Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Seelen-Weißheit.

haben wilt/ da kan ich in die Ost- und West-See.
Es gibt auch noch gelehrte und curiose Leute hie-
rumb/ und können leichtlich in Sommerzeiten einen
Sprung in Engelland oder Holland thun/ so kan
auch Hamburg/ wenn ja mit Städten gedient ist/
an Grösse/ Häusern/ Gärten/ Menschen/ Carossen/
Wällen/ Geld/ Macht und dergleichen/ nicht allein
manche vornehme Stadt balanziren/ sondern auch
wegen der Handlung und Schifffahrt übertreffen.
Vermeyne also du habest dich umb den Tausch gegen
Wien/ nicht viel zu beklagen/ zumahlen du so keinen
nahen Nachbarn an dem Türcken hast/ auch mit
so vielerhand Ministris nicht zu thun/ und dich deines
schlechten Philosophischen Einfidlers-Standes
halben/ niemand ferner beneiden noch folgen wird/
vielmehr werden dich die Krancken/ und die deines
Raths vonnöthen/ veneriren/ der Hertzog von Meck-
lenburg Gustav Adolph auch/ wie ich vernehme/
ist standhafftig/ läst sich von seinen Bedienten
nicht guberniren/ sondern bleibt selbsten Herr/ und
ist viel/ wann einer seine Nothdurfft bey einem Herrn
selbsten vorbringen kan/ man hat auch keine Exem-
pel/ daß er einige seiner Bedienten/ mit Ungnaden
und ohne Ursach abgeschafft hätte/ zu deme hat die
Fundation deiner Einsideley damit nichts zu thun/
und kan ohne Herren-Dienst bestehen/ derentwegen
wolte ich/ daß es schon gebauet wäre/ und du mich
zu deinem Gesellschaffter anneh-
men woltest.

Psych. Wann ich das Leben hab/ so soll der
Bau zwar künfftigen Frühling fertig wer-
den/ deinethalben aber weiß ich nicht/ was ich mich

ent-

Seelen-Weißheit.

haben wilt/ da kan ich in die Oſt- und Weſt-See.
Es gibt auch noch gelehrte und curioſe Leute hie-
rumb/ und koͤnnen leichtlich in Sommerzeiten einen
Sprung in Engelland oder Holland thun/ ſo kan
auch Hamburg/ wenn ja mit Staͤdten gedient iſt/
an Groͤſſe/ Haͤuſern/ Gaͤrten/ Menſchen/ Caroſſen/
Waͤllen/ Geld/ Macht und dergleichen/ nicht allein
manche vornehme Stadt balanziren/ ſondern auch
wegen der Handlung und Schifffahrt uͤbertreffen.
Vermeyne alſo du habeſt dich umb den Tauſch gegen
Wien/ nicht viel zu beklagen/ zumahlen du ſo keinen
nahen Nachbarn an dem Tuͤrcken haſt/ auch mit
ſo vielerhand Miniſtris nicht zu thun/ und dich deines
ſchlechten Philoſophiſchen Einfidlers-Standes
halben/ niemand ferner beneiden noch folgen wird/
vielmehr werden dich die Krancken/ und die deines
Raths vonnoͤthen/ veneriren/ der Hertzog von Meck-
lenburg Guſtav Adolph auch/ wie ich vernehme/
iſt ſtandhafftig/ laͤſt ſich von ſeinen Bedienten
nicht guberniren/ ſondern bleibt ſelbſten Herr/ und
iſt viel/ wann einer ſeine Nothdurfft bey einem Herrn
ſelbſten vorbringen kan/ man hat auch keine Exem-
pel/ daß er einige ſeiner Bedienten/ mit Ungnaden
und ohne Urſach abgeſchafft haͤtte/ zu deme hat die
Fundation deiner Einſideley damit nichts zu thun/
und kan ohne Herren-Dienſt beſtehen/ derentwegen
wolte ich/ daß es ſchon gebauet waͤre/ und du mich
zu deinem Geſellſchaffter anneh-
men wolteſt.

Pſych. Wann ich das Leben hab/ ſo ſoll der
Bau zwar kuͤnfftigen Fruͤhling fertig wer-
den/ deinethalben aber weiß ich nicht/ was ich mich

ent-

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[335/0393] Seelen-Weißheit. haben wilt/ da kan ich in die Oſt- und Weſt-See. Es gibt auch noch gelehrte und curioſe Leute hie- rumb/ und koͤnnen leichtlich in Sommerzeiten einen Sprung in Engelland oder Holland thun/ ſo kan auch Hamburg/ wenn ja mit Staͤdten gedient iſt/ an Groͤſſe/ Haͤuſern/ Gaͤrten/ Menſchen/ Caroſſen/ Waͤllen/ Geld/ Macht und dergleichen/ nicht allein manche vornehme Stadt balanziren/ ſondern auch wegen der Handlung und Schifffahrt uͤbertreffen. Vermeyne alſo du habeſt dich umb den Tauſch gegen Wien/ nicht viel zu beklagen/ zumahlen du ſo keinen nahen Nachbarn an dem Tuͤrcken haſt/ auch mit ſo vielerhand Miniſtris nicht zu thun/ und dich deines ſchlechten Philoſophiſchen Einfidlers-Standes halben/ niemand ferner beneiden noch folgen wird/ vielmehr werden dich die Krancken/ und die deines Raths vonnoͤthen/ veneriren/ der Hertzog von Meck- lenburg Guſtav Adolph auch/ wie ich vernehme/ iſt ſtandhafftig/ laͤſt ſich von ſeinen Bedienten nicht guberniren/ ſondern bleibt ſelbſten Herr/ und iſt viel/ wann einer ſeine Nothdurfft bey einem Herrn ſelbſten vorbringen kan/ man hat auch keine Exem- pel/ daß er einige ſeiner Bedienten/ mit Ungnaden und ohne Urſach abgeſchafft haͤtte/ zu deme hat die Fundation deiner Einſideley damit nichts zu thun/ und kan ohne Herren-Dienſt beſtehen/ derentwegen wolte ich/ daß es ſchon gebauet waͤre/ und du mich zu deinem Geſellſchaffter anneh- men wolteſt. Pſych. Wann ich das Leben hab/ ſo ſoll der Bau zwar kuͤnfftigen Fruͤhling fertig wer- den/ deinethalben aber weiß ich nicht/ was ich mich ent-

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Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/393>, abgerufen am 22.11.2024.

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