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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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Ludwig's nie gedacht hatte, zumal der Erbherr immer sichtlich vermied, nach ihm zu fragen, so konnte dieser auch Nichts erfahren, und wenn Ludwig's je einmal, wie es bei der Unterredung bezüglich des Falken der Fall gewesen war, Erwähnung geschah, so berührte der treue Intendant doch auf keine Weise jenes Verhältniß.

Der Graf theilte Sophien vor deren Zimmer in flüchtigen Worten mit, daß jener Herr derselbe Verwandte sei, von dem so eben Kaiser Alexander gesprochen habe; dann eilte er wieder zu diesem hinab, worauf die beiden Vetter sich mit einander in ein abgesondertes Zimmer begaben, um ihr Wiedersehen nach so langer Trennung bei einer Flasche Champagner zu feiern.

Das Gespräch lenkte sich auf allerlei; der Reichsgraf war in einer recht gemüthlichen Stimmung; das drohende Gespenst der Mediatisation schien nicht auf dieselbe einzuwirken. Was ihm am Meisten am Herzen lag, der Wiedergewinn jenes kostbaren Trinkgeschirres, das er in Ludwig's Händen wußte, wurde auch bald Gegenstand der Unterhaltung. Als Graf Ludwig von dem Tod der Großmutter erzählte, daß er noch ihren letzten Segen erhalten habe, rief der Reichsgraf mit Bitterkeit:

Und noch mehr, noch Besseres erhieltest du von ihr. Du empfingst auch noch den Falken!

Allerdings, und zwar mit verbriefter und besiegelter Urkunde rechtmäßigen Besitzes in Folge freier Schenkung, versetzte Ludwig.

Was gedenkst du damit anzufangen? fragte der Reichsgraf mit schlecht verhehltem Aerger.

Nichts, antwortete Jener trocken.

Man sollte doch dies Geräth bei der Familie lassen, Vetter! sprach der Graf nach einer Pause.

Bei welcher? Bei der deinen oder bei meiner zukünftigen? fragte mit scharfer Betonung Ludwig, und diese seine Frage verwirrte den regierenden Herrn ganz und gar, ja es fehlte wenig, so hätte sie ihn aufgebracht; doch bezwang er sich und sprach ruhig weiter: Mit einem Wort, Vetter: wir, der Admiral und ich, hätten den Falken gern wieder, überlass' ihn uns, tritt ihn uns käuflich ab, stelle deine Forderung, wir schaffen die Summe!

Ludwig’s nie gedacht hatte, zumal der Erbherr immer sichtlich vermied, nach ihm zu fragen, so konnte dieser auch Nichts erfahren, und wenn Ludwig’s je einmal, wie es bei der Unterredung bezüglich des Falken der Fall gewesen war, Erwähnung geschah, so berührte der treue Intendant doch auf keine Weise jenes Verhältniß.

Der Graf theilte Sophien vor deren Zimmer in flüchtigen Worten mit, daß jener Herr derselbe Verwandte sei, von dem so eben Kaiser Alexander gesprochen habe; dann eilte er wieder zu diesem hinab, worauf die beiden Vetter sich mit einander in ein abgesondertes Zimmer begaben, um ihr Wiedersehen nach so langer Trennung bei einer Flasche Champagner zu feiern.

Das Gespräch lenkte sich auf allerlei; der Reichsgraf war in einer recht gemüthlichen Stimmung; das drohende Gespenst der Mediatisation schien nicht auf dieselbe einzuwirken. Was ihm am Meisten am Herzen lag, der Wiedergewinn jenes kostbaren Trinkgeschirres, das er in Ludwig’s Händen wußte, wurde auch bald Gegenstand der Unterhaltung. Als Graf Ludwig von dem Tod der Großmutter erzählte, daß er noch ihren letzten Segen erhalten habe, rief der Reichsgraf mit Bitterkeit:

Und noch mehr, noch Besseres erhieltest du von ihr. Du empfingst auch noch den Falken!

Allerdings, und zwar mit verbriefter und besiegelter Urkunde rechtmäßigen Besitzes in Folge freier Schenkung, versetzte Ludwig.

Was gedenkst du damit anzufangen? fragte der Reichsgraf mit schlecht verhehltem Aerger.

Nichts, antwortete Jener trocken.

Man sollte doch dies Geräth bei der Familie lassen, Vetter! sprach der Graf nach einer Pause.

Bei welcher? Bei der deinen oder bei meiner zukünftigen? fragte mit scharfer Betonung Ludwig, und diese seine Frage verwirrte den regierenden Herrn ganz und gar, ja es fehlte wenig, so hätte sie ihn aufgebracht; doch bezwang er sich und sprach ruhig weiter: Mit einem Wort, Vetter: wir, der Admiral und ich, hätten den Falken gern wieder, überlass’ ihn uns, tritt ihn uns käuflich ab, stelle deine Forderung, wir schaffen die Summe!

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          <p>Bei welcher? Bei der deinen oder bei meiner zukünftigen? fragte mit scharfer Betonung Ludwig, und diese seine Frage verwirrte den regierenden Herrn ganz und gar, ja es fehlte wenig, so hätte sie ihn aufgebracht; doch bezwang er sich und sprach ruhig weiter: Mit einem Wort, Vetter: wir, der Admiral und ich, hätten den Falken gern wieder, überlass&#x2019; ihn uns, tritt ihn uns käuflich ab, stelle deine Forderung, wir schaffen die Summe!</p>
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[408/0412] Ludwig’s nie gedacht hatte, zumal der Erbherr immer sichtlich vermied, nach ihm zu fragen, so konnte dieser auch Nichts erfahren, und wenn Ludwig’s je einmal, wie es bei der Unterredung bezüglich des Falken der Fall gewesen war, Erwähnung geschah, so berührte der treue Intendant doch auf keine Weise jenes Verhältniß. Der Graf theilte Sophien vor deren Zimmer in flüchtigen Worten mit, daß jener Herr derselbe Verwandte sei, von dem so eben Kaiser Alexander gesprochen habe; dann eilte er wieder zu diesem hinab, worauf die beiden Vetter sich mit einander in ein abgesondertes Zimmer begaben, um ihr Wiedersehen nach so langer Trennung bei einer Flasche Champagner zu feiern. Das Gespräch lenkte sich auf allerlei; der Reichsgraf war in einer recht gemüthlichen Stimmung; das drohende Gespenst der Mediatisation schien nicht auf dieselbe einzuwirken. Was ihm am Meisten am Herzen lag, der Wiedergewinn jenes kostbaren Trinkgeschirres, das er in Ludwig’s Händen wußte, wurde auch bald Gegenstand der Unterhaltung. Als Graf Ludwig von dem Tod der Großmutter erzählte, daß er noch ihren letzten Segen erhalten habe, rief der Reichsgraf mit Bitterkeit: Und noch mehr, noch Besseres erhieltest du von ihr. Du empfingst auch noch den Falken! Allerdings, und zwar mit verbriefter und besiegelter Urkunde rechtmäßigen Besitzes in Folge freier Schenkung, versetzte Ludwig. Was gedenkst du damit anzufangen? fragte der Reichsgraf mit schlecht verhehltem Aerger. Nichts, antwortete Jener trocken. Man sollte doch dies Geräth bei der Familie lassen, Vetter! sprach der Graf nach einer Pause. Bei welcher? Bei der deinen oder bei meiner zukünftigen? fragte mit scharfer Betonung Ludwig, und diese seine Frage verwirrte den regierenden Herrn ganz und gar, ja es fehlte wenig, so hätte sie ihn aufgebracht; doch bezwang er sich und sprach ruhig weiter: Mit einem Wort, Vetter: wir, der Admiral und ich, hätten den Falken gern wieder, überlass’ ihn uns, tritt ihn uns käuflich ab, stelle deine Forderung, wir schaffen die Summe!

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/412>, abgerufen am 22.11.2024.