Die Bälge, deren sie sich bedienen, sind von der einfachsten Art.
Bei Jenigalla sind die Öfen ähnlich, nur kleiner. Sie sind dort meist auf den Gipfeln der Anhöhen erbaut 1).
Die Schmiede von Gamba bedienen sich statt des eisernen Hammers eines granitähnlichen Grünsteines, der eine abgerundete Gestalt hat und um den ein lederner Riemen geschlungen ist, welcher an einer Schnur, die ein Arbeiter mit der Hand hält, befestigt ist. Der Schmied hebt den Stein und wirft ihn auf das zu bearbeitende Eisen, das auf einem sehr niedrigen, mit Sand umgebenen Ambos liegt. Auf diese rohe Art schmieden sie das Eisen in Stäbe von 8 Zoll Länge. Mandara ist nach Denham reich an Eisen. In Senegambien verstehen sich be- sonders die Serrakolets auf die Gewinnung des Eisens und die Schmiede- kunst 2). Doch steht in jenen Ländern, wo die Eisenarbeiter als Zauberer gelten, die Kunst nicht so hoch als an der Küste von Guinea, obgleich auch die dortigen Schmiede nur sehr geringe Werkzeuge haben.
Die Jolloffs machen eiserne Schlösser und verstehen es Flinten zu reparieren. Sie hausieren als Eisenarbeiter. Ihrer einfachen Blase- bälge haben wir bereits gedacht. In Widah findet man sehr tüchtige Waffenschmiede und auch bei den Haussa werden Flinten von ein- heimischen Schmieden gefertigt. In Benin soll, nach Landolph 3), die Geschicklichkeit der Eisenschmiede mit der Erhebung in den Adel- stand belohnt werden.
Die Aschantis verstehen es nicht das Eisen aus den Erzen zu ge- winnen, dagegen sind sie nicht ungeschickt in der Verarbeitung. Sie machen Schwerter und andere Waffen. Auch die Fulah fertigen sich ihre Werkzeuge aus Eisen. Weiter im Westen geniesst das Dorf Baloo, oberhalb Gross-Bassam, einer weiten Berühmtheit wegen seiner Eisen- arbeiten und wird von Hecquard die Heimat der Schmiede von Afrika genannt 4). Auf noch höherer Stufe als bei den Negervölkern soll die Eisenindustrie bei den Kongovölkern stehen.
In Angola war alte und bedeutende Eisenindustrie, diese ver- anlasste den berühmten portugisischen Minister Pombal im Jahre 1768 eine Hochofenanlage nach europäischem Muster mit europäischen Ar- beitern zu errichten. Der Versuch scheiterte aber wie so mancher ähnliche spätere hauptsächlich daran, dass die Arbeiter im fremden Lande verkamen 5). Auch produzieren die Eingeborenen weit billiger.
1) Mungo Park, voyage dans l'interieur de l'Afrique, p. 35.
2) Mollien, Reise in das Innere von Afrika an die Quellen des Senegal und Gambia (1818), S. 225.
3) Landolphe, Memoires cont. l'hist. de ses voy. 1823.
4) Waitz, Anthropologie, II, 99.
5) Livingstone, Missionary Travels, p. 402.
Afrika.
Die Bälge, deren sie sich bedienen, sind von der einfachsten Art.
Bei Jenigalla sind die Öfen ähnlich, nur kleiner. Sie sind dort meist auf den Gipfeln der Anhöhen erbaut 1).
Die Schmiede von Gamba bedienen sich statt des eisernen Hammers eines granitähnlichen Grünsteines, der eine abgerundete Gestalt hat und um den ein lederner Riemen geschlungen ist, welcher an einer Schnur, die ein Arbeiter mit der Hand hält, befestigt ist. Der Schmied hebt den Stein und wirft ihn auf das zu bearbeitende Eisen, das auf einem sehr niedrigen, mit Sand umgebenen Ambos liegt. Auf diese rohe Art schmieden sie das Eisen in Stäbe von 8 Zoll Länge. Mandara ist nach Denham reich an Eisen. In Senegambien verstehen sich be- sonders die Serrakolets auf die Gewinnung des Eisens und die Schmiede- kunst 2). Doch steht in jenen Ländern, wo die Eisenarbeiter als Zauberer gelten, die Kunst nicht so hoch als an der Küste von Guinea, obgleich auch die dortigen Schmiede nur sehr geringe Werkzeuge haben.
Die Jolloffs machen eiserne Schlösser und verstehen es Flinten zu reparieren. Sie hausieren als Eisenarbeiter. Ihrer einfachen Blase- bälge haben wir bereits gedacht. In Widah findet man sehr tüchtige Waffenschmiede und auch bei den Haussa werden Flinten von ein- heimischen Schmieden gefertigt. In Benin soll, nach Landolph 3), die Geschicklichkeit der Eisenschmiede mit der Erhebung in den Adel- stand belohnt werden.
Die Aschantis verstehen es nicht das Eisen aus den Erzen zu ge- winnen, dagegen sind sie nicht ungeschickt in der Verarbeitung. Sie machen Schwerter und andere Waffen. Auch die Fulah fertigen sich ihre Werkzeuge aus Eisen. Weiter im Westen genieſst das Dorf Baloo, oberhalb Groſs-Bassam, einer weiten Berühmtheit wegen seiner Eisen- arbeiten und wird von Hecquard die Heimat der Schmiede von Afrika genannt 4). Auf noch höherer Stufe als bei den Negervölkern soll die Eisenindustrie bei den Kongovölkern stehen.
In Angola war alte und bedeutende Eisenindustrie, diese ver- anlaſste den berühmten portugisischen Minister Pombal im Jahre 1768 eine Hochofenanlage nach europäischem Muster mit europäischen Ar- beitern zu errichten. Der Versuch scheiterte aber wie so mancher ähnliche spätere hauptsächlich daran, daſs die Arbeiter im fremden Lande verkamen 5). Auch produzieren die Eingeborenen weit billiger.
1) Mungo Park, voyage dans l’interieur de l’Afrique, p. 35.
2) Mollien, Reise in das Innere von Afrika an die Quellen des Senegal und Gambia (1818), S. 225.
3) Landolphe, Mémoires cont. l’hist. de ses voy. 1823.
4) Waitz, Anthropologie, II, 99.
5) Livingstone, Missionary Travels, p. 402.
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Afrika.
Die Bälge, deren sie sich bedienen, sind von der einfachsten Art.
Bei Jenigalla sind die Öfen ähnlich, nur kleiner. Sie sind dort
meist auf den Gipfeln der Anhöhen erbaut 1).
Die Schmiede von Gamba bedienen sich statt des eisernen Hammers
eines granitähnlichen Grünsteines, der eine abgerundete Gestalt hat
und um den ein lederner Riemen geschlungen ist, welcher an einer
Schnur, die ein Arbeiter mit der Hand hält, befestigt ist. Der Schmied
hebt den Stein und wirft ihn auf das zu bearbeitende Eisen, das auf
einem sehr niedrigen, mit Sand umgebenen Ambos liegt. Auf diese
rohe Art schmieden sie das Eisen in Stäbe von 8 Zoll Länge. Mandara
ist nach Denham reich an Eisen. In Senegambien verstehen sich be-
sonders die Serrakolets auf die Gewinnung des Eisens und die Schmiede-
kunst 2). Doch steht in jenen Ländern, wo die Eisenarbeiter als Zauberer
gelten, die Kunst nicht so hoch als an der Küste von Guinea, obgleich
auch die dortigen Schmiede nur sehr geringe Werkzeuge haben.
Die Jolloffs machen eiserne Schlösser und verstehen es Flinten zu
reparieren. Sie hausieren als Eisenarbeiter. Ihrer einfachen Blase-
bälge haben wir bereits gedacht. In Widah findet man sehr tüchtige
Waffenschmiede und auch bei den Haussa werden Flinten von ein-
heimischen Schmieden gefertigt. In Benin soll, nach Landolph 3), die
Geschicklichkeit der Eisenschmiede mit der Erhebung in den Adel-
stand belohnt werden.
Die Aschantis verstehen es nicht das Eisen aus den Erzen zu ge-
winnen, dagegen sind sie nicht ungeschickt in der Verarbeitung. Sie
machen Schwerter und andere Waffen. Auch die Fulah fertigen sich
ihre Werkzeuge aus Eisen. Weiter im Westen genieſst das Dorf Baloo,
oberhalb Groſs-Bassam, einer weiten Berühmtheit wegen seiner Eisen-
arbeiten und wird von Hecquard die Heimat der Schmiede von Afrika
genannt 4). Auf noch höherer Stufe als bei den Negervölkern soll die
Eisenindustrie bei den Kongovölkern stehen.
In Angola war alte und bedeutende Eisenindustrie, diese ver-
anlaſste den berühmten portugisischen Minister Pombal im Jahre 1768
eine Hochofenanlage nach europäischem Muster mit europäischen Ar-
beitern zu errichten. Der Versuch scheiterte aber wie so mancher
ähnliche spätere hauptsächlich daran, daſs die Arbeiter im fremden
Lande verkamen 5). Auch produzieren die Eingeborenen weit billiger.
1) Mungo Park, voyage dans l’interieur de l’Afrique, p. 35.
2) Mollien, Reise
in das Innere von Afrika an die Quellen des Senegal und Gambia (1818), S. 225.
3) Landolphe, Mémoires cont. l’hist. de ses voy. 1823.
4) Waitz, Anthropologie, II,
99.
5) Livingstone, Missionary Travels, p. 402.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/342>, abgerufen am 21.11.2024.
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