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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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Arrangements zu meinem heutigen Cirkel nichts zu wünschen übrig lassen. Vier Spieltische; die neuesten Zeitungen in das Lesecabinet, die Sessel mit der Krone, welche mit blauem Purpursammet beschlagen und mit silbernen Lilien gestickt sind, an eine besondere Tafel zu sechs Gedecken. Dann ordnen Sie einstweilen meine Toilette, keine Brillanten, nur Perlen, die schwarze Sammetrobe mit den aufgestreuten Trauerweidenzweigen von Silber-Filigranarbeit. Man muß den Schmerz ehren und der Theilnahme einen sichtbaren Ausdruck geben, auch ziemt kein anderer Schmuck meinen Jahren.

Ich bin gespannt, sprach die Reichsgräfin dann zu sich selbst weiter. Es widerfährt meinem Hause eine schöne Auszeichnung, doch wer dürfte hier in Hamburg auch nähere Rechte auf dieselbe haben, als ich, die nächste Verwandte? Wohl vereinen hier sehr glänzende Cirkel einheimische und fremde geistreiche Männer aller politischen Farben, der alte blinde Busch und mein guter Doctor Reimarus mit den Seinen geben sich alle Mühe, ausgezeichnete Fremde an sich zu ziehen, und Sieveking machte ja sein Neumühlen im vergangenen Sommer förmlich zum Taubenschlag, allein diese Gesellschaften sind zu gemischt, es kann nicht ein Jeder sie besuchen, mein Vetter zum Beispiel, Prinz Talmont, würde sich unglücklich in einem solchen Kreise fühlen.

Die Flügelthüre des Zimmers wurde vom alten Weißbrod und einem jüngeren Lakaien in reich gallonirter Livree ehrerbietigst geöffnet und es trat eine Dame von wunderbarer Schönheit ein, eilte freundlich auf die alte Reichsgräfin zu und begrüßte sie nach allen Regeln höfischen Herkommens. Es war keine junge Frau, aber ihr Wesen, die liebliche Fülle ihrer Formen, die frische Farbe ihrer Wangen und der helle Strahl ihrer Augen kündeten jene innerliche Jugendlichkeit an, die nicht welkt mit der äußern körperlichen Hülle, der im warmen Herzen die Nährquelle dauernder Schönheit entspringt.

Georgine! Mein lieber Gast! Meine Sonnenblume! begrüßte die Gräfin jene Dame mit Herzlichkeit.

Ach, Mutter -- Sie erlaubten mir ja unter uns Beiden diesen süßen heiligen Namen -- entgegnete jene, sagen Sie Herbstblume! Die Sonnenzeit ist dahin -- leider!

Arrangements zu meinem heutigen Cirkel nichts zu wünschen übrig lassen. Vier Spieltische; die neuesten Zeitungen in das Lesecabinet, die Sessel mit der Krone, welche mit blauem Purpursammet beschlagen und mit silbernen Lilien gestickt sind, an eine besondere Tafel zu sechs Gedecken. Dann ordnen Sie einstweilen meine Toilette, keine Brillanten, nur Perlen, die schwarze Sammetrobe mit den aufgestreuten Trauerweidenzweigen von Silber-Filigranarbeit. Man muß den Schmerz ehren und der Theilnahme einen sichtbaren Ausdruck geben, auch ziemt kein anderer Schmuck meinen Jahren.

Ich bin gespannt, sprach die Reichsgräfin dann zu sich selbst weiter. Es widerfährt meinem Hause eine schöne Auszeichnung, doch wer dürfte hier in Hamburg auch nähere Rechte auf dieselbe haben, als ich, die nächste Verwandte? Wohl vereinen hier sehr glänzende Cirkel einheimische und fremde geistreiche Männer aller politischen Farben, der alte blinde Busch und mein guter Doctor Reimarus mit den Seinen geben sich alle Mühe, ausgezeichnete Fremde an sich zu ziehen, und Sieveking machte ja sein Neumühlen im vergangenen Sommer förmlich zum Taubenschlag, allein diese Gesellschaften sind zu gemischt, es kann nicht ein Jeder sie besuchen, mein Vetter zum Beispiel, Prinz Talmont, würde sich unglücklich in einem solchen Kreise fühlen.

Die Flügelthüre des Zimmers wurde vom alten Weißbrod und einem jüngeren Lakaien in reich gallonirter Livrée ehrerbietigst geöffnet und es trat eine Dame von wunderbarer Schönheit ein, eilte freundlich auf die alte Reichsgräfin zu und begrüßte sie nach allen Regeln höfischen Herkommens. Es war keine junge Frau, aber ihr Wesen, die liebliche Fülle ihrer Formen, die frische Farbe ihrer Wangen und der helle Strahl ihrer Augen kündeten jene innerliche Jugendlichkeit an, die nicht welkt mit der äußern körperlichen Hülle, der im warmen Herzen die Nährquelle dauernder Schönheit entspringt.

Georgine! Mein lieber Gast! Meine Sonnenblume! begrüßte die Gräfin jene Dame mit Herzlichkeit.

Ach, Mutter — Sie erlaubten mir ja unter uns Beiden diesen süßen heiligen Namen — entgegnete jene, sagen Sie Herbstblume! Die Sonnenzeit ist dahin — leider!

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Arrangements zu meinem heutigen Cirkel nichts zu wünschen übrig lassen. Vier Spieltische; die neuesten Zeitungen in das Lesecabinet, die Sessel mit der Krone, welche mit blauem Purpursammet beschlagen und mit silbernen Lilien gestickt sind, an eine besondere Tafel zu sechs Gedecken. Dann ordnen Sie einstweilen meine Toilette, keine Brillanten, nur Perlen, die schwarze Sammetrobe mit den aufgestreuten Trauerweidenzweigen von Silber-Filigranarbeit. Man muß den Schmerz ehren und der Theilnahme einen sichtbaren Ausdruck geben, auch ziemt kein anderer Schmuck meinen Jahren.</p>
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          <p>Die Flügelthüre des Zimmers wurde vom alten Weißbrod und einem jüngeren Lakaien in reich gallonirter Livrée ehrerbietigst geöffnet und es trat eine Dame von wunderbarer Schönheit ein, eilte freundlich auf die alte Reichsgräfin zu und begrüßte sie nach allen Regeln höfischen Herkommens. Es war keine junge Frau, aber ihr Wesen, die liebliche Fülle ihrer Formen, die frische Farbe ihrer Wangen und der helle Strahl ihrer Augen kündeten jene innerliche Jugendlichkeit an, die nicht welkt mit der äußern körperlichen Hülle, der im warmen Herzen die Nährquelle dauernder Schönheit entspringt.</p>
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[217/0221] Arrangements zu meinem heutigen Cirkel nichts zu wünschen übrig lassen. Vier Spieltische; die neuesten Zeitungen in das Lesecabinet, die Sessel mit der Krone, welche mit blauem Purpursammet beschlagen und mit silbernen Lilien gestickt sind, an eine besondere Tafel zu sechs Gedecken. Dann ordnen Sie einstweilen meine Toilette, keine Brillanten, nur Perlen, die schwarze Sammetrobe mit den aufgestreuten Trauerweidenzweigen von Silber-Filigranarbeit. Man muß den Schmerz ehren und der Theilnahme einen sichtbaren Ausdruck geben, auch ziemt kein anderer Schmuck meinen Jahren. Ich bin gespannt, sprach die Reichsgräfin dann zu sich selbst weiter. Es widerfährt meinem Hause eine schöne Auszeichnung, doch wer dürfte hier in Hamburg auch nähere Rechte auf dieselbe haben, als ich, die nächste Verwandte? Wohl vereinen hier sehr glänzende Cirkel einheimische und fremde geistreiche Männer aller politischen Farben, der alte blinde Busch und mein guter Doctor Reimarus mit den Seinen geben sich alle Mühe, ausgezeichnete Fremde an sich zu ziehen, und Sieveking machte ja sein Neumühlen im vergangenen Sommer förmlich zum Taubenschlag, allein diese Gesellschaften sind zu gemischt, es kann nicht ein Jeder sie besuchen, mein Vetter zum Beispiel, Prinz Talmont, würde sich unglücklich in einem solchen Kreise fühlen. Die Flügelthüre des Zimmers wurde vom alten Weißbrod und einem jüngeren Lakaien in reich gallonirter Livrée ehrerbietigst geöffnet und es trat eine Dame von wunderbarer Schönheit ein, eilte freundlich auf die alte Reichsgräfin zu und begrüßte sie nach allen Regeln höfischen Herkommens. Es war keine junge Frau, aber ihr Wesen, die liebliche Fülle ihrer Formen, die frische Farbe ihrer Wangen und der helle Strahl ihrer Augen kündeten jene innerliche Jugendlichkeit an, die nicht welkt mit der äußern körperlichen Hülle, der im warmen Herzen die Nährquelle dauernder Schönheit entspringt. Georgine! Mein lieber Gast! Meine Sonnenblume! begrüßte die Gräfin jene Dame mit Herzlichkeit. Ach, Mutter — Sie erlaubten mir ja unter uns Beiden diesen süßen heiligen Namen — entgegnete jene, sagen Sie Herbstblume! Die Sonnenzeit ist dahin — leider!

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/221>, abgerufen am 24.11.2024.