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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Die Arier in Asien.
kleinen Tiegel aus 9,7 bis 14 Unzen und fünf Stückchen Holz von
Cassia auriculata. Von den so besetzten Tiegelchen werden drei Reihen
übereinander in den Feuerungsraum aufgestellt, nur vor der Form
bleibt eine Lücke, um den Wind nicht zu hemmen. Die Tiegel werden
mit zwei Bushel Holzkohlen beschüttet und wenn diese niedergebrannt
sind, ein drittes Bushel nachgetragen. Die Schmelzung dauert sechs
Stunden; dann werden die Tiegel wieder herausgenommen, nach dem
Erkalten zerschlagen und die Stahlkönige zu kleinen Quadratstäben
ausgeschmiedet. Die Hitze beim Ausrecken wird ihnen mit Kohle von
Sujaluholz (Mimosa Tuggula) gegeben. In anderen Gegenden, z. B. im
Distrikte Salem und zu Madhu-giri ist ein anderes Verfahren ge-
bräuchlich. Die Tiegel werden dort nicht reihenweise eingesetzt, son-
dern auf eigentümliche Art in Gewölbform über eine Feuergrube, zu
welcher ein horizontaler Aschenfall führt, aufgebaut. In die Feuer-
grube unter dem Tiegel tritt der Wind durch eine thönerne Form ein.
Die Tiegel sind durch keine Unterlagen unterstützt, sondern schweben
frei über der Öffnung der Grube, indem sie in konzentrischen Ringen
wie ein Kugelgewölbe in die Höhe gebaut, sich selbst den erforderlichen
Halt geben. Zu jedem Schmelzen werden 15 (an anderen Orten 20 bis
24) solcher Tiegelchen eingebaut, von denen jedoch nur 14 beschickt
werden. Der 15. bleibt leer, um aufgehoben und wieder eingesteckt
werden zu können, wenn ein Nachfüllen der Kohlen in den Feuerraum
stattfinden muss. Es pflegt dies der Tiegel zu sein, welcher sich in
der äussersten Reihe gerade der Form gegenüber befindet. Die kleinen
Tiegelchen haben eine konische Gestalt und bestehen nur aus ge-
trocknetem Thone. In jedes wird circa 2/3 Pfund Eisen mit circa 1/16
des Gewichtes an Holz von Cassia auriculata eingesetzt, ausserdem
aber auch noch zwei grüne Blätter von Asclepias giganeta, oder wo
diese nicht zu haben sind, von Convolutus laurifolius. Die Tiegel
werden sorgfältig mit einem Deckel von ungebranntem Thone ver-
schlossen und mit Thon gut lutiert. Die beschickten Tiegel werden
gewöhnlich vor dem Einsetzen eine Zeit lang nahe am Feuer scharf
getrocknet. Das ganze Tiegelgewölbe wird mit Kohlen bedeckt gehalten
und man lässt ungefähr vier Stunden lang die Bälge in die Feuergrube
blasen. Ist die Schmelzung beendet, so nimmt man die Tiegel heraus
und baut gleich wieder neue zu einem zweiten Schmelzen ein. So
kann man bei guter Arbeit fünf Stahlschmelzen a 14 Tiegel in einem
Tage machen. Die Tiegel werden nach dem Erkalten zerschlagen.
Der Stahl muss zu einem Regulus geschmolzen sein, auf dessen Ober-
fläche sich eine radiale Streifung als Zeichen einer unvollkommenen

Die Arier in Asien.
kleinen Tiegel aus 9,7 bis 14 Unzen und fünf Stückchen Holz von
Cassia auriculata. Von den so besetzten Tiegelchen werden drei Reihen
übereinander in den Feuerungsraum aufgestellt, nur vor der Form
bleibt eine Lücke, um den Wind nicht zu hemmen. Die Tiegel werden
mit zwei Bushel Holzkohlen beschüttet und wenn diese niedergebrannt
sind, ein drittes Bushel nachgetragen. Die Schmelzung dauert sechs
Stunden; dann werden die Tiegel wieder herausgenommen, nach dem
Erkalten zerschlagen und die Stahlkönige zu kleinen Quadratstäben
ausgeschmiedet. Die Hitze beim Ausrecken wird ihnen mit Kohle von
Sujaluholz (Mimosa Tuggula) gegeben. In anderen Gegenden, z. B. im
Distrikte Salem und zu Madhu-giri ist ein anderes Verfahren ge-
bräuchlich. Die Tiegel werden dort nicht reihenweise eingesetzt, son-
dern auf eigentümliche Art in Gewölbform über eine Feuergrube, zu
welcher ein horizontaler Aschenfall führt, aufgebaut. In die Feuer-
grube unter dem Tiegel tritt der Wind durch eine thönerne Form ein.
Die Tiegel sind durch keine Unterlagen unterstützt, sondern schweben
frei über der Öffnung der Grube, indem sie in konzentrischen Ringen
wie ein Kugelgewölbe in die Höhe gebaut, sich selbst den erforderlichen
Halt geben. Zu jedem Schmelzen werden 15 (an anderen Orten 20 bis
24) solcher Tiegelchen eingebaut, von denen jedoch nur 14 beschickt
werden. Der 15. bleibt leer, um aufgehoben und wieder eingesteckt
werden zu können, wenn ein Nachfüllen der Kohlen in den Feuerraum
stattfinden muſs. Es pflegt dies der Tiegel zu sein, welcher sich in
der äuſsersten Reihe gerade der Form gegenüber befindet. Die kleinen
Tiegelchen haben eine konische Gestalt und bestehen nur aus ge-
trocknetem Thone. In jedes wird circa ⅔ Pfund Eisen mit circa 1/16
des Gewichtes an Holz von Cassia auriculata eingesetzt, auſserdem
aber auch noch zwei grüne Blätter von Asclepias giganeta, oder wo
diese nicht zu haben sind, von Convolutus laurifolius. Die Tiegel
werden sorgfältig mit einem Deckel von ungebranntem Thone ver-
schlossen und mit Thon gut lutiert. Die beschickten Tiegel werden
gewöhnlich vor dem Einsetzen eine Zeit lang nahe am Feuer scharf
getrocknet. Das ganze Tiegelgewölbe wird mit Kohlen bedeckt gehalten
und man läſst ungefähr vier Stunden lang die Bälge in die Feuergrube
blasen. Ist die Schmelzung beendet, so nimmt man die Tiegel heraus
und baut gleich wieder neue zu einem zweiten Schmelzen ein. So
kann man bei guter Arbeit fünf Stahlschmelzen à 14 Tiegel in einem
Tage machen. Die Tiegel werden nach dem Erkalten zerschlagen.
Der Stahl muſs zu einem Regulus geschmolzen sein, auf dessen Ober-
fläche sich eine radiale Streifung als Zeichen einer unvollkommenen

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[242/0264] Die Arier in Asien. kleinen Tiegel aus 9,7 bis 14 Unzen und fünf Stückchen Holz von Cassia auriculata. Von den so besetzten Tiegelchen werden drei Reihen übereinander in den Feuerungsraum aufgestellt, nur vor der Form bleibt eine Lücke, um den Wind nicht zu hemmen. Die Tiegel werden mit zwei Bushel Holzkohlen beschüttet und wenn diese niedergebrannt sind, ein drittes Bushel nachgetragen. Die Schmelzung dauert sechs Stunden; dann werden die Tiegel wieder herausgenommen, nach dem Erkalten zerschlagen und die Stahlkönige zu kleinen Quadratstäben ausgeschmiedet. Die Hitze beim Ausrecken wird ihnen mit Kohle von Sujaluholz (Mimosa Tuggula) gegeben. In anderen Gegenden, z. B. im Distrikte Salem und zu Madhu-giri ist ein anderes Verfahren ge- bräuchlich. Die Tiegel werden dort nicht reihenweise eingesetzt, son- dern auf eigentümliche Art in Gewölbform über eine Feuergrube, zu welcher ein horizontaler Aschenfall führt, aufgebaut. In die Feuer- grube unter dem Tiegel tritt der Wind durch eine thönerne Form ein. Die Tiegel sind durch keine Unterlagen unterstützt, sondern schweben frei über der Öffnung der Grube, indem sie in konzentrischen Ringen wie ein Kugelgewölbe in die Höhe gebaut, sich selbst den erforderlichen Halt geben. Zu jedem Schmelzen werden 15 (an anderen Orten 20 bis 24) solcher Tiegelchen eingebaut, von denen jedoch nur 14 beschickt werden. Der 15. bleibt leer, um aufgehoben und wieder eingesteckt werden zu können, wenn ein Nachfüllen der Kohlen in den Feuerraum stattfinden muſs. Es pflegt dies der Tiegel zu sein, welcher sich in der äuſsersten Reihe gerade der Form gegenüber befindet. Die kleinen Tiegelchen haben eine konische Gestalt und bestehen nur aus ge- trocknetem Thone. In jedes wird circa ⅔ Pfund Eisen mit circa 1/16 des Gewichtes an Holz von Cassia auriculata eingesetzt, auſserdem aber auch noch zwei grüne Blätter von Asclepias giganeta, oder wo diese nicht zu haben sind, von Convolutus laurifolius. Die Tiegel werden sorgfältig mit einem Deckel von ungebranntem Thone ver- schlossen und mit Thon gut lutiert. Die beschickten Tiegel werden gewöhnlich vor dem Einsetzen eine Zeit lang nahe am Feuer scharf getrocknet. Das ganze Tiegelgewölbe wird mit Kohlen bedeckt gehalten und man läſst ungefähr vier Stunden lang die Bälge in die Feuergrube blasen. Ist die Schmelzung beendet, so nimmt man die Tiegel heraus und baut gleich wieder neue zu einem zweiten Schmelzen ein. So kann man bei guter Arbeit fünf Stahlschmelzen à 14 Tiegel in einem Tage machen. Die Tiegel werden nach dem Erkalten zerschlagen. Der Stahl muſs zu einem Regulus geschmolzen sein, auf dessen Ober- fläche sich eine radiale Streifung als Zeichen einer unvollkommenen

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/264>, abgerufen am 21.11.2024.