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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Griechenland.

Kypros (Cypern) wurde bereits in den Abschnitten, die über die
Assyrier und Phönizier handeln, erwähnt. Auch die späteren Schrift-
steller bezeugen das Alter der cyprischen Metallindustrie. Plinius 1)
schreibt: tegulas invenit Cinyra Agriopae filius et metalla aeris, utrum-
que in insula Cypro, item forcipem, martulum, vectem, incudem.

Telchinen, welche zuerst Eisen und Kupfer bearbeiteten, und auch
die Sichel des Kronos verfertigten, wohnten einst auf Cypern. Sie
kamen von Kreta und zogen von Cypern nach Rhodos 2). Cypern
war nicht nur durch seinen Reichtum an Eisen und Kupfererzen,
die man angeblich in denselben Bergwerken gewann, sondern auch
durch seinen Überfluss an vorzüglichem Holz (Zedern) zu metallurgischem
Betrieb besonders geeignet. Sein Ruhm in dieser Beziehung stammt
aus frühester Zeit. Die Phönizier beuteten bereits die Erzlagerstätten
aus und bis zum Ende des Mittelalters war sein Metallreichtum
berühmt.

Kinyras war der sagenhafte Waffenschmied, der den kunstreichen
Harnisch des Agamemnon verfertigte und ähnlich dem Dädalus auf
Kreta die wichtigsten Werkzeuge erfand. Dass der Taphierfürst Mentes,
wie Homer erzählt, nach Cypern (Temesa) fährt um Kupfer zu holen,
wurde bereits erwähnt. Es ist wahrscheinlich, dass das Kupfer, lateinisch
cuprum, seinen Namen von cyprischem Erz (aes cyprium) hat. Dass
aber neben Kupfer- und Erzwaren auch ganz vorzüglicher Stahl auf
Cypern dargestellt wurde, geht daraus hervor, dass Alexander der Grosse
ein hochgeschätztes Stahlschwert trug, ein Geschenk des Königs von
Kittion, welches sich durch seine Härte und Leichtigkeit auszeichnete 3).
Ebenso wurden dem Demetrios Poliorketes aus Cypern zwei eiserne
Panzer überbracht von solcher Festigkeit, dass ein auf zwanzig Schritt
Entfernung von einer Wurfmaschine geschleudertes Geschoss ohne
Wirkung auf denselben blieb 4).

Kreta, dem griechischen Festlande viel näher gelegen und auch
früh von Hellenen kolonisiert, galt den Griechen eigentlich als die
Urheimat der Metallindustrie, insbesondere der Eisengewinnung. Es
war einer der ältesten Wohnsitze der Daktylen und Kureten, jener
dunkelen Genossenschaften von Metallarbeitern, die aus Phönizien
eingewandert, ihre religiösen Gebräuche mitgebracht hatten. Die
Daktylen auf Kreta heissen wie die phrygischen aus dem Gebiete von
Troja "idäische", nach den gleichnamigen Bergen "Ida" in Kleinasien

1) Plinius Hist. nat. VII, 195; ferner Clem. Alex. Strom. I, 16, p. 362; Isid.
Orig. XVI, 19.
2) Strabo XIV, 654 (cap. II, 7), vergl. auch Diodor V, 55.
3) Plutarch, Alexander 32.
4) Demetrios 21.
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Griechenland.

Kypros (Cypern) wurde bereits in den Abschnitten, die über die
Assyrier und Phönizier handeln, erwähnt. Auch die späteren Schrift-
steller bezeugen das Alter der cyprischen Metallindustrie. Plinius 1)
schreibt: tegulas invenit Cinyra Agriopae filius et metalla aeris, utrum-
que in insula Cypro, item forcipem, martulum, vectem, incudem.

Telchinen, welche zuerst Eisen und Kupfer bearbeiteten, und auch
die Sichel des Kronos verfertigten, wohnten einst auf Cypern. Sie
kamen von Kreta und zogen von Cypern nach Rhodos 2). Cypern
war nicht nur durch seinen Reichtum an Eisen und Kupfererzen,
die man angeblich in denselben Bergwerken gewann, sondern auch
durch seinen Überfluſs an vorzüglichem Holz (Zedern) zu metallurgischem
Betrieb besonders geeignet. Sein Ruhm in dieser Beziehung stammt
aus frühester Zeit. Die Phönizier beuteten bereits die Erzlagerstätten
aus und bis zum Ende des Mittelalters war sein Metallreichtum
berühmt.

Kinyras war der sagenhafte Waffenschmied, der den kunstreichen
Harnisch des Agamemnon verfertigte und ähnlich dem Dädalus auf
Kreta die wichtigsten Werkzeuge erfand. Daſs der Taphierfürst Mentes,
wie Homer erzählt, nach Cypern (Temesa) fährt um Kupfer zu holen,
wurde bereits erwähnt. Es ist wahrscheinlich, daſs das Kupfer, lateinisch
cuprum, seinen Namen von cyprischem Erz (aes cyprium) hat. Daſs
aber neben Kupfer- und Erzwaren auch ganz vorzüglicher Stahl auf
Cypern dargestellt wurde, geht daraus hervor, daſs Alexander der Groſse
ein hochgeschätztes Stahlschwert trug, ein Geschenk des Königs von
Kittion, welches sich durch seine Härte und Leichtigkeit auszeichnete 3).
Ebenso wurden dem Demetrios Poliorketes aus Cypern zwei eiserne
Panzer überbracht von solcher Festigkeit, daſs ein auf zwanzig Schritt
Entfernung von einer Wurfmaschine geschleudertes Geschoſs ohne
Wirkung auf denselben blieb 4).

Kreta, dem griechischen Festlande viel näher gelegen und auch
früh von Hellenen kolonisiert, galt den Griechen eigentlich als die
Urheimat der Metallindustrie, insbesondere der Eisengewinnung. Es
war einer der ältesten Wohnsitze der Daktylen und Kureten, jener
dunkelen Genossenschaften von Metallarbeitern, die aus Phönizien
eingewandert, ihre religiösen Gebräuche mitgebracht hatten. Die
Daktylen auf Kreta heiſsen wie die phrygischen aus dem Gebiete von
Troja „idäische“, nach den gleichnamigen Bergen „Ida“ in Kleinasien

1) Plinius Hist. nat. VII, 195; ferner Clem. Alex. Strom. I, 16, p. 362; Isid.
Orig. XVI, 19.
2) Strabo XIV, 654 (cap. II, 7), vergl. auch Diodor V, 55.
3) Plutarch, Alexander 32.
4) Demetrios 21.
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[419/0441] Griechenland. Kypros (Cypern) wurde bereits in den Abschnitten, die über die Assyrier und Phönizier handeln, erwähnt. Auch die späteren Schrift- steller bezeugen das Alter der cyprischen Metallindustrie. Plinius 1) schreibt: tegulas invenit Cinyra Agriopae filius et metalla aeris, utrum- que in insula Cypro, item forcipem, martulum, vectem, incudem. Telchinen, welche zuerst Eisen und Kupfer bearbeiteten, und auch die Sichel des Kronos verfertigten, wohnten einst auf Cypern. Sie kamen von Kreta und zogen von Cypern nach Rhodos 2). Cypern war nicht nur durch seinen Reichtum an Eisen und Kupfererzen, die man angeblich in denselben Bergwerken gewann, sondern auch durch seinen Überfluſs an vorzüglichem Holz (Zedern) zu metallurgischem Betrieb besonders geeignet. Sein Ruhm in dieser Beziehung stammt aus frühester Zeit. Die Phönizier beuteten bereits die Erzlagerstätten aus und bis zum Ende des Mittelalters war sein Metallreichtum berühmt. Kinyras war der sagenhafte Waffenschmied, der den kunstreichen Harnisch des Agamemnon verfertigte und ähnlich dem Dädalus auf Kreta die wichtigsten Werkzeuge erfand. Daſs der Taphierfürst Mentes, wie Homer erzählt, nach Cypern (Temesa) fährt um Kupfer zu holen, wurde bereits erwähnt. Es ist wahrscheinlich, daſs das Kupfer, lateinisch cuprum, seinen Namen von cyprischem Erz (aes cyprium) hat. Daſs aber neben Kupfer- und Erzwaren auch ganz vorzüglicher Stahl auf Cypern dargestellt wurde, geht daraus hervor, daſs Alexander der Groſse ein hochgeschätztes Stahlschwert trug, ein Geschenk des Königs von Kittion, welches sich durch seine Härte und Leichtigkeit auszeichnete 3). Ebenso wurden dem Demetrios Poliorketes aus Cypern zwei eiserne Panzer überbracht von solcher Festigkeit, daſs ein auf zwanzig Schritt Entfernung von einer Wurfmaschine geschleudertes Geschoſs ohne Wirkung auf denselben blieb 4). Kreta, dem griechischen Festlande viel näher gelegen und auch früh von Hellenen kolonisiert, galt den Griechen eigentlich als die Urheimat der Metallindustrie, insbesondere der Eisengewinnung. Es war einer der ältesten Wohnsitze der Daktylen und Kureten, jener dunkelen Genossenschaften von Metallarbeitern, die aus Phönizien eingewandert, ihre religiösen Gebräuche mitgebracht hatten. Die Daktylen auf Kreta heiſsen wie die phrygischen aus dem Gebiete von Troja „idäische“, nach den gleichnamigen Bergen „Ida“ in Kleinasien 1) Plinius Hist. nat. VII, 195; ferner Clem. Alex. Strom. I, 16, p. 362; Isid. Orig. XVI, 19. 2) Strabo XIV, 654 (cap. II, 7), vergl. auch Diodor V, 55. 3) Plutarch, Alexander 32. 4) Demetrios 21. 27*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/441>, abgerufen am 22.11.2024.