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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Amerika.
Gegenteil, er bezeichnet nur das Silber und Blei als diejenigen Metalle,
um welche man sich vor der spanischen Eroberung nicht bekümmert
habe 1). Auch Oviedo gedenkt der grossen Geschicklichkeit, mit welcher
die Eingeborenen das Eisen mittels der Fasern einer Gespinnstpflanze,
henequen, und etwas Sand so leicht als ob es ein weicher Gegenstand
wäre, zu zerschneiden wussten 2). Wenn ferner, wie Jerez, der Sekretär
des Pizarro, als Ohrenzeuge berichtet, Atabalipa sich bei letzterem
beklagt, man habe dem Kaziken Maizabilica Fesseln aus Eisen angelegt 3),
so muss dem Inca das Metall wohl bekannt gewesen sein. In der That
erwähnt denn auch unter den Waffen der Peruaner, Levinus Apollinaris
ausdrücklich den Eisenstachel 4), und die Einwohner Chiles sollen
ebenfalls bereits vor Ankunft der Spanier eiserne Lanzenspitzen be-
sessen haben 5).

Aber in imposanterer Weise als durch diese schriftlichen Zeugnisse
ist die Existenz des Eisens in jenen alten Kulturlanden verbürgt durch
das Vorhandensein der grossartigsten Bauten und Skulpturwerke, die
aus so hartem Gestein bestehen, dass deren Bearbeitung ohne gehärteten
Stahl einfach unmöglich gewesen wäre. Selbst wenn nichts weiter aus

1) Sahagun, l. c. lib. XI, c. IX: Antes que viniesen los Espannoles a esta tierra,
nadie se curaba de la plata ni del plomo.
2) Oviedo, Sumario de la Natur. Hist. c. X (Historiad. prim. T. I, p. 486):
Con el henequen, que es lo mas delgado de este hilo, cortan unos grillos o una
barra de hierro, en esta manera: como quien siega o asierra, mueven sobre el
hierro que ha de ser cortado el hilo del henequen, tirando y aflojando, yendo y
viniendo de una mano hacia otro, y echando arena muy menuda sobre el hilo en
el lugar o parte que lo mueven, ludiendo en el hierro, y como se va rozando el
hilo, asi lo van mejorando y poniendo del hilo que esta sano, lo que esta por
rozar; y de esta forma siegan un hierro, por grueso que sea, y lo cortan como si
fuese una cosa tierna o muy apta para cortarse.
3) Francisco de Jerez, Conquista del Peru (Hist. prim. T. II, p. 331): Maiza-
bilica me envio una collera de hierro! Dieselbe Geschichte berichtet Oviedo, Hist.
gen. Lib. XLVI, cap. VI.
4) Levini Apoll. de Peruviae invent. (Antverpiae 1567) lib. I, p. 28: Arma
illis sunt, ensis, hastile praepilatum, clavus ferreus, securis, argentea aut aurea
acie, fundi, et alia telorum genera. Unter den Geschichtsschreibern des 16. Jahr-
hunderts gebührt dem Levinus ohne Frage eine der ersten Stellen. Seine bis zum
Jahre 1550 fortgeführte Schilderung der Eroberung Perus ist so vortrefflich ge-
schrieben, dass man ihn geradezu als den Livius der Eroberungsgeschichte be-
zeichnen möchte. Um so auffallender ist es, dass er den meisten neueren Gelehrten,
auch einem Prescott, gänzlich entgehen konnte. Leider berührt er die Kultur-
verhältnisse der Peruaner nur mit wenig Worten.
5) John Miers, Travels in Chile and La Plata. Lond. 1826, Vol. II, p. 464:
It appears the Indians of Chile had in some very rare instances, before the
arrival of the Spaniards, iron blades to their lances. Über die eigentliche Quelle
dieser Nachricht wüsste ich nichts Näheres anzugeben.

Amerika.
Gegenteil, er bezeichnet nur das Silber und Blei als diejenigen Metalle,
um welche man sich vor der spanischen Eroberung nicht bekümmert
habe 1). Auch Oviedo gedenkt der groſsen Geschicklichkeit, mit welcher
die Eingeborenen das Eisen mittels der Fasern einer Gespinnstpflanze,
henequen, und etwas Sand so leicht als ob es ein weicher Gegenstand
wäre, zu zerschneiden wuſsten 2). Wenn ferner, wie Jerez, der Sekretär
des Pizarro, als Ohrenzeuge berichtet, Atabalipa sich bei letzterem
beklagt, man habe dem Kaziken Maizabilica Fesseln aus Eisen angelegt 3),
so muſs dem Inca das Metall wohl bekannt gewesen sein. In der That
erwähnt denn auch unter den Waffen der Peruaner, Levinus Apollinaris
ausdrücklich den Eisenstachel 4), und die Einwohner Chiles sollen
ebenfalls bereits vor Ankunft der Spanier eiserne Lanzenspitzen be-
sessen haben 5).

Aber in imposanterer Weise als durch diese schriftlichen Zeugnisse
ist die Existenz des Eisens in jenen alten Kulturlanden verbürgt durch
das Vorhandensein der groſsartigsten Bauten und Skulpturwerke, die
aus so hartem Gestein bestehen, daſs deren Bearbeitung ohne gehärteten
Stahl einfach unmöglich gewesen wäre. Selbst wenn nichts weiter aus

1) Sahagun, l. c. lib. XI, c. IX: Antes que viniesen los Españoles á esta tierra,
nadie se curaba de la plata ni del plomo.
2) Oviedo, Sumario de la Natur. Hist. c. X (Historiad. prim. T. I, p. 486):
Con el henequen, que es lo mas delgado de este hilo, cortan unos grillos ó una
barra de hierro, en esta manera: como quien siega ó asierra, mueven sobre el
hierro que ha de ser cortado el hilo del henequen, tirando y aflojando, yendo y
viniendo de una mano hácia otro, y echando arena muy menuda sobre el hilo en
el lugar ó parte que lo mueven, ludiendo en el hierro, y como se va rozando el
hilo, asi lo van mejorando y poniendo del hilo que está sano, lo que está por
rozar; y de esta forma siegan un hierro, por grueso que sea, y lo cortan como si
fuese una cosa tierna ó muy apta para cortarse.
3) Francisco de Jerez, Conquista del Perú (Hist. prim. T. II, p. 331): Maiza-
bilica me envió una collera de hierro! Dieselbe Geschichte berichtet Oviedo, Hist.
gen. Lib. XLVI, cap. VI.
4) Levini Apoll. de Peruviae invent. (Antverpiae 1567) lib. I, p. 28: Arma
illis sunt, ensis, hastile praepilatum, clavus ferreus, securis, argentea aut aurea
acie, fundi, et alia telorum genera. Unter den Geschichtsschreibern des 16. Jahr-
hunderts gebührt dem Levinus ohne Frage eine der ersten Stellen. Seine bis zum
Jahre 1550 fortgeführte Schilderung der Eroberung Perus ist so vortrefflich ge-
schrieben, daſs man ihn geradezu als den Livius der Eroberungsgeschichte be-
zeichnen möchte. Um so auffallender ist es, daſs er den meisten neueren Gelehrten,
auch einem Prescott, gänzlich entgehen konnte. Leider berührt er die Kultur-
verhältnisse der Peruaner nur mit wenig Worten.
5) John Miers, Travels in Chile and La Plata. Lond. 1826, Vol. II, p. 464:
It appears the Indians of Chile had in some very rare instances, before the
arrival of the Spaniards, iron blades to their lances. Über die eigentliche Quelle
dieser Nachricht wüſste ich nichts Näheres anzugeben.
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[354/0376] Amerika. Gegenteil, er bezeichnet nur das Silber und Blei als diejenigen Metalle, um welche man sich vor der spanischen Eroberung nicht bekümmert habe 1). Auch Oviedo gedenkt der groſsen Geschicklichkeit, mit welcher die Eingeborenen das Eisen mittels der Fasern einer Gespinnstpflanze, henequen, und etwas Sand so leicht als ob es ein weicher Gegenstand wäre, zu zerschneiden wuſsten 2). Wenn ferner, wie Jerez, der Sekretär des Pizarro, als Ohrenzeuge berichtet, Atabalipa sich bei letzterem beklagt, man habe dem Kaziken Maizabilica Fesseln aus Eisen angelegt 3), so muſs dem Inca das Metall wohl bekannt gewesen sein. In der That erwähnt denn auch unter den Waffen der Peruaner, Levinus Apollinaris ausdrücklich den Eisenstachel 4), und die Einwohner Chiles sollen ebenfalls bereits vor Ankunft der Spanier eiserne Lanzenspitzen be- sessen haben 5). Aber in imposanterer Weise als durch diese schriftlichen Zeugnisse ist die Existenz des Eisens in jenen alten Kulturlanden verbürgt durch das Vorhandensein der groſsartigsten Bauten und Skulpturwerke, die aus so hartem Gestein bestehen, daſs deren Bearbeitung ohne gehärteten Stahl einfach unmöglich gewesen wäre. Selbst wenn nichts weiter aus 1) Sahagun, l. c. lib. XI, c. IX: Antes que viniesen los Españoles á esta tierra, nadie se curaba de la plata ni del plomo. 2) Oviedo, Sumario de la Natur. Hist. c. X (Historiad. prim. T. I, p. 486): Con el henequen, que es lo mas delgado de este hilo, cortan unos grillos ó una barra de hierro, en esta manera: como quien siega ó asierra, mueven sobre el hierro que ha de ser cortado el hilo del henequen, tirando y aflojando, yendo y viniendo de una mano hácia otro, y echando arena muy menuda sobre el hilo en el lugar ó parte que lo mueven, ludiendo en el hierro, y como se va rozando el hilo, asi lo van mejorando y poniendo del hilo que está sano, lo que está por rozar; y de esta forma siegan un hierro, por grueso que sea, y lo cortan como si fuese una cosa tierna ó muy apta para cortarse. 3) Francisco de Jerez, Conquista del Perú (Hist. prim. T. II, p. 331): Maiza- bilica me envió una collera de hierro! Dieselbe Geschichte berichtet Oviedo, Hist. gen. Lib. XLVI, cap. VI. 4) Levini Apoll. de Peruviae invent. (Antverpiae 1567) lib. I, p. 28: Arma illis sunt, ensis, hastile praepilatum, clavus ferreus, securis, argentea aut aurea acie, fundi, et alia telorum genera. Unter den Geschichtsschreibern des 16. Jahr- hunderts gebührt dem Levinus ohne Frage eine der ersten Stellen. Seine bis zum Jahre 1550 fortgeführte Schilderung der Eroberung Perus ist so vortrefflich ge- schrieben, daſs man ihn geradezu als den Livius der Eroberungsgeschichte be- zeichnen möchte. Um so auffallender ist es, daſs er den meisten neueren Gelehrten, auch einem Prescott, gänzlich entgehen konnte. Leider berührt er die Kultur- verhältnisse der Peruaner nur mit wenig Worten. 5) John Miers, Travels in Chile and La Plata. Lond. 1826, Vol. II, p. 464: It appears the Indians of Chile had in some very rare instances, before the arrival of the Spaniards, iron blades to their lances. Über die eigentliche Quelle dieser Nachricht wüſste ich nichts Näheres anzugeben.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/376>, abgerufen am 22.11.2024.