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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Ägypten.

Bei genauer Untersuchung der Oberfläche fand Day in der Rost-
hülle Abdrücke von Nummuliten, die sich dadurch erklären lassen, dass
die Quader, welche die Fuge bildeten, aus dem Nummulitenkalk der ery-
thräischen Wüste bestanden. Auch dies beweist, dass die Stücke Eisen
sehr lange Zeit, daher wohl seit Erbauung der Pyramide an der Stelle
eingeklemmt gewesen waren.

Es ist nicht zu verwundern, dass dieser Fund, der nur durch ein
Zusammentreffen der ausserordentlichsten Umstände ermöglicht war,
allein steht.

Die übrigen ägyptischen Eisenfunde sind weit jüngeren Datums.
Dem ungeachtet gehört auch der folgende noch zu den ältesten
Eisenfunden, die wir kennen. Es ist eine eiserne Sichel, die von Bel-
zoni unter den Füssen einer Sphinx zu Karnack ausgegraben wurde

[Abbildung] Fig. 18.
und von der wir Fig. 18 eine Abbildung geben. Der Finder schreibt
darüber1): "Die eiserne Sichel, auf die ich aufmerksam machen wollte,
wurde unter den Füssen einer der Sphinxe nach deren Entfernung ge-
funden. Ich war gegenwärtig; einer der Leute hob sie auf und reichte
sie mir. Sie war in drei Stücke gebrochen und so zerstört, dass sich
der Rost bis in die Mitte der Masse eingefressen hatte. Sie war eher
dicker als die Sicheln unserer Tage, sonst von der gewöhnlichen Gestalt
und Grösse wie die unsrigen. Jetzt ist sie im Besitze des Herrn Salt.
Es fragt sich nun, wann kamen die Statuen an ihren Platz?

Sie können keinenfalls nach der Zeit der Ptolemäer hingekommen
sein, denn es scheint, dass nach der Zeit des Cambyses, der die Götter-
bilder der Ägypter zerstörte, kein Einfall in das Land mehr geschah, der

1) Narrative of the operations and recent discoveries within the Pyramido,
Tombs and Excavations in Egypt and Nubia etc. by G. Belzoni, London 1871,
p. 163 ff.
Ägypten.

Bei genauer Untersuchung der Oberfläche fand Day in der Rost-
hülle Abdrücke von Nummuliten, die sich dadurch erklären lassen, daſs
die Quader, welche die Fuge bildeten, aus dem Nummulitenkalk der ery-
thräischen Wüste bestanden. Auch dies beweist, daſs die Stücke Eisen
sehr lange Zeit, daher wohl seit Erbauung der Pyramide an der Stelle
eingeklemmt gewesen waren.

Es ist nicht zu verwundern, daſs dieser Fund, der nur durch ein
Zusammentreffen der auſserordentlichsten Umstände ermöglicht war,
allein steht.

Die übrigen ägyptischen Eisenfunde sind weit jüngeren Datums.
Dem ungeachtet gehört auch der folgende noch zu den ältesten
Eisenfunden, die wir kennen. Es ist eine eiserne Sichel, die von Bel-
zoni unter den Füſsen einer Sphinx zu Karnack ausgegraben wurde

[Abbildung] Fig. 18.
und von der wir Fig. 18 eine Abbildung geben. Der Finder schreibt
darüber1): „Die eiserne Sichel, auf die ich aufmerksam machen wollte,
wurde unter den Füſsen einer der Sphinxe nach deren Entfernung ge-
funden. Ich war gegenwärtig; einer der Leute hob sie auf und reichte
sie mir. Sie war in drei Stücke gebrochen und so zerstört, daſs sich
der Rost bis in die Mitte der Masse eingefressen hatte. Sie war eher
dicker als die Sicheln unserer Tage, sonst von der gewöhnlichen Gestalt
und Gröſse wie die unsrigen. Jetzt ist sie im Besitze des Herrn Salt.
Es fragt sich nun, wann kamen die Statuen an ihren Platz?

Sie können keinenfalls nach der Zeit der Ptolemäer hingekommen
sein, denn es scheint, daſs nach der Zeit des Cambyses, der die Götter-
bilder der Ägypter zerstörte, kein Einfall in das Land mehr geschah, der

1) Narrative of the operations and recent discoveries within the Pyramido,
Tombs and Excavations in Egypt and Nubia etc. by G. Belzoni, London 1871,
p. 163 ff.
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[87/0109] Ägypten. Bei genauer Untersuchung der Oberfläche fand Day in der Rost- hülle Abdrücke von Nummuliten, die sich dadurch erklären lassen, daſs die Quader, welche die Fuge bildeten, aus dem Nummulitenkalk der ery- thräischen Wüste bestanden. Auch dies beweist, daſs die Stücke Eisen sehr lange Zeit, daher wohl seit Erbauung der Pyramide an der Stelle eingeklemmt gewesen waren. Es ist nicht zu verwundern, daſs dieser Fund, der nur durch ein Zusammentreffen der auſserordentlichsten Umstände ermöglicht war, allein steht. Die übrigen ägyptischen Eisenfunde sind weit jüngeren Datums. Dem ungeachtet gehört auch der folgende noch zu den ältesten Eisenfunden, die wir kennen. Es ist eine eiserne Sichel, die von Bel- zoni unter den Füſsen einer Sphinx zu Karnack ausgegraben wurde [Abbildung Fig. 18.] und von der wir Fig. 18 eine Abbildung geben. Der Finder schreibt darüber 1): „Die eiserne Sichel, auf die ich aufmerksam machen wollte, wurde unter den Füſsen einer der Sphinxe nach deren Entfernung ge- funden. Ich war gegenwärtig; einer der Leute hob sie auf und reichte sie mir. Sie war in drei Stücke gebrochen und so zerstört, daſs sich der Rost bis in die Mitte der Masse eingefressen hatte. Sie war eher dicker als die Sicheln unserer Tage, sonst von der gewöhnlichen Gestalt und Gröſse wie die unsrigen. Jetzt ist sie im Besitze des Herrn Salt. Es fragt sich nun, wann kamen die Statuen an ihren Platz? Sie können keinenfalls nach der Zeit der Ptolemäer hingekommen sein, denn es scheint, daſs nach der Zeit des Cambyses, der die Götter- bilder der Ägypter zerstörte, kein Einfall in das Land mehr geschah, der 1) Narrative of the operations and recent discoveries within the Pyramido, Tombs and Excavations in Egypt and Nubia etc. by G. Belzoni, London 1871, p. 163 ff.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/109>, abgerufen am 27.04.2024.