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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Syrien.
wie die der Chetiter. Nach dem Exodus traten die phönizischen
Könige zu den Juden, nachdem diese die Obmacht in Kanaan erlangt
hatten, in ein freundschaftliches Verhältnis. Denn während die phöni-
zischen Städte zu stark waren, als dass die Juden daran denken konn-
ten, sie ohne verzweifelten Kampf zu erobern, so lag es in der wohl-
bedachten Politik der Phönizier, alsbald mit dem kräftigen Volke, das
seine unentbehrliche Kornkammer besetzt hatte, in gute Beziehung
zu treten. Sie räumte deshalb den nördlichen schwächeren Stämmen
des israelitischen Volkes, Asser, Isaschar, Zebulon, Naphtali und
Dan gewisse Gebietsteile, über die sie vordem Hoheitsrechte ausgeübt
hatten, freiwillig ein, wofür andererseits die Israeliten sich zu gewissen
Leistungen bequemen mussten, die für den phönizischen Handel von
Wichtigkeit waren. So besorgten Asser und Isaschar den Waren-
transport der Karawanen durch ihr Gebiet und halfen beim Auf- und
Abladen der Waren 1). Die Küstenstämme Isaschar und Zebulon da-
gegen halfen beim Be- und Entladen der Schiffe und standen den
Phöniziern beim Fischfang und beim Suchen der Purpurschnecken bei.

Es wurde bereits hervorgehoben, dass die Kananiter in einem Lande
wohnten, welches den Zankapfel ägyptischer und chaldäischer Macht,
den Ausgleich ägyptischer und chaldäischer Kultur bilden musste. Sie
wohnten nahe der uralten und wichtigen Handelsstrasse, die von Asien
nach Afrika führte. Nicht die Phönizier haben diese Handelswege ge-
schaffen, nicht waren sie die Veranlassung dieses Handels, aber sie
zogen die Vorteile dieser Verkehrswege und nur der grossartige Land-
handel konnte die Bedeutung des auf wenige Städte und einen schmalen
Küstenstrich beschränkten Gebietes der Phönizier ermöglichen.

Das Sinnen und Trachten der Phönizier wurde durch ihre Handels-
tätigkeit mehr auf Äusserliches gelenkt. Zwar hatten auch sie oder
die ihnen stammverwandten Kananiter einmal eine Stadt der heiligen
Bücher, ähnlich dem Sais der Ägypter oder dem Syppara der Baby-
lonier, es war die Stadt Kirjath Sepher (jetzt Debir nahe bei Hebron),
die Stadt der Orakel, die Josua (15, 15) erwähnt, aber wir wissen von
dieser kananitischen Stadt nichts als den Namen. Die Phönizier haben
uns keine heiligen Bücher hinterlassen wie die Hebräer, haben keine
in Stein gemeisselte Urkunden wie die Ägypter, keine Bibliotheken von
Thoncylinder mit Keilinschriften wie die Assyrer, selbst ihre Bau-
denkmale sind so spärlich und unbedeutend, dass sie nicht entfernt mit
den Wunderbauten Ägyptens oder den Prachtpalästen Assyriens und

1) Richter 18, 1.

Syrien.
wie die der Chetiter. Nach dem Exodus traten die phönizischen
Könige zu den Juden, nachdem diese die Obmacht in Kanaan erlangt
hatten, in ein freundschaftliches Verhältnis. Denn während die phöni-
zischen Städte zu stark waren, als daſs die Juden daran denken konn-
ten, sie ohne verzweifelten Kampf zu erobern, so lag es in der wohl-
bedachten Politik der Phönizier, alsbald mit dem kräftigen Volke, das
seine unentbehrliche Kornkammer besetzt hatte, in gute Beziehung
zu treten. Sie räumte deshalb den nördlichen schwächeren Stämmen
des israelitischen Volkes, Asser, Isaschar, Zebulon, Naphtali und
Dan gewisse Gebietsteile, über die sie vordem Hoheitsrechte ausgeübt
hatten, freiwillig ein, wofür andererseits die Israeliten sich zu gewissen
Leistungen bequemen muſsten, die für den phönizischen Handel von
Wichtigkeit waren. So besorgten Asser und Isaschar den Waren-
transport der Karawanen durch ihr Gebiet und halfen beim Auf- und
Abladen der Waren 1). Die Küstenstämme Isaschar und Zebulon da-
gegen halfen beim Be- und Entladen der Schiffe und standen den
Phöniziern beim Fischfang und beim Suchen der Purpurschnecken bei.

Es wurde bereits hervorgehoben, daſs die Kananiter in einem Lande
wohnten, welches den Zankapfel ägyptischer und chaldäischer Macht,
den Ausgleich ägyptischer und chaldäischer Kultur bilden muſste. Sie
wohnten nahe der uralten und wichtigen Handelsstraſse, die von Asien
nach Afrika führte. Nicht die Phönizier haben diese Handelswege ge-
schaffen, nicht waren sie die Veranlassung dieses Handels, aber sie
zogen die Vorteile dieser Verkehrswege und nur der groſsartige Land-
handel konnte die Bedeutung des auf wenige Städte und einen schmalen
Küstenstrich beschränkten Gebietes der Phönizier ermöglichen.

Das Sinnen und Trachten der Phönizier wurde durch ihre Handels-
tätigkeit mehr auf Äuſserliches gelenkt. Zwar hatten auch sie oder
die ihnen stammverwandten Kananiter einmal eine Stadt der heiligen
Bücher, ähnlich dem Sais der Ägypter oder dem Syppara der Baby-
lonier, es war die Stadt Kirjath Sepher (jetzt Debir nahe bei Hebron),
die Stadt der Orakel, die Josua (15, 15) erwähnt, aber wir wissen von
dieser kananitischen Stadt nichts als den Namen. Die Phönizier haben
uns keine heiligen Bücher hinterlassen wie die Hebräer, haben keine
in Stein gemeiſselte Urkunden wie die Ägypter, keine Bibliotheken von
Thoncylinder mit Keilinschriften wie die Assyrer, selbst ihre Bau-
denkmale sind so spärlich und unbedeutend, daſs sie nicht entfernt mit
den Wunderbauten Ägyptens oder den Prachtpalästen Assyriens und

1) Richter 18, 1.
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[173/0195] Syrien. wie die der Chetiter. Nach dem Exodus traten die phönizischen Könige zu den Juden, nachdem diese die Obmacht in Kanaan erlangt hatten, in ein freundschaftliches Verhältnis. Denn während die phöni- zischen Städte zu stark waren, als daſs die Juden daran denken konn- ten, sie ohne verzweifelten Kampf zu erobern, so lag es in der wohl- bedachten Politik der Phönizier, alsbald mit dem kräftigen Volke, das seine unentbehrliche Kornkammer besetzt hatte, in gute Beziehung zu treten. Sie räumte deshalb den nördlichen schwächeren Stämmen des israelitischen Volkes, Asser, Isaschar, Zebulon, Naphtali und Dan gewisse Gebietsteile, über die sie vordem Hoheitsrechte ausgeübt hatten, freiwillig ein, wofür andererseits die Israeliten sich zu gewissen Leistungen bequemen muſsten, die für den phönizischen Handel von Wichtigkeit waren. So besorgten Asser und Isaschar den Waren- transport der Karawanen durch ihr Gebiet und halfen beim Auf- und Abladen der Waren 1). Die Küstenstämme Isaschar und Zebulon da- gegen halfen beim Be- und Entladen der Schiffe und standen den Phöniziern beim Fischfang und beim Suchen der Purpurschnecken bei. Es wurde bereits hervorgehoben, daſs die Kananiter in einem Lande wohnten, welches den Zankapfel ägyptischer und chaldäischer Macht, den Ausgleich ägyptischer und chaldäischer Kultur bilden muſste. Sie wohnten nahe der uralten und wichtigen Handelsstraſse, die von Asien nach Afrika führte. Nicht die Phönizier haben diese Handelswege ge- schaffen, nicht waren sie die Veranlassung dieses Handels, aber sie zogen die Vorteile dieser Verkehrswege und nur der groſsartige Land- handel konnte die Bedeutung des auf wenige Städte und einen schmalen Küstenstrich beschränkten Gebietes der Phönizier ermöglichen. Das Sinnen und Trachten der Phönizier wurde durch ihre Handels- tätigkeit mehr auf Äuſserliches gelenkt. Zwar hatten auch sie oder die ihnen stammverwandten Kananiter einmal eine Stadt der heiligen Bücher, ähnlich dem Sais der Ägypter oder dem Syppara der Baby- lonier, es war die Stadt Kirjath Sepher (jetzt Debir nahe bei Hebron), die Stadt der Orakel, die Josua (15, 15) erwähnt, aber wir wissen von dieser kananitischen Stadt nichts als den Namen. Die Phönizier haben uns keine heiligen Bücher hinterlassen wie die Hebräer, haben keine in Stein gemeiſselte Urkunden wie die Ägypter, keine Bibliotheken von Thoncylinder mit Keilinschriften wie die Assyrer, selbst ihre Bau- denkmale sind so spärlich und unbedeutend, daſs sie nicht entfernt mit den Wunderbauten Ägyptens oder den Prachtpalästen Assyriens und 1) Richter 18, 1.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/195>, abgerufen am 28.11.2024.