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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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antwortete: Excellenz haben ganz recht, ich sage immer wahr und sage das Wahre, nur Schade, daß Excellenz meinen Wahrsagungen nicht glauben, wenn Sie auch so gnädig sind, meine Wahrheiten nicht übel aufzunehmen.

Windt fuhr nach dieser Unterbrechung im Lesen seines Briefes fort: "Künftig bitte ich Excellenz, an mich nur unter der Adresse zu schreiben: Au Citoyen Windt a Doorwerth, franco Amsterdam. Ueber Amsterdam ist und bleibt von Hamburg aus der beste Postweg. Zum Pettschaft nehmen Sie nicht Ihre Wappen, sondern etwa eins mit einer Devise, sonst schmeißt die Post den Brief ins Feuer; es ist in Amsterdam von Seiten der Municipalität eine Commission ernannt, an welche Briefe nach Hamburg und Bremen offen eingeliefert werden müssen, ich schließe daher diesen meinen Brief an die Adresse der Frau Mutter des mit Graf Ludwig hier gewesenen braven Holländers Leonardus van der Valck ein und ersuche Excellenz, Rückantworten auch auf diesem Wege an mich gelangen zu lassen, auch wollen Hochdieselben sich über die närrische Adresse dieses Briefes nicht wundern. Man will der Besitzung Doorwerth den Namen einer Herrlichkeit, Seigneurie, nicht mehr zugestehen, und was Ihrer Excellenz Geltendmachung dessen betrifft, daß Hochdieselben eine dänische Gräfin sind, so wünschte ich, Sie hörten darüber einmal die Aeußerungen der französischen Generale. Denen ist dieses Alles Null, es gibt für diese keinen Respect mehr vor Fürsten, Grafen und Herren, wie man im lieben deutschen Reiche, Gott behüte es vor dem Franken-Reiche! zu sagen pflegt. Sehr lieb ist mir, daß der Wechsel auf die zwanzigtausend Mark banko honorirt wurde; im Uebrigen können Excellenz dieser Angelegenheit halber ruhig schlafen. Sie sind noch zur Zeit durchaus an Nichts gebunden; das Ganze war ein Werk meines vielleicht übertriebenen Diensteifers, ich machte in der Stille mit dem Erbherrn, mit dem jungen Herrn und mit Herrn Leonardus van der Valck mündlich auf Treue und Glauben Alles ab, um Ihrer Excellenz Geld zu schaffen, weil Sie dessen bedurften und Sie gleich mir Emigranten zu verköstigen hatten; fast scheint mir, und die Schnörkelform Ihrer Quittung läßt dies vermuthen, als seien Glauben und Treue zu den verrufenen Münzen gerechnet, zu den Paduanern, die aber doch als ächte in Hochdero berühmter Sammlung prangen, und über

antwortete: Excellenz haben ganz recht, ich sage immer wahr und sage das Wahre, nur Schade, daß Excellenz meinen Wahrsagungen nicht glauben, wenn Sie auch so gnädig sind, meine Wahrheiten nicht übel aufzunehmen.

Windt fuhr nach dieser Unterbrechung im Lesen seines Briefes fort: „Künftig bitte ich Excellenz, an mich nur unter der Adresse zu schreiben: Au Citoyen Windt à Doorwerth, franco Amsterdam. Ueber Amsterdam ist und bleibt von Hamburg aus der beste Postweg. Zum Pettschaft nehmen Sie nicht Ihre Wappen, sondern etwa eins mit einer Devise, sonst schmeißt die Post den Brief ins Feuer; es ist in Amsterdam von Seiten der Municipalität eine Commission ernannt, an welche Briefe nach Hamburg und Bremen offen eingeliefert werden müssen, ich schließe daher diesen meinen Brief an die Adresse der Frau Mutter des mit Graf Ludwig hier gewesenen braven Holländers Leonardus van der Valck ein und ersuche Excellenz, Rückantworten auch auf diesem Wege an mich gelangen zu lassen, auch wollen Hochdieselben sich über die närrische Adresse dieses Briefes nicht wundern. Man will der Besitzung Doorwerth den Namen einer Herrlichkeit, Seigneurie, nicht mehr zugestehen, und was Ihrer Excellenz Geltendmachung dessen betrifft, daß Hochdieselben eine dänische Gräfin sind, so wünschte ich, Sie hörten darüber einmal die Aeußerungen der französischen Generale. Denen ist dieses Alles Null, es gibt für diese keinen Respect mehr vor Fürsten, Grafen und Herren, wie man im lieben deutschen Reiche, Gott behüte es vor dem Franken-Reiche! zu sagen pflegt. Sehr lieb ist mir, daß der Wechsel auf die zwanzigtausend Mark banko honorirt wurde; im Uebrigen können Excellenz dieser Angelegenheit halber ruhig schlafen. Sie sind noch zur Zeit durchaus an Nichts gebunden; das Ganze war ein Werk meines vielleicht übertriebenen Diensteifers, ich machte in der Stille mit dem Erbherrn, mit dem jungen Herrn und mit Herrn Leonardus van der Valck mündlich auf Treue und Glauben Alles ab, um Ihrer Excellenz Geld zu schaffen, weil Sie dessen bedurften und Sie gleich mir Emigranten zu verköstigen hatten; fast scheint mir, und die Schnörkelform Ihrer Quittung läßt dies vermuthen, als seien Glauben und Treue zu den verrufenen Münzen gerechnet, zu den Paduanern, die aber doch als ächte in Hochdero berühmter Sammlung prangen, und über

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[259/0263] antwortete: Excellenz haben ganz recht, ich sage immer wahr und sage das Wahre, nur Schade, daß Excellenz meinen Wahrsagungen nicht glauben, wenn Sie auch so gnädig sind, meine Wahrheiten nicht übel aufzunehmen. Windt fuhr nach dieser Unterbrechung im Lesen seines Briefes fort: „Künftig bitte ich Excellenz, an mich nur unter der Adresse zu schreiben: Au Citoyen Windt à Doorwerth, franco Amsterdam. Ueber Amsterdam ist und bleibt von Hamburg aus der beste Postweg. Zum Pettschaft nehmen Sie nicht Ihre Wappen, sondern etwa eins mit einer Devise, sonst schmeißt die Post den Brief ins Feuer; es ist in Amsterdam von Seiten der Municipalität eine Commission ernannt, an welche Briefe nach Hamburg und Bremen offen eingeliefert werden müssen, ich schließe daher diesen meinen Brief an die Adresse der Frau Mutter des mit Graf Ludwig hier gewesenen braven Holländers Leonardus van der Valck ein und ersuche Excellenz, Rückantworten auch auf diesem Wege an mich gelangen zu lassen, auch wollen Hochdieselben sich über die närrische Adresse dieses Briefes nicht wundern. Man will der Besitzung Doorwerth den Namen einer Herrlichkeit, Seigneurie, nicht mehr zugestehen, und was Ihrer Excellenz Geltendmachung dessen betrifft, daß Hochdieselben eine dänische Gräfin sind, so wünschte ich, Sie hörten darüber einmal die Aeußerungen der französischen Generale. Denen ist dieses Alles Null, es gibt für diese keinen Respect mehr vor Fürsten, Grafen und Herren, wie man im lieben deutschen Reiche, Gott behüte es vor dem Franken-Reiche! zu sagen pflegt. Sehr lieb ist mir, daß der Wechsel auf die zwanzigtausend Mark banko honorirt wurde; im Uebrigen können Excellenz dieser Angelegenheit halber ruhig schlafen. Sie sind noch zur Zeit durchaus an Nichts gebunden; das Ganze war ein Werk meines vielleicht übertriebenen Diensteifers, ich machte in der Stille mit dem Erbherrn, mit dem jungen Herrn und mit Herrn Leonardus van der Valck mündlich auf Treue und Glauben Alles ab, um Ihrer Excellenz Geld zu schaffen, weil Sie dessen bedurften und Sie gleich mir Emigranten zu verköstigen hatten; fast scheint mir, und die Schnörkelform Ihrer Quittung läßt dies vermuthen, als seien Glauben und Treue zu den verrufenen Münzen gerechnet, zu den Paduanern, die aber doch als ächte in Hochdero berühmter Sammlung prangen, und über

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/263>, abgerufen am 24.11.2024.