aus Erz und Kupfer und namentlich die aus Erz, Silber und Gold zusammengesetzten werden von den Schriftstellern des Alters hoch gepriesen 1). Ihre ganzen Anstrengungen in künstlerischer Beziehung dienten, wie es scheint, mehr dem Geschmack anderer Nationen, als dass sie selbst darin tonangebend gewesen wären. Besonders den Ägyptern und Babyloniern sahen sie die beliebten Formen ab und verwendeten sie für ihre für den Handel fabrikmässig hergestellten Gefässe. Nächst den Mischkrügen "reich an Erfindung" waren die phönizischen Prunk- waffen, namentlich ihre ehernen Panzer berühmt. Goliaths ehernen Schuppenpanzer rühmt Samuel. Kinyras von Cypern schenkte dem Agamemnon einen herrlichen mit Gold, Blaustahl und Zinn verzierten Panzer.
Der Erzguss stand um das Jahr 1000 v. Chr. in höchster Blüte, wie aus der Schilderung des salomonischen Tempelbaues hervorgeht. Kleine, gegossene Erzgegenstände bildeten einen Haupthandelsartikel der Phönizier. Diese waren sehr mannigfaltig. Die wichtigsten waren die gebräuchlichsten Waffen der Barbaren. Beile, Lanzenspitzen, Pfeil- spitzen, Schwerter u. s. w.
Neben dem Erze bildete das Glas, namentlich in Form bunter Glasperlen, einen Haupthandelsartikel. Die Phönizier rühmten sich selbst der Erfindung des Glases. Sie erzählen, dass phönizische Schiffer am Ufer des Belos, eines Flusses in Phönizien aus Blöcken von Salpeter sich einen Herd auf einer Grundlage von reinem Quarzsand bereitet und ein Feuer gemacht hätten, da sei der Salpeter und der Sand zu Glas zusammengeflossen und auf diese Weise sei das Glas entdeckt worden. Diese unwahrscheinliche Erzählung gehört jedenfalls zu den phönizischen Handelslügen. Wir haben schon bei einer früheren Gelegenheit erwähnt, dass die Ägypter die Erfinder des Glases waren und dass diese Erfindung nicht auf einem so unglaublichen Zufall, als vielmehr auf den Erfahrungen, die man beim Ausschmelzen des gold- haltigen Quarzsandes machen musste, beruht. Auch war das ägyptische Glas im Altertume stets das berühmteste, namentlich die buntigen Glasflüsse, Glasemaillen und vielfarbigen Perlen. In späterer Zeit war Alexandria der Hauptsitz dieser Industrie. Die Phönizier handelten indes nicht nur mit ägyptischen Glaswaren, sondern stellten sie auch selbst dar. Sidon und Sarepta waren dafür berühmt 2) Die Glas- bereitung ist ein Schmelzprozess, der deshalb an dieser Stelle Erwähnung verdient.
1) Odyssee 15, 416, 424, 460; Ilias 23, 746.
2) Diodor XVI, 2, 25.
Syrien.
aus Erz und Kupfer und namentlich die aus Erz, Silber und Gold zusammengesetzten werden von den Schriftstellern des Alters hoch gepriesen 1). Ihre ganzen Anstrengungen in künstlerischer Beziehung dienten, wie es scheint, mehr dem Geschmack anderer Nationen, als daſs sie selbst darin tonangebend gewesen wären. Besonders den Ägyptern und Babyloniern sahen sie die beliebten Formen ab und verwendeten sie für ihre für den Handel fabrikmäſsig hergestellten Gefäſse. Nächst den Mischkrügen „reich an Erfindung“ waren die phönizischen Prunk- waffen, namentlich ihre ehernen Panzer berühmt. Goliaths ehernen Schuppenpanzer rühmt Samuel. Kinyras von Cypern schenkte dem Agamemnon einen herrlichen mit Gold, Blaustahl und Zinn verzierten Panzer.
Der Erzguſs stand um das Jahr 1000 v. Chr. in höchster Blüte, wie aus der Schilderung des salomonischen Tempelbaues hervorgeht. Kleine, gegossene Erzgegenstände bildeten einen Haupthandelsartikel der Phönizier. Diese waren sehr mannigfaltig. Die wichtigsten waren die gebräuchlichsten Waffen der Barbaren. Beile, Lanzenspitzen, Pfeil- spitzen, Schwerter u. s. w.
Neben dem Erze bildete das Glas, namentlich in Form bunter Glasperlen, einen Haupthandelsartikel. Die Phönizier rühmten sich selbst der Erfindung des Glases. Sie erzählen, daſs phönizische Schiffer am Ufer des Belos, eines Flusses in Phönizien aus Blöcken von Salpeter sich einen Herd auf einer Grundlage von reinem Quarzsand bereitet und ein Feuer gemacht hätten, da sei der Salpeter und der Sand zu Glas zusammengeflossen und auf diese Weise sei das Glas entdeckt worden. Diese unwahrscheinliche Erzählung gehört jedenfalls zu den phönizischen Handelslügen. Wir haben schon bei einer früheren Gelegenheit erwähnt, daſs die Ägypter die Erfinder des Glases waren und daſs diese Erfindung nicht auf einem so unglaublichen Zufall, als vielmehr auf den Erfahrungen, die man beim Ausschmelzen des gold- haltigen Quarzsandes machen muſste, beruht. Auch war das ägyptische Glas im Altertume stets das berühmteste, namentlich die buntigen Glasflüsse, Glasemaillen und vielfarbigen Perlen. In späterer Zeit war Alexandria der Hauptsitz dieser Industrie. Die Phönizier handelten indes nicht nur mit ägyptischen Glaswaren, sondern stellten sie auch selbst dar. Sidon und Sarepta waren dafür berühmt 2) Die Glas- bereitung ist ein Schmelzprozeſs, der deshalb an dieser Stelle Erwähnung verdient.
1) Odyssee 15, 416, 424, 460; Ilias 23, 746.
2) Diodor XVI, 2, 25.
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Syrien.
aus Erz und Kupfer und namentlich die aus Erz, Silber und Gold
zusammengesetzten werden von den Schriftstellern des Alters hoch
gepriesen 1). Ihre ganzen Anstrengungen in künstlerischer Beziehung
dienten, wie es scheint, mehr dem Geschmack anderer Nationen, als daſs
sie selbst darin tonangebend gewesen wären. Besonders den Ägyptern
und Babyloniern sahen sie die beliebten Formen ab und verwendeten
sie für ihre für den Handel fabrikmäſsig hergestellten Gefäſse. Nächst
den Mischkrügen „reich an Erfindung“ waren die phönizischen Prunk-
waffen, namentlich ihre ehernen Panzer berühmt. Goliaths ehernen
Schuppenpanzer rühmt Samuel. Kinyras von Cypern schenkte dem
Agamemnon einen herrlichen mit Gold, Blaustahl und Zinn verzierten
Panzer.
Der Erzguſs stand um das Jahr 1000 v. Chr. in höchster Blüte,
wie aus der Schilderung des salomonischen Tempelbaues hervorgeht.
Kleine, gegossene Erzgegenstände bildeten einen Haupthandelsartikel
der Phönizier. Diese waren sehr mannigfaltig. Die wichtigsten waren
die gebräuchlichsten Waffen der Barbaren. Beile, Lanzenspitzen, Pfeil-
spitzen, Schwerter u. s. w.
Neben dem Erze bildete das Glas, namentlich in Form bunter
Glasperlen, einen Haupthandelsartikel. Die Phönizier rühmten sich
selbst der Erfindung des Glases. Sie erzählen, daſs phönizische Schiffer
am Ufer des Belos, eines Flusses in Phönizien aus Blöcken von Salpeter
sich einen Herd auf einer Grundlage von reinem Quarzsand bereitet
und ein Feuer gemacht hätten, da sei der Salpeter und der Sand zu
Glas zusammengeflossen und auf diese Weise sei das Glas entdeckt
worden. Diese unwahrscheinliche Erzählung gehört jedenfalls zu
den phönizischen Handelslügen. Wir haben schon bei einer früheren
Gelegenheit erwähnt, daſs die Ägypter die Erfinder des Glases waren
und daſs diese Erfindung nicht auf einem so unglaublichen Zufall, als
vielmehr auf den Erfahrungen, die man beim Ausschmelzen des gold-
haltigen Quarzsandes machen muſste, beruht. Auch war das ägyptische
Glas im Altertume stets das berühmteste, namentlich die buntigen
Glasflüsse, Glasemaillen und vielfarbigen Perlen. In späterer Zeit war
Alexandria der Hauptsitz dieser Industrie. Die Phönizier handelten
indes nicht nur mit ägyptischen Glaswaren, sondern stellten sie auch
selbst dar. Sidon und Sarepta waren dafür berühmt 2) Die Glas-
bereitung ist ein Schmelzprozeſs, der deshalb an dieser Stelle Erwähnung
verdient.
1) Odyssee 15, 416, 424, 460; Ilias 23, 746.
2) Diodor XVI, 2, 25.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/216>, abgerufen am 26.11.2024.
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