Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite
Ägypten.

In späterer Zeit wurde die Bronze zur Herstellung der mannig-
fachsten Geräte verwendet, wie Schlüssel, Nägel, chirurgische Instru-
mente, Dolche, Messer, Lanzenspitzen und andere Waffen, Spiegel,
Spangen, Gefässe, Schöpfgeräte, Löffel, Schalen Näpfe u. s. w. Die Thür-
beschläge wurden öfter aus Erz gefertigt. Teile eines Schuppenpanzers,
auf dessen Bronzeschuppen der Name des Königs Scheschonk (Schischak)
steht, befinden sich in der Sammlung des Dr. Abbot zu Kairo.
Schwertklingen wurden nach phönizischer Art gegossen und dann über-
schmiedet; solche Klingen besitzt das Berliner Museum.

In den Wandgemälden und sonstigen kolorierten Darstellungen ist
ein Unterschied zwischen Kupfer und Erz durch die Farbe nicht an-
gedeutet. Rot ist die Farbe, welche für beide Metalle verwendet ist.
Auch wo Grün ausnahmsweise für Metallgeräte benutzt wird, um die
grüne Patina nachzuahmen, lässt sich nicht angeben, ob Kupfer oder
Bronze gemeint sei. Ebenso scheint in der Namensbezeichnung kein
bestimmter Unterschied gemacht worden zu sein. Es giebt drei Aus-
drücke, die mit Kupfer und Kupfererzen in Beziehung stehen: chesbet,
mafek
und chomt. Einige Gelehrte, wie Champollion, nehmen mafek
für Kupfer in Anspruch. Lepsius aber hat in seinem vorzüglichen
Aufsatze "über die Metalle der Ägypter1)" nachgewiesen, das chesbet
und mafek nicht das Kupfer selbst bedeuten, dass vielmehr chesbet,
ein blauer Stein, Kupferlasur, und mafek, das mit chesbet in steter
Verbindung genannt wird, Malachit sei. Mafek wird als grün bezeichnet
und ist ein geschätzter Edelstein. Freilich wird auch Smaragd,
Kupfergrün und Türkis unter demselben Worte verstanden. Man
unterschied die verschiedenen Sorten qualitativ. Als der Beste wird
der skythische und baktrische genannt. Brugsch hat nachgewiesen,
dass uralte Türkisgruben in dem erwähnten Kupferlande auf der Halb-
insel Sinai wieder aufgefunden und in neuerer Zeit von einem Eng-
länder, Mayor Macdonald, wieder in Betrieb gesetzt worden sind2).

Chomt, hieroglyphisch @, bezeichnet nach Lepsius Kupfer und
Bronze, analog dem griechischen khalkos. Das Zeichen @ wird ur-
sprünglich allgemein für Metall angewendet, weshalb manche es mit
Kupfer, andere mit Eisen übersetzen konnten. Die Form soll von dem
Schmelztiegel hergeleitet sein. In den ältesten Inschriften im Wadi Maga-

1) Siehe E. R. Lepsius, "Die Metalle in den ägyptischen Inschriften". Abhandl.
der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1871.
2) Siehe H. Brugsch, Wanderungen nach den Türkisminen und der Sinaihalb-
insel. Leipzig 1868, S. 66 ff.
Beck, Geschichte des Eisens. 6
Ägypten.

In späterer Zeit wurde die Bronze zur Herstellung der mannig-
fachsten Geräte verwendet, wie Schlüssel, Nägel, chirurgische Instru-
mente, Dolche, Messer, Lanzenspitzen und andere Waffen, Spiegel,
Spangen, Gefäſse, Schöpfgeräte, Löffel, Schalen Näpfe u. s. w. Die Thür-
beschläge wurden öfter aus Erz gefertigt. Teile eines Schuppenpanzers,
auf dessen Bronzeschuppen der Name des Königs Scheschonk (Schischak)
steht, befinden sich in der Sammlung des Dr. Abbot zu Kairo.
Schwertklingen wurden nach phönizischer Art gegossen und dann über-
schmiedet; solche Klingen besitzt das Berliner Museum.

In den Wandgemälden und sonstigen kolorierten Darstellungen ist
ein Unterschied zwischen Kupfer und Erz durch die Farbe nicht an-
gedeutet. Rot ist die Farbe, welche für beide Metalle verwendet ist.
Auch wo Grün ausnahmsweise für Metallgeräte benutzt wird, um die
grüne Patina nachzuahmen, läſst sich nicht angeben, ob Kupfer oder
Bronze gemeint sei. Ebenso scheint in der Namensbezeichnung kein
bestimmter Unterschied gemacht worden zu sein. Es giebt drei Aus-
drücke, die mit Kupfer und Kupfererzen in Beziehung stehen: chesbet,
mafek
und chomt. Einige Gelehrte, wie Champollion, nehmen mafek
für Kupfer in Anspruch. Lepsius aber hat in seinem vorzüglichen
Aufsatze „über die Metalle der Ägypter1)“ nachgewiesen, das chesbet
und mafek nicht das Kupfer selbst bedeuten, daſs vielmehr chesbet,
ein blauer Stein, Kupferlasur, und mafek, das mit chesbet in steter
Verbindung genannt wird, Malachit sei. Mafek wird als grün bezeichnet
und ist ein geschätzter Edelstein. Freilich wird auch Smaragd,
Kupfergrün und Türkis unter demselben Worte verstanden. Man
unterschied die verschiedenen Sorten qualitativ. Als der Beste wird
der skythische und baktrische genannt. Brugsch hat nachgewiesen,
daſs uralte Türkisgruben in dem erwähnten Kupferlande auf der Halb-
insel Sinai wieder aufgefunden und in neuerer Zeit von einem Eng-
länder, Mayor Macdonald, wieder in Betrieb gesetzt worden sind2).

Chomt, hieroglyphisch , bezeichnet nach Lepsius Kupfer und
Bronze, analog dem griechischen χαλκός. Das Zeichen  wird ur-
sprünglich allgemein für Metall angewendet, weshalb manche es mit
Kupfer, andere mit Eisen übersetzen konnten. Die Form soll von dem
Schmelztiegel hergeleitet sein. In den ältesten Inschriften im Wadi Maga-

1) Siehe E. R. Lepsius, „Die Metalle in den ägyptischen Inschriften“. Abhandl.
der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1871.
2) Siehe H. Brugsch, Wanderungen nach den Türkisminen und der Sinaihalb-
insel. Leipzig 1868, S. 66 ff.
Beck, Geschichte des Eisens. 6
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0103" n="81"/>
          <fw place="top" type="header">Ägypten.</fw><lb/>
          <p>In späterer Zeit wurde die Bronze zur Herstellung der mannig-<lb/>
fachsten Geräte verwendet, wie Schlüssel, Nägel, chirurgische Instru-<lb/>
mente, Dolche, Messer, Lanzenspitzen und andere Waffen, Spiegel,<lb/>
Spangen, Gefä&#x017F;se, Schöpfgeräte, Löffel, Schalen Näpfe u. s. w. Die Thür-<lb/>
beschläge wurden öfter aus Erz gefertigt. Teile eines Schuppenpanzers,<lb/>
auf dessen Bronzeschuppen der Name des Königs Scheschonk (Schischak)<lb/>
steht, befinden sich in der Sammlung des Dr. <hi rendition="#g">Abbot</hi> zu Kairo.<lb/>
Schwertklingen wurden nach phönizischer Art gegossen und dann über-<lb/>
schmiedet; solche Klingen besitzt das Berliner Museum.</p><lb/>
          <p>In den Wandgemälden und sonstigen kolorierten Darstellungen ist<lb/>
ein Unterschied zwischen Kupfer und Erz durch die Farbe nicht an-<lb/>
gedeutet. Rot ist die Farbe, welche für beide Metalle verwendet ist.<lb/>
Auch wo Grün ausnahmsweise für Metallgeräte benutzt wird, um die<lb/>
grüne Patina nachzuahmen, lä&#x017F;st sich nicht angeben, ob Kupfer oder<lb/>
Bronze gemeint sei. Ebenso scheint in der Namensbezeichnung kein<lb/>
bestimmter Unterschied gemacht worden zu sein. Es giebt drei Aus-<lb/>
drücke, die mit Kupfer und Kupfererzen in Beziehung stehen: <hi rendition="#g">chesbet,<lb/>
mafek</hi> und <hi rendition="#g">chomt</hi>. Einige Gelehrte, wie Champollion, nehmen mafek<lb/>
für Kupfer in Anspruch. Lepsius aber hat in seinem vorzüglichen<lb/>
Aufsatze &#x201E;über die Metalle der Ägypter<note place="foot" n="1)">Siehe E. R. Lepsius, &#x201E;Die Metalle in den ägyptischen Inschriften&#x201C;. Abhandl.<lb/>
der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1871.</note>&#x201C; nachgewiesen, das chesbet<lb/>
und mafek nicht das Kupfer selbst bedeuten, da&#x017F;s vielmehr chesbet,<lb/>
ein blauer Stein, Kupferlasur, und mafek, das mit chesbet in steter<lb/>
Verbindung genannt wird, Malachit sei. Mafek wird als grün bezeichnet<lb/>
und ist ein geschätzter Edelstein. Freilich wird auch Smaragd,<lb/>
Kupfergrün und Türkis unter demselben Worte verstanden. Man<lb/>
unterschied die verschiedenen Sorten qualitativ. Als der Beste wird<lb/>
der skythische und baktrische genannt. Brugsch hat nachgewiesen,<lb/>
da&#x017F;s uralte Türkisgruben in dem erwähnten Kupferlande auf der Halb-<lb/>
insel Sinai wieder aufgefunden und in neuerer Zeit von einem Eng-<lb/>
länder, Mayor Macdonald, wieder in Betrieb gesetzt worden sind<note place="foot" n="2)">Siehe H. Brugsch, Wanderungen nach den Türkisminen und der Sinaihalb-<lb/>
insel. Leipzig 1868, S. 66 ff.</note>.</p><lb/>
          <p>Chomt, hieroglyphisch &#xFFFC;, bezeichnet nach Lepsius Kupfer und<lb/>
Bronze, analog dem griechischen &#x03C7;&#x03B1;&#x03BB;&#x03BA;&#x03CC;&#x03C2;. Das Zeichen &#xFFFC; wird ur-<lb/>
sprünglich allgemein für Metall angewendet, weshalb manche es mit<lb/>
Kupfer, andere mit Eisen übersetzen konnten. Die Form soll von dem<lb/>
Schmelztiegel hergeleitet sein. In den ältesten Inschriften im Wadi Maga-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 6</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0103] Ägypten. In späterer Zeit wurde die Bronze zur Herstellung der mannig- fachsten Geräte verwendet, wie Schlüssel, Nägel, chirurgische Instru- mente, Dolche, Messer, Lanzenspitzen und andere Waffen, Spiegel, Spangen, Gefäſse, Schöpfgeräte, Löffel, Schalen Näpfe u. s. w. Die Thür- beschläge wurden öfter aus Erz gefertigt. Teile eines Schuppenpanzers, auf dessen Bronzeschuppen der Name des Königs Scheschonk (Schischak) steht, befinden sich in der Sammlung des Dr. Abbot zu Kairo. Schwertklingen wurden nach phönizischer Art gegossen und dann über- schmiedet; solche Klingen besitzt das Berliner Museum. In den Wandgemälden und sonstigen kolorierten Darstellungen ist ein Unterschied zwischen Kupfer und Erz durch die Farbe nicht an- gedeutet. Rot ist die Farbe, welche für beide Metalle verwendet ist. Auch wo Grün ausnahmsweise für Metallgeräte benutzt wird, um die grüne Patina nachzuahmen, läſst sich nicht angeben, ob Kupfer oder Bronze gemeint sei. Ebenso scheint in der Namensbezeichnung kein bestimmter Unterschied gemacht worden zu sein. Es giebt drei Aus- drücke, die mit Kupfer und Kupfererzen in Beziehung stehen: chesbet, mafek und chomt. Einige Gelehrte, wie Champollion, nehmen mafek für Kupfer in Anspruch. Lepsius aber hat in seinem vorzüglichen Aufsatze „über die Metalle der Ägypter 1)“ nachgewiesen, das chesbet und mafek nicht das Kupfer selbst bedeuten, daſs vielmehr chesbet, ein blauer Stein, Kupferlasur, und mafek, das mit chesbet in steter Verbindung genannt wird, Malachit sei. Mafek wird als grün bezeichnet und ist ein geschätzter Edelstein. Freilich wird auch Smaragd, Kupfergrün und Türkis unter demselben Worte verstanden. Man unterschied die verschiedenen Sorten qualitativ. Als der Beste wird der skythische und baktrische genannt. Brugsch hat nachgewiesen, daſs uralte Türkisgruben in dem erwähnten Kupferlande auf der Halb- insel Sinai wieder aufgefunden und in neuerer Zeit von einem Eng- länder, Mayor Macdonald, wieder in Betrieb gesetzt worden sind 2). Chomt, hieroglyphisch , bezeichnet nach Lepsius Kupfer und Bronze, analog dem griechischen χαλκός. Das Zeichen  wird ur- sprünglich allgemein für Metall angewendet, weshalb manche es mit Kupfer, andere mit Eisen übersetzen konnten. Die Form soll von dem Schmelztiegel hergeleitet sein. In den ältesten Inschriften im Wadi Maga- 1) Siehe E. R. Lepsius, „Die Metalle in den ägyptischen Inschriften“. Abhandl. der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1871. 2) Siehe H. Brugsch, Wanderungen nach den Türkisminen und der Sinaihalb- insel. Leipzig 1868, S. 66 ff. Beck, Geschichte des Eisens. 6

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/103
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/103>, abgerufen am 28.04.2024.