gut/ noch groͤſter
Schatz betrachtet/
Kein Menſche kan entgehn des ſtrengen
Todeſ-Stich.

Wiliu aber wiſſen/ wie der Menſch ſich wieder
verjuͤngeren koͤñe/ und was der rechte homuncio
Paracelſi
ſey/ ſo gehe hin/ heurathe ein Weib und
zeuge Kinder/ ſo wird dein Geſchlecht in den
Kindern fortgeſetzt. So haͤlt ſich die Natur/ ſie
wirfft von den Baͤumen und Blumen den
Samen in die Erde/ darauß werden friſche
Pflautzen/ unterdeſſen verdoͤrꝛt der alte Baum/
und ſtirbt die Blum ab. Gleichwie es nun ein
allgemeines Geſetz iſt/ ſterben/ ſo iſt es auch
ein fundamental Geſetz in der Natur/ zeu-
gen.

137. Phil.

Es iſt gleichwol nicht jedes Thun Kin-
der zeugen/ und derentwegen alſobald ein Weib auff/
den Halß nehmen; meines Theils/ obgleich ich nicht
Zeurathe und Kinder zeuge/ ſo wird doch die Welt
nicht abſterben/ und wann ich gleich Kinder zeugen
wolte/ ſehe ich eben nicht/ warum ich vor ein-
mal mir/ die Zeit meines Lebens/
ein Weib an Leib haͤn-
gen ſoll.

Pſych.
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[250/0308] Pſychoſophia. Wir ſterben ob wir gleich in Armuths Nie- drigkeit. Hie wird kein Alterthum/ gros oder klein geachtet/ Es hat der ſchwartze Tod diß alles unter ſich. Es wird kein Geld noch Gut/ noch groͤſter Schatz betrachtet/ Kein Menſche kan entgehn des ſtrengen Todeſ-Stich. Wiliu aber wiſſen/ wie der Menſch ſich wieder verjuͤngeren koͤñe/ und was der rechte homuncio Paracelſi ſey/ ſo gehe hin/ heurathe ein Weib und zeuge Kinder/ ſo wird dein Geſchlecht in den Kindern fortgeſetzt. So haͤlt ſich die Natur/ ſie wirfft von den Baͤumen und Blumen den Samen in die Erde/ darauß werden friſche Pflautzen/ unterdeſſen verdoͤrꝛt der alte Baum/ und ſtirbt die Blum ab. Gleichwie es nun ein allgemeines Geſetz iſt/ ſterben/ ſo iſt es auch ein fundamental Geſetz in der Natur/ zeu- gen. 137. Phil. Es iſt gleichwol nicht jedes Thun Kin- der zeugen/ und derentwegen alſobald ein Weib auff/ den Halß nehmen; meines Theils/ obgleich ich nicht Zeurathe und Kinder zeuge/ ſo wird doch die Welt nicht abſterben/ und wann ich gleich Kinder zeugen wolte/ ſehe ich eben nicht/ warum ich vor ein- mal mir/ die Zeit meines Lebens/ ein Weib an Leib haͤn- gen ſoll. Pſych.

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/308>, abgerufen am 22.11.2024.