Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Seelen-Weißheit.

Verfolgung ansehe; Jndessen muß denen Her-
ren Collegis ein Winck gegeben werden/ daß
die bißhero geführte Affection nur ein Spiegel-
fechten gewesen/ und sie kein disgusto verursa-
chen werden/ wann sie diesen ehrlichen Mann
verfolgen/ und das Spargement bey dem
Principalen confirmirten. Also wirfft der
Abbt die Würffel. Nachmahlen muß der
vermeynte Mecoenas zu dem ehrlichen Mann
sagen: Es sey ihm leyd/ daß er in solches Ge-
schrey kommen/ er zweiffele zwahr gantz nicht da-
ran/ daß solches nicht wahr sey/ es sey
ihm aber leyd/ daß anderee sein Collegae nicht
auch der Meynung wären/ sondern den Prin-
cipalen mit widriger Meynung erfüllet/ er sei-
nes Theils könte gegen dem gantzen Hof ihn
nicht länger portiren/ müste bereits viel seinet-
wegen leiden/ daß er sich so familiar mit ihme
eingelassen/ es sey ihm von Hertzen leyd/ daß er
sich von ihm scheiden müsse/ er solle sich nur
eine Zeitlang retirad halten/ es werde schon
mit der Zeit besser werden/ und diese trübe
Wolcken vorbey gehen/ er wolte schon mit Ge-
legenheit seiner wieder im guten gedencken/ da-
mit sitzt dann der ehrliche Mann bloß/ und weil
er sich allein an diesen Patron gehalten/ so
hat er bey denen anderen eine Jalousie erwecket/

welche

Seelen-Weißheit.

Verfolgung anſehe; Jndeſſen muß denen Her-
ren Collegis ein Winck gegeben werden/ daß
die bißhero gefuͤhrte Affection nur ein Spiegel-
fechten geweſen/ und ſie kein diſguſto verurſa-
chen werden/ wann ſie dieſen ehrlichen Mann
verfolgen/ und das Spargement bey dem
Principalen confirmirten. Alſo wirfft der
Abbt die Wuͤrffel. Nachmahlen muß der
vermeynte Mecœnas zu dem ehrlichen Mann
ſagen: Es ſey ihm leyd/ daß er in ſolches Ge-
ſchrey kommen/ er zweiffele zwahr gantz nicht da-
ran/ daß ſolches nicht wahr ſey/ es ſey
ihm aber leyd/ daß anderee ſein Collegæ nicht
auch der Meynung waͤren/ ſondern den Prin-
cipalen mit widriger Meynung erfuͤllet/ er ſei-
nes Theils koͤnte gegen dem gantzen Hof ihn
nicht laͤnger portiren/ muͤſte bereits viel ſeinet-
wegen leiden/ daß er ſich ſo familiar mit ihme
eingelaſſen/ es ſey ihm von Hertzen leyd/ daß er
ſich von ihm ſcheiden muͤſſe/ er ſolle ſich nur
eine Zeitlang retirad halten/ es werde ſchon
mit der Zeit beſſer werden/ und dieſe truͤbe
Wolcken vorbey gehen/ er wolte ſchon mit Ge-
legenheit ſeiner wieder im guten gedencken/ da-
mit ſitzt dann der ehrliche Mann bloß/ und weil
er ſich allein an dieſen Patron gehalten/ ſo
hat er bey denen anderen eine Jalouſie erwecket/

welche

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[329/0387] Seelen-Weißheit. Verfolgung anſehe; Jndeſſen muß denen Her- ren Collegis ein Winck gegeben werden/ daß die bißhero gefuͤhrte Affection nur ein Spiegel- fechten geweſen/ und ſie kein diſguſto verurſa- chen werden/ wann ſie dieſen ehrlichen Mann verfolgen/ und das Spargement bey dem Principalen confirmirten. Alſo wirfft der Abbt die Wuͤrffel. Nachmahlen muß der vermeynte Mecœnas zu dem ehrlichen Mann ſagen: Es ſey ihm leyd/ daß er in ſolches Ge- ſchrey kommen/ er zweiffele zwahr gantz nicht da- ran/ daß ſolches nicht wahr ſey/ es ſey ihm aber leyd/ daß anderee ſein Collegæ nicht auch der Meynung waͤren/ ſondern den Prin- cipalen mit widriger Meynung erfuͤllet/ er ſei- nes Theils koͤnte gegen dem gantzen Hof ihn nicht laͤnger portiren/ muͤſte bereits viel ſeinet- wegen leiden/ daß er ſich ſo familiar mit ihme eingelaſſen/ es ſey ihm von Hertzen leyd/ daß er ſich von ihm ſcheiden muͤſſe/ er ſolle ſich nur eine Zeitlang retirad halten/ es werde ſchon mit der Zeit beſſer werden/ und dieſe truͤbe Wolcken vorbey gehen/ er wolte ſchon mit Ge- legenheit ſeiner wieder im guten gedencken/ da- mit ſitzt dann der ehrliche Mann bloß/ und weil er ſich allein an dieſen Patron gehalten/ ſo hat er bey denen anderen eine Jalouſie erwecket/ welche

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Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/387>, abgerufen am 22.11.2024.

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