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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Afrika.

Auch Stanley 1) berichtet uns Mancherlei über die Eisenarbeiten
der Eingeborenen im Innern von Südafrika. Er erwähnt den Eisen-
markt in Nyangwe 2), wo Eisendraht, eiserne Knöpfe, Hacken, Speere,
Pfeile und Beile feilgeboten wurden. Er rühmt die Stahlwaffen der
Baswa 3). Auf der Insel Tscheandoah fand er fünf Dörfer, in denen
Eisen bereitet und verarbeitet wurde und zwar zu Waffen, Messern,
Hämmern, Beilen, kleinen Zangen, eisernen Ambosen oder wenn man
will, umgekehrten Hämmern ohne Stiel, da dasselbe Gerät als Hammer
und Ambos benutzt wird, ferner Bohrern, Pfahlbrennern, Angeln, Wurf-
spiessen, Eisenstangen u. s. w. Die Speere haben breite, flache Spitzen.
Die Messer stecken in hölzernen Scheiden mit Ziegenfell überzogen und
mit polierten Eisenringen verziert. Diese Messer sind von der verschie-
densten Grösse, vom grossen Schlächtermesser bis zum zierlichen
Frauendolche. Er fand eiserne Doppelglocken (Gongs) in Urangi. In

[Abbildung] Fig. 62.
Yangambi drohten die Bewohner mit einem riesigen Renomierspiesse
mit 6 Fuss langer und 6 Zoll breiter Speerklinge. Ein schwarzer Be-
gleiter machte sich über diese Art des Lanzenmachens lustig und einer
äusserte: "Dies sind die Speere aus ihren Götzentempeln, die sie nur
zur Schau herumtragen, denn sollte ein Mensch mit einem so gewal-
tigen Speere durchbohrt werden, so würde ja gar nichts mehr von
ihm übrig bleiben."

In Nzabi 4) lässt sich Stanley eine unbrauchbar gewordene Axt
durch einen eingeborenen Schmied reparieren und aus der Schilderung
geht hervor, dass sich der Schmied sehr wohl auf das Anschweissen
einer neuen Schärfe verstand.

Am interessantesten ist die Schilderung einer Schmelzhütte, die
Stanley in Wane-Kirumbo antraf. Er schreibt 5):


1) H. Stanley, durch den dunkeln Weltteil, Leipzig 1878.
2) II, 133.
3) II, 251.
4) A. a. O. p. 411.
5) II, 155.
Afrika.

Auch Stanley 1) berichtet uns Mancherlei über die Eisenarbeiten
der Eingeborenen im Innern von Südafrika. Er erwähnt den Eisen-
markt in Nyangwe 2), wo Eisendraht, eiserne Knöpfe, Hacken, Speere,
Pfeile und Beile feilgeboten wurden. Er rühmt die Stahlwaffen der
Baswa 3). Auf der Insel Tscheandoah fand er fünf Dörfer, in denen
Eisen bereitet und verarbeitet wurde und zwar zu Waffen, Messern,
Hämmern, Beilen, kleinen Zangen, eisernen Ambosen oder wenn man
will, umgekehrten Hämmern ohne Stiel, da dasſelbe Gerät als Hammer
und Ambos benutzt wird, ferner Bohrern, Pfahlbrennern, Angeln, Wurf-
spieſsen, Eisenstangen u. s. w. Die Speere haben breite, flache Spitzen.
Die Messer stecken in hölzernen Scheiden mit Ziegenfell überzogen und
mit polierten Eisenringen verziert. Diese Messer sind von der verschie-
densten Gröſse, vom groſsen Schlächtermesser bis zum zierlichen
Frauendolche. Er fand eiserne Doppelglocken (Gongs) in Urangi. In

[Abbildung] Fig. 62.
Yangambi drohten die Bewohner mit einem riesigen Renomierspieſse
mit 6 Fuſs langer und 6 Zoll breiter Speerklinge. Ein schwarzer Be-
gleiter machte sich über diese Art des Lanzenmachens lustig und einer
äuſserte: „Dies sind die Speere aus ihren Götzentempeln, die sie nur
zur Schau herumtragen, denn sollte ein Mensch mit einem so gewal-
tigen Speere durchbohrt werden, so würde ja gar nichts mehr von
ihm übrig bleiben.“

In Nzabi 4) läſst sich Stanley eine unbrauchbar gewordene Axt
durch einen eingeborenen Schmied reparieren und aus der Schilderung
geht hervor, daſs sich der Schmied sehr wohl auf das Anschweiſsen
einer neuen Schärfe verstand.

Am interessantesten ist die Schilderung einer Schmelzhütte, die
Stanley in Wane-Kirumbo antraf. Er schreibt 5):


1) H. Stanley, durch den dunkeln Weltteil, Leipzig 1878.
2) II, 133.
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[332/0354] Afrika. Auch Stanley 1) berichtet uns Mancherlei über die Eisenarbeiten der Eingeborenen im Innern von Südafrika. Er erwähnt den Eisen- markt in Nyangwe 2), wo Eisendraht, eiserne Knöpfe, Hacken, Speere, Pfeile und Beile feilgeboten wurden. Er rühmt die Stahlwaffen der Baswa 3). Auf der Insel Tscheandoah fand er fünf Dörfer, in denen Eisen bereitet und verarbeitet wurde und zwar zu Waffen, Messern, Hämmern, Beilen, kleinen Zangen, eisernen Ambosen oder wenn man will, umgekehrten Hämmern ohne Stiel, da dasſelbe Gerät als Hammer und Ambos benutzt wird, ferner Bohrern, Pfahlbrennern, Angeln, Wurf- spieſsen, Eisenstangen u. s. w. Die Speere haben breite, flache Spitzen. Die Messer stecken in hölzernen Scheiden mit Ziegenfell überzogen und mit polierten Eisenringen verziert. Diese Messer sind von der verschie- densten Gröſse, vom groſsen Schlächtermesser bis zum zierlichen Frauendolche. Er fand eiserne Doppelglocken (Gongs) in Urangi. In [Abbildung Fig. 62.] Yangambi drohten die Bewohner mit einem riesigen Renomierspieſse mit 6 Fuſs langer und 6 Zoll breiter Speerklinge. Ein schwarzer Be- gleiter machte sich über diese Art des Lanzenmachens lustig und einer äuſserte: „Dies sind die Speere aus ihren Götzentempeln, die sie nur zur Schau herumtragen, denn sollte ein Mensch mit einem so gewal- tigen Speere durchbohrt werden, so würde ja gar nichts mehr von ihm übrig bleiben.“ In Nzabi 4) läſst sich Stanley eine unbrauchbar gewordene Axt durch einen eingeborenen Schmied reparieren und aus der Schilderung geht hervor, daſs sich der Schmied sehr wohl auf das Anschweiſsen einer neuen Schärfe verstand. Am interessantesten ist die Schilderung einer Schmelzhütte, die Stanley in Wane-Kirumbo antraf. Er schreibt 5): 1) H. Stanley, durch den dunkeln Weltteil, Leipzig 1878. 2) II, 133. 3) II, 251. 4) A. a. O. p. 411. 5) II, 155.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/354>, abgerufen am 22.11.2024.