Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Semiten.
war in der Hauptsache diejenige, wie es vom Schmied oder Schmelzer
in den Handel gebracht wurde (der solon autokhoon Homers).

Aus dem Umstande, dass der Feind bei der letzten Plünderung
Ninivehs diesen Eisenschatz zurückliess, ehe er die Stadt der Paläste
den Flammen übergab, während er die Vorräte der übrigen Metalle
mit fortschleppte, geht hervor, dass das Eisen schon damals am ge-
ringsten im Werte stand, also das verbreitetste und gewöhnlichste Nutz-
metall war. Die Übereinstimmung der Form der Rohluppen mit denen
der Römer und des frühen Mittelalters lässt uns schliessen, dass auch
der Schmelzbetrieb und die Art der Gewinnung des Eisens aus seinen
Erzen bei den Assyrern und deren Nachbarvölkern ähnlich war, wie
wir sie später bei den Römern und Germanen genauer kennen lernen
werden, im wesentlichen auch analog dem der Ägypter.

[Abbildung] Fig. 33.

Über die Verarbeitung des Eisens und die Art seiner Verwendung
geben uns weitere Funde Aufschluss. Layard war es, der bei seinen
Ausgrabungen zu Nimrud mancherlei Gegenstände von Eisen auffand.
Schon im Herbste 1846 fand er jene grosse Menge eiserner Panzer-
schuppen, deren wir oben schon Erwähnung gethan haben. Ebenso
haben wir die aufgefundenen eisernen Spitzhauben bereits beschrieben.

Es wurden auch noch Helme von anderer Gestalt, einige mit
hohem Kamm, aufgedeckt; aber alle zerfielen an der Luft, und es ge-
lang nur mit grosser Vorsicht, einzelne Fragmente, die noch zusammen-
hängen, zu sammeln 1). Leider ist nicht mitgeteilt und wird bei dem
Zustande, in dem sich die Helme befanden, schwer zu erkennen

1) Siehe Layard, Niniveh and its Remains, Paris 1856, p. 114.

Die Semiten.
war in der Hauptsache diejenige, wie es vom Schmied oder Schmelzer
in den Handel gebracht wurde (der σόλον αυτοχόων Homers).

Aus dem Umstande, daſs der Feind bei der letzten Plünderung
Ninivehs diesen Eisenschatz zurücklieſs, ehe er die Stadt der Paläste
den Flammen übergab, während er die Vorräte der übrigen Metalle
mit fortschleppte, geht hervor, daſs das Eisen schon damals am ge-
ringsten im Werte stand, also das verbreitetste und gewöhnlichste Nutz-
metall war. Die Übereinstimmung der Form der Rohluppen mit denen
der Römer und des frühen Mittelalters läſst uns schlieſsen, daſs auch
der Schmelzbetrieb und die Art der Gewinnung des Eisens aus seinen
Erzen bei den Assyrern und deren Nachbarvölkern ähnlich war, wie
wir sie später bei den Römern und Germanen genauer kennen lernen
werden, im wesentlichen auch analog dem der Ägypter.

[Abbildung] Fig. 33.

Über die Verarbeitung des Eisens und die Art seiner Verwendung
geben uns weitere Funde Aufschluſs. Layard war es, der bei seinen
Ausgrabungen zu Nimrud mancherlei Gegenstände von Eisen auffand.
Schon im Herbste 1846 fand er jene groſse Menge eiserner Panzer-
schuppen, deren wir oben schon Erwähnung gethan haben. Ebenso
haben wir die aufgefundenen eisernen Spitzhauben bereits beschrieben.

Es wurden auch noch Helme von anderer Gestalt, einige mit
hohem Kamm, aufgedeckt; aber alle zerfielen an der Luft, und es ge-
lang nur mit groſser Vorsicht, einzelne Fragmente, die noch zusammen-
hängen, zu sammeln 1). Leider ist nicht mitgeteilt und wird bei dem
Zustande, in dem sich die Helme befanden, schwer zu erkennen

1) Siehe Layard, Niniveh and its Remains, Paris 1856, p. 114.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0160" n="138"/><fw place="top" type="header">Die Semiten.</fw><lb/>
war in der Hauptsache diejenige, wie es vom Schmied oder Schmelzer<lb/>
in den Handel gebracht wurde (der &#x03C3;&#x03CC;&#x03BB;&#x03BF;&#x03BD; &#x03B1;&#x03C5;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C7;&#x03CC;&#x03C9;&#x03BD; Homers).</p><lb/>
            <p>Aus dem Umstande, da&#x017F;s der Feind bei der letzten Plünderung<lb/>
Ninivehs diesen Eisenschatz zurücklie&#x017F;s, ehe er die Stadt der Paläste<lb/>
den Flammen übergab, während er die Vorräte der übrigen Metalle<lb/>
mit fortschleppte, geht hervor, da&#x017F;s das Eisen schon damals am ge-<lb/>
ringsten im Werte stand, also das verbreitetste und gewöhnlichste Nutz-<lb/>
metall war. Die Übereinstimmung der Form der Rohluppen mit denen<lb/>
der Römer und des frühen Mittelalters lä&#x017F;st uns schlie&#x017F;sen, da&#x017F;s auch<lb/>
der Schmelzbetrieb und die Art der Gewinnung des Eisens aus seinen<lb/>
Erzen bei den Assyrern und deren Nachbarvölkern ähnlich war, wie<lb/>
wir sie später bei den Römern und Germanen genauer kennen lernen<lb/>
werden, im wesentlichen auch analog dem der Ägypter.</p><lb/>
            <figure>
              <head>Fig. 33.</head>
            </figure><lb/>
            <p>Über die Verarbeitung des Eisens und die Art seiner Verwendung<lb/>
geben uns weitere Funde Aufschlu&#x017F;s. Layard war es, der bei seinen<lb/>
Ausgrabungen zu Nimrud mancherlei Gegenstände von Eisen auffand.<lb/>
Schon im Herbste 1846 fand er jene gro&#x017F;se Menge eiserner Panzer-<lb/>
schuppen, deren wir oben schon Erwähnung gethan haben. Ebenso<lb/>
haben wir die aufgefundenen eisernen Spitzhauben bereits beschrieben.</p><lb/>
            <p>Es wurden auch noch Helme von anderer Gestalt, einige mit<lb/>
hohem Kamm, aufgedeckt; aber alle zerfielen an der Luft, und es ge-<lb/>
lang nur mit gro&#x017F;ser Vorsicht, einzelne Fragmente, die noch zusammen-<lb/>
hängen, zu sammeln <note place="foot" n="1)">Siehe <hi rendition="#g">Layard</hi>, Niniveh and its Remains, Paris 1856, p. 114.</note>. Leider ist nicht mitgeteilt und wird bei dem<lb/>
Zustande, in dem sich die Helme befanden, schwer zu erkennen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0160] Die Semiten. war in der Hauptsache diejenige, wie es vom Schmied oder Schmelzer in den Handel gebracht wurde (der σόλον αυτοχόων Homers). Aus dem Umstande, daſs der Feind bei der letzten Plünderung Ninivehs diesen Eisenschatz zurücklieſs, ehe er die Stadt der Paläste den Flammen übergab, während er die Vorräte der übrigen Metalle mit fortschleppte, geht hervor, daſs das Eisen schon damals am ge- ringsten im Werte stand, also das verbreitetste und gewöhnlichste Nutz- metall war. Die Übereinstimmung der Form der Rohluppen mit denen der Römer und des frühen Mittelalters läſst uns schlieſsen, daſs auch der Schmelzbetrieb und die Art der Gewinnung des Eisens aus seinen Erzen bei den Assyrern und deren Nachbarvölkern ähnlich war, wie wir sie später bei den Römern und Germanen genauer kennen lernen werden, im wesentlichen auch analog dem der Ägypter. [Abbildung Fig. 33.] Über die Verarbeitung des Eisens und die Art seiner Verwendung geben uns weitere Funde Aufschluſs. Layard war es, der bei seinen Ausgrabungen zu Nimrud mancherlei Gegenstände von Eisen auffand. Schon im Herbste 1846 fand er jene groſse Menge eiserner Panzer- schuppen, deren wir oben schon Erwähnung gethan haben. Ebenso haben wir die aufgefundenen eisernen Spitzhauben bereits beschrieben. Es wurden auch noch Helme von anderer Gestalt, einige mit hohem Kamm, aufgedeckt; aber alle zerfielen an der Luft, und es ge- lang nur mit groſser Vorsicht, einzelne Fragmente, die noch zusammen- hängen, zu sammeln 1). Leider ist nicht mitgeteilt und wird bei dem Zustande, in dem sich die Helme befanden, schwer zu erkennen 1) Siehe Layard, Niniveh and its Remains, Paris 1856, p. 114.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/160
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/160>, abgerufen am 04.12.2024.