kein mit Kunst zugerichteter Altar, sondern, wie es in ältester Zeit Sitte war, ein unbehauener Stein -- gewöhnlich auf dem Gipfel eines Berges -- als Altar dienen. Dass die Steinmeissel von Eisen, d. h. von Stahl waren, geht unzweideutig aus der Beschreibung des salomonischen Tempelbaues hervor. Salomo lässt nämlich die grossen Quadern des Unterbaues schon in den Steinbrüchen des Libanons teils durch sido- nische, teils durch eigene Steinmetzen fertig zurichten. Der Chronist sagt 1): "Und da das Haus gesetzt war, waren die Steine zuvor ganz zugerichtet, dass man keinen Hammer noch Beil, noch irgend ein Eisen- zeug im Bauen hörte." Von Eisen waren ferner die Sägen 2) und zwar nicht bloss die Steinsägen. Einer der barbarischen Kriegsgebräuche der alten Hebräer bestand darin, gefangene Feinde mit eisernen Sägen zu zersägen. Diesem scheusslichen Gebrauche huldigte auch der fromme Psalmist David. Im Buche Samuel 3) heisst es: "Aber das Volk (von Rabbath) führte er (David) hinaus und legte sie unter eiserne Sägen und Zacken 4) und eiserne Keile und verbrannte sie in Ziegelöfen 5)."
Die Juden bedienten sich ferner eiserner Pfannen 6). Dass die Pflugscharen, Hacken, Heugabeln und Sensen von Eisen waren, geht aus den oben bereits angeführten Stellen 7) hervor. Die Ketten, die be- sonders nur als Fesseln dienten, scheinen in älterer Zeit von Bronze, später aber von Eisen gewesen zu sein. Simson wird 8) von den Phi- listern mit ehernen Ketten gebunden. Im Prophet Daniel (4, 12) heisst eine Stelle: "Er soll in eisernen und ehernen Ketten gehen", und der jüngste Psalmist sagt (149, 8): "Ihre Könige zu binden mit Ketten und ihre Edlen mit eisernen Fesseln." Die Dreschflegel scheinen mit Eisen beschlagen gewesen zu sein. Im Prophet Amos (1, 3) heisst es: "Damaskus hat Gilead mit eisernen Zacken gedroschen." Der Hirtenstab war mit Eisen beschlagen, denn dieser ist gemeint, wenn der Psalmist sagt (2, 9): "Du sollst sie mit eisernem Scepter (Rute) zerschlagen, wie Töpfe sollst du sie zerschmeissen." Die Riegel an den Thüren waren teils aus Erz, häufiger aus Eisen. Eherne Riegel haben die Thore Jerichos, aber der Psalmist sagt (107, 16): "Er zerbricht eherne Thüren und zerschlägt eiserne Riegel." Ebenso Jesaias 45, 2: "Ich will die ehernen Thüren zerschlagen und die eisernen Riegel zer- brechen." Die Nägel waren meist von Eisen und zwar sowohl die Nägel die zu Bauzwecken dienten als auch die Schuhnägel 9).
1) 1. Könige 6, 7.
2) Eggen.
3) 2. Samuel 12, 31.
4) Richtiger "eiserne Walzen". Es waren Bodenwalzen, wahrscheinlich ein Rundholz mit Eisenzacken, die als Eggen dienten.
5) 1. Chronik 21, 3.
6) Hesekiel 4, 3.
7) 1. Samuel 13, 19 und 20; Jesaias 2, 4; Joel 2, 15.
8) Richter 16, 21.
9) Chronik 23, 3; 5. Mos. 33, 25.
Syrien.
kein mit Kunst zugerichteter Altar, sondern, wie es in ältester Zeit Sitte war, ein unbehauener Stein — gewöhnlich auf dem Gipfel eines Berges — als Altar dienen. Daſs die Steinmeiſsel von Eisen, d. h. von Stahl waren, geht unzweideutig aus der Beschreibung des salomonischen Tempelbaues hervor. Salomo läſst nämlich die groſsen Quadern des Unterbaues schon in den Steinbrüchen des Libanons teils durch sido- nische, teils durch eigene Steinmetzen fertig zurichten. Der Chronist sagt 1): „Und da das Haus gesetzt war, waren die Steine zuvor ganz zugerichtet, daſs man keinen Hammer noch Beil, noch irgend ein Eisen- zeug im Bauen hörte.“ Von Eisen waren ferner die Sägen 2) und zwar nicht bloſs die Steinsägen. Einer der barbarischen Kriegsgebräuche der alten Hebräer bestand darin, gefangene Feinde mit eisernen Sägen zu zersägen. Diesem scheuſslichen Gebrauche huldigte auch der fromme Psalmist David. Im Buche Samuel 3) heiſst es: „Aber das Volk (von Rabbath) führte er (David) hinaus und legte sie unter eiserne Sägen und Zacken 4) und eiserne Keile und verbrannte sie in Ziegelöfen 5).“
Die Juden bedienten sich ferner eiserner Pfannen 6). Daſs die Pflugscharen, Hacken, Heugabeln und Sensen von Eisen waren, geht aus den oben bereits angeführten Stellen 7) hervor. Die Ketten, die be- sonders nur als Fesseln dienten, scheinen in älterer Zeit von Bronze, später aber von Eisen gewesen zu sein. Simson wird 8) von den Phi- listern mit ehernen Ketten gebunden. Im Prophet Daniel (4, 12) heiſst eine Stelle: „Er soll in eisernen und ehernen Ketten gehen“, und der jüngste Psalmist sagt (149, 8): „Ihre Könige zu binden mit Ketten und ihre Edlen mit eisernen Fesseln.“ Die Dreschflegel scheinen mit Eisen beschlagen gewesen zu sein. Im Prophet Amos (1, 3) heiſst es: „Damaskus hat Gilead mit eisernen Zacken gedroschen.“ Der Hirtenstab war mit Eisen beschlagen, denn dieser ist gemeint, wenn der Psalmist sagt (2, 9): „Du sollst sie mit eisernem Scepter (Rute) zerschlagen, wie Töpfe sollst du sie zerschmeiſsen.“ Die Riegel an den Thüren waren teils aus Erz, häufiger aus Eisen. Eherne Riegel haben die Thore Jerichos, aber der Psalmist sagt (107, 16): „Er zerbricht eherne Thüren und zerschlägt eiserne Riegel.“ Ebenso Jesaias 45, 2: „Ich will die ehernen Thüren zerschlagen und die eisernen Riegel zer- brechen.“ Die Nägel waren meist von Eisen und zwar sowohl die Nägel die zu Bauzwecken dienten als auch die Schuhnägel 9).
1) 1. Könige 6, 7.
2) Eggen.
3) 2. Samuel 12, 31.
4) Richtiger „eiserne Walzen“. Es waren Bodenwalzen, wahrscheinlich ein Rundholz mit Eisenzacken, die als Eggen dienten.
5) 1. Chronik 21, 3.
6) Hesekiel 4, 3.
7) 1. Samuel 13, 19 und 20; Jesaias 2, 4; Joel 2, 15.
8) Richter 16, 21.
9) Chronik 23, 3; 5. Mos. 33, 25.
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Syrien.
kein mit Kunst zugerichteter Altar, sondern, wie es in ältester Zeit
Sitte war, ein unbehauener Stein — gewöhnlich auf dem Gipfel eines
Berges — als Altar dienen. Daſs die Steinmeiſsel von Eisen, d. h. von
Stahl waren, geht unzweideutig aus der Beschreibung des salomonischen
Tempelbaues hervor. Salomo läſst nämlich die groſsen Quadern des
Unterbaues schon in den Steinbrüchen des Libanons teils durch sido-
nische, teils durch eigene Steinmetzen fertig zurichten. Der Chronist
sagt 1): „Und da das Haus gesetzt war, waren die Steine zuvor ganz
zugerichtet, daſs man keinen Hammer noch Beil, noch irgend ein Eisen-
zeug im Bauen hörte.“ Von Eisen waren ferner die Sägen 2) und zwar
nicht bloſs die Steinsägen. Einer der barbarischen Kriegsgebräuche der
alten Hebräer bestand darin, gefangene Feinde mit eisernen Sägen zu
zersägen. Diesem scheuſslichen Gebrauche huldigte auch der fromme
Psalmist David. Im Buche Samuel 3) heiſst es: „Aber das Volk (von
Rabbath) führte er (David) hinaus und legte sie unter eiserne Sägen
und Zacken 4) und eiserne Keile und verbrannte sie in Ziegelöfen 5).“
Die Juden bedienten sich ferner eiserner Pfannen 6). Daſs die
Pflugscharen, Hacken, Heugabeln und Sensen von Eisen waren, geht
aus den oben bereits angeführten Stellen 7) hervor. Die Ketten, die be-
sonders nur als Fesseln dienten, scheinen in älterer Zeit von Bronze,
später aber von Eisen gewesen zu sein. Simson wird 8) von den Phi-
listern mit ehernen Ketten gebunden. Im Prophet Daniel (4, 12) heiſst
eine Stelle: „Er soll in eisernen und ehernen Ketten gehen“, und der
jüngste Psalmist sagt (149, 8): „Ihre Könige zu binden mit Ketten und
ihre Edlen mit eisernen Fesseln.“ Die Dreschflegel scheinen mit
Eisen beschlagen gewesen zu sein. Im Prophet Amos (1, 3) heiſst
es: „Damaskus hat Gilead mit eisernen Zacken gedroschen.“ Der
Hirtenstab war mit Eisen beschlagen, denn dieser ist gemeint, wenn
der Psalmist sagt (2, 9): „Du sollst sie mit eisernem Scepter (Rute)
zerschlagen, wie Töpfe sollst du sie zerschmeiſsen.“ Die Riegel an den
Thüren waren teils aus Erz, häufiger aus Eisen. Eherne Riegel haben
die Thore Jerichos, aber der Psalmist sagt (107, 16): „Er zerbricht
eherne Thüren und zerschlägt eiserne Riegel.“ Ebenso Jesaias 45, 2:
„Ich will die ehernen Thüren zerschlagen und die eisernen Riegel zer-
brechen.“ Die Nägel waren meist von Eisen und zwar sowohl die Nägel
die zu Bauzwecken dienten als auch die Schuhnägel 9).
1) 1. Könige 6, 7.
2) Eggen.
3) 2. Samuel 12, 31.
4) Richtiger „eiserne
Walzen“. Es waren Bodenwalzen, wahrscheinlich ein Rundholz mit Eisenzacken,
die als Eggen dienten.
5) 1. Chronik 21, 3.
6) Hesekiel 4, 3.
7) 1. Samuel
13, 19 und 20; Jesaias 2, 4; Joel 2, 15.
8) Richter 16, 21.
9) Chronik 23, 3;
5. Mos. 33, 25.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/190>, abgerufen am 28.11.2024.
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