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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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um zu sehen, ob der zweite Wagen hinter ihm sei? Ludwig bedauerte im Stillen Anges Weigerung, sich zu ihnen in den ersten Wagen zu setzen; er hätte gerne ihre Stimme gehört, sich ihrer gemüthvollen Unterhaltung erfreut, es war ihm nicht möglich, ganz ohne Befangenheit mit dem fürstlichen Kinde zu sprechen, und sich gleich völlig in das ihm so neue Verhältniß hinein zu finden und einzuleben. So sehr die Glut der Liebe ihn durchzitterte, so sehr hielt die höchste Achtung, die ehrfurchtvollste Scheu ihn ab, Sophien schon jetzt diese glühende Neigung zu offenbaren.

Der Wagen folgte in ziemlicher Entfernung, halb vom Nebel eingeschleiert, der rings die Fernsichten hemmte, und nicht einmal die benachbarten Berggipfel erkennen ließ.

An einer Waldschmiede hielten nach der Fahrt von zwei Stunden die Postillons, um einem der Pferde ein losgegangenes Eisen festnageln zu lassen, und da glücklicher Weise neben der Waldschmiede auch eine Waldschenke stand, so benutzten die Lenker des Viergespannes diese Gelegenheit zur Einkehr in dieselbe.

Ludwig stieg einige Augenblicke aus und sah dem nachkommenden Wagen verlangend entgegen, um Anges zu grüßen, und sie auf Sophiens Wunsch zu ersuchen, im ersten Wagen bei ihnen Platz zu nehmen.

Jener Wagen kam langsam nach, als er nahe genug war, sah der Graf zu seiner Bestürzung, daß es eine völlig fremde Kutsche sei. Er rief den Kutscher an, ob er nicht einen Reisewagen mit Gepäck und vier Pferden überholt habe? Dieser, eine nichts weniger als gutmüthige Schwarzwälder Physiognomie, schüttelte sein mit einem breiten Hute bedecktes Haupt, ohne ein Wort weiter zu sagen, und peitschte sein Gespann, welches einige Neigung zeigte, auch vor der Waldschenke zu halten.

Das war Ludwig unangenehm, ja es berührte ihn peinlich, daß jener zweite Wagen nicht nachkam -- er sah die Zögerung des Postillons nicht ungern, hoffte und hoffte, blickte verlangend und voll Ungeduld auf den zurückgelegten Weg, so weit dieser sich überschauen ließ, und immer vergebens. Der zweite Wagen kam nicht, die Fahrt des ersten ging weiter. Die Station wurde erreicht, wo die Pferde gewechselt wurden, neuer Aufenthalt -- der zweite Wagen blieb noch

um zu sehen, ob der zweite Wagen hinter ihm sei? Ludwig bedauerte im Stillen Angés Weigerung, sich zu ihnen in den ersten Wagen zu setzen; er hätte gerne ihre Stimme gehört, sich ihrer gemüthvollen Unterhaltung erfreut, es war ihm nicht möglich, ganz ohne Befangenheit mit dem fürstlichen Kinde zu sprechen, und sich gleich völlig in das ihm so neue Verhältniß hinein zu finden und einzuleben. So sehr die Glut der Liebe ihn durchzitterte, so sehr hielt die höchste Achtung, die ehrfurchtvollste Scheu ihn ab, Sophien schon jetzt diese glühende Neigung zu offenbaren.

Der Wagen folgte in ziemlicher Entfernung, halb vom Nebel eingeschleiert, der rings die Fernsichten hemmte, und nicht einmal die benachbarten Berggipfel erkennen ließ.

An einer Waldschmiede hielten nach der Fahrt von zwei Stunden die Postillons, um einem der Pferde ein losgegangenes Eisen festnageln zu lassen, und da glücklicher Weise neben der Waldschmiede auch eine Waldschenke stand, so benutzten die Lenker des Viergespannes diese Gelegenheit zur Einkehr in dieselbe.

Ludwig stieg einige Augenblicke aus und sah dem nachkommenden Wagen verlangend entgegen, um Angés zu grüßen, und sie auf Sophiens Wunsch zu ersuchen, im ersten Wagen bei ihnen Platz zu nehmen.

Jener Wagen kam langsam nach, als er nahe genug war, sah der Graf zu seiner Bestürzung, daß es eine völlig fremde Kutsche sei. Er rief den Kutscher an, ob er nicht einen Reisewagen mit Gepäck und vier Pferden überholt habe? Dieser, eine nichts weniger als gutmüthige Schwarzwälder Physiognomie, schüttelte sein mit einem breiten Hute bedecktes Haupt, ohne ein Wort weiter zu sagen, und peitschte sein Gespann, welches einige Neigung zeigte, auch vor der Waldschenke zu halten.

Das war Ludwig unangenehm, ja es berührte ihn peinlich, daß jener zweite Wagen nicht nachkam — er sah die Zögerung des Postillons nicht ungern, hoffte und hoffte, blickte verlangend und voll Ungeduld auf den zurückgelegten Weg, so weit dieser sich überschauen ließ, und immer vergebens. Der zweite Wagen kam nicht, die Fahrt des ersten ging weiter. Die Station wurde erreicht, wo die Pferde gewechselt wurden, neuer Aufenthalt — der zweite Wagen blieb noch

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[374/0378] um zu sehen, ob der zweite Wagen hinter ihm sei? Ludwig bedauerte im Stillen Angés Weigerung, sich zu ihnen in den ersten Wagen zu setzen; er hätte gerne ihre Stimme gehört, sich ihrer gemüthvollen Unterhaltung erfreut, es war ihm nicht möglich, ganz ohne Befangenheit mit dem fürstlichen Kinde zu sprechen, und sich gleich völlig in das ihm so neue Verhältniß hinein zu finden und einzuleben. So sehr die Glut der Liebe ihn durchzitterte, so sehr hielt die höchste Achtung, die ehrfurchtvollste Scheu ihn ab, Sophien schon jetzt diese glühende Neigung zu offenbaren. Der Wagen folgte in ziemlicher Entfernung, halb vom Nebel eingeschleiert, der rings die Fernsichten hemmte, und nicht einmal die benachbarten Berggipfel erkennen ließ. An einer Waldschmiede hielten nach der Fahrt von zwei Stunden die Postillons, um einem der Pferde ein losgegangenes Eisen festnageln zu lassen, und da glücklicher Weise neben der Waldschmiede auch eine Waldschenke stand, so benutzten die Lenker des Viergespannes diese Gelegenheit zur Einkehr in dieselbe. Ludwig stieg einige Augenblicke aus und sah dem nachkommenden Wagen verlangend entgegen, um Angés zu grüßen, und sie auf Sophiens Wunsch zu ersuchen, im ersten Wagen bei ihnen Platz zu nehmen. Jener Wagen kam langsam nach, als er nahe genug war, sah der Graf zu seiner Bestürzung, daß es eine völlig fremde Kutsche sei. Er rief den Kutscher an, ob er nicht einen Reisewagen mit Gepäck und vier Pferden überholt habe? Dieser, eine nichts weniger als gutmüthige Schwarzwälder Physiognomie, schüttelte sein mit einem breiten Hute bedecktes Haupt, ohne ein Wort weiter zu sagen, und peitschte sein Gespann, welches einige Neigung zeigte, auch vor der Waldschenke zu halten. Das war Ludwig unangenehm, ja es berührte ihn peinlich, daß jener zweite Wagen nicht nachkam — er sah die Zögerung des Postillons nicht ungern, hoffte und hoffte, blickte verlangend und voll Ungeduld auf den zurückgelegten Weg, so weit dieser sich überschauen ließ, und immer vergebens. Der zweite Wagen kam nicht, die Fahrt des ersten ging weiter. Die Station wurde erreicht, wo die Pferde gewechselt wurden, neuer Aufenthalt — der zweite Wagen blieb noch

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/378>, abgerufen am 22.11.2024.