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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Turanier und Mongolen.
nicht darin, dagegen dünn ausgeschlagenes Goldblech, mit dem die
Körper, sogar die Gesichter bedeckt wurden. Man findet ferner darin
gegossene Bronzegeräte, sowie Gegenstände von Kupfer, die oft ver-
goldet sind, darunter Lanzen, Messerplatten etc. Diese Hügel sind
vielfach von den Schatzgräbern, welche das Aufsuchen und Berauben
der Tschudengräber gewerbsmässig betrieben, umgewühlt. Die Räuber
wissen die Gräber wohl zu unterscheiden und öffnen nur diejenigen, in
denen sie Gold erwarten. Die aufgefundenen Silber- und Goldgeräte
schmelzen sie sogleich ein, während sie die Erz- und Eisensachen fort-
werfen. In Krasnojarsk ist ein förmlicher Markt für das Gräbergold
und Gräbersilber, das mit dem Namen "Burgrowat" bezeichnet wird.
Zur Zeit als Gmelin Krasnojarsk besuchte (1733 bis 1743), wurde ihm
von den Leuten erzählt, wie sie sich noch wohl erinnerten, dass ein
Solotnik (= 1/3 Lot) des eingeschmolzenen Metalles für einen halben
Rubel verkauft worden war. Bei dem Wojwoden von Krasnojarsk sah
er von solchen Grabfunden einen Goldspiegel mit der getriebenen
Figur eines Vogel Greif geziert; ferner von Kupfer kleine Hämmer,
Messer, Pferdegeschirr, eine Art Glocken und gegossene Götzenbilder.

Die vierte Art der Tschudengräber, Tworitnie Kurzanie, ist
die gewöhnlichste. Die Gräber haben vier Klafter im Quadrat und
sind mit aufgerichteten Feldsteinen umstellt. Im Inneren finden sich
ganze Leichen, aber kein Gold, deshalb sind sie von den Schatzgräbern
verachtet und bleiben unberührt. Es finden sich darin Kupferspiesse
und Streithämmer, kleine irdene Töpfe und nur selten einiges Gold-
blech am Kopfende.

Die Reichen und Vornehmen hatten ihre Gräber auf dem offenen
Felde, nahe dem Ufer der Flüsse, namentlich des Jenisei. Die Armen
lagen weiter entfernt am Saume des Waldes oder in der Steppe.
Unter den aufgefundenen, sibirischen Altertümern verdient noch eine
Goldfigur zu Pferde Erwähnung, die bei der Kolywanschen Hütte aus-
gegraben wurde, zugleich mit Münzen, auf denen eine aufgeblühte Rose
aber keinerlei Schriftzeichen angebracht waren.

Am Irtisch finden sich ähnliche Gräber wie am Jenisei, doch sind
die Waffen und Gerätschaften, die man dort ausgräbt, plumper.
Bemerkenswert ist die grosse Ähnlichkeit der Tschudengräber, mit den
Gräbern Norddeutschlands. Das hohe Alter dieser Grabstätten geht
aus der vorgeschrittenen Verwitterung der Felsplatten hervor. Sie
sind bestimmt älter als die Eroberung jener Länder durch die Tataren,
welche um 150 v. Chr. statt hatte.

Eisenschlacken und Eisenwerkzeuge finden sich nur selten. Wo

Turanier und Mongolen.
nicht darin, dagegen dünn ausgeschlagenes Goldblech, mit dem die
Körper, sogar die Gesichter bedeckt wurden. Man findet ferner darin
gegossene Bronzegeräte, sowie Gegenstände von Kupfer, die oft ver-
goldet sind, darunter Lanzen, Messerplatten etc. Diese Hügel sind
vielfach von den Schatzgräbern, welche das Aufsuchen und Berauben
der Tschudengräber gewerbsmäſsig betrieben, umgewühlt. Die Räuber
wissen die Gräber wohl zu unterscheiden und öffnen nur diejenigen, in
denen sie Gold erwarten. Die aufgefundenen Silber- und Goldgeräte
schmelzen sie sogleich ein, während sie die Erz- und Eisensachen fort-
werfen. In Krasnojarsk ist ein förmlicher Markt für das Gräbergold
und Gräbersilber, das mit dem Namen „Burgrowat“ bezeichnet wird.
Zur Zeit als Gmelin Krasnojarsk besuchte (1733 bis 1743), wurde ihm
von den Leuten erzählt, wie sie sich noch wohl erinnerten, daſs ein
Solotnik (= ⅓ Lot) des eingeschmolzenen Metalles für einen halben
Rubel verkauft worden war. Bei dem Wojwoden von Krasnojarsk sah
er von solchen Grabfunden einen Goldspiegel mit der getriebenen
Figur eines Vogel Greif geziert; ferner von Kupfer kleine Hämmer,
Messer, Pferdegeschirr, eine Art Glocken und gegossene Götzenbilder.

Die vierte Art der Tschudengräber, Tworitnie Kurzanie, ist
die gewöhnlichste. Die Gräber haben vier Klafter im Quadrat und
sind mit aufgerichteten Feldsteinen umstellt. Im Inneren finden sich
ganze Leichen, aber kein Gold, deshalb sind sie von den Schatzgräbern
verachtet und bleiben unberührt. Es finden sich darin Kupferspieſse
und Streithämmer, kleine irdene Töpfe und nur selten einiges Gold-
blech am Kopfende.

Die Reichen und Vornehmen hatten ihre Gräber auf dem offenen
Felde, nahe dem Ufer der Flüsse, namentlich des Jenisei. Die Armen
lagen weiter entfernt am Saume des Waldes oder in der Steppe.
Unter den aufgefundenen, sibirischen Altertümern verdient noch eine
Goldfigur zu Pferde Erwähnung, die bei der Kolywanschen Hütte aus-
gegraben wurde, zugleich mit Münzen, auf denen eine aufgeblühte Rose
aber keinerlei Schriftzeichen angebracht waren.

Am Irtisch finden sich ähnliche Gräber wie am Jenisei, doch sind
die Waffen und Gerätschaften, die man dort ausgräbt, plumper.
Bemerkenswert ist die groſse Ähnlichkeit der Tschudengräber, mit den
Gräbern Norddeutschlands. Das hohe Alter dieser Grabstätten geht
aus der vorgeschrittenen Verwitterung der Felsplatten hervor. Sie
sind bestimmt älter als die Eroberung jener Länder durch die Tataren,
welche um 150 v. Chr. statt hatte.

Eisenschlacken und Eisenwerkzeuge finden sich nur selten. Wo

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[279/0301] Turanier und Mongolen. nicht darin, dagegen dünn ausgeschlagenes Goldblech, mit dem die Körper, sogar die Gesichter bedeckt wurden. Man findet ferner darin gegossene Bronzegeräte, sowie Gegenstände von Kupfer, die oft ver- goldet sind, darunter Lanzen, Messerplatten etc. Diese Hügel sind vielfach von den Schatzgräbern, welche das Aufsuchen und Berauben der Tschudengräber gewerbsmäſsig betrieben, umgewühlt. Die Räuber wissen die Gräber wohl zu unterscheiden und öffnen nur diejenigen, in denen sie Gold erwarten. Die aufgefundenen Silber- und Goldgeräte schmelzen sie sogleich ein, während sie die Erz- und Eisensachen fort- werfen. In Krasnojarsk ist ein förmlicher Markt für das Gräbergold und Gräbersilber, das mit dem Namen „Burgrowat“ bezeichnet wird. Zur Zeit als Gmelin Krasnojarsk besuchte (1733 bis 1743), wurde ihm von den Leuten erzählt, wie sie sich noch wohl erinnerten, daſs ein Solotnik (= ⅓ Lot) des eingeschmolzenen Metalles für einen halben Rubel verkauft worden war. Bei dem Wojwoden von Krasnojarsk sah er von solchen Grabfunden einen Goldspiegel mit der getriebenen Figur eines Vogel Greif geziert; ferner von Kupfer kleine Hämmer, Messer, Pferdegeschirr, eine Art Glocken und gegossene Götzenbilder. Die vierte Art der Tschudengräber, Tworitnie Kurzanie, ist die gewöhnlichste. Die Gräber haben vier Klafter im Quadrat und sind mit aufgerichteten Feldsteinen umstellt. Im Inneren finden sich ganze Leichen, aber kein Gold, deshalb sind sie von den Schatzgräbern verachtet und bleiben unberührt. Es finden sich darin Kupferspieſse und Streithämmer, kleine irdene Töpfe und nur selten einiges Gold- blech am Kopfende. Die Reichen und Vornehmen hatten ihre Gräber auf dem offenen Felde, nahe dem Ufer der Flüsse, namentlich des Jenisei. Die Armen lagen weiter entfernt am Saume des Waldes oder in der Steppe. Unter den aufgefundenen, sibirischen Altertümern verdient noch eine Goldfigur zu Pferde Erwähnung, die bei der Kolywanschen Hütte aus- gegraben wurde, zugleich mit Münzen, auf denen eine aufgeblühte Rose aber keinerlei Schriftzeichen angebracht waren. Am Irtisch finden sich ähnliche Gräber wie am Jenisei, doch sind die Waffen und Gerätschaften, die man dort ausgräbt, plumper. Bemerkenswert ist die groſse Ähnlichkeit der Tschudengräber, mit den Gräbern Norddeutschlands. Das hohe Alter dieser Grabstätten geht aus der vorgeschrittenen Verwitterung der Felsplatten hervor. Sie sind bestimmt älter als die Eroberung jener Länder durch die Tataren, welche um 150 v. Chr. statt hatte. Eisenschlacken und Eisenwerkzeuge finden sich nur selten. Wo

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/301>, abgerufen am 22.11.2024.