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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Psychosophia.
und haben hernach ihrer untergangenen Feinde
schändliches und lasterhafftiges Leben beschrieben/
und einen ewigen bösen Namen in der Welt ge-
macht und auffgezeichnet. Quam saepe privata inju-
ria publice ulta est, quam saepe partes movit?
sagt
Barclajus. Jch glaube/ deine Feder werde auch noch
wol deinen Feinden ein Epitaphium machen/ und
habe schon eins verfertiget/ als jener grosse Minister/
der dein abgesagter Feind war/ lebendig sturbe/ und
erstlich kurtz/ recht in seiner Ungnade gestor-
ben ist?

Psych. Von grossen Fürsten und Herren soll man
nichts übels reden/ noch schreiben/ viel weniger
seinen Feinden Unglück gönnen: Grosse Fürsten
und Herren hingegen aber sollen gelehrte Leute
auch nicht unbilliger Weise verfolgen/ ruiniren
und in Unglück bringen. Man soll freylich kei-
nem kein Unglück gönnen/ aber wann er wider
alle Vermahnung sich nicht wil rathen lassen/
sondern mit Gewalt und Muthwillen hinein
platzt/ so ist er billich Lachens würdig; als wie ei-
ner/ der einem andern eine Grube gräbet/ und
selber hinein fällt. Eines andern Ehr soll man
nicht angreiffen; hingegen aber auch seine eigene
Ehre manuteniren/ und lieber dem Verleumder
die Larve abziehen/ und beweisen/ was dar-
unter steckt/ als sich selbsten eine Larve lassen
auffsetzen/ und vor der Welt unschuldiger

Weise

Pſychoſophia.
und haben hernach ihrer untergangenen Feinde
ſchaͤndliches und laſterhafftiges Leben beſchrieben/
und einen ewigen boͤſen Namen in der Welt ge-
macht und auffgezeichnet. Quam ſæpè privata inju-
ria publice ulta eſt, quam ſæpe partes movit?
ſagt
Barclajus. Jch glaube/ deine Feder werde auch noch
wol deinen Feinden ein Epitaphium machen/ und
habe ſchon eins verfertiget/ als jener groſſe Miniſter/
der dein abgeſagter Feind war/ lebendig ſturbe/ und
erſtlich kurtz/ recht in ſeiner Ungnade geſtor-
ben iſt?

Pſych. Von groſſen Fuͤrſten und Herꝛen ſoll man
nichts uͤbels reden/ noch ſchreiben/ viel weniger
ſeinen Feinden Ungluͤck goͤnnen: Groſſe Fuͤrſten
und Herꝛen hingegen aber ſollen gelehrte Leute
auch nicht unbilliger Weiſe verfolgen/ ruiniren
und in Ungluͤck bringen. Man ſoll freylich kei-
nem kein Ungluͤck goͤnnen/ aber wann er wider
alle Vermahnung ſich nicht wil rathen laſſen/
ſondern mit Gewalt und Muthwillen hinein
platzt/ ſo iſt er billich Lachens wuͤrdig; als wie ei-
ner/ der einem andern eine Grube graͤbet/ und
ſelber hinein faͤllt. Eines andern Ehr ſoll man
nicht angreiffen; hingegen aber auch ſeine eigene
Ehre manuteniren/ und lieber dem Verleumder
die Larve abziehen/ und beweiſen/ was dar-
unter ſteckt/ als ſich ſelbſten eine Larve laſſen
auffſetzen/ und vor der Welt unſchuldiger

Weiſe
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[322/0380] Pſychoſophia. und haben hernach ihrer untergangenen Feinde ſchaͤndliches und laſterhafftiges Leben beſchrieben/ und einen ewigen boͤſen Namen in der Welt ge- macht und auffgezeichnet. Quam ſæpè privata inju- ria publice ulta eſt, quam ſæpe partes movit? ſagt Barclajus. Jch glaube/ deine Feder werde auch noch wol deinen Feinden ein Epitaphium machen/ und habe ſchon eins verfertiget/ als jener groſſe Miniſter/ der dein abgeſagter Feind war/ lebendig ſturbe/ und erſtlich kurtz/ recht in ſeiner Ungnade geſtor- ben iſt? Pſych. Von groſſen Fuͤrſten und Herꝛen ſoll man nichts uͤbels reden/ noch ſchreiben/ viel weniger ſeinen Feinden Ungluͤck goͤnnen: Groſſe Fuͤrſten und Herꝛen hingegen aber ſollen gelehrte Leute auch nicht unbilliger Weiſe verfolgen/ ruiniren und in Ungluͤck bringen. Man ſoll freylich kei- nem kein Ungluͤck goͤnnen/ aber wann er wider alle Vermahnung ſich nicht wil rathen laſſen/ ſondern mit Gewalt und Muthwillen hinein platzt/ ſo iſt er billich Lachens wuͤrdig; als wie ei- ner/ der einem andern eine Grube graͤbet/ und ſelber hinein faͤllt. Eines andern Ehr ſoll man nicht angreiffen; hingegen aber auch ſeine eigene Ehre manuteniren/ und lieber dem Verleumder die Larve abziehen/ und beweiſen/ was dar- unter ſteckt/ als ſich ſelbſten eine Larve laſſen auffſetzen/ und vor der Welt unſchuldiger Weiſe

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/380>, abgerufen am 22.11.2024.