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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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östlichen Spitze beschützt, wurde fünfmal mit der größten Wuth bestürmt und ebenso vielmal wurden wir zurückgeschlagen. Die holländische Garde hat Wunder der Tapferkeit verrichtet, gleichwohl wird das Alles nichts helfen, das Fort wird auf's Neue nun mit sechs Schiffen, drei von der Maas und drei von der Wahl aus, beschossen werden. Schon rücken unsere Regimenter auf dem rechten Wahlufer herunter; ich eilte den Vorposten voraus, und wenn die Herren eine Stunde oder nur eine halbe Stunde sich dorthin wagten, wo sie mich gefangen nahmen, so säßen wir jetzt Alle miteinander ganz sicherlich nicht hier.

Es ist ein kitzlich Ding im Kriege, fuhr der Spion fort, indem er sich unwillkürlich an seinen Hals griff: es ist Alles, wie Hand umwenden. Heute mir, morgen dir -- sagen die Deutschen. Wir müssen die Wahl nehmen, wir müssen Bommel haben; entweder herein in das Land des Feindes oder ganz zurück, denn wir sind ausgehungert, völlig ausgehungert, trotz allen Siegen -- es fehlt am Besten!

An Geld? fragte Windt spöttisch. Ich dächte, dieses stehlt ihr ihr -- wie wir vorhin hörten.

Nein, mein General, versetzte der Spion: Geld ist nicht das Beste -- es fehlt an Etwas, was sich nicht nur so stehlen läßt, es fehlt an Salz und das bringt die Armee fast zur Verzweiflung; denn je mehr das Salz fehlt, desto salziger wird ihre Haut. -- Aha, spottete Leonardus, und da hofft ihr in Holland Salz zu finden, weil es so viele Häringe einsalzt!

Leider! -- leider! Wenn uns die Suppe nicht, wie neulich mir, versalzen wird! seufzte der Spion mit einer Grimasse und fuhr fort: Das letzte Salz in Herzogenbusch, so viel als man gewöhnlich um acht niederländische Gulden kauft, ist zu fünfhundert Gulden verkauft worden.

Ist die Grave über oder ist sie nicht über? fragte Ludwig.

Das weiß ich nicht, mein Herr Oberst, erwiederte Aboncourt: allein ich bezweifle es, sonst würde die Maas mehr von Feinden geräumt sein und es wäre weniger Mangel in unserer Armee vorherrschend, die immer einen schweren Stand haben wird; denn es marschiren in

östlichen Spitze beschützt, wurde fünfmal mit der größten Wuth bestürmt und ebenso vielmal wurden wir zurückgeschlagen. Die holländische Garde hat Wunder der Tapferkeit verrichtet, gleichwohl wird das Alles nichts helfen, das Fort wird auf’s Neue nun mit sechs Schiffen, drei von der Maas und drei von der Wahl aus, beschossen werden. Schon rücken unsere Regimenter auf dem rechten Wahlufer herunter; ich eilte den Vorposten voraus, und wenn die Herren eine Stunde oder nur eine halbe Stunde sich dorthin wagten, wo sie mich gefangen nahmen, so säßen wir jetzt Alle miteinander ganz sicherlich nicht hier.

Es ist ein kitzlich Ding im Kriege, fuhr der Spion fort, indem er sich unwillkürlich an seinen Hals griff: es ist Alles, wie Hand umwenden. Heute mir, morgen dir — sagen die Deutschen. Wir müssen die Wahl nehmen, wir müssen Bommel haben; entweder herein in das Land des Feindes oder ganz zurück, denn wir sind ausgehungert, völlig ausgehungert, trotz allen Siegen — es fehlt am Besten!

An Geld? fragte Windt spöttisch. Ich dächte, dieses stehlt ihr ihr — wie wir vorhin hörten.

Nein, mein General, versetzte der Spion: Geld ist nicht das Beste — es fehlt an Etwas, was sich nicht nur so stehlen läßt, es fehlt an Salz und das bringt die Armee fast zur Verzweiflung; denn je mehr das Salz fehlt, desto salziger wird ihre Haut. — Aha, spottete Leonardus, und da hofft ihr in Holland Salz zu finden, weil es so viele Häringe einsalzt!

Leider! — leider! Wenn uns die Suppe nicht, wie neulich mir, versalzen wird! seufzte der Spion mit einer Grimasse und fuhr fort: Das letzte Salz in Herzogenbusch, so viel als man gewöhnlich um acht niederländische Gulden kauft, ist zu fünfhundert Gulden verkauft worden.

Ist die Grave über oder ist sie nicht über? fragte Ludwig.

Das weiß ich nicht, mein Herr Oberst, erwiederte Aboncourt: allein ich bezweifle es, sonst würde die Maas mehr von Feinden geräumt sein und es wäre weniger Mangel in unserer Armee vorherrschend, die immer einen schweren Stand haben wird; denn es marschiren in

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[206/0210] östlichen Spitze beschützt, wurde fünfmal mit der größten Wuth bestürmt und ebenso vielmal wurden wir zurückgeschlagen. Die holländische Garde hat Wunder der Tapferkeit verrichtet, gleichwohl wird das Alles nichts helfen, das Fort wird auf’s Neue nun mit sechs Schiffen, drei von der Maas und drei von der Wahl aus, beschossen werden. Schon rücken unsere Regimenter auf dem rechten Wahlufer herunter; ich eilte den Vorposten voraus, und wenn die Herren eine Stunde oder nur eine halbe Stunde sich dorthin wagten, wo sie mich gefangen nahmen, so säßen wir jetzt Alle miteinander ganz sicherlich nicht hier. Es ist ein kitzlich Ding im Kriege, fuhr der Spion fort, indem er sich unwillkürlich an seinen Hals griff: es ist Alles, wie Hand umwenden. Heute mir, morgen dir — sagen die Deutschen. Wir müssen die Wahl nehmen, wir müssen Bommel haben; entweder herein in das Land des Feindes oder ganz zurück, denn wir sind ausgehungert, völlig ausgehungert, trotz allen Siegen — es fehlt am Besten! An Geld? fragte Windt spöttisch. Ich dächte, dieses stehlt ihr ihr — wie wir vorhin hörten. Nein, mein General, versetzte der Spion: Geld ist nicht das Beste — es fehlt an Etwas, was sich nicht nur so stehlen läßt, es fehlt an Salz und das bringt die Armee fast zur Verzweiflung; denn je mehr das Salz fehlt, desto salziger wird ihre Haut. — Aha, spottete Leonardus, und da hofft ihr in Holland Salz zu finden, weil es so viele Häringe einsalzt! Leider! — leider! Wenn uns die Suppe nicht, wie neulich mir, versalzen wird! seufzte der Spion mit einer Grimasse und fuhr fort: Das letzte Salz in Herzogenbusch, so viel als man gewöhnlich um acht niederländische Gulden kauft, ist zu fünfhundert Gulden verkauft worden. Ist die Grave über oder ist sie nicht über? fragte Ludwig. Das weiß ich nicht, mein Herr Oberst, erwiederte Aboncourt: allein ich bezweifle es, sonst würde die Maas mehr von Feinden geräumt sein und es wäre weniger Mangel in unserer Armee vorherrschend, die immer einen schweren Stand haben wird; denn es marschiren in

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/210>, abgerufen am 24.11.2024.