gelockert wurde. Ich halte es deshalb für sehr möglich, dass sie nicht weniger als 60 Fuss lang ist. Der untere Durchmesser der Säule ist 16,4 Zoll, der obere 12,05 Zoll, die Verjüngung beträgt 0,29 Zoll per Fuss. Die Säule enthält ungefähr 80 Kubikfuss Metall und wiegt über 17 Tonnen (17000 Kilo)." Es ist ein Irrtum des Berichterstatters, den Laht für eine gegossene Säule zu halten, sie besteht vielmehr aus geschmiedetem Eisen. Dies ist nachgewiesen durch die Experimente und die Analyse, welche Dr. Percy mit einem von der Säule abgehauenen Stücke vorgenom- men hat. Er war im stande, sie direkt zu dünnen Nägeln auszuschmieden 1). Das Eisen hat nach Dr. Murray Thomsons Untersuchung ein spezifisches Gewicht von 7,66 2). Die ganze Säule scheint aus lauter einzelnen Luppen von circa 50 Pfund Gewicht zusammengeschweisst zu sein.
Das Alter dieser merkwürdigen Säule ist unbekannt. General Cunningham giebt das Jahr 319 n. Chr. als Jahr der Aufstellung in seinem Berichte an. Er schreibt 3): "Diese eiserne Säule erzählt ihre eigene Geschichte in einer tiefeingegrabenen Sanskritinschrift von sechs Zeilen auf ihrer Westseite. Die Inschrift wurde von J. Princep über- setzt, der bemerkt, dass die Säule, die Waffe des Ruhmes (Kirtti bhuja) des Fürsten (Raja) Dhawa und die eingehauenen Buchstaben die Bilder der Hiebe, die sein Schwert seinen Feinden beibrachte, als Inschrift seines unsterblichen Ruhmes genannt wurden. Es heisst ferner, dass er die Vahlikas am Indus unterwarf, worunter jedenfalls die Bahlikas des Fünfstromlandes gemeint sind und endlich, dass er durch seinen starken Arm sich die ungeteilte Herrschaft der Erde für lange Zeit erwarb." Dies ist die ganze mangelhafte Auskunft, welche uns die Inschrift giebt, ausser, dass der Fürst ein Verehrer Wischnus war. Princep glaubt, dass die Inschrift aus dem dritten oder vierten Jahrhundert n. Chr. stamme, Mr. Thomas hält diese Angabe in An- betracht des Styles der Inschrift für zu hoch gegriffen. Ich stimme indes mit Princep überein, da die Schriftzeichen genau mit denen der Guptainschriften übereinstimmen. Ich habe bereits das Jahr 319 als für den Raja Dhawa wahrscheinlich erwähnt, welches das Anfangsjahr der Balabhi und Guptaperiode ist, da es mir wahrscheinlich scheint, dass er selbst zum Sturze der mächtigen Gupta-Dynastie beigetragen hat. Ein Raja Dhawa ist indes aus dieser Zeit nicht bekannt, wohl aber aus einer weit früheren, nämlich aus der Zeit des neunten oder zehnten Jahrhunderts v. Chr. Nach Garein de Tassy (les monuments
1) Architecture of Ancient Dehli by H. Hardy, London, Arundel Society 1872, p. 41.
2) Journal of Iron and Steel Instit. vol. II, 1872, p. 156.
3) l. c. Report, Art 66.
Die Arier in Asien.
gelockert wurde. Ich halte es deshalb für sehr möglich, daſs sie nicht weniger als 60 Fuſs lang ist. Der untere Durchmesser der Säule ist 16,4 Zoll, der obere 12,05 Zoll, die Verjüngung beträgt 0,29 Zoll per Fuſs. Die Säule enthält ungefähr 80 Kubikfuſs Metall und wiegt über 17 Tonnen (17000 Kilo).“ Es ist ein Irrtum des Berichterstatters, den Lâht für eine gegossene Säule zu halten, sie besteht vielmehr aus geschmiedetem Eisen. Dies ist nachgewiesen durch die Experimente und die Analyse, welche Dr. Percy mit einem von der Säule abgehauenen Stücke vorgenom- men hat. Er war im stande, sie direkt zu dünnen Nägeln auszuschmieden 1). Das Eisen hat nach Dr. Murray Thomsons Untersuchung ein spezifisches Gewicht von 7,66 2). Die ganze Säule scheint aus lauter einzelnen Luppen von circa 50 Pfund Gewicht zusammengeschweiſst zu sein.
Das Alter dieser merkwürdigen Säule ist unbekannt. General Cunningham giebt das Jahr 319 n. Chr. als Jahr der Aufstellung in seinem Berichte an. Er schreibt 3): „Diese eiserne Säule erzählt ihre eigene Geschichte in einer tiefeingegrabenen Sanskritinschrift von sechs Zeilen auf ihrer Westseite. Die Inschrift wurde von J. Princep über- setzt, der bemerkt, daſs die Säule, die Waffe des Ruhmes (Kirtti bhuja) des Fürsten (Raja) Dhawa und die eingehauenen Buchstaben die Bilder der Hiebe, die sein Schwert seinen Feinden beibrachte, als Inschrift seines unsterblichen Ruhmes genannt wurden. Es heiſst ferner, daſs er die Vahlikas am Indus unterwarf, worunter jedenfalls die Bahlikas des Fünfstromlandes gemeint sind und endlich, daſs er durch seinen starken Arm sich die ungeteilte Herrschaft der Erde für lange Zeit erwarb.“ Dies ist die ganze mangelhafte Auskunft, welche uns die Inschrift giebt, auſser, daſs der Fürst ein Verehrer Wischnus war. Princep glaubt, daſs die Inschrift aus dem dritten oder vierten Jahrhundert n. Chr. stamme, Mr. Thomas hält diese Angabe in An- betracht des Styles der Inschrift für zu hoch gegriffen. Ich stimme indes mit Princep überein, da die Schriftzeichen genau mit denen der Guptainschriften übereinstimmen. Ich habe bereits das Jahr 319 als für den Raja Dhawa wahrscheinlich erwähnt, welches das Anfangsjahr der Balabhi und Guptaperiode ist, da es mir wahrscheinlich scheint, daſs er selbst zum Sturze der mächtigen Gupta-Dynastie beigetragen hat. Ein Raja Dhawa ist indes aus dieser Zeit nicht bekannt, wohl aber aus einer weit früheren, nämlich aus der Zeit des neunten oder zehnten Jahrhunderts v. Chr. Nach Garein de Tassy (les monuments
1) Architecture of Ancient Dehli by H. Hardy, London, Arundel Society 1872, p. 41.
2) Journal of Iron and Steel Instit. vol. II, 1872, p. 156.
3) l. c. Report, Art 66.
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Die Arier in Asien.
gelockert wurde. Ich halte es deshalb für sehr möglich, daſs sie nicht
weniger als 60 Fuſs lang ist. Der untere Durchmesser der Säule ist 16,4
Zoll, der obere 12,05 Zoll, die Verjüngung beträgt 0,29 Zoll per Fuſs.
Die Säule enthält ungefähr 80 Kubikfuſs Metall und wiegt über 17 Tonnen
(17000 Kilo).“ Es ist ein Irrtum des Berichterstatters, den Lâht für
eine gegossene Säule zu halten, sie besteht vielmehr aus geschmiedetem
Eisen. Dies ist nachgewiesen durch die Experimente und die Analyse,
welche Dr. Percy mit einem von der Säule abgehauenen Stücke vorgenom-
men hat. Er war im stande, sie direkt zu dünnen Nägeln auszuschmieden 1).
Das Eisen hat nach Dr. Murray Thomsons Untersuchung ein spezifisches
Gewicht von 7,66 2). Die ganze Säule scheint aus lauter einzelnen
Luppen von circa 50 Pfund Gewicht zusammengeschweiſst zu sein.
Das Alter dieser merkwürdigen Säule ist unbekannt. General
Cunningham giebt das Jahr 319 n. Chr. als Jahr der Aufstellung in
seinem Berichte an. Er schreibt 3): „Diese eiserne Säule erzählt ihre
eigene Geschichte in einer tiefeingegrabenen Sanskritinschrift von sechs
Zeilen auf ihrer Westseite. Die Inschrift wurde von J. Princep über-
setzt, der bemerkt, daſs die Säule, die Waffe des Ruhmes (Kirtti bhuja)
des Fürsten (Raja) Dhawa und die eingehauenen Buchstaben die
Bilder der Hiebe, die sein Schwert seinen Feinden beibrachte, als
Inschrift seines unsterblichen Ruhmes genannt wurden. Es heiſst
ferner, daſs er die Vahlikas am Indus unterwarf, worunter jedenfalls
die Bahlikas des Fünfstromlandes gemeint sind und endlich, daſs er
durch seinen starken Arm sich die ungeteilte Herrschaft der Erde für
lange Zeit erwarb.“ Dies ist die ganze mangelhafte Auskunft, welche
uns die Inschrift giebt, auſser, daſs der Fürst ein Verehrer Wischnus
war. Princep glaubt, daſs die Inschrift aus dem dritten oder vierten
Jahrhundert n. Chr. stamme, Mr. Thomas hält diese Angabe in An-
betracht des Styles der Inschrift für zu hoch gegriffen. Ich stimme
indes mit Princep überein, da die Schriftzeichen genau mit denen der
Guptainschriften übereinstimmen. Ich habe bereits das Jahr 319 als
für den Raja Dhawa wahrscheinlich erwähnt, welches das Anfangsjahr
der Balabhi und Guptaperiode ist, da es mir wahrscheinlich scheint,
daſs er selbst zum Sturze der mächtigen Gupta-Dynastie beigetragen
hat. Ein Raja Dhawa ist indes aus dieser Zeit nicht bekannt, wohl
aber aus einer weit früheren, nämlich aus der Zeit des neunten oder
zehnten Jahrhunderts v. Chr. Nach Garein de Tassy (les monuments
1) Architecture of Ancient Dehli by H. Hardy, London, Arundel Society 1872,
p. 41.
2) Journal of Iron and Steel Instit. vol. II, 1872, p. 156.
3) l. c. Report,
Art 66.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/241>, abgerufen am 23.11.2024.
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