schöne purpurrote Farbe auszeichnen; sie sind meist eine Spanne lang und einen Finger dick. Sie werden in Kisten a 125 Stück verpackt und so verkauft.
Obgleich der Eisenkonsum in Japan beträchtlich geringer ist, als in den europäischen Staaten, so ist er doch nicht unbedeutend. Der hohe Preis des Stabeisens lässt auf eine beschwerliche Bereitung schliessen. Gusseisen stand früher zu 6 bis 8 Gulden per Pekul (= 125 Pfund), also 16 Mark und 32 Pfennig bis 21 Mark 76 Pfennig per 100 kg; Stabeisen auf 20 Gulden, also 63 Mark per 100 kg und Stahl zu 30 bis 35 Gulden, also 94,50 bis 110,25 Mark per 100 kg.
Im Giessen dünner Töpfe haben die Japanesen dieselbe Geschick- lichkeit wie die Chinesen. Ihre hausierenden Kesselflicker bedienen sich einer bemerkenswerten Methode geschmolzenes Eisen dadurch flüssig zu erhalten, dass sie mit einem Blasebalg lebhaft darauf blasen. Durch eine partielle Oxydation des Kohlenstoffes und wohl auch des Eisens wird eine genügende Hitze entwickelt, um das Eisen flüssig zu erhalten. Es ist dies Verfahren besonders deshalb interessant, als es als ein Vorläufer der grössten Reform im Eisenhüttenwesen der Neu- zeit, der Erfindung des Bessemerprozesses angesehen werden kann.
In der Bereitung des Stahls übertreffen die Japanesen die Bewohner Chinas. Sie machen namentlich vorzügliche Schwertklingen, die von Reisenden an Güte den echten Damastklingen zur Seite gestellt werden; doch sind sie auch entsprechend teuer. Thunberg giebt an, dass eine gute Klinge mit 50, 60, ja mit 100 Thalern bezahlt werde. Die übrige Bewaffnung der japanesischen Soldaten war bis in letzterer Zeit kaum besser wie die der Chinesen. Die Reiter stecken in schweren Metallrüstungen, die schwarz lackiert sind, und haben auf dem Kopfe einen phantastischen Metallhelm mit beweglichem Visier. Die ganze Rüstung pflegt mit einem glänzenden schwarzen Lack überzogen zu sein. Diese Rüstungen erwecken mehr Furcht durch ihr Aussehen als durch ihre Gefährlichkeit.
Über die Art, wie dieser gute Stahl erhalten wird, liegt nur eine alte Nachricht in Swedenborgs altem Werk "De ferro" vor 1). Nach seiner Angabe sollen die Japanesen ihren Stahl in derselben eigen-
1) Swedenborgius, De ferro (1734), p. 194: In itinerariis referunt aliqui de Japanensibus, quod ferrum suum in contos excusum locis palustribus immergant, et ibi tam diu relinquant, dum ad multam partem ferruqine sit consumtum, exemtum dein e novo excudant et iterum in palude per spatium 8 vel 10 annorum recondant, usque dum iterum in aqua paludinosa salsa admotum exesum sit: pars ferri, quae restat, speciem chalybis referre perhibetur, exinde dein romeres fabri- cant; exque ferro sic rubiqinoso instrumenta sua et utensilia conficiunt.
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Japan.
schöne purpurrote Farbe auszeichnen; sie sind meist eine Spanne lang und einen Finger dick. Sie werden in Kisten à 125 Stück verpackt und so verkauft.
Obgleich der Eisenkonsum in Japan beträchtlich geringer ist, als in den europäischen Staaten, so ist er doch nicht unbedeutend. Der hohe Preis des Stabeisens läſst auf eine beschwerliche Bereitung schlieſsen. Guſseisen stand früher zu 6 bis 8 Gulden per Pekul (= 125 Pfund), also 16 Mark und 32 Pfennig bis 21 Mark 76 Pfennig per 100 kg; Stabeisen auf 20 Gulden, also 63 Mark per 100 kg und Stahl zu 30 bis 35 Gulden, also 94,50 bis 110,25 Mark per 100 kg.
Im Gieſsen dünner Töpfe haben die Japanesen dieselbe Geschick- lichkeit wie die Chinesen. Ihre hausierenden Kesselflicker bedienen sich einer bemerkenswerten Methode geschmolzenes Eisen dadurch flüssig zu erhalten, daſs sie mit einem Blasebalg lebhaft darauf blasen. Durch eine partielle Oxydation des Kohlenstoffes und wohl auch des Eisens wird eine genügende Hitze entwickelt, um das Eisen flüssig zu erhalten. Es ist dies Verfahren besonders deshalb interessant, als es als ein Vorläufer der gröſsten Reform im Eisenhüttenwesen der Neu- zeit, der Erfindung des Bessemerprozesses angesehen werden kann.
In der Bereitung des Stahls übertreffen die Japanesen die Bewohner Chinas. Sie machen namentlich vorzügliche Schwertklingen, die von Reisenden an Güte den echten Damastklingen zur Seite gestellt werden; doch sind sie auch entsprechend teuer. Thunberg giebt an, daſs eine gute Klinge mit 50, 60, ja mit 100 Thalern bezahlt werde. Die übrige Bewaffnung der japanesischen Soldaten war bis in letzterer Zeit kaum besser wie die der Chinesen. Die Reiter stecken in schweren Metallrüstungen, die schwarz lackiert sind, und haben auf dem Kopfe einen phantastischen Metallhelm mit beweglichem Visier. Die ganze Rüstung pflegt mit einem glänzenden schwarzen Lack überzogen zu sein. Diese Rüstungen erwecken mehr Furcht durch ihr Aussehen als durch ihre Gefährlichkeit.
Über die Art, wie dieser gute Stahl erhalten wird, liegt nur eine alte Nachricht in Swedenborgs altem Werk „De ferro“ vor 1). Nach seiner Angabe sollen die Japanesen ihren Stahl in derselben eigen-
1) Swedenborgius, De ferro (1734), p. 194: In itinerariis referunt aliqui de Japanensibus, quod ferrum suum in contos excusum locis palustribus immergant, et ibi tam diu relinquant, dum ad multam partem ferruqine sit consumtum, exemtum dein e novo excudant et iterum in palude per spatium 8 vel 10 annorum recondant, usque dum iterum in aqua paludinosa salsa admotum exesum sit: pars ferri, quae restat, speciem chalybis referre perhibetur, exinde dein romeres fabri- cant; exque ferro sic rubiqinoso instrumenta sua et utensilia conficiunt.
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Japan.
schöne purpurrote Farbe auszeichnen; sie sind meist eine Spanne lang
und einen Finger dick. Sie werden in Kisten à 125 Stück verpackt
und so verkauft.
Obgleich der Eisenkonsum in Japan beträchtlich geringer ist, als
in den europäischen Staaten, so ist er doch nicht unbedeutend. Der
hohe Preis des Stabeisens läſst auf eine beschwerliche Bereitung
schlieſsen. Guſseisen stand früher zu 6 bis 8 Gulden per Pekul
(= 125 Pfund), also 16 Mark und 32 Pfennig bis 21 Mark 76 Pfennig
per 100 kg; Stabeisen auf 20 Gulden, also 63 Mark per 100 kg und
Stahl zu 30 bis 35 Gulden, also 94,50 bis 110,25 Mark per 100 kg.
Im Gieſsen dünner Töpfe haben die Japanesen dieselbe Geschick-
lichkeit wie die Chinesen. Ihre hausierenden Kesselflicker bedienen
sich einer bemerkenswerten Methode geschmolzenes Eisen dadurch
flüssig zu erhalten, daſs sie mit einem Blasebalg lebhaft darauf blasen.
Durch eine partielle Oxydation des Kohlenstoffes und wohl auch des
Eisens wird eine genügende Hitze entwickelt, um das Eisen flüssig zu
erhalten. Es ist dies Verfahren besonders deshalb interessant, als es
als ein Vorläufer der gröſsten Reform im Eisenhüttenwesen der Neu-
zeit, der Erfindung des Bessemerprozesses angesehen werden kann.
In der Bereitung des Stahls übertreffen die Japanesen die Bewohner
Chinas. Sie machen namentlich vorzügliche Schwertklingen, die von
Reisenden an Güte den echten Damastklingen zur Seite gestellt
werden; doch sind sie auch entsprechend teuer. Thunberg giebt an,
daſs eine gute Klinge mit 50, 60, ja mit 100 Thalern bezahlt werde.
Die übrige Bewaffnung der japanesischen Soldaten war bis in letzterer
Zeit kaum besser wie die der Chinesen. Die Reiter stecken in schweren
Metallrüstungen, die schwarz lackiert sind, und haben auf dem Kopfe
einen phantastischen Metallhelm mit beweglichem Visier. Die ganze
Rüstung pflegt mit einem glänzenden schwarzen Lack überzogen zu
sein. Diese Rüstungen erwecken mehr Furcht durch ihr Aussehen als
durch ihre Gefährlichkeit.
Über die Art, wie dieser gute Stahl erhalten wird, liegt nur eine
alte Nachricht in Swedenborgs altem Werk „De ferro“ vor 1). Nach
seiner Angabe sollen die Japanesen ihren Stahl in derselben eigen-
1) Swedenborgius, De ferro (1734), p. 194: In itinerariis referunt aliqui de
Japanensibus, quod ferrum suum in contos excusum locis palustribus immergant,
et ibi tam diu relinquant, dum ad multam partem ferruqine sit consumtum,
exemtum dein e novo excudant et iterum in palude per spatium 8 vel 10 annorum
recondant, usque dum iterum in aqua paludinosa salsa admotum exesum sit: pars
ferri, quae restat, speciem chalybis referre perhibetur, exinde dein romeres fabri-
cant; exque ferro sic rubiqinoso instrumenta sua et utensilia conficiunt.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/329>, abgerufen am 21.11.2024.
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