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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Einleitung.
und aktenmässig beschriebene Meteorsteinfall war der von Ensisheim
am 7. November 1492, wobei ein 260 Pfund schwerer Stein "mit grossem
Donnerklapf von den Lüften herabfiel". Auf Befehl Maximilians wurde
dieser merkwürdige Stein in der Kirche aufbewahrt.

Die früheste bestimmte Nachricht über meteorisches Eisen giebt
uns Plinius, der in seiner hist. nat. II, 59 folgenden Fall erzählt: item
ferro in Lucanis (pluisse) anno antequam M. Crassus in Parthis in-
teremtus est (53 vor Christi), omnesque cum eo Lucani milites, quorum
magnus numerus in exercitu erat. Effigies quae pluit spongiarum fere
similis erat.

Avicenna, der in Bokhara geboren war und von 978 bis 1036 lebte,
schildert einen interessanten Meteoreisenfall. Bei Burgea in Persien,
sagt er in seinem Traktat de conglutinatione lapidum, sei ein Stück
Eisen 100 Mark schwer vom Himmel gefallen, das wegen seiner Härte
fast unzerbrechlich war. Doch schickte man ein Stück davon an König
Torat, welcher befahl, dass man Degen und Schwerter aus der Masse
anfertigen solle. Aber die Schmiede waren nicht imstande, sie zu
zerbrechen noch zu verarbeiten.

Auch Georg Agrikola (1490 bis 1555), der Vater der montanisti-
schen und metallurgischen Wissenschaft, wusste, das zuweilen Eisen
vom Himmel fiele, allerdings, wie es scheint, hauptsächlich aus arabi-
schen Mitteilungen. Er erwähnt die Nachricht des Avicenna und
fügt hinzu: "Arabes autem dicunt, enses Alemanicos, qui optimi sunt,
ex ejusmodi ferro fieri". Dies sei indessen unwahr und würden die
Araber in diesem Punkte von den Kaufleuten belogen, denn den Ger-
manen fiele das Eisen nicht vom Himmel.

Ferner berichtet der gelehrte Skaliger von einem Meteoreisenfall
und fügt nach der damaligen Ansicht der Alchimisten über die Ent-
stehung dieser Naturerscheinung hinzu: "ferrum igitur a maximi coeli
concreari potestate".

Trotz allen diesen Ueberlieferungen und Zeugnissen der angesehen-
sten Gelehrten wurde im 18. Jahrhundert, insbesondere von rationalisti-
scher Seite, die Existenz von Meteorsteinen, das Vorkommen von
Meteoritenfällen in Abrede gestellt und die Ansicht, dass derartige
Körper vom Himmel fallen könnten, verpönt und verspottet. Die Auf-
findung der grossen Eisenmasse von Krasnojarsk durch den berühmten
russischen Reisenden Pallas lenkte wieder die Aufmerksamkeit auf
diese Frage. Diese 700 bis 800 Kilo schwere Masse, die den Ein-
geborenen lange bekannt war, wurde 1749 zuerst von einem Kosaken
Medwedeff am Jenisei aufgefunden. Durch diesen erhielt der

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Einleitung.
und aktenmäſsig beschriebene Meteorsteinfall war der von Ensisheim
am 7. November 1492, wobei ein 260 Pfund schwerer Stein „mit groſsem
Donnerklapf von den Lüften herabfiel“. Auf Befehl Maximilians wurde
dieser merkwürdige Stein in der Kirche aufbewahrt.

Die früheste bestimmte Nachricht über meteorisches Eisen giebt
uns Plinius, der in seiner hist. nat. II, 59 folgenden Fall erzählt: item
ferro in Lucanis (pluisse) anno antequam M. Crassus in Parthis in-
teremtus est (53 vor Christi), omnesque cum eo Lucani milites, quorum
magnus numerus in exercitu erat. Effigies quae pluit spongiarum fere
similis erat.

Avicenna, der in Bokhara geboren war und von 978 bis 1036 lebte,
schildert einen interessanten Meteoreisenfall. Bei Burgea in Persien,
sagt er in seinem Traktat de conglutinatione lapidum, sei ein Stück
Eisen 100 Mark schwer vom Himmel gefallen, das wegen seiner Härte
fast unzerbrechlich war. Doch schickte man ein Stück davon an König
Torat, welcher befahl, daſs man Degen und Schwerter aus der Masse
anfertigen solle. Aber die Schmiede waren nicht imstande, sie zu
zerbrechen noch zu verarbeiten.

Auch Georg Agrikola (1490 bis 1555), der Vater der montanisti-
schen und metallurgischen Wissenschaft, wuſste, das zuweilen Eisen
vom Himmel fiele, allerdings, wie es scheint, hauptsächlich aus arabi-
schen Mitteilungen. Er erwähnt die Nachricht des Avicenna und
fügt hinzu: „Arabes autem dicunt, enses Alemanicos, qui optimi sunt,
ex ejusmodi ferro fieri“. Dies sei indessen unwahr und würden die
Araber in diesem Punkte von den Kaufleuten belogen, denn den Ger-
manen fiele das Eisen nicht vom Himmel.

Ferner berichtet der gelehrte Skaliger von einem Meteoreisenfall
und fügt nach der damaligen Ansicht der Alchimisten über die Ent-
stehung dieser Naturerscheinung hinzu: „ferrum igitur a maximi coeli
concreari potestate“.

Trotz allen diesen Ueberlieferungen und Zeugnissen der angesehen-
sten Gelehrten wurde im 18. Jahrhundert, insbesondere von rationalisti-
scher Seite, die Existenz von Meteorsteinen, das Vorkommen von
Meteoritenfällen in Abrede gestellt und die Ansicht, daſs derartige
Körper vom Himmel fallen könnten, verpönt und verspottet. Die Auf-
findung der groſsen Eisenmasse von Krasnojarsk durch den berühmten
russischen Reisenden Pallas lenkte wieder die Aufmerksamkeit auf
diese Frage. Diese 700 bis 800 Kilo schwere Masse, die den Ein-
geborenen lange bekannt war, wurde 1749 zuerst von einem Kosaken
Medwedeff am Jenisei aufgefunden. Durch diesen erhielt der

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[19/0041] Einleitung. und aktenmäſsig beschriebene Meteorsteinfall war der von Ensisheim am 7. November 1492, wobei ein 260 Pfund schwerer Stein „mit groſsem Donnerklapf von den Lüften herabfiel“. Auf Befehl Maximilians wurde dieser merkwürdige Stein in der Kirche aufbewahrt. Die früheste bestimmte Nachricht über meteorisches Eisen giebt uns Plinius, der in seiner hist. nat. II, 59 folgenden Fall erzählt: item ferro in Lucanis (pluisse) anno antequam M. Crassus in Parthis in- teremtus est (53 vor Christi), omnesque cum eo Lucani milites, quorum magnus numerus in exercitu erat. Effigies quae pluit spongiarum fere similis erat. Avicenna, der in Bokhara geboren war und von 978 bis 1036 lebte, schildert einen interessanten Meteoreisenfall. Bei Burgea in Persien, sagt er in seinem Traktat de conglutinatione lapidum, sei ein Stück Eisen 100 Mark schwer vom Himmel gefallen, das wegen seiner Härte fast unzerbrechlich war. Doch schickte man ein Stück davon an König Torat, welcher befahl, daſs man Degen und Schwerter aus der Masse anfertigen solle. Aber die Schmiede waren nicht imstande, sie zu zerbrechen noch zu verarbeiten. Auch Georg Agrikola (1490 bis 1555), der Vater der montanisti- schen und metallurgischen Wissenschaft, wuſste, das zuweilen Eisen vom Himmel fiele, allerdings, wie es scheint, hauptsächlich aus arabi- schen Mitteilungen. Er erwähnt die Nachricht des Avicenna und fügt hinzu: „Arabes autem dicunt, enses Alemanicos, qui optimi sunt, ex ejusmodi ferro fieri“. Dies sei indessen unwahr und würden die Araber in diesem Punkte von den Kaufleuten belogen, denn den Ger- manen fiele das Eisen nicht vom Himmel. Ferner berichtet der gelehrte Skaliger von einem Meteoreisenfall und fügt nach der damaligen Ansicht der Alchimisten über die Ent- stehung dieser Naturerscheinung hinzu: „ferrum igitur a maximi coeli concreari potestate“. Trotz allen diesen Ueberlieferungen und Zeugnissen der angesehen- sten Gelehrten wurde im 18. Jahrhundert, insbesondere von rationalisti- scher Seite, die Existenz von Meteorsteinen, das Vorkommen von Meteoritenfällen in Abrede gestellt und die Ansicht, daſs derartige Körper vom Himmel fallen könnten, verpönt und verspottet. Die Auf- findung der groſsen Eisenmasse von Krasnojarsk durch den berühmten russischen Reisenden Pallas lenkte wieder die Aufmerksamkeit auf diese Frage. Diese 700 bis 800 Kilo schwere Masse, die den Ein- geborenen lange bekannt war, wurde 1749 zuerst von einem Kosaken Medwedeff am Jenisei aufgefunden. Durch diesen erhielt der 2*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/41>, abgerufen am 21.11.2024.