Kurden, die als Muster der Schmiedekunst gelten können. Diese Waffenstücke werden hoch in Ehren gehalten und vererben von dem Vater auf den Sohn. Ker Porter besuchte zu Sauk-Bulack einen kurdischen Fürsten des Mikristammes, dessen Bewaffnung, die einer vollständigen Ritterrüstung des Mittelalters, sowie den Rustemskulpturen zu Tak-i-Bostan entsprach, er schildert. Von vorzüglicher Arbeit war der Schuppenpanzer, dessen Glieder und Schuppen trefflich ge- nietet, glänzend poliert und ornamentiert waren, indem auf jede Schuppe eine kleine Rose in Silber bossiert war. Die Helmkappe war aus damasziertem Stahle hergestellt, mit Nasenmaske und vergoldetem Visier zum Aufschieben, der Helmbusch bestand aus Reiher- und Pfauenfedern. Zur Rüstung gehört ein Schild. Die Trutzwaffen bestehen aus Schwert, Dolch, Bogen und Speer. Edle Kurden im Waffenschmucke pflegen bei den Paraden des Schah von Persien zu erscheinen 1). Der gemeine Kurde ist einfacher ausgerüstet. Die Nationalwaffe, die auch der Ärmste trägt, ist eine mit Knoten versehene Holzkeule. Diese Knoten pflegt man mit eisernen Nägeln zu beschlagen und bildet dann diese Keule eine furchtbare Waffe. Eine sehr alte und höchst interessante Waffen- sammlung mit Waffen, die zum Teil noch aus der altpersischen Zeit gestammt haben sollen, besuchte Kaplan Moundrell im Jahre 1699 in der Festung Bir am oberen Euphratthale 2). Leider scheint sie nicht mehr zu existieren, wenigstens konnten spätere Reisende über ihren Verbleib nichts mehr erfahren.
Um die Schilderung der Metallindustrie Armeniens vollständig zu machen, fügen wir zum Schluss auch noch einen Bericht über die Kupfergewinnung bei.
Das Kupfer, welches die Schmiede in Erzerum verarbeiten, kommt hauptsächlich aus den berühmten Kupferbergwerken von Maaden-Kapur im Gebiete der Tigrisquellen 3). Von den 4000 Bewohnern der Berg- mannsstadt sind etwa ein Drittel Griechen und Armenier und zwei Drittel Türken. Die Zugänge zu den Gruben geschehen durch Schächte, von denen aus Strecken auf dem Erzlager aufgefahren werden. Diese Strecken sind so niedrig, dass die Arbeiter mit dem Erze auf dem Rücken hindurchkriechen müssen. Die meisten von den Berg- und Hüttenarbeitern sind griechischer Abkunft. Sie tragen als eine Aus- zeichnung einen roten Fez oder Turban. Ein Generaldirektor, Maaden- Emini, der die Werke vom Sultan gepachtet hat, leitet das Ganze. Die Ausbeute soll etwa 8000 Zentner betragen. Früher waren die
1) Vergl. auch Ritter IX, 620, 689.
2) Ritter X, 947.
3) Ritter XI, 16, 17.
Die Arier in Asien.
Kurden, die als Muster der Schmiedekunst gelten können. Diese Waffenstücke werden hoch in Ehren gehalten und vererben von dem Vater auf den Sohn. Ker Porter besuchte zu Sauk-Bulack einen kurdischen Fürsten des Mikristammes, dessen Bewaffnung, die einer vollständigen Ritterrüstung des Mittelalters, sowie den Rustemskulpturen zu Tak-i-Bostan entsprach, er schildert. Von vorzüglicher Arbeit war der Schuppenpanzer, dessen Glieder und Schuppen trefflich ge- nietet, glänzend poliert und ornamentiert waren, indem auf jede Schuppe eine kleine Rose in Silber bossiert war. Die Helmkappe war aus damasziertem Stahle hergestellt, mit Nasenmaske und vergoldetem Visier zum Aufschieben, der Helmbusch bestand aus Reiher- und Pfauenfedern. Zur Rüstung gehört ein Schild. Die Trutzwaffen bestehen aus Schwert, Dolch, Bogen und Speer. Edle Kurden im Waffenschmucke pflegen bei den Paraden des Schah von Persien zu erscheinen 1). Der gemeine Kurde ist einfacher ausgerüstet. Die Nationalwaffe, die auch der Ärmste trägt, ist eine mit Knoten versehene Holzkeule. Diese Knoten pflegt man mit eisernen Nägeln zu beschlagen und bildet dann diese Keule eine furchtbare Waffe. Eine sehr alte und höchst interessante Waffen- sammlung mit Waffen, die zum Teil noch aus der altpersischen Zeit gestammt haben sollen, besuchte Kaplan Moundrell im Jahre 1699 in der Festung Bir am oberen Euphratthale 2). Leider scheint sie nicht mehr zu existieren, wenigstens konnten spätere Reisende über ihren Verbleib nichts mehr erfahren.
Um die Schilderung der Metallindustrie Armeniens vollständig zu machen, fügen wir zum Schluſs auch noch einen Bericht über die Kupfergewinnung bei.
Das Kupfer, welches die Schmiede in Erzerum verarbeiten, kommt hauptsächlich aus den berühmten Kupferbergwerken von Maaden-Kapur im Gebiete der Tigrisquellen 3). Von den 4000 Bewohnern der Berg- mannsstadt sind etwa ein Drittel Griechen und Armenier und zwei Drittel Türken. Die Zugänge zu den Gruben geschehen durch Schächte, von denen aus Strecken auf dem Erzlager aufgefahren werden. Diese Strecken sind so niedrig, daſs die Arbeiter mit dem Erze auf dem Rücken hindurchkriechen müssen. Die meisten von den Berg- und Hüttenarbeitern sind griechischer Abkunft. Sie tragen als eine Aus- zeichnung einen roten Fez oder Turban. Ein Generaldirektor, Maaden- Emini, der die Werke vom Sultan gepachtet hat, leitet das Ganze. Die Ausbeute soll etwa 8000 Zentner betragen. Früher waren die
1) Vergl. auch Ritter IX, 620, 689.
2) Ritter X, 947.
3) Ritter XI, 16, 17.
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Die Arier in Asien.
Kurden, die als Muster der Schmiedekunst gelten können. Diese
Waffenstücke werden hoch in Ehren gehalten und vererben von dem
Vater auf den Sohn. Ker Porter besuchte zu Sauk-Bulack einen
kurdischen Fürsten des Mikristammes, dessen Bewaffnung, die einer
vollständigen Ritterrüstung des Mittelalters, sowie den Rustemskulpturen
zu Tak-i-Bostan entsprach, er schildert. Von vorzüglicher Arbeit
war der Schuppenpanzer, dessen Glieder und Schuppen trefflich ge-
nietet, glänzend poliert und ornamentiert waren, indem auf jede Schuppe
eine kleine Rose in Silber bossiert war. Die Helmkappe war aus
damasziertem Stahle hergestellt, mit Nasenmaske und vergoldetem Visier
zum Aufschieben, der Helmbusch bestand aus Reiher- und Pfauenfedern.
Zur Rüstung gehört ein Schild. Die Trutzwaffen bestehen aus Schwert,
Dolch, Bogen und Speer. Edle Kurden im Waffenschmucke pflegen
bei den Paraden des Schah von Persien zu erscheinen 1). Der gemeine
Kurde ist einfacher ausgerüstet. Die Nationalwaffe, die auch der Ärmste
trägt, ist eine mit Knoten versehene Holzkeule. Diese Knoten pflegt
man mit eisernen Nägeln zu beschlagen und bildet dann diese Keule
eine furchtbare Waffe. Eine sehr alte und höchst interessante Waffen-
sammlung mit Waffen, die zum Teil noch aus der altpersischen Zeit
gestammt haben sollen, besuchte Kaplan Moundrell im Jahre 1699 in
der Festung Bir am oberen Euphratthale 2). Leider scheint sie nicht
mehr zu existieren, wenigstens konnten spätere Reisende über ihren
Verbleib nichts mehr erfahren.
Um die Schilderung der Metallindustrie Armeniens vollständig zu
machen, fügen wir zum Schluſs auch noch einen Bericht über die
Kupfergewinnung bei.
Das Kupfer, welches die Schmiede in Erzerum verarbeiten, kommt
hauptsächlich aus den berühmten Kupferbergwerken von Maaden-Kapur
im Gebiete der Tigrisquellen 3). Von den 4000 Bewohnern der Berg-
mannsstadt sind etwa ein Drittel Griechen und Armenier und zwei
Drittel Türken. Die Zugänge zu den Gruben geschehen durch Schächte,
von denen aus Strecken auf dem Erzlager aufgefahren werden. Diese
Strecken sind so niedrig, daſs die Arbeiter mit dem Erze auf dem
Rücken hindurchkriechen müssen. Die meisten von den Berg- und
Hüttenarbeitern sind griechischer Abkunft. Sie tragen als eine Aus-
zeichnung einen roten Fez oder Turban. Ein Generaldirektor, Maaden-
Emini, der die Werke vom Sultan gepachtet hat, leitet das Ganze.
Die Ausbeute soll etwa 8000 Zentner betragen. Früher waren die
1) Vergl. auch Ritter IX, 620, 689.
2) Ritter X, 947.
3) Ritter XI, 16, 17.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/290>, abgerufen am 22.11.2024.
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