Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Syrien.
gelung direkter Mitteilungen, zunächst folgende Stellen darüber Auf-
schluss. In Jesaias heisst es (2, 4): "Da werden sie ihre Schwerter (in-
folge des Friedens) zu Pflugscharen und ihre Spiesse zu Sicheln machen."
Im umgekehrten Sinne ruft der Prophet Joel (3, 15): "Machet aus Euren
Pflugscharen Schwerter und aus Euren Sicheln Spiesse." Hier kann
nur Eisen gemeint sein. Bronze lässt sich durch einfaches Umschmieden
nicht so leicht in andere Form bringen. Auch wissen wir bereits, dass
von den Spiessen ausdrücklich bezeugt wird, dass ihre Spitzen von Eisen
waren 1). Bezüglich des Metalls der Pflugschar haben wir keine direkte
Bestätigung, dass es Eisen war, aber nicht nur technische Gründe
sprechen dafür, sondern auch die früher erwähnten Funde von Place
zu Khorsabad. Halten wir diese Stellen zusammen mit der bereits
angeführten Stelle aus Samuel 1, 13, 19: "Es ward aber kein Schmied
im ganzen Land Israel erfunden, denn die Philister gedachten, die
Ebräer möchten sich Schwert und Spiess machen. Und musste ganz
Israel hinabziehen zu den Philistern, wenn jemand hatte eine Pflug-
schar, Haue, Beil und Sense zu schärfen." Auch hier kann nur Eisen
gemeint sein. Die Beile der Hebräer waren aus Eisen, wie uns in
mehreren Stellen bestätigt wird 2). Wären, wie die Anhänger der
Bronzezeittheorie uns gern glauben machen wollen, Schwerter und
Spiesse von Bronze gewesen, so hätte man nicht zum Schmied zu gehen
brauchen, um die Waffe zu schärfen, da nach ihrer Theorie diese Waffen
ja gegossen wurden. Ausser diesen, für den Unbefangenen überzeugen-
den Gründen wird aber jeder, der Bronzeschwerter und Stahlschwerter
in der Hand gehabt hat, sich sagen müssen, dass man ein "hauendes
Schwert" von irgend welchem kriegerischen Wert nur aus Stahl machen
kann, dass das Schwert als Waffe und zwar speziell als Hiebwaffe über-
haupt nur eine Bedeutung erlangen konnte, wenn es von Stahl war. Die
Bronzeschwerter konnten als Stichwaffen vielleicht einigen Wert haben,
aber zur vornehmsten und vorzüglichsten Waffe, zu der Waffe katexochen
konnte nur die aus stahlartigem Eisen hergestellte Hiebwaffe wer-
den 3). Auch das Blitzen des Schwertes, das Hiob rühmt, kann auch
nur an einer handlichen, elastischen Stahlklinge gerühmt werden.
Bedenken wir ferner, dass die assyrischen Keilinschriften bereits das

1) Siehe 1. Samuel 17, 7.
2) Siehe 5. Mos. 19, 5; 2. Könige 6, 5.
3) Dass
die Hiebwaffen von Eisen waren, geht auch aus der alten Gesetzesstelle über
den Totschlag (4. Mos. 35, 16) hervor. "Wer jemand mit einem Eisen erschlägt,
dass er stirbt, der ist ein Totschläger und soll des Todes sterben." Dasselbe
heisst es von einem, der mit einem Steine schlägt, dagegen werden Kupfer oder
Erz hierbei nicht genannt.

Syrien.
gelung direkter Mitteilungen, zunächst folgende Stellen darüber Auf-
schluſs. In Jesaias heiſst es (2, 4): „Da werden sie ihre Schwerter (in-
folge des Friedens) zu Pflugscharen und ihre Spieſse zu Sicheln machen.“
Im umgekehrten Sinne ruft der Prophet Joel (3, 15): „Machet aus Euren
Pflugscharen Schwerter und aus Euren Sicheln Spieſse.“ Hier kann
nur Eisen gemeint sein. Bronze läſst sich durch einfaches Umschmieden
nicht so leicht in andere Form bringen. Auch wissen wir bereits, daſs
von den Spieſsen ausdrücklich bezeugt wird, daſs ihre Spitzen von Eisen
waren 1). Bezüglich des Metalls der Pflugschar haben wir keine direkte
Bestätigung, daſs es Eisen war, aber nicht nur technische Gründe
sprechen dafür, sondern auch die früher erwähnten Funde von Place
zu Khorsabad. Halten wir diese Stellen zusammen mit der bereits
angeführten Stelle aus Samuel 1, 13, 19: „Es ward aber kein Schmied
im ganzen Land Israel erfunden, denn die Philister gedachten, die
Ebräer möchten sich Schwert und Spieſs machen. Und muſste ganz
Israel hinabziehen zu den Philistern, wenn jemand hatte eine Pflug-
schar, Haue, Beil und Sense zu schärfen.“ Auch hier kann nur Eisen
gemeint sein. Die Beile der Hebräer waren aus Eisen, wie uns in
mehreren Stellen bestätigt wird 2). Wären, wie die Anhänger der
Bronzezeittheorie uns gern glauben machen wollen, Schwerter und
Spieſse von Bronze gewesen, so hätte man nicht zum Schmied zu gehen
brauchen, um die Waffe zu schärfen, da nach ihrer Theorie diese Waffen
ja gegossen wurden. Auſser diesen, für den Unbefangenen überzeugen-
den Gründen wird aber jeder, der Bronzeschwerter und Stahlschwerter
in der Hand gehabt hat, sich sagen müssen, daſs man ein „hauendes
Schwert“ von irgend welchem kriegerischen Wert nur aus Stahl machen
kann, daſs das Schwert als Waffe und zwar speziell als Hiebwaffe über-
haupt nur eine Bedeutung erlangen konnte, wenn es von Stahl war. Die
Bronzeschwerter konnten als Stichwaffen vielleicht einigen Wert haben,
aber zur vornehmsten und vorzüglichsten Waffe, zu der Waffe katexochen
konnte nur die aus stahlartigem Eisen hergestellte Hiebwaffe wer-
den 3). Auch das Blitzen des Schwertes, das Hiob rühmt, kann auch
nur an einer handlichen, elastischen Stahlklinge gerühmt werden.
Bedenken wir ferner, daſs die assyrischen Keilinschriften bereits das

1) Siehe 1. Samuel 17, 7.
2) Siehe 5. Mos. 19, 5; 2. Könige 6, 5.
3) Daſs
die Hiebwaffen von Eisen waren, geht auch aus der alten Gesetzesstelle über
den Totschlag (4. Mos. 35, 16) hervor. „Wer jemand mit einem Eisen erschlägt,
daſs er stirbt, der ist ein Totschläger und soll des Todes sterben.“ Dasſelbe
heiſst es von einem, der mit einem Steine schlägt, dagegen werden Kupfer oder
Erz hierbei nicht genannt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0188" n="166"/><fw place="top" type="header">Syrien.</fw><lb/>
gelung direkter Mitteilungen, zunächst folgende Stellen darüber Auf-<lb/>
schlu&#x017F;s. In Jesaias hei&#x017F;st es (2, 4): &#x201E;Da werden sie ihre Schwerter (in-<lb/>
folge des Friedens) zu Pflugscharen und ihre Spie&#x017F;se zu Sicheln machen.&#x201C;<lb/>
Im umgekehrten Sinne ruft der Prophet Joel (3, 15): &#x201E;Machet aus Euren<lb/>
Pflugscharen Schwerter und aus Euren Sicheln Spie&#x017F;se.&#x201C; Hier kann<lb/>
nur Eisen gemeint sein. Bronze lä&#x017F;st sich durch einfaches Umschmieden<lb/>
nicht so leicht in andere Form bringen. Auch wissen wir bereits, da&#x017F;s<lb/>
von den Spie&#x017F;sen ausdrücklich bezeugt wird, da&#x017F;s ihre Spitzen von Eisen<lb/>
waren <note place="foot" n="1)">Siehe 1. Samuel 17, 7.</note>. Bezüglich des Metalls der Pflugschar haben wir keine direkte<lb/>
Bestätigung, da&#x017F;s es Eisen war, aber nicht nur technische Gründe<lb/>
sprechen dafür, sondern auch die früher erwähnten Funde von Place<lb/>
zu Khorsabad. Halten wir diese Stellen zusammen mit der bereits<lb/>
angeführten Stelle aus Samuel 1, 13, 19: &#x201E;Es ward aber kein Schmied<lb/>
im ganzen Land Israel erfunden, denn die Philister gedachten, die<lb/>
Ebräer möchten sich Schwert und Spie&#x017F;s machen. Und mu&#x017F;ste ganz<lb/>
Israel hinabziehen zu den Philistern, wenn jemand hatte eine Pflug-<lb/>
schar, Haue, Beil und Sense zu schärfen.&#x201C; Auch hier kann nur Eisen<lb/>
gemeint sein. Die Beile der Hebräer waren aus Eisen, wie uns in<lb/>
mehreren Stellen bestätigt wird <note place="foot" n="2)">Siehe 5. Mos. 19, 5; 2. Könige 6, 5.</note>. Wären, wie die Anhänger der<lb/>
Bronzezeittheorie uns gern glauben machen wollen, Schwerter und<lb/>
Spie&#x017F;se von Bronze gewesen, so hätte man nicht zum Schmied zu gehen<lb/>
brauchen, um die Waffe zu schärfen, da nach ihrer Theorie diese Waffen<lb/>
ja gegossen wurden. Au&#x017F;ser diesen, für den Unbefangenen überzeugen-<lb/>
den Gründen wird aber jeder, der Bronzeschwerter und Stahlschwerter<lb/>
in der Hand gehabt hat, sich sagen müssen, da&#x017F;s man ein &#x201E;hauendes<lb/>
Schwert&#x201C; von irgend welchem kriegerischen Wert nur aus Stahl machen<lb/>
kann, da&#x017F;s das Schwert als Waffe und zwar speziell als Hiebwaffe über-<lb/>
haupt nur eine Bedeutung erlangen konnte, wenn es von Stahl war. Die<lb/>
Bronzeschwerter konnten als Stichwaffen vielleicht einigen Wert haben,<lb/>
aber zur vornehmsten und vorzüglichsten Waffe, zu der Waffe katexochen<lb/>
konnte nur die aus stahlartigem Eisen hergestellte Hiebwaffe wer-<lb/>
den <note place="foot" n="3)">Da&#x017F;s<lb/>
die Hiebwaffen von Eisen waren, geht auch aus der alten Gesetzesstelle über<lb/>
den Totschlag (4. Mos. 35, 16) hervor. &#x201E;Wer jemand mit einem Eisen erschlägt,<lb/>
da&#x017F;s er stirbt, der ist ein Totschläger und soll des Todes sterben.&#x201C; Das&#x017F;elbe<lb/>
hei&#x017F;st es von einem, der mit einem Steine schlägt, dagegen werden Kupfer oder<lb/>
Erz hierbei nicht genannt.</note>. Auch das Blitzen des Schwertes, das Hiob rühmt, kann auch<lb/>
nur an einer handlichen, elastischen Stahlklinge gerühmt werden.<lb/>
Bedenken wir ferner, da&#x017F;s die assyrischen Keilinschriften bereits das<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0188] Syrien. gelung direkter Mitteilungen, zunächst folgende Stellen darüber Auf- schluſs. In Jesaias heiſst es (2, 4): „Da werden sie ihre Schwerter (in- folge des Friedens) zu Pflugscharen und ihre Spieſse zu Sicheln machen.“ Im umgekehrten Sinne ruft der Prophet Joel (3, 15): „Machet aus Euren Pflugscharen Schwerter und aus Euren Sicheln Spieſse.“ Hier kann nur Eisen gemeint sein. Bronze läſst sich durch einfaches Umschmieden nicht so leicht in andere Form bringen. Auch wissen wir bereits, daſs von den Spieſsen ausdrücklich bezeugt wird, daſs ihre Spitzen von Eisen waren 1). Bezüglich des Metalls der Pflugschar haben wir keine direkte Bestätigung, daſs es Eisen war, aber nicht nur technische Gründe sprechen dafür, sondern auch die früher erwähnten Funde von Place zu Khorsabad. Halten wir diese Stellen zusammen mit der bereits angeführten Stelle aus Samuel 1, 13, 19: „Es ward aber kein Schmied im ganzen Land Israel erfunden, denn die Philister gedachten, die Ebräer möchten sich Schwert und Spieſs machen. Und muſste ganz Israel hinabziehen zu den Philistern, wenn jemand hatte eine Pflug- schar, Haue, Beil und Sense zu schärfen.“ Auch hier kann nur Eisen gemeint sein. Die Beile der Hebräer waren aus Eisen, wie uns in mehreren Stellen bestätigt wird 2). Wären, wie die Anhänger der Bronzezeittheorie uns gern glauben machen wollen, Schwerter und Spieſse von Bronze gewesen, so hätte man nicht zum Schmied zu gehen brauchen, um die Waffe zu schärfen, da nach ihrer Theorie diese Waffen ja gegossen wurden. Auſser diesen, für den Unbefangenen überzeugen- den Gründen wird aber jeder, der Bronzeschwerter und Stahlschwerter in der Hand gehabt hat, sich sagen müssen, daſs man ein „hauendes Schwert“ von irgend welchem kriegerischen Wert nur aus Stahl machen kann, daſs das Schwert als Waffe und zwar speziell als Hiebwaffe über- haupt nur eine Bedeutung erlangen konnte, wenn es von Stahl war. Die Bronzeschwerter konnten als Stichwaffen vielleicht einigen Wert haben, aber zur vornehmsten und vorzüglichsten Waffe, zu der Waffe katexochen konnte nur die aus stahlartigem Eisen hergestellte Hiebwaffe wer- den 3). Auch das Blitzen des Schwertes, das Hiob rühmt, kann auch nur an einer handlichen, elastischen Stahlklinge gerühmt werden. Bedenken wir ferner, daſs die assyrischen Keilinschriften bereits das 1) Siehe 1. Samuel 17, 7. 2) Siehe 5. Mos. 19, 5; 2. Könige 6, 5. 3) Daſs die Hiebwaffen von Eisen waren, geht auch aus der alten Gesetzesstelle über den Totschlag (4. Mos. 35, 16) hervor. „Wer jemand mit einem Eisen erschlägt, daſs er stirbt, der ist ein Totschläger und soll des Todes sterben.“ Dasſelbe heiſst es von einem, der mit einem Steine schlägt, dagegen werden Kupfer oder Erz hierbei nicht genannt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/188
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/188>, abgerufen am 28.11.2024.