Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.Die Arier in Asien. weichen erschlaffenden Luft. Diese Einwanderung begann in der Mittedes zweiten Jahrtausends v. Chr. Harte Kämpfe hatten die verbündeten Stämme der Arier zu bestehen, die vom oberen Ganges aus in das Ge- biet des heiligen Stromes eindrangen, ihnen gegenüber standen geübte Kriegsheere unter mächtigen Fürsten. Im Rigveda sind schon die ersten Kämpfe geschildert. Die zehn Stämme des Pendschab, an deren Spitze die kriegerischen Söhne Bharakas, "die den Streit kennen", werden trotz der Gebete und Schlachtgesänge des Priesters Visvamitra von dem Könige Sudas, des Fürsten der Tritsu, zurückgeschlagen. Aber wohl nicht viel später finden wir schon "im fernen Osten" im Ganges- gebiete das arische Reich der Maghada, dessen Gründung Dunker um 1480 v. Chr. setzt. Von da ab war die Herrschaft der Arier im Ganges- gebiete gesichert. Es bildete sich ein glänzender Sagenkreis um diese Eroberungskriege an der Jamune (Dschumna) und am Ganges, welcher uns in den phantastischen Erzählungen des Heldengedichtes Mahab- harata zum Teil erhalten ist. Dunker nimmt die Zeit des elften Jahr- hunderts v. Chr. als die Zeit des Abschlusses dieses grossen National- gedichtes der arischen Indier an, während die Form, in der wir es kennen, wohl erst aus den letzten Jahrhunderten v. Chr. stammt 1). Welcher Unterschied in Geist und Behandlung dieses Gedichtes gegenüber den Hymnen des Rigveda. Die Geschichte der Väter ist vergessen, die Wirklichkeit verschwindet vor einem Gewirr phantastischer Legenden, die vor allem einen theologischen Zweck haben, Religions- und Sitten- lehren predigen sollen. Das Heldengedicht bekommt den Charakter eines encyklopädischen Lehrgedichtes und der Schwulst macht es fast ungeniessbar. Ein klares Geschichtsbild empfangen wir aus dem Maha- bharata nicht, es hat deshalb auch keinen Zweck für uns, dem Faden der historischen Erzählung nachzuforschen. Nur die Erzählung der grossen Schlacht zwischen den Pandu und den Kuru ist voll unmittel- barer Anschaulichkeit. In ihr werden die Waffen der fünf Brüder, die als Heerführer vor den Pandu herziehen, genau geschildert und ist diese Schilderung für die kriegerische Ausrüstung der alten Indier von Interesse. Sie ziehen alle auf Streitwagen, die mit Bannern geschmückt sind, vor dem Heere her. Vor dem Banner Judhischthiras, des ersten der Helden, tönten zwei Trommeln 2). Neben ihm fuhr der langarmige Bhima, den eisernen, goldgezierten Streitkolben in der Hand, mit finsterm Blick und zusammengezogenen Brauen. Der Dritte war der Träger des grossen Bogens, Ardschuna, mit dem Affen im Banner, "der 1) Dunker, a. a. O. III, 61. 2) Dunker 69. Beck, Geschichte des Eisens. 14
Die Arier in Asien. weichen erschlaffenden Luft. Diese Einwanderung begann in der Mittedes zweiten Jahrtausends v. Chr. Harte Kämpfe hatten die verbündeten Stämme der Arier zu bestehen, die vom oberen Ganges aus in das Ge- biet des heiligen Stromes eindrangen, ihnen gegenüber standen geübte Kriegsheere unter mächtigen Fürsten. Im Rigveda sind schon die ersten Kämpfe geschildert. Die zehn Stämme des Pendschab, an deren Spitze die kriegerischen Söhne Bharakas, „die den Streit kennen“, werden trotz der Gebete und Schlachtgesänge des Priesters Visvamitra von dem Könige Sudas, des Fürsten der Tritsu, zurückgeschlagen. Aber wohl nicht viel später finden wir schon „im fernen Osten“ im Ganges- gebiete das arische Reich der Maghada, dessen Gründung Dunker um 1480 v. Chr. setzt. Von da ab war die Herrschaft der Arier im Ganges- gebiete gesichert. Es bildete sich ein glänzender Sagenkreis um diese Eroberungskriege an der Jamune (Dschumna) und am Ganges, welcher uns in den phantastischen Erzählungen des Heldengedichtes Mahab- harata zum Teil erhalten ist. Dunker nimmt die Zeit des elften Jahr- hunderts v. Chr. als die Zeit des Abschlusses dieses groſsen National- gedichtes der arischen Indier an, während die Form, in der wir es kennen, wohl erst aus den letzten Jahrhunderten v. Chr. stammt 1). Welcher Unterschied in Geist und Behandlung dieses Gedichtes gegenüber den Hymnen des Rigveda. Die Geschichte der Väter ist vergessen, die Wirklichkeit verschwindet vor einem Gewirr phantastischer Legenden, die vor allem einen theologischen Zweck haben, Religions- und Sitten- lehren predigen sollen. Das Heldengedicht bekommt den Charakter eines encyklopädischen Lehrgedichtes und der Schwulst macht es fast ungenieſsbar. Ein klares Geschichtsbild empfangen wir aus dem Maha- bharata nicht, es hat deshalb auch keinen Zweck für uns, dem Faden der historischen Erzählung nachzuforschen. Nur die Erzählung der groſsen Schlacht zwischen den Pandu und den Kuru ist voll unmittel- barer Anschaulichkeit. In ihr werden die Waffen der fünf Brüder, die als Heerführer vor den Pandu herziehen, genau geschildert und ist diese Schilderung für die kriegerische Ausrüstung der alten Indier von Interesse. Sie ziehen alle auf Streitwagen, die mit Bannern geschmückt sind, vor dem Heere her. Vor dem Banner Judhischthiras, des ersten der Helden, tönten zwei Trommeln 2). Neben ihm fuhr der langarmige Bhima, den eisernen, goldgezierten Streitkolben in der Hand, mit finsterm Blick und zusammengezogenen Brauen. Der Dritte war der Träger des groſsen Bogens, Ardschuna, mit dem Affen im Banner, „der 1) Dunker, a. a. O. III, 61. 2) Dunker 69. Beck, Geschichte des Eisens. 14
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Die Arier in Asien.
weichen erschlaffenden Luft. Diese Einwanderung begann in der Mitte
des zweiten Jahrtausends v. Chr. Harte Kämpfe hatten die verbündeten
Stämme der Arier zu bestehen, die vom oberen Ganges aus in das Ge-
biet des heiligen Stromes eindrangen, ihnen gegenüber standen geübte
Kriegsheere unter mächtigen Fürsten. Im Rigveda sind schon die
ersten Kämpfe geschildert. Die zehn Stämme des Pendschab, an deren
Spitze die kriegerischen Söhne Bharakas, „die den Streit kennen“,
werden trotz der Gebete und Schlachtgesänge des Priesters Visvamitra
von dem Könige Sudas, des Fürsten der Tritsu, zurückgeschlagen. Aber
wohl nicht viel später finden wir schon „im fernen Osten“ im Ganges-
gebiete das arische Reich der Maghada, dessen Gründung Dunker um
1480 v. Chr. setzt. Von da ab war die Herrschaft der Arier im Ganges-
gebiete gesichert. Es bildete sich ein glänzender Sagenkreis um diese
Eroberungskriege an der Jamune (Dschumna) und am Ganges, welcher
uns in den phantastischen Erzählungen des Heldengedichtes Mahab-
harata zum Teil erhalten ist. Dunker nimmt die Zeit des elften Jahr-
hunderts v. Chr. als die Zeit des Abschlusses dieses groſsen National-
gedichtes der arischen Indier an, während die Form, in der wir es kennen,
wohl erst aus den letzten Jahrhunderten v. Chr. stammt 1). Welcher
Unterschied in Geist und Behandlung dieses Gedichtes gegenüber den
Hymnen des Rigveda. Die Geschichte der Väter ist vergessen, die
Wirklichkeit verschwindet vor einem Gewirr phantastischer Legenden,
die vor allem einen theologischen Zweck haben, Religions- und Sitten-
lehren predigen sollen. Das Heldengedicht bekommt den Charakter
eines encyklopädischen Lehrgedichtes und der Schwulst macht es fast
ungenieſsbar. Ein klares Geschichtsbild empfangen wir aus dem Maha-
bharata nicht, es hat deshalb auch keinen Zweck für uns, dem Faden
der historischen Erzählung nachzuforschen. Nur die Erzählung der
groſsen Schlacht zwischen den Pandu und den Kuru ist voll unmittel-
barer Anschaulichkeit. In ihr werden die Waffen der fünf Brüder, die
als Heerführer vor den Pandu herziehen, genau geschildert und ist
diese Schilderung für die kriegerische Ausrüstung der alten Indier von
Interesse. Sie ziehen alle auf Streitwagen, die mit Bannern geschmückt
sind, vor dem Heere her. Vor dem Banner Judhischthiras, des ersten
der Helden, tönten zwei Trommeln 2). Neben ihm fuhr der langarmige
Bhima, den eisernen, goldgezierten Streitkolben in der Hand, mit
finsterm Blick und zusammengezogenen Brauen. Der Dritte war der
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1) Dunker, a. a. O. III, 61.
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