Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.sichert, und folge meinem wohlüberlegten und brüderlichen Plane. Unterdeß wirke ich, und wir werden von einander hören. Anges muß mein werden, wenn Gott mir das Leben fristet; wäre Letzteres nicht, so bleibe sie in deinen edeln Schutz gestellt, und dann erfülle die Verpflichtung, die mein Vertrauen dir auferlegt, die deine Liebe mir zugesichert. Sieh, dann bringst du mir ein ungleich höheres und dankenswürdigeres Opfer, als ich dir, indem ich beizutragen suche, deine Stellung im Leben einigermaßen zu sichern. Und nun kein Wort weiter! Der Bruderbund ist aufs Neue geschlossen, und dieser Kuß besiegle ihn. Wenn nun Euer Gnaden, sprach Windt weiter zum Erbherrn, sich an den Herzog von Portland wendeten? Könnte und würde dieser nicht --? Hab' es gethan, lieber Windt, hab' es gethan! antwortete der Erbherr bekümmert: mein Vetter, der Vice-Admiral, schrieb selbst den Brief, da ich mich nicht blos geben wollte. Die Antwort kam schnell genug zurück, denn pünktlich sind diese Engländer und rechnen, ah, sie rechnen, auch wenn sie in der Pairskammer sitzen. Der Herzog schrieb an seinen Verwandten und Namensvetter William: Es sei ein recht artiger Einfall von mir, daß ich fünftausend Pfund Sterling von ihm leihen wolle, und er müsse nur bedauern, meine Artigkeit und mein Vertrauen nicht in gleichem Maaße erwiedern zu können. Da stand nun Windt rathlos und sah abermals all' sein treues Bemühen zu nichte gemacht, und der Erbherr schaute finster drein und schwieg. Diese peinliche Pause unterbrach der Eintritt Ludwig's. Störe ich? fragte er, und machte Mienen, sich zurückzuziehen. Bleibe immerhin, Vetter! rief der Erbherr. Unser Geschäft ist zu Ende. Darf ich dir Glück wünschen zu Doorwerth? fragte der junge Graf. Leider nein! erwiederte der Erbherr kurz und mit Achselzucken. Woran fehlt es, daß der Kauf nicht zu Stande kommt? Hm -- am Besten, am Geld! erwiederte Windt verdrießlich. Doorwerth ist dein, Vetter! rief Ludwig mit blitzenden Augen. Jene starrten ihn an. sichert, und folge meinem wohlüberlegten und brüderlichen Plane. Unterdeß wirke ich, und wir werden von einander hören. Angés muß mein werden, wenn Gott mir das Leben fristet; wäre Letzteres nicht, so bleibe sie in deinen edeln Schutz gestellt, und dann erfülle die Verpflichtung, die mein Vertrauen dir auferlegt, die deine Liebe mir zugesichert. Sieh, dann bringst du mir ein ungleich höheres und dankenswürdigeres Opfer, als ich dir, indem ich beizutragen suche, deine Stellung im Leben einigermaßen zu sichern. Und nun kein Wort weiter! Der Bruderbund ist aufs Neue geschlossen, und dieser Kuß besiegle ihn. Wenn nun Euer Gnaden, sprach Windt weiter zum Erbherrn, sich an den Herzog von Portland wendeten? Könnte und würde dieser nicht —? Hab’ es gethan, lieber Windt, hab’ es gethan! antwortete der Erbherr bekümmert: mein Vetter, der Vice-Admiral, schrieb selbst den Brief, da ich mich nicht blos geben wollte. Die Antwort kam schnell genug zurück, denn pünktlich sind diese Engländer und rechnen, ah, sie rechnen, auch wenn sie in der Pairskammer sitzen. Der Herzog schrieb an seinen Verwandten und Namensvetter William: Es sei ein recht artiger Einfall von mir, daß ich fünftausend Pfund Sterling von ihm leihen wolle, und er müsse nur bedauern, meine Artigkeit und mein Vertrauen nicht in gleichem Maaße erwiedern zu können. Da stand nun Windt rathlos und sah abermals all’ sein treues Bemühen zu nichte gemacht, und der Erbherr schaute finster drein und schwieg. Diese peinliche Pause unterbrach der Eintritt Ludwig’s. Störe ich? fragte er, und machte Mienen, sich zurückzuziehen. Bleibe immerhin, Vetter! rief der Erbherr. Unser Geschäft ist zu Ende. Darf ich dir Glück wünschen zu Doorwerth? fragte der junge Graf. Leider nein! erwiederte der Erbherr kurz und mit Achselzucken. Woran fehlt es, daß der Kauf nicht zu Stande kommt? Hm — am Besten, am Geld! erwiederte Windt verdrießlich. Doorwerth ist dein, Vetter! rief Ludwig mit blitzenden Augen. Jene starrten ihn an. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0173" n="169"/> sichert, und folge meinem wohlüberlegten und brüderlichen Plane. Unterdeß wirke ich, und wir werden von einander hören. Angés muß mein werden, wenn Gott mir das Leben fristet; wäre Letzteres nicht, so bleibe sie in deinen edeln Schutz gestellt, und dann erfülle die Verpflichtung, die mein Vertrauen dir auferlegt, die deine Liebe mir zugesichert. Sieh, dann bringst du mir ein ungleich höheres und dankenswürdigeres Opfer, als ich dir, indem ich beizutragen suche, deine Stellung im Leben einigermaßen zu sichern. Und nun kein Wort weiter! Der Bruderbund ist aufs Neue geschlossen, und dieser Kuß besiegle ihn.</p> <p>Wenn nun Euer Gnaden, sprach Windt weiter zum Erbherrn, sich an den Herzog von Portland wendeten? Könnte und würde dieser nicht —?</p> <p>Hab’ es gethan, lieber Windt, hab’ es gethan! antwortete der Erbherr bekümmert: mein Vetter, der Vice-Admiral, schrieb selbst den Brief, da ich mich nicht blos geben wollte. Die Antwort kam schnell genug zurück, denn pünktlich sind diese Engländer und rechnen, ah, sie rechnen, auch wenn sie in der Pairskammer sitzen. Der Herzog schrieb an seinen Verwandten und Namensvetter William: Es sei ein recht artiger Einfall von mir, daß ich fünftausend Pfund Sterling von ihm leihen wolle, und er müsse nur bedauern, meine Artigkeit und mein Vertrauen nicht in gleichem Maaße erwiedern zu können.</p> <p>Da stand nun Windt rathlos und sah abermals all’ sein treues Bemühen zu nichte gemacht, und der Erbherr schaute finster drein und schwieg.</p> <p>Diese peinliche Pause unterbrach der Eintritt Ludwig’s.</p> <p>Störe ich? fragte er, und machte Mienen, sich zurückzuziehen.</p> <p>Bleibe immerhin, Vetter! rief der Erbherr. Unser Geschäft ist zu Ende.</p> <p>Darf ich dir Glück wünschen zu Doorwerth? fragte der junge Graf.</p> <p>Leider nein! erwiederte der Erbherr kurz und mit Achselzucken.</p> <p>Woran fehlt es, daß der Kauf nicht zu Stande kommt?</p> <p>Hm — am Besten, am Geld! erwiederte Windt verdrießlich.</p> <p>Doorwerth ist dein, Vetter! rief Ludwig mit blitzenden Augen. Jene starrten ihn an.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [169/0173]
sichert, und folge meinem wohlüberlegten und brüderlichen Plane. Unterdeß wirke ich, und wir werden von einander hören. Angés muß mein werden, wenn Gott mir das Leben fristet; wäre Letzteres nicht, so bleibe sie in deinen edeln Schutz gestellt, und dann erfülle die Verpflichtung, die mein Vertrauen dir auferlegt, die deine Liebe mir zugesichert. Sieh, dann bringst du mir ein ungleich höheres und dankenswürdigeres Opfer, als ich dir, indem ich beizutragen suche, deine Stellung im Leben einigermaßen zu sichern. Und nun kein Wort weiter! Der Bruderbund ist aufs Neue geschlossen, und dieser Kuß besiegle ihn.
Wenn nun Euer Gnaden, sprach Windt weiter zum Erbherrn, sich an den Herzog von Portland wendeten? Könnte und würde dieser nicht —?
Hab’ es gethan, lieber Windt, hab’ es gethan! antwortete der Erbherr bekümmert: mein Vetter, der Vice-Admiral, schrieb selbst den Brief, da ich mich nicht blos geben wollte. Die Antwort kam schnell genug zurück, denn pünktlich sind diese Engländer und rechnen, ah, sie rechnen, auch wenn sie in der Pairskammer sitzen. Der Herzog schrieb an seinen Verwandten und Namensvetter William: Es sei ein recht artiger Einfall von mir, daß ich fünftausend Pfund Sterling von ihm leihen wolle, und er müsse nur bedauern, meine Artigkeit und mein Vertrauen nicht in gleichem Maaße erwiedern zu können.
Da stand nun Windt rathlos und sah abermals all’ sein treues Bemühen zu nichte gemacht, und der Erbherr schaute finster drein und schwieg.
Diese peinliche Pause unterbrach der Eintritt Ludwig’s.
Störe ich? fragte er, und machte Mienen, sich zurückzuziehen.
Bleibe immerhin, Vetter! rief der Erbherr. Unser Geschäft ist zu Ende.
Darf ich dir Glück wünschen zu Doorwerth? fragte der junge Graf.
Leider nein! erwiederte der Erbherr kurz und mit Achselzucken.
Woran fehlt es, daß der Kauf nicht zu Stande kommt?
Hm — am Besten, am Geld! erwiederte Windt verdrießlich.
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