Ozeans. Die Phönizier kolonisierten die Küsten des Mittelländischen Meeres und eine Strecke über die Säulen des Herkules hinaus, aber die Wüste Sahara beschränkte weitere Fortschritte.
Europa hat in älterer Zeit sehr wenig Einwirkung auf die Neger- völker Afrikas geübt. Der Einfluss der Römer beschränkte sich auf die von ihnen eroberten Mittelmeerländer. Die erste, wenig ehrenvolle Kulturmission übernahmen die Spanier, als sie im sechzehnten Jahr- hundert anfingen die Neger als Sklaven nach Amerika zu schleppen. Doch selbst dieser Sklavenhandel, der alsbald grosse Dimensionen an- nahm, machte die europäischen Völker nur mit der Küste Afrikas bekannt. Erst seit diesem Jahrhundert haben es kühne Reisende unternommen, in das Innere des grossen, merkwürdigen und gesegneten Weltteiles einzudringen und wir stehen erst am Anfange einer zivilisa- torischen Einwirkung auf die von der Natur körperlich und geistig nicht wenig beanlagten Völkerschaften Afrikas. Der fremde Kultur- einfluss war so gering und ist, wo vorhanden, so leicht zu erkennen, dass wir berechtigt sind, die einheimische Industrie der Negerstämme als originell und als von sehr hohem Alter anzusehen. Keinenfalls wurde die Eisenindustrie von einem der obengenannten Völker nach Afrika importiert. Die Ägypter und die Araber fanden dieselbe bereits vor und dass die Neger die Kunst der Eisenbearbeitung von den Römern gelernt hätten, wird wohl heute niemand mehr im Ernst be- haupten wollen. Gerade bei denjenigen Negerstämmen, die fremden Einflüssen am wenigsten ausgesetzt waren und im tiefsten Innern des schwarzen Weltteiles wohnten und ihren ursprünglichen Zustand am reinsten bewahrt haben, hat man die grösste Geschicklichkeit der Eisenbearbeitung gefunden, wie dies namentlich durch die neuesten Reiseberichte bestätigt wird.
Bei der Geschichte der Ägypter haben wir schon die Eisengewin- nung in Nubien und Kordofan beschrieben und geben uns sowohl die abgebildeten Manipulationen der Ägypter, als die dargestellten Figuren und die überlieferten Berichte den ausreichenden Beweis, dass schon in der älteren Zeit der ägyptischen Geschichte die Eisengewinnung und Verarbeitung in Nubien betrieben wurde. Wir haben den Bericht Russeggers bereits mitgeteilt und begnügen uns hier darauf zu verweisen 1). In ganz Afrika kehren aber die ähnlichen Verhältnisse bezüglich der Kenntnis und Gewinnung der Metalle wieder. Gold und Eisen sind die allein gesuchten Metalle. Gold als Schmuckmetall,
1) Siehe S. 98.
Afrika.
Ozeans. Die Phönizier kolonisierten die Küsten des Mittelländischen Meeres und eine Strecke über die Säulen des Herkules hinaus, aber die Wüste Sahara beschränkte weitere Fortschritte.
Europa hat in älterer Zeit sehr wenig Einwirkung auf die Neger- völker Afrikas geübt. Der Einfluſs der Römer beschränkte sich auf die von ihnen eroberten Mittelmeerländer. Die erste, wenig ehrenvolle Kulturmission übernahmen die Spanier, als sie im sechzehnten Jahr- hundert anfingen die Neger als Sklaven nach Amerika zu schleppen. Doch selbst dieser Sklavenhandel, der alsbald groſse Dimensionen an- nahm, machte die europäischen Völker nur mit der Küste Afrikas bekannt. Erst seit diesem Jahrhundert haben es kühne Reisende unternommen, in das Innere des groſsen, merkwürdigen und gesegneten Weltteiles einzudringen und wir stehen erst am Anfange einer zivilisa- torischen Einwirkung auf die von der Natur körperlich und geistig nicht wenig beanlagten Völkerschaften Afrikas. Der fremde Kultur- einfluſs war so gering und ist, wo vorhanden, so leicht zu erkennen, daſs wir berechtigt sind, die einheimische Industrie der Negerstämme als originell und als von sehr hohem Alter anzusehen. Keinenfalls wurde die Eisenindustrie von einem der obengenannten Völker nach Afrika importiert. Die Ägypter und die Araber fanden dieselbe bereits vor und daſs die Neger die Kunst der Eisenbearbeitung von den Römern gelernt hätten, wird wohl heute niemand mehr im Ernst be- haupten wollen. Gerade bei denjenigen Negerstämmen, die fremden Einflüssen am wenigsten ausgesetzt waren und im tiefsten Innern des schwarzen Weltteiles wohnten und ihren ursprünglichen Zustand am reinsten bewahrt haben, hat man die gröſste Geschicklichkeit der Eisenbearbeitung gefunden, wie dies namentlich durch die neuesten Reiseberichte bestätigt wird.
Bei der Geschichte der Ägypter haben wir schon die Eisengewin- nung in Nubien und Kordofan beschrieben und geben uns sowohl die abgebildeten Manipulationen der Ägypter, als die dargestellten Figuren und die überlieferten Berichte den ausreichenden Beweis, daſs schon in der älteren Zeit der ägyptischen Geschichte die Eisengewinnung und Verarbeitung in Nubien betrieben wurde. Wir haben den Bericht Ruſseggers bereits mitgeteilt und begnügen uns hier darauf zu verweisen 1). In ganz Afrika kehren aber die ähnlichen Verhältnisse bezüglich der Kenntnis und Gewinnung der Metalle wieder. Gold und Eisen sind die allein gesuchten Metalle. Gold als Schmuckmetall,
1) Siehe S. 98.
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Afrika.
Ozeans. Die Phönizier kolonisierten die Küsten des Mittelländischen
Meeres und eine Strecke über die Säulen des Herkules hinaus, aber
die Wüste Sahara beschränkte weitere Fortschritte.
Europa hat in älterer Zeit sehr wenig Einwirkung auf die Neger-
völker Afrikas geübt. Der Einfluſs der Römer beschränkte sich auf
die von ihnen eroberten Mittelmeerländer. Die erste, wenig ehrenvolle
Kulturmission übernahmen die Spanier, als sie im sechzehnten Jahr-
hundert anfingen die Neger als Sklaven nach Amerika zu schleppen.
Doch selbst dieser Sklavenhandel, der alsbald groſse Dimensionen an-
nahm, machte die europäischen Völker nur mit der Küste Afrikas
bekannt. Erst seit diesem Jahrhundert haben es kühne Reisende
unternommen, in das Innere des groſsen, merkwürdigen und gesegneten
Weltteiles einzudringen und wir stehen erst am Anfange einer zivilisa-
torischen Einwirkung auf die von der Natur körperlich und geistig
nicht wenig beanlagten Völkerschaften Afrikas. Der fremde Kultur-
einfluſs war so gering und ist, wo vorhanden, so leicht zu erkennen,
daſs wir berechtigt sind, die einheimische Industrie der Negerstämme
als originell und als von sehr hohem Alter anzusehen. Keinenfalls
wurde die Eisenindustrie von einem der obengenannten Völker nach
Afrika importiert. Die Ägypter und die Araber fanden dieselbe bereits
vor und daſs die Neger die Kunst der Eisenbearbeitung von den
Römern gelernt hätten, wird wohl heute niemand mehr im Ernst be-
haupten wollen. Gerade bei denjenigen Negerstämmen, die fremden
Einflüssen am wenigsten ausgesetzt waren und im tiefsten Innern des
schwarzen Weltteiles wohnten und ihren ursprünglichen Zustand am
reinsten bewahrt haben, hat man die gröſste Geschicklichkeit der
Eisenbearbeitung gefunden, wie dies namentlich durch die neuesten
Reiseberichte bestätigt wird.
Bei der Geschichte der Ägypter haben wir schon die Eisengewin-
nung in Nubien und Kordofan beschrieben und geben uns sowohl
die abgebildeten Manipulationen der Ägypter, als die dargestellten
Figuren und die überlieferten Berichte den ausreichenden Beweis, daſs
schon in der älteren Zeit der ägyptischen Geschichte die Eisengewinnung
und Verarbeitung in Nubien betrieben wurde. Wir haben den
Bericht Ruſseggers bereits mitgeteilt und begnügen uns hier darauf
zu verweisen 1). In ganz Afrika kehren aber die ähnlichen Verhältnisse
bezüglich der Kenntnis und Gewinnung der Metalle wieder. Gold und
Eisen sind die allein gesuchten Metalle. Gold als Schmuckmetall,
1) Siehe S. 98.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/332>, abgerufen am 21.11.2024.
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