Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

Bild:
<< vorherige Seite
Seelen-Weißheit.
158. Phil. Auff diese Manier solte man den Teufel
betriegen können: Solten aber auch dergleichen
Dinge wol wahr seyn und vorgehen können/ und
wie ist es müglich ihnen zu entgehen? Es scheinet du
seyest zimlich hierinnen in die Schulen gegangen/
und wie jene Jungfer sagte/ was lernet man
nicht bey Hofe/ deine Lection
wohl aufgemerckt?

Psych. Daß solche Sachen vorgehen/ ist mehr
als zu viel bekandt/ und zwar so ungereymte/ un-
glaubliche Lügen/ die nicht einmal einen Schein
haben können/ und dennoch Landgeschrey darauß
werden/ wirstu in Beschreibung meines eigenen
Lebens unterschiedliche wichtige Exempel lesen/
welche aber alle durch die Gegenwarheit zunicht
gemacht worden seyn. Fragstu mich aber/ warum
eben von mir/ und nicht von allen Menschen übels
geredt werde/ so wisse die Ursach/ daß eben als
ich der Welt hab dienen/ das Böse abschaffen/
das Gute introduciren/ meinem Herrn und des-
sen Unterthanen getreu und nützlich seyn wol-
len/ da hatte jederman sich wider mich aufgeleh-
net. Wann du es auch thun wirst/ so wird es
dir eben so gehen/ dann die Welt hat es Gott
selbsten/ weder Christo noch seinen Aposteln bes-
ser gemacht/ sie wird gewißlich dir und mir nichts
besonders machen/ noch uns einen neuen Tantz
auffpfeiffen.

159. Phil. Was wiltu dann nun ferner thun?
Psych.
Seelen-Weißheit.
158. Phil. Auff dieſe Manier ſolte man den Teufel
betriegen koͤnnen: Solten aber auch dergleichen
Dinge wol wahr ſeyn und vorgehen koͤnnen/ und
wie iſt es muͤglich ihnen zu entgehen? Es ſcheinet du
ſeyeſt zimlich hierinnen in die Schulen gegangen/
und wie jene Jungfer ſagte/ was lernet man
nicht bey Hofe/ deine Lection
wohl aufgemerckt?

Pſych. Daß ſolche Sachen vorgehen/ iſt mehr
als zu viel bekandt/ und zwar ſo ungereymte/ un-
glaubliche Luͤgen/ die nicht einmal einen Schein
haben koͤnnen/ und dennoch Landgeſchrey darauß
werden/ wirſtu in Beſchreibung meines eigenen
Lebens unterſchiedliche wichtige Exempel leſen/
welche aber alle durch die Gegenwarheit zunicht
gemacht worden ſeyn. Fragſtu mich aber/ warum
eben von mir/ und nicht von allen Menſchen uͤbels
geredt werde/ ſo wiſſe die Urſach/ daß eben als
ich der Welt hab dienen/ das Boͤſe abſchaffen/
das Gute introduciren/ meinem Herꝛn und deſ-
ſen Unterthanen getreu und nuͤtzlich ſeyn wol-
len/ da hatte jederman ſich wider mich aufgeleh-
net. Wann du es auch thun wirſt/ ſo wird es
dir eben ſo gehen/ dann die Welt hat es Gott
ſelbſten/ weder Chriſto noch ſeinen Apoſteln beſ-
ſer gemacht/ ſie wird gewißlich dir und mir nichts
beſonders machen/ noch uns einen neuen Tantz
auffpfeiffen.

159. Phil. Was wiltu dann nun ferner thun?
Pſych.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0389" n="331"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Seelen-Weißheit.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>158. <hi rendition="#aq">Phil.</hi> Auff die&#x017F;e Manier &#x017F;olte man den Teufel<lb/>
betriegen ko&#x0364;nnen: Solten aber auch dergleichen<lb/>
Dinge wol wahr &#x017F;eyn und vorgehen ko&#x0364;nnen/ und<lb/>
wie i&#x017F;t es mu&#x0364;glich ihnen zu entgehen? Es &#x017F;cheinet du<lb/>
&#x017F;eye&#x017F;t zimlich hierinnen in die Schulen gegangen/<lb/>
und wie jene Jungfer &#x017F;agte/ was lernet man<lb/>
nicht bey Hofe/ deine Lection<lb/>
wohl aufgemerckt?</head><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">P&#x017F;ych.</hi> Daß &#x017F;olche Sachen vorgehen/ i&#x017F;t mehr<lb/>
als zu viel bekandt/ und zwar &#x017F;o ungereymte/ un-<lb/>
glaubliche Lu&#x0364;gen/ die nicht einmal einen Schein<lb/>
haben ko&#x0364;nnen/ und dennoch Landge&#x017F;chrey darauß<lb/>
werden/ wir&#x017F;tu in Be&#x017F;chreibung meines eigenen<lb/>
Lebens unter&#x017F;chiedliche wichtige Exempel le&#x017F;en/<lb/>
welche aber alle durch die Gegenwarheit zunicht<lb/>
gemacht worden &#x017F;eyn. Frag&#x017F;tu mich aber/ warum<lb/>
eben von mir/ und nicht von allen Men&#x017F;chen u&#x0364;bels<lb/>
geredt werde/ &#x017F;o wi&#x017F;&#x017F;e die <hi rendition="#fr">U</hi>r&#x017F;ach/ daß eben als<lb/>
ich der Welt hab dienen/ das Bo&#x0364;&#x017F;e ab&#x017F;chaffen/<lb/>
das Gute introduciren/ meinem Her&#xA75B;n und de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en <hi rendition="#fr">U</hi>nterthanen getreu und nu&#x0364;tzlich &#x017F;eyn wol-<lb/>
len/ da hatte jederman &#x017F;ich wider mich aufgeleh-<lb/>
net. Wann du es auch thun wir&#x017F;t/ &#x017F;o wird es<lb/>
dir eben &#x017F;o gehen/ dann die Welt hat es Gott<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;ten/ weder Chri&#x017F;to noch &#x017F;einen Apo&#x017F;teln be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er gemacht/ &#x017F;ie wird gewißlich dir und mir nichts<lb/>
be&#x017F;onders machen/ noch uns einen neuen Tantz<lb/>
auffpfeiffen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>159. <hi rendition="#aq">Phil.</hi> Was wiltu dann nun ferner thun?</head><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">P&#x017F;ych.</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[331/0389] Seelen-Weißheit. 158. Phil. Auff dieſe Manier ſolte man den Teufel betriegen koͤnnen: Solten aber auch dergleichen Dinge wol wahr ſeyn und vorgehen koͤnnen/ und wie iſt es muͤglich ihnen zu entgehen? Es ſcheinet du ſeyeſt zimlich hierinnen in die Schulen gegangen/ und wie jene Jungfer ſagte/ was lernet man nicht bey Hofe/ deine Lection wohl aufgemerckt? Pſych. Daß ſolche Sachen vorgehen/ iſt mehr als zu viel bekandt/ und zwar ſo ungereymte/ un- glaubliche Luͤgen/ die nicht einmal einen Schein haben koͤnnen/ und dennoch Landgeſchrey darauß werden/ wirſtu in Beſchreibung meines eigenen Lebens unterſchiedliche wichtige Exempel leſen/ welche aber alle durch die Gegenwarheit zunicht gemacht worden ſeyn. Fragſtu mich aber/ warum eben von mir/ und nicht von allen Menſchen uͤbels geredt werde/ ſo wiſſe die Urſach/ daß eben als ich der Welt hab dienen/ das Boͤſe abſchaffen/ das Gute introduciren/ meinem Herꝛn und deſ- ſen Unterthanen getreu und nuͤtzlich ſeyn wol- len/ da hatte jederman ſich wider mich aufgeleh- net. Wann du es auch thun wirſt/ ſo wird es dir eben ſo gehen/ dann die Welt hat es Gott ſelbſten/ weder Chriſto noch ſeinen Apoſteln beſ- ſer gemacht/ ſie wird gewißlich dir und mir nichts beſonders machen/ noch uns einen neuen Tantz auffpfeiffen. 159. Phil. Was wiltu dann nun ferner thun? Pſych.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/389
Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/389>, abgerufen am 22.11.2024.