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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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Du sollst es gleich erfahren, gab die Reichsgräfin zur Antwort, und Beide schwiegen wieder.

Die beiden gerufenen Haushofmeister traten fast zu gleicher Zeit ein. Bringen Sie uns doch, Herr Mack, das lederne mit Sammet ausgefütterte Futteral zu dem Falken! gebot die Herrin.

Nun, gnädige Großmama? fragte der Erbherr. Was haben Sie?

Ich will meinen Falken mitnehmen!

Wie, Excellenz, Ihren Falken? Ich weiß nicht anders, als daß die Edelsteine Fideicommiß sind?

Mein Diamantenschmuck, ja, die Diamanten deiner theueren Verstorbenen desgleichen, der Schmuck, dessen sich Frau von Varel, deines Bruders Gemahlin, geborene Gräfin Lynden, außer ihrem eigenen bedient, desgleichen. Der Falk von Kniphausen aber ist mein -- ich ließ ihn hier, weil er hier an würdiger Stelle stand, und weil Ottoline an ihm ihre Freude hatte. Doch damit in dieser ernsten Stunde deine Gedanken nicht mich und nicht dich selbst verletzen, mein theuerer Enkel, so bitte, lieber Windt -- das Papier, das ich Sie ersuchte, zu sich zu nehmen. Hier, mein guter Wilhelm!

Der Erbherr nahm das Papier und blickte hinein, es war die Rechnung über den Falken, "gefertigt auf Befehl der Reichsgräfin Sophie Charlotte, Herrin zu Varel und Kniphausen, mit namhafter Angabe des zu dem Kunstwerk verwendeten Goldes, so wie aller Edelsteine, und der hohen Frau Bestellerin zu Dank vergnügt quittirt von den Gebrüdern Dinglinger, Königlichen Hofjuwelieren zu Dresden" .

Intendant Mack brachte das Futteral; die Reichsgräfin schob den Falken mit eigener Hand hinein, und Windt trug ihn hinab zum Wagen.



Du sollst es gleich erfahren, gab die Reichsgräfin zur Antwort, und Beide schwiegen wieder.

Die beiden gerufenen Haushofmeister traten fast zu gleicher Zeit ein. Bringen Sie uns doch, Herr Mack, das lederne mit Sammet ausgefütterte Futteral zu dem Falken! gebot die Herrin.

Nun, gnädige Großmama? fragte der Erbherr. Was haben Sie?

Ich will meinen Falken mitnehmen!

Wie, Excellenz, Ihren Falken? Ich weiß nicht anders, als daß die Edelsteine Fideicommiß sind?

Mein Diamantenschmuck, ja, die Diamanten deiner theueren Verstorbenen desgleichen, der Schmuck, dessen sich Frau von Varel, deines Bruders Gemahlin, geborene Gräfin Lynden, außer ihrem eigenen bedient, desgleichen. Der Falk von Kniphausen aber ist mein — ich ließ ihn hier, weil er hier an würdiger Stelle stand, und weil Ottoline an ihm ihre Freude hatte. Doch damit in dieser ernsten Stunde deine Gedanken nicht mich und nicht dich selbst verletzen, mein theuerer Enkel, so bitte, lieber Windt — das Papier, das ich Sie ersuchte, zu sich zu nehmen. Hier, mein guter Wilhelm!

Der Erbherr nahm das Papier und blickte hinein, es war die Rechnung über den Falken, „gefertigt auf Befehl der Reichsgräfin Sophie Charlotte, Herrin zu Varel und Kniphausen, mit namhafter Angabe des zu dem Kunstwerk verwendeten Goldes, so wie aller Edelsteine, und der hohen Frau Bestellerin zu Dank vergnügt quittirt von den Gebrüdern Dinglinger, Königlichen Hofjuwelieren zu Dresden“ .

Intendant Mack brachte das Futteral; die Reichsgräfin schob den Falken mit eigener Hand hinein, und Windt trug ihn hinab zum Wagen.



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[349/0353] Du sollst es gleich erfahren, gab die Reichsgräfin zur Antwort, und Beide schwiegen wieder. Die beiden gerufenen Haushofmeister traten fast zu gleicher Zeit ein. Bringen Sie uns doch, Herr Mack, das lederne mit Sammet ausgefütterte Futteral zu dem Falken! gebot die Herrin. Nun, gnädige Großmama? fragte der Erbherr. Was haben Sie? Ich will meinen Falken mitnehmen! Wie, Excellenz, Ihren Falken? Ich weiß nicht anders, als daß die Edelsteine Fideicommiß sind? Mein Diamantenschmuck, ja, die Diamanten deiner theueren Verstorbenen desgleichen, der Schmuck, dessen sich Frau von Varel, deines Bruders Gemahlin, geborene Gräfin Lynden, außer ihrem eigenen bedient, desgleichen. Der Falk von Kniphausen aber ist mein — ich ließ ihn hier, weil er hier an würdiger Stelle stand, und weil Ottoline an ihm ihre Freude hatte. Doch damit in dieser ernsten Stunde deine Gedanken nicht mich und nicht dich selbst verletzen, mein theuerer Enkel, so bitte, lieber Windt — das Papier, das ich Sie ersuchte, zu sich zu nehmen. Hier, mein guter Wilhelm! Der Erbherr nahm das Papier und blickte hinein, es war die Rechnung über den Falken, „gefertigt auf Befehl der Reichsgräfin Sophie Charlotte, Herrin zu Varel und Kniphausen, mit namhafter Angabe des zu dem Kunstwerk verwendeten Goldes, so wie aller Edelsteine, und der hohen Frau Bestellerin zu Dank vergnügt quittirt von den Gebrüdern Dinglinger, Königlichen Hofjuwelieren zu Dresden“ . Intendant Mack brachte das Futteral; die Reichsgräfin schob den Falken mit eigener Hand hinein, und Windt trug ihn hinab zum Wagen.

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/353>, abgerufen am 22.11.2024.