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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Seelen-Weißheit.

also tieff darinn einlassen/ daß er GOttes/ bey dem
die Seel ewig wol und in Ruh zu bleiben hat/ ver-
gessen/ und aus seiner heiligen Ordnung schreiten
und sündigen/ also sich seines ewigen Ruhe-Pun-
ctes berauben solte. Diese Furcht ist freylich der
wahren Weißheit Anfang/ die muß aber von Gott/
als einem Liecht/ herkommen/ so die Seelen er-
leuchtet/ welches aber die Finsternüssen der Ver-
nunfft nicht begreiffen können/ sondern eben das
Objectum solidum seyn/ so zwischen GOtt und
der Seel stehet/ und solchen Schatten und Fin-
sternüß machen.

44. Phil. Jch lasse zwar diese Entschuldigung in an-
dern Sachen also ihren Platz haben/ aber in Religi-
vns-Sachen/ nemlich in Erkänntnüß GOttes/ daß
da beynahe der gröste Theil der Weltirret/ scheinet
schier der göttlichen Ordnung nicht
zu verantworten?

Psych. Aus dieser Schwerigkeit zu kommen/ dar-
an viel den Kopff zerstossen/ ist zu wissen/ und erst-
lich wol zu unterscheiden/ was Erkänntnüs
GOttes/ und Religion seyn/ dann diese zwey
seyn unterschieden. Ein jeder Mensch/ der sei-
ner Seel folgen will/ spüret daß sie sey/ und saget
ihm der natürliche Verstand/ daß sie von etwas
höhers herkommen/ und also gelanget sie an die
Erkänntnüß von GOtt/ nemlich an die göttliche
Wesenheit/ werden auch wenig in der Welt ge-

fun-

B jv

Seelen-Weißheit.

alſo tieff darinn einlaſſen/ daß er GOttes/ bey dem
die Seel ewig wol und in Ruh zu bleiben hat/ ver-
geſſen/ und aus ſeiner heiligen Ordnung ſchreiten
und ſuͤndigen/ alſo ſich ſeines ewigen Ruhe-Pun-
ctes berauben ſolte. Dieſe Furcht iſt freylich der
wahren Weißheit Anfang/ die muß aber von Gott/
als einem Liecht/ herkommen/ ſo die Seelen er-
leuchtet/ welches aber die Finſternuͤſſen der Ver-
nunfft nicht begreiffen koͤnnen/ ſondern eben das
Objectum ſolidum ſeyn/ ſo zwiſchen GOtt und
der Seel ſtehet/ und ſolchen Schatten und Fin-
ſternuͤß machen.

44. Phil. Jch laſſe zwar dieſe Entſchuldigung in an-
dern Sachen alſo ihren Platz haben/ aber in Religi-
vns-Sachen/ nemlich in Erkaͤnntnuͤß GOttes/ daß
da beynahe der groͤſte Theil der Weltirret/ ſcheinet
ſchier der goͤttlichen Ordnung nicht
zu verantworten?

Pſych. Aus dieſer Schwerigkeit zu kommen/ dar-
an viel den Kopff zerſtoſſen/ iſt zu wiſſen/ und erſt-
lich wol zu unterſcheiden/ was Erkaͤnntnuͤs
GOttes/ und Religion ſeyn/ dann dieſe zwey
ſeyn unterſchieden. Ein jeder Menſch/ der ſei-
ner Seel folgen will/ ſpuͤret daß ſie ſey/ und ſaget
ihm der natuͤrliche Verſtand/ daß ſie von etwas
hoͤhers herkommen/ und alſo gelanget ſie an die
Erkaͤnntnuͤß von GOtt/ nemlich an die goͤttliche
Weſenheit/ werden auch wenig in der Welt ge-

fun-

B jv

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[31/0089] Seelen-Weißheit. alſo tieff darinn einlaſſen/ daß er GOttes/ bey dem die Seel ewig wol und in Ruh zu bleiben hat/ ver- geſſen/ und aus ſeiner heiligen Ordnung ſchreiten und ſuͤndigen/ alſo ſich ſeines ewigen Ruhe-Pun- ctes berauben ſolte. Dieſe Furcht iſt freylich der wahren Weißheit Anfang/ die muß aber von Gott/ als einem Liecht/ herkommen/ ſo die Seelen er- leuchtet/ welches aber die Finſternuͤſſen der Ver- nunfft nicht begreiffen koͤnnen/ ſondern eben das Objectum ſolidum ſeyn/ ſo zwiſchen GOtt und der Seel ſtehet/ und ſolchen Schatten und Fin- ſternuͤß machen. 44. Phil. Jch laſſe zwar dieſe Entſchuldigung in an- dern Sachen alſo ihren Platz haben/ aber in Religi- vns-Sachen/ nemlich in Erkaͤnntnuͤß GOttes/ daß da beynahe der groͤſte Theil der Weltirret/ ſcheinet ſchier der goͤttlichen Ordnung nicht zu verantworten? Pſych. Aus dieſer Schwerigkeit zu kommen/ dar- an viel den Kopff zerſtoſſen/ iſt zu wiſſen/ und erſt- lich wol zu unterſcheiden/ was Erkaͤnntnuͤs GOttes/ und Religion ſeyn/ dann dieſe zwey ſeyn unterſchieden. Ein jeder Menſch/ der ſei- ner Seel folgen will/ ſpuͤret daß ſie ſey/ und ſaget ihm der natuͤrliche Verſtand/ daß ſie von etwas hoͤhers herkommen/ und alſo gelanget ſie an die Erkaͤnntnuͤß von GOtt/ nemlich an die goͤttliche Weſenheit/ werden auch wenig in der Welt ge- fun- B jv

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Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/89>, abgerufen am 28.11.2024.

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