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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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theurer Freund, war nichts als eine Kette von Schmerz und Bitterkeit, und diese Trennung hat mich mit raschen Schritten dem Ziele meiner Tage näher gebracht.

Ich will nicht hoffen? fragte Windt mit aller Lebhaftigkeit seines Wesens.

Sie sollen Alles erfahren, wenn Sie mich wieder ein Weilchen hier dulden wollen, sprach Leonardus.

Dulden wollen? Sind Sie nicht halb und halb der Eigenthümer dieses Hauses und dieser ganzen Herrschaft? rief Windt.

Ich bedarf nur wenig, mein Lieber, ein kleines Zimmer, ein Lager, schmale Kost und Ruhe, erwiederte Leonardus.

Zimmer und Lager stehen zu hinreichender Auswahl zu Befehl, nahm Frau Windt das Wort. Die Kost werden Sie schmaler finden als Ihnen lieb ist, werther Herr van der Valck! Und die Ruhe, was diese betrifft, da läßt sich nur wenige Bürgschaft leisten. Sie wissen ja, wie es hier zugeht, es ist seit Ihrer damaligen Abreise mit dem jungen Herrn, bei uns noch nicht anders geworden. Doch wenn Sie mit dem höchsten Zimmer dieses Thurmes vorlieb nehmen wollen, so werden sie vom Lärmen im untern Hause und im Hofe wenig wahrnehmen; hoffentlich kehrt die Zeit der Kanonaden nicht wieder.

Ich werde mit tausendfachem Danke annehmen, was Ihre Güte mir bietet, und darf vielleicht hoffen, mindestens in Etwas bei Ihnen mich zu erholen. O, Sie werden mich beklagen, wenn Sie erfahren, was ich erlebte! Jetzt kann ich es Ihnen noch nicht erzählen, es erschüttert mich allzusehr. Lassen Sie mich des Freundes Brief lesen, ich hoffe, seine Freundschaft wird ein Balsam für mich sein. O, wie sehr sehnt sich mein Herz nach Nachricht von ihm, wie oft dachte ich an ihn, wäre er an meiner Seite gewesen und vielleicht der treue Philipp, Alles wäre besser geworden.

Beruhigen, erholen, pflegen Sie sich, betrachten Sie dies Haus als das Ihre, ohne Redensart, es ist mein ganzer Ernst; Sie haben dazu das volle Recht, ermunterte ihn Windt. Ich will jetzt gehen und nach den Geschäften sehen, und dann wiederkommen, um von Ihnen zu hören, wie unser junger Herr sich befindet; ich theilte so eben meiner Frau einen Brief an Graf Ludwigs Großmutter mit; es wird die hohe Dame erfreuen, wenn ich über ihren Liebling eine

theurer Freund, war nichts als eine Kette von Schmerz und Bitterkeit, und diese Trennung hat mich mit raschen Schritten dem Ziele meiner Tage näher gebracht.

Ich will nicht hoffen? fragte Windt mit aller Lebhaftigkeit seines Wesens.

Sie sollen Alles erfahren, wenn Sie mich wieder ein Weilchen hier dulden wollen, sprach Leonardus.

Dulden wollen? Sind Sie nicht halb und halb der Eigenthümer dieses Hauses und dieser ganzen Herrschaft? rief Windt.

Ich bedarf nur wenig, mein Lieber, ein kleines Zimmer, ein Lager, schmale Kost und Ruhe, erwiederte Leonardus.

Zimmer und Lager stehen zu hinreichender Auswahl zu Befehl, nahm Frau Windt das Wort. Die Kost werden Sie schmaler finden als Ihnen lieb ist, werther Herr van der Valck! Und die Ruhe, was diese betrifft, da läßt sich nur wenige Bürgschaft leisten. Sie wissen ja, wie es hier zugeht, es ist seit Ihrer damaligen Abreise mit dem jungen Herrn, bei uns noch nicht anders geworden. Doch wenn Sie mit dem höchsten Zimmer dieses Thurmes vorlieb nehmen wollen, so werden sie vom Lärmen im untern Hause und im Hofe wenig wahrnehmen; hoffentlich kehrt die Zeit der Kanonaden nicht wieder.

Ich werde mit tausendfachem Danke annehmen, was Ihre Güte mir bietet, und darf vielleicht hoffen, mindestens in Etwas bei Ihnen mich zu erholen. O, Sie werden mich beklagen, wenn Sie erfahren, was ich erlebte! Jetzt kann ich es Ihnen noch nicht erzählen, es erschüttert mich allzusehr. Lassen Sie mich des Freundes Brief lesen, ich hoffe, seine Freundschaft wird ein Balsam für mich sein. O, wie sehr sehnt sich mein Herz nach Nachricht von ihm, wie oft dachte ich an ihn, wäre er an meiner Seite gewesen und vielleicht der treue Philipp, Alles wäre besser geworden.

Beruhigen, erholen, pflegen Sie sich, betrachten Sie dies Haus als das Ihre, ohne Redensart, es ist mein ganzer Ernst; Sie haben dazu das volle Recht, ermunterte ihn Windt. Ich will jetzt gehen und nach den Geschäften sehen, und dann wiederkommen, um von Ihnen zu hören, wie unser junger Herr sich befindet; ich theilte so eben meiner Frau einen Brief an Graf Ludwigs Großmutter mit; es wird die hohe Dame erfreuen, wenn ich über ihren Liebling eine

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          <p>Zimmer und Lager stehen zu hinreichender Auswahl zu Befehl, nahm Frau Windt das Wort. Die Kost werden Sie schmaler finden als Ihnen lieb ist, werther Herr van der Valck! Und die Ruhe, was diese betrifft, da läßt sich nur wenige Bürgschaft leisten. Sie wissen ja, wie es hier zugeht, es ist seit Ihrer damaligen Abreise mit dem jungen Herrn, bei uns noch nicht anders geworden. Doch wenn Sie mit dem höchsten Zimmer dieses Thurmes vorlieb nehmen wollen, so werden sie vom Lärmen im untern Hause und im Hofe wenig wahrnehmen; hoffentlich kehrt die Zeit der Kanonaden nicht wieder.</p>
          <p>Ich werde mit tausendfachem Danke annehmen, was Ihre Güte mir bietet, und darf vielleicht hoffen, mindestens in Etwas bei Ihnen mich zu erholen. O, Sie werden mich beklagen, wenn Sie erfahren, was ich erlebte! Jetzt kann ich es Ihnen noch nicht erzählen, es erschüttert mich allzusehr. Lassen Sie mich des Freundes Brief lesen, ich hoffe, seine Freundschaft wird ein Balsam für mich sein. O, wie sehr sehnt sich mein Herz nach Nachricht von ihm, wie oft dachte ich an ihn, wäre er an meiner Seite gewesen und vielleicht der treue Philipp, Alles wäre besser geworden.</p>
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[264/0268] theurer Freund, war nichts als eine Kette von Schmerz und Bitterkeit, und diese Trennung hat mich mit raschen Schritten dem Ziele meiner Tage näher gebracht. Ich will nicht hoffen? fragte Windt mit aller Lebhaftigkeit seines Wesens. Sie sollen Alles erfahren, wenn Sie mich wieder ein Weilchen hier dulden wollen, sprach Leonardus. Dulden wollen? Sind Sie nicht halb und halb der Eigenthümer dieses Hauses und dieser ganzen Herrschaft? rief Windt. Ich bedarf nur wenig, mein Lieber, ein kleines Zimmer, ein Lager, schmale Kost und Ruhe, erwiederte Leonardus. Zimmer und Lager stehen zu hinreichender Auswahl zu Befehl, nahm Frau Windt das Wort. Die Kost werden Sie schmaler finden als Ihnen lieb ist, werther Herr van der Valck! Und die Ruhe, was diese betrifft, da läßt sich nur wenige Bürgschaft leisten. Sie wissen ja, wie es hier zugeht, es ist seit Ihrer damaligen Abreise mit dem jungen Herrn, bei uns noch nicht anders geworden. Doch wenn Sie mit dem höchsten Zimmer dieses Thurmes vorlieb nehmen wollen, so werden sie vom Lärmen im untern Hause und im Hofe wenig wahrnehmen; hoffentlich kehrt die Zeit der Kanonaden nicht wieder. Ich werde mit tausendfachem Danke annehmen, was Ihre Güte mir bietet, und darf vielleicht hoffen, mindestens in Etwas bei Ihnen mich zu erholen. O, Sie werden mich beklagen, wenn Sie erfahren, was ich erlebte! Jetzt kann ich es Ihnen noch nicht erzählen, es erschüttert mich allzusehr. Lassen Sie mich des Freundes Brief lesen, ich hoffe, seine Freundschaft wird ein Balsam für mich sein. O, wie sehr sehnt sich mein Herz nach Nachricht von ihm, wie oft dachte ich an ihn, wäre er an meiner Seite gewesen und vielleicht der treue Philipp, Alles wäre besser geworden. Beruhigen, erholen, pflegen Sie sich, betrachten Sie dies Haus als das Ihre, ohne Redensart, es ist mein ganzer Ernst; Sie haben dazu das volle Recht, ermunterte ihn Windt. Ich will jetzt gehen und nach den Geschäften sehen, und dann wiederkommen, um von Ihnen zu hören, wie unser junger Herr sich befindet; ich theilte so eben meiner Frau einen Brief an Graf Ludwigs Großmutter mit; es wird die hohe Dame erfreuen, wenn ich über ihren Liebling eine

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/268>, abgerufen am 24.11.2024.