Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.doch theilte sie der Prinzessin nur mit, daß ich mich verheirathen würde und fest entschlossen sei, das Kind als mein eigenes mit mir zu nehmen -- und so willigte diese denn ein, sandte reiche Geschenke und eine nicht unbedeutende Geldsumme zur Verpflegung des Kindes und Bestreitung aller seiner Bedürfnisse. Oh, sie hat mir auch nicht wenige Sorge gemacht, die kleine liebe Sophie, sie hat zweimal an Kinderkrankheiten darniedergelegen, doch mein brünstiges Gebet für ihre Erhaltung wurde erhört, auch aus der größten Noth half Gottes allmächtige Hand, der ich nun hier in stiller Demuth vertraue, und hoffe, daß er das Kind und mich wieder glücklich nach der Heimath führen und geleiten werde. Dann werden Sie, beste Frau Windt, schloß Anges mit lieblichem Lächeln: die lange getragene Doppellast los. Sie waren und sind mir in Wahrheit keine Last, gute Anges! versetzte Frau Windt. Bleiben Sie bei Ihrem Gottvertrauen, denn Gottes Rath ist wunderbarlich und führet es herrlich hinaus. 2. Rep en roer.
Der unerschrockene und muthvolle Schirmvogt des Kastells und der Herrlichkeit Doorwerth ritt, von Arnhem zurückkehrend, eben durch die Allee und in das Schloß ein, als von der entgegengesetzten Seite aus einem Schiffe, das den Rhein herabgekommen war, ein bunter Haufe Soldatenvolkes sich nach dem Kastell zu bewegte; es mochte dieser Haufe über hundert Mann stark sein, und es war nicht zu unterscheiden, unter welchen Fahnen dieses Volk stand und wem es diente; es waren rothe, blaue, grüne und andere Uniformen und Monturen, und deren Träger offenbar englische, französische, niederländische und wohl auch deutsche Soldaten, die sich, wie es schien, zusammengethan hatten, um gänzlich unbekümmert um den Krieg, den die Nationen, welchen sie angehörten, mit einander führten, auf eigene Faust einen kleinen Plünderungskrieg gegen die Habe der Landleute in diesen Gegenden zu führen, und stark genug, selbst wohlbewaffnet doch theilte sie der Prinzessin nur mit, daß ich mich verheirathen würde und fest entschlossen sei, das Kind als mein eigenes mit mir zu nehmen — und so willigte diese denn ein, sandte reiche Geschenke und eine nicht unbedeutende Geldsumme zur Verpflegung des Kindes und Bestreitung aller seiner Bedürfnisse. Oh, sie hat mir auch nicht wenige Sorge gemacht, die kleine liebe Sophie, sie hat zweimal an Kinderkrankheiten darniedergelegen, doch mein brünstiges Gebet für ihre Erhaltung wurde erhört, auch aus der größten Noth half Gottes allmächtige Hand, der ich nun hier in stiller Demuth vertraue, und hoffe, daß er das Kind und mich wieder glücklich nach der Heimath führen und geleiten werde. Dann werden Sie, beste Frau Windt, schloß Angés mit lieblichem Lächeln: die lange getragene Doppellast los. Sie waren und sind mir in Wahrheit keine Last, gute Angés! versetzte Frau Windt. Bleiben Sie bei Ihrem Gottvertrauen, denn Gottes Rath ist wunderbarlich und führet es herrlich hinaus. 2. Rep en roer.
Der unerschrockene und muthvolle Schirmvogt des Kastells und der Herrlichkeit Doorwerth ritt, von Arnhem zurückkehrend, eben durch die Allee und in das Schloß ein, als von der entgegengesetzten Seite aus einem Schiffe, das den Rhein herabgekommen war, ein bunter Haufe Soldatenvolkes sich nach dem Kastell zu bewegte; es mochte dieser Haufe über hundert Mann stark sein, und es war nicht zu unterscheiden, unter welchen Fahnen dieses Volk stand und wem es diente; es waren rothe, blaue, grüne und andere Uniformen und Monturen, und deren Träger offenbar englische, französische, niederländische und wohl auch deutsche Soldaten, die sich, wie es schien, zusammengethan hatten, um gänzlich unbekümmert um den Krieg, den die Nationen, welchen sie angehörten, mit einander führten, auf eigene Faust einen kleinen Plünderungskrieg gegen die Habe der Landleute in diesen Gegenden zu führen, und stark genug, selbst wohlbewaffnet <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0190" n="186"/> doch theilte sie der Prinzessin nur mit, daß ich mich verheirathen würde und fest entschlossen sei, das Kind als mein eigenes mit mir zu nehmen — und so willigte diese denn ein, sandte reiche Geschenke und eine nicht unbedeutende Geldsumme zur Verpflegung des Kindes und Bestreitung aller seiner Bedürfnisse. Oh, sie hat mir auch nicht wenige Sorge gemacht, die kleine liebe Sophie, sie hat zweimal an Kinderkrankheiten darniedergelegen, doch mein brünstiges Gebet für ihre Erhaltung wurde erhört, auch aus der größten Noth half Gottes allmächtige Hand, der ich nun hier in stiller Demuth vertraue, und hoffe, daß er das Kind und mich wieder glücklich nach der Heimath führen und geleiten werde. Dann werden Sie, beste Frau Windt, schloß Angés mit lieblichem Lächeln: die lange getragene Doppellast los.</p> <p>Sie waren und sind mir in Wahrheit keine Last, gute Angés! versetzte Frau Windt. Bleiben Sie bei Ihrem Gottvertrauen, denn Gottes Rath ist wunderbarlich und führet es herrlich hinaus.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head>2. <hi rendition="#aq">Rep en roer.</hi><lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Der unerschrockene und muthvolle Schirmvogt des Kastells und der Herrlichkeit Doorwerth ritt, von Arnhem zurückkehrend, eben durch die Allee und in das Schloß ein, als von der entgegengesetzten Seite aus einem Schiffe, das den Rhein herabgekommen war, ein bunter Haufe Soldatenvolkes sich nach dem Kastell zu bewegte; es mochte dieser Haufe über hundert Mann stark sein, und es war nicht zu unterscheiden, unter welchen Fahnen dieses Volk stand und wem es diente; es waren rothe, blaue, grüne und andere Uniformen und Monturen, und deren Träger offenbar englische, französische, niederländische und wohl auch deutsche Soldaten, die sich, wie es schien, zusammengethan hatten, um gänzlich unbekümmert um den Krieg, den die Nationen, welchen sie angehörten, mit einander führten, auf eigene Faust einen kleinen Plünderungskrieg gegen die Habe der Landleute in diesen Gegenden zu führen, und stark genug, selbst wohlbewaffnet </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [186/0190]
doch theilte sie der Prinzessin nur mit, daß ich mich verheirathen würde und fest entschlossen sei, das Kind als mein eigenes mit mir zu nehmen — und so willigte diese denn ein, sandte reiche Geschenke und eine nicht unbedeutende Geldsumme zur Verpflegung des Kindes und Bestreitung aller seiner Bedürfnisse. Oh, sie hat mir auch nicht wenige Sorge gemacht, die kleine liebe Sophie, sie hat zweimal an Kinderkrankheiten darniedergelegen, doch mein brünstiges Gebet für ihre Erhaltung wurde erhört, auch aus der größten Noth half Gottes allmächtige Hand, der ich nun hier in stiller Demuth vertraue, und hoffe, daß er das Kind und mich wieder glücklich nach der Heimath führen und geleiten werde. Dann werden Sie, beste Frau Windt, schloß Angés mit lieblichem Lächeln: die lange getragene Doppellast los.
Sie waren und sind mir in Wahrheit keine Last, gute Angés! versetzte Frau Windt. Bleiben Sie bei Ihrem Gottvertrauen, denn Gottes Rath ist wunderbarlich und führet es herrlich hinaus.
2. Rep en roer.
Der unerschrockene und muthvolle Schirmvogt des Kastells und der Herrlichkeit Doorwerth ritt, von Arnhem zurückkehrend, eben durch die Allee und in das Schloß ein, als von der entgegengesetzten Seite aus einem Schiffe, das den Rhein herabgekommen war, ein bunter Haufe Soldatenvolkes sich nach dem Kastell zu bewegte; es mochte dieser Haufe über hundert Mann stark sein, und es war nicht zu unterscheiden, unter welchen Fahnen dieses Volk stand und wem es diente; es waren rothe, blaue, grüne und andere Uniformen und Monturen, und deren Träger offenbar englische, französische, niederländische und wohl auch deutsche Soldaten, die sich, wie es schien, zusammengethan hatten, um gänzlich unbekümmert um den Krieg, den die Nationen, welchen sie angehörten, mit einander führten, auf eigene Faust einen kleinen Plünderungskrieg gegen die Habe der Landleute in diesen Gegenden zu führen, und stark genug, selbst wohlbewaffnet
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Zitationshilfe: | Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/190>, abgerufen am 19.07.2024. |