Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.Amerika. die, von Vauquelin mit dem aus Cuzco mitgebrachten Kupfermeisselangestellte Analyse vollständig bestätigt, so hatte Humboldt doch darin fehlgegriffen, dass er die Zinn-Kupferlegierung für geeignet hielt um mit ihr, wie er sich ausdrückt, "die grossen Werke aus Grünstein und dem härtesten Basaltporphyr ebenso leicht wie mit Stahl herzurichten" (Neu-Spanien B. IV, c. XI, S. 10). Durch den geringsten praktischen Versuch würde das Irrtümliche dieser, für die Archäologie einiger- massen verhängnisvoll gewordenen Annahme sich sofort herausgestellt haben, und dass in diesem Falle die Notwendigkeit der Stahlbenutzung in den Kulturländern Amerikas schon längst allseitig anerkannt worden wäre, dürfte nicht zu bezweifeln sein. Seitdem ist nun das Versäumnis Humboldts nachgeholt und durch Eine zweckmässigere Art aber, das Kupfer zu härten und für 1) Antigüedades Peruanas p. 231: Ello es cierto que las herramientas ya cita- das de una mezcla de cobre y estanno, o de cobre y silicium no eran suficientes para labrar los minerales mas duros. Ensayos hechos en nuestros dias con cin- celes de estas composiciones, hallados en las Huacas peruanas, han demonstrado que herramientas de tal liga tienen mucho menos dureza que las de azero, y que labrando con ellas piedras duras, como marmol, o granito, en breve se embotan y se vuelven inutiles. Von einer künstlichen Legierung des Kupfers mit Silicium kann übrigens, beiläufig bemerkt, keine Rede sein; vermutlich liegt hier ein ana- lytischer Fehler zu Grunde, denn auch beim Niederschmelzen von Kieselkupfer- mineral würde kein Silicium in das reduzierte Metall übergehen. 2) Eingehender habe ich über die Härtung des Kupfers bereits im Archiv f.
Anthrop. Bd. IX, S. 202 ff. gehandelt, weswegen ich hier darauf hinzuweisen mir erlaube. Amerika. die, von Vauquelin mit dem aus Cuzco mitgebrachten Kupfermeiſselangestellte Analyse vollständig bestätigt, so hatte Humboldt doch darin fehlgegriffen, daſs er die Zinn-Kupferlegierung für geeignet hielt um mit ihr, wie er sich ausdrückt, „die groſsen Werke aus Grünstein und dem härtesten Basaltporphyr ebenso leicht wie mit Stahl herzurichten“ (Neu-Spanien B. IV, c. XI, S. 10). Durch den geringsten praktischen Versuch würde das Irrtümliche dieser, für die Archäologie einiger- maſsen verhängnisvoll gewordenen Annahme sich sofort herausgestellt haben, und daſs in diesem Falle die Notwendigkeit der Stahlbenutzung in den Kulturländern Amerikas schon längst allseitig anerkannt worden wäre, dürfte nicht zu bezweifeln sein. Seitdem ist nun das Versäumnis Humboldts nachgeholt und durch Eine zweckmäſsigere Art aber, das Kupfer zu härten und für 1) Antigüedades Peruanas p. 231: Ello es cierto que las herramientas ya cita- das de una mezcla de cobre y estaño, ó de cobre y silicium no eran suficientes para labrar los minerales mas duros. Ensayos hechos en nuestros dias con cin- celes de estas composiciones, hallados en las Huacas peruanas, han demonstrado que herramientas de tal liga tienen mucho ménos dureza que las de azero, y que labrando con ellas piedras duras, como mármol, ó granito, en breve se embotan y se vuelven inútiles. Von einer künstlichen Legierung des Kupfers mit Silicium kann übrigens, beiläufig bemerkt, keine Rede sein; vermutlich liegt hier ein ana- lytischer Fehler zu Grunde, denn auch beim Niederschmelzen von Kieselkupfer- mineral würde kein Silicium in das reduzierte Metall übergehen. 2) Eingehender habe ich über die Härtung des Kupfers bereits im Archiv f.
Anthrop. Bd. IX, S. 202 ff. gehandelt, weswegen ich hier darauf hinzuweisen mir erlaube. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0380" n="358"/><fw place="top" type="header">Amerika.</fw><lb/> die, von Vauquelin mit dem aus Cuzco mitgebrachten Kupfermeiſsel<lb/> angestellte Analyse vollständig bestätigt, so hatte Humboldt doch darin<lb/> fehlgegriffen, daſs er die Zinn-Kupferlegierung für geeignet hielt um<lb/> mit ihr, wie er sich ausdrückt, „die groſsen Werke aus Grünstein und<lb/> dem härtesten Basaltporphyr ebenso leicht wie mit Stahl herzurichten“<lb/> (Neu-Spanien B. IV, c. XI, S. 10). Durch den geringsten praktischen<lb/> Versuch würde das Irrtümliche dieser, für die Archäologie einiger-<lb/> maſsen verhängnisvoll gewordenen Annahme sich sofort herausgestellt<lb/> haben, und daſs in diesem Falle die Notwendigkeit der Stahlbenutzung<lb/> in den Kulturländern Amerikas schon längst allseitig anerkannt worden<lb/> wäre, dürfte nicht zu bezweifeln sein.</p><lb/> <p>Seitdem ist nun das Versäumnis Humboldts nachgeholt und durch<lb/> Versuche, die schon im Jahre 1852 von Rivero und Tschudi mit Bronze-<lb/> meiſseln aus den peruanischen Huacas <note place="foot" n="1)">Antigüedades Peruanas p. 231: Ello es cierto que las herramientas ya cita-<lb/> das de una mezcla de cobre y estaño, ó de cobre y silicium no eran suficientes<lb/> para labrar los minerales mas duros. Ensayos hechos en nuestros dias con cin-<lb/> celes de estas composiciones, hallados en las Huacas peruanas, han demonstrado<lb/> que herramientas de tal liga tienen mucho ménos dureza que las de azero, y que<lb/> labrando con ellas piedras duras, como mármol, ó granito, en breve se embotan<lb/> y se vuelven inútiles. Von einer künstlichen Legierung des Kupfers mit Silicium<lb/> kann übrigens, beiläufig bemerkt, keine Rede sein; vermutlich liegt hier ein ana-<lb/> lytischer Fehler zu Grunde, denn auch beim Niederschmelzen von Kieselkupfer-<lb/> mineral würde kein Silicium in das reduzierte Metall übergehen.</note>, sowie später in den Werk-<lb/> stätten des Musée de Cluny ausgeführt wurden (Matériaux etc. Paris<lb/> 1868, p. 210), die völlige Unzulänglichkeit der Bronze für die Bearbeitung<lb/> harter Felsarten auſser aller Frage gestellt. Ich selbst habe noch<lb/> kürzlich mit verschiedenen Legierungen, auch mit der, eine groſse<lb/> Dichtigkeit zeigenden sogenannten Manganbronze, die Probe gemacht,<lb/> und kann versichern, daſs sich mit keinem Meiſsel auch nur in gebrann-<lb/> ten Ziegelstein oder in weichen Sandsteinplatten etwas Ähnliches wie<lb/> Hieroglyphen oder derartiges einschneiden lieſs.</p><lb/> <p>Eine zweckmäſsigere Art aber, das Kupfer zu härten und für<lb/> Werkzeuge brauchbar zu machen, als durch eine etwa zehnprozentige<lb/> Legierung mit Zinn und nachheriges Hämmern, giebt es überhaupt<lb/> nicht <note place="foot" n="2)">Eingehender habe ich über die Härtung des Kupfers bereits im Archiv f.<lb/> Anthrop. Bd. IX, S. 202 ff. gehandelt, weswegen ich hier darauf hinzuweisen mir<lb/> erlaube.</note>; und ohnehin ist durch sämtliche mit mexikanischen und<lb/> peruanischen Kupfergeräten vorgenommene chemische Analysen faktisch<lb/> nachgewiesen, daſs dieselben entweder nur aus reinem Kupfer oder<lb/> aber aus einer Bronze bestanden, deren Zinngehalt zwischen vier bis<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [358/0380]
Amerika.
die, von Vauquelin mit dem aus Cuzco mitgebrachten Kupfermeiſsel
angestellte Analyse vollständig bestätigt, so hatte Humboldt doch darin
fehlgegriffen, daſs er die Zinn-Kupferlegierung für geeignet hielt um
mit ihr, wie er sich ausdrückt, „die groſsen Werke aus Grünstein und
dem härtesten Basaltporphyr ebenso leicht wie mit Stahl herzurichten“
(Neu-Spanien B. IV, c. XI, S. 10). Durch den geringsten praktischen
Versuch würde das Irrtümliche dieser, für die Archäologie einiger-
maſsen verhängnisvoll gewordenen Annahme sich sofort herausgestellt
haben, und daſs in diesem Falle die Notwendigkeit der Stahlbenutzung
in den Kulturländern Amerikas schon längst allseitig anerkannt worden
wäre, dürfte nicht zu bezweifeln sein.
Seitdem ist nun das Versäumnis Humboldts nachgeholt und durch
Versuche, die schon im Jahre 1852 von Rivero und Tschudi mit Bronze-
meiſseln aus den peruanischen Huacas 1), sowie später in den Werk-
stätten des Musée de Cluny ausgeführt wurden (Matériaux etc. Paris
1868, p. 210), die völlige Unzulänglichkeit der Bronze für die Bearbeitung
harter Felsarten auſser aller Frage gestellt. Ich selbst habe noch
kürzlich mit verschiedenen Legierungen, auch mit der, eine groſse
Dichtigkeit zeigenden sogenannten Manganbronze, die Probe gemacht,
und kann versichern, daſs sich mit keinem Meiſsel auch nur in gebrann-
ten Ziegelstein oder in weichen Sandsteinplatten etwas Ähnliches wie
Hieroglyphen oder derartiges einschneiden lieſs.
Eine zweckmäſsigere Art aber, das Kupfer zu härten und für
Werkzeuge brauchbar zu machen, als durch eine etwa zehnprozentige
Legierung mit Zinn und nachheriges Hämmern, giebt es überhaupt
nicht 2); und ohnehin ist durch sämtliche mit mexikanischen und
peruanischen Kupfergeräten vorgenommene chemische Analysen faktisch
nachgewiesen, daſs dieselben entweder nur aus reinem Kupfer oder
aber aus einer Bronze bestanden, deren Zinngehalt zwischen vier bis
1) Antigüedades Peruanas p. 231: Ello es cierto que las herramientas ya cita-
das de una mezcla de cobre y estaño, ó de cobre y silicium no eran suficientes
para labrar los minerales mas duros. Ensayos hechos en nuestros dias con cin-
celes de estas composiciones, hallados en las Huacas peruanas, han demonstrado
que herramientas de tal liga tienen mucho ménos dureza que las de azero, y que
labrando con ellas piedras duras, como mármol, ó granito, en breve se embotan
y se vuelven inútiles. Von einer künstlichen Legierung des Kupfers mit Silicium
kann übrigens, beiläufig bemerkt, keine Rede sein; vermutlich liegt hier ein ana-
lytischer Fehler zu Grunde, denn auch beim Niederschmelzen von Kieselkupfer-
mineral würde kein Silicium in das reduzierte Metall übergehen.
2) Eingehender habe ich über die Härtung des Kupfers bereits im Archiv f.
Anthrop. Bd. IX, S. 202 ff. gehandelt, weswegen ich hier darauf hinzuweisen mir
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